Phazonis hat geschrieben: ↑16. Dez 2019, 14:37
Hast du auch nur ein paar Minuten über diese Analogie nachgedacht? Denn dann sollten die die Löcher in ihr auffallen durch die man ganze LKWs fahren kann.
Ich fürchte deine Kritik an der Analogie fährt eher Einrad als einen LKW...
Argumentation folgt:
Phazonis hat geschrieben: ↑16. Dez 2019, 14:37
Ja auch Bücher mussten und müssen sich heute noch dieser Frage der Zugänglichkeit stellen, besonders als Kulturgut. Die Frage ist nur deshalb nicht mehr relevant, weil unser Bildungsapparat jedem das nötige Handwerkszeug( im Sinne des Deuschunterrichts) mitgibt, sodass man heute eben sagen kann, das Medium ist ausreichend zugänglich.
Dieser Punkt geht komplett an der Realität vorbei, wie die Statistiken zu Leseschwäche, Analphabetismus und Leseverhalten belegen. Für viele Leute ist es ein genauso unvorstellbares Unterfangen, Krieg und Frieden zu lesen, wie Dark Souls durchzuspielen. Das "aber sie können ja lesen, also könnten sie es ja, wenn sie nur wollten" ist extrem hypothetisch. Menschen spielen Dark Souls mit dem Kinn durch, oder auf Tanzmatten. Schwerste körperliche Behinderungen ausgeschlossen, könnten sie auch Dark Souls durchspielen "wenn sie nur wollten".
Phazonis hat geschrieben: ↑16. Dez 2019, 14:37
In Deutschland zum Beispiel ein Martin Luther, der sich eben die Arbeit machte die Bibel ins deutsche zu übersetzen. Da hätten bestimmt auch einige Geistliche gesagt, aber da geht doch nicht ich habe mich nur durch den Lateinkurs gebissen, damit ich am Ende die Bibel lesen kann. Das gehört zum Lesen der göttlichen Schrift dazu! MMh komisch sind sehr ähnliche Argumente wie die die in diesem Thread fallen und alle genauso unfundiert, ziehe da jeder die Schlussfolgerungen die er möchte.
Ich hatte sie schon vermisst, die Unterstellung des Elitarismus, am Besten noch diffus insinuiert...
Der Punkt, dass andere doch dasselbe durchmachen ist jedenfalls nicht Teil meiner Argumentation. Apropos verunfallte Analogien: Der Punkt des Bibellesens ist primär das Verstehen ihrer Botschaften. Der Punkt bei vielen Videospielen ist das Spielen, die Interaktion an sich. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Wenn Entwickler z.B. die Story zum Kern ihres Spiel deklarieren, geht natürlich nichts verloren, wenn sie viele wählbare Schwierigkeitsgrade anbieten. (So wie ich generell nichts gegen einstellbare Schwierigkeitsgrade an sich habe, nur halte ich in manchen Fällen deren Weglassung als legitim und teils gar besser).
Phazonis hat geschrieben: ↑16. Dez 2019, 14:37
Und vorallen um deine Analogie auch nur in die Nähe einer Glaubwürdigkeit zu bringen müsste man sie komplett verändern. Ein Buch versperrt einem ja nicht die nächsten Seiten, wenn man nicht schnell genug liest. Ein Film verlangt nicht ihn ohne Pause und Rückspulen am Stück zu gucken.
Aber ein Spiel nimmt sich raus zu sagen, wenn du diesen Boss nicht schaffst geht es nicht weiter fertig. Damit ist auch der EInwand mit der rein sinnlichen Wahrnehmung vom Tisch, denn ja es kann passieren, dass ich das Buch aufgrund von literarischen Mitteln nicht verstehe, aber ich kann es eben zumindest in seiner Gänze lesen.
Das hier, genau das ist die Krux. Deshalb wiederhole ich mich hier: Das rein sinnliche Wahrnehmen eines Werkes ist nicht viel wert. Das ist ein total oberflächliches Verständnis der jeweiligen Erfahrung, seien es Musikstücke, Filme oder Bücher. Mein Standpunkt ist: Es ist ein Trugschluss zu meinen, irgendjemand habe einen signifikant höheren Nutzen, nur weil er oder sie rein theoretisch alle Buchstaben in einem Buch wahrnehmen kann. Deshalb ist dieser Unterschied zwischen Buch/Film/Musik und Spiel bei genauerer Betrachtung nicht relevant. Und ich muss nochmals betonen, wie hypothetisch diese Vorstellung ist, das die meisten ein Buch "in seiner Gänze" lesen könnten. Wieviele Menschen können sich überhaupt auf, sagen wir mal, die The Wheel of Time Serie einlassen, wenn sie im Buchregal sehen, wie lang sie ist? Wer sein Gehirn nicht darauf trainiert hat, Jazzharmonien zu interpretieren, die entsprechenden Muster zu identifizieren, für den ist so manches schlicht Lärm. Da wird nichts dadurch gewonnen, den "Lärm" sinnlich wahrzunehmen und die Person wird bald aufgeben, wie bei einem Dark Souls Boss.
Phazonis hat geschrieben: ↑16. Dez 2019, 14:37
Aber vor Allen ist es ein Problem, weil große Teile der Spieler ihr Medium auf eine Stufe mit Film und Buch geschoben haben wollten, nämlich als Kulturmedium. Und ohne da persönlich zu werden, aber ich bin mir auch sehr sicher, dass viele die hier jetzt solche Beiträge schreiben auf dieser Seite waren. Und zu einem Kulturmedium gehört es eben dazu es den Leuten einfach erfahrbar zu machen, deswegen unterhalten wir zum Beispiel Bibliotheken. Vielleicht sollten dann die Leute sich mal mehr Zeit nehmen über ihre Forderungen nachzudenken, denn wenn man das nicht will oder wie in vielen Beiträgen beschrieben die künstlerische Freiheit unbegrenzt gelten soll, dann hätte man diesen Schritt nicht gehen dürfen.
Hier liest sich das Ganze sehr widersprüchlich. Mir ist nicht ganz klar, was Du genau zum Ausdruck bringen wolltest. Hat das Medium "Games" an sich NICHT den Anspruch, wie Musik, Filme und Literatur gleichbehandelt zu werden? Findest Du, es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Buch von Marcel Proust und Dark Souls, wenn man sie beide in der Bibliothek ausleihen darf (was einer ultra-oberflächlichen, hypothetischen "Zugänglichmachung" entspricht)? Ist das ein Plädoyer für eine Verpflichtung von Videospielen, möglichst zugänglich zu sein, irgendwo muss das ja auch aufhören mit dieser Kunstfreiheit? Hast Du mal irgendwas aus Schönbergs atonaler Phase gehört? Gehört der Komponist zur "Korrektur" seines Werkes verpflichtet, wenn nicht genügend Leute etwas damit anfangen können oder ist das schon ok, weil: sie können ja ganz grundsätzlich die Schallwellen mit ihrem Gehör wahrnehmen? Und wann bitte gab es diesen "Schritt", wann haben wir darüber abgestimmt, dass Spiele kollektiv nun ein "Kulturmedium" seien und damit die künstlerische Freiheit von da an zurückzutreten habe hinter einem universellen Anspruch auf variable Schwierigkeitsgrade und maximale Zugänglichkeit? Wann wurde der Anspruch auf künstlerische Freiheit im Gamesbereich kollektiv verwirkt? Sorry, aber deine Argumentation wirkt hier absurd: Du stellst (widerwillig?) fest, Spiele seien auf eine Stufe mit Filmen und Büchern geschoben worden und versuchst dann daraus abzuleiten, dass genau deshalb nun Spiele mal halblang machen sollen, was künstlerische Freiheit anbelangt? Das geht schlicht nicht auf.
[Edit: den letzten Absatz noch etwas ausgebaut, da zuvor etwas gerushed, um rechtzeitig essen zu können
]