
Über den Inhalt des Podcasts kann man sicherlich wie immer vortrefflich streiten, was ich im Folgenden auch tun werde.
Disclaimer: Alles meine Meinung, beziehe mich dabei auch nur auf den Podcast, weil ich den Sammelband nicht gelesen habe.
Was mich zuallererst sehr positiv überrascht hat, war die Aussage man habe das Thema "Schwierigkeitsgrad" für diesen Sammelband bewusst größenteils ausgeklammert. Umso ernüchternder war ich dann am Ende des Podcast, denn es wurde fast ausschließlich über dieses Thema geredet. Gefühlt wurde nur eine oberflächliche Checkliste abgearbeitet mit Themen, die man irgendwie im Bezug auf Dark Souls schon mal aufgegriffen hat. Schwierigkeitsgrad-Check, Community-Check, Lore-Check, Unzugänglichkeit-Check. Um das eigentliche Spiel ging es fast gar nicht. Man hätte fast den Eindruck gewinnen können irgendeine Internet-Community hat sich zufällig dieses Spiel ausgesucht und es dann groß gemacht. Die kreative Vision des Entwicklers scheint für euch keine Rolle zu spielen. Dark Souls gilt bei vielen Spielern und Game Designern als eines der besten Spiele aller Zeiten und das tut es nicht, weil es schwer ist.
Um mal gegen ein paar Eindrücke und Aussagen aus dem Podcast entgegenzuwirken:
Dark Souls hat eine homogene Community: Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt kaum eine Community, die so zersplittert ist. Manche spielen es nur wegen des PvPs, manche hassen genau diesen Aspekt. Das Gleiche trifft auch auf die Lore und bestimmte Spielmechaniken wie Schnellreisen zu. Es gibt sogar nicht wenige Leute, die einen Easy-Mode begrüßen würden. Wohingegen die angesprochenen Platin-Trophäen Sammler kaum etwas mit irgendeiner Souls-Community zu tun haben. Es gibt kaum jemanden, der sich nur in Dark Souls die Platin-Trophäe erspielt hat. Viel mehr sind das Leute, die das in fast jedem Spiel machen. Schon gar nicht wird das irgendwie als Status-Symbol innerhalb der "Community" gesehen. Die meisten könnte das nicht weniger interessieren, mich eingeschlossen.
Zugänglichkeit: Wer Zugänglichkeit bei einem Spiel wie Dark Souls diskutieren will, muss das Game Design dabei im Blick haben. Und das habt ihr leider gar nicht. Dinge selber herauszufinden ist ein valides Game Design. Aber wahrscheinlich ist das sowieso egal, weil Dark Souls ja nur für Leute da ist um sich elitär zu fühlen, nicht wahr?

Besonders Einsicht-gewinnend war die Antwort auf die Frage ob nicht akademische Fachbegriffe genauso unzugänglich wären. Anscheinend sieht man das Medium Spiel mehr als Service mit einem Nutzen an (Im Fall von Dark Souls, dass sich alle elitär fühlen können) als den Nutzen von akademischen Arbeiten. Da braucht man sich nicht mehr zu wundern, warum Spiele noch nicht überall als Kultur-Gut und Kunst wahrgenommen werden, wenn selbst in "Fachkreisen" so über das Medium gesprochen wird.
Schwierigkeitsgrad: Werde mich hier nicht wiederholen. Gibt ja schon einige Threads zu dem Thema hier um Forum. Anhand von Andre sieht man ganz schön wie die Leute, die eine Ablehnung eines "Easy-Modes" nicht nachvollziehen können, es auch überhaupt nicht nachvollziehen wollen. Konstruktive Argumente der Gegenseite (gegen einen Easy.Mode) werden willentlich ignoriert, weil sie vermutlich nur als vorgeschoben angesehen werden. Dann kann man das Thema aber auch gänzlich sein lassen, wenn man diese Punkte nicht mal zur Diskussion stellten will. Und das ist nicht das erste Mal der Fall.
Einige andere Aussagen zu dem Thema, wie der Vergleich zur "Ehe für Alle" gingen in meinen Augen gar nicht. Gerade von Leuten aus dem akademischen Bereich erwarte ich etwas differenziertere Äußerungen und weniger Populismus. Ebenfalls absurd war die Aussage, die Community würde irgendwie verstecken, dass man sich das Spiel auch leichter machen könne. Die Chance ist relativ hoch, dass wenn man jemanden fragt, warum er Dark Souls gut findet, genau darauf zusprechen kommt. Von Youtube-Videos mit Analyse-Inhalt mal gar nicht angefangen. Der Online-Aspekt wird doch regelrecht angepriesen und als große Stärke angesehen.
Auch ignoriert ihr komplett die gute Beziehung zwischen den Spielern und dem Entwickler From Software/Miyazaki. Es geht nicht darum, dass Spieler ihren eigenen Nutzen von diesen Spielen verteidigen wollen, sie verteidigen viel eher From Software. Bei Sekiro fanden zum Beispiel viele den fehlenden Koop etwas schade. Trotzdem wären sie niemals auf die Idee zu kommen irgendwelche Forderungen an From Software zu stellen, das irgendwie im Nachhinein einzubauen. Vielmehr wurde diese Entscheidung verteidigt, weil sie Spiele nicht nur als einen reinen Service für sich persönlich ansehen.
Lore
Auch mit diesem Teil der Besprechung habe ich so meine Probleme. Und das nicht, weil ihr nicht ins Detail der Lore gegangen seid. Sondern weil die "Auteur"-Theorie" und die "der Autor ist tot"-Theorie komplett durcheinander geworfen wurde. Auch die Aussage, dass dieser Spielinhalt ganz anders wahrgenommen werden würde, wenn es von einem echten Auteur wie Kojima kommen würde, wird einfach mal so stehen gelassen. Warum Miyazaki kein Auteur sein soll, bleibt offen. Desweiteren stützt sich die Lore-Community keinesfalls auf Aussagen des Entwicklers. Es ist kein Zufall, dass From Software und Miyazaki sich fast gar nicht zu ihren Intensionen äußern. Die Lore eines Demons Souls hätte durch ihre Subtilität auch in komplette Vergessenheit geraten können, weil anders als westliche Studios es oft tun, damit nie geworben wurde. Aber gerade diese Subtilität und Verschlossenheit von den Spielen und Miyazaki macht diese Spiele zu einem großen Teil aus.