Yano hat geschrieben: ↑24. Jan 2020, 15:22Klar das ist eine ganz bestimmte art von Genre bzw natürlich gibt es auch diese überzogene Darstellungsweise in Japan und Co.
Ja, das fraglos. Wie gesagt: womöglich liegt's nur an meinem Konsumverhalten, dass ich in letzter Zeit einige TV-Produktionen im Hinterkopf hatte, die ich als "Overacting" einordnen würde. Darauf reduzieren würde ich es nicht. Allerdings würde ich es etwa im Abgleich mit deutschen TV-Produktionen als ästhetisches Mittel beurteilen, denn in deutschen TV-Produktionen ist mir eine derartig melodramatische Inszenierung wenig bekannt. Dort ist man umgekehrt wohl oftmals sehr biedern und gesetzt. Soll wie gesagt nicht heißen, dass Japan
nur so und Deutschland
nur so sei. Bei Kulturvergleichen ist's nie sinnvoll in Absoluten zu reden (
ich weiß: das war gerade ein Widerspruch im Adjektiv!), sondern möglichst behutsam auf Tendenzen und Strömungen hinzuweisen, gerade um nicht den Eindruck von plumpen Pauschalisierungen zu erwecken alâ: "Der Japaner ist ja so und so ..." So einfach ist's wie du sagst nicht. Umgekehrt ist's bei aller Diversität im Inneren allerdings auch nicht so, dass man gar keine Tendenzen benennen könnte.
Wenn ich also z.B. dt. TV-Produktionen mit jp. TV-Produktionen vergleiche würde könnte man in diesem abgesteckten Rahmen durchaus Aussagen darüber treffen, dass das eine
eher so und das andere
eher so ist. Halt immer mit dem (unausgesprochenen) Disclaimer, dass man nie zwar Verallgemeinerungen, aber keine Absolute ausspricht und einem bewusst ist, dass es zu jedem Beispiel auch mindestens ein Gegenbeispiel gibt. Kulturwissenschaft ist halt keine Naturwissenschaft, njo.
Aus Neugierde: was für aktuelle jp. Filme hast du so im Sinn, welche du als ruhig und introspektiv wahrnimmst?
falkoloeffler hat geschrieben: ↑24. Jan 2020, 15:07Genau das. Ich war bei der Loka von "Kingdom Hearts 2" beteiligt, und hat den größten Teil der Arbeit ein Kollege übernommen, der hauptsächlich aus dem Japanischen übersetzt, aber auch aus dem Englischen. Basis war da die vorahandene englische Übersetzung (sonst hätte mich auch niemand gebraucht
). War extrem hilfreich, dass er dann auch rekonstruieren konnte, was die originalen Übersetzer aus dem japanischen Quelltext gemacht hatten - und wir hatten auch die Freiheit, uns ggf. dem japanischen Original anzunähern, wenn es nötig war.
Weißt du persönlich ob diese Art von "Doppelbesetzung" ein Standard ist, d.h. dass man in Fällen, wo man z.B. jp. Titel anhand von eng. Übersetzungen übersetzt in der Regel noch einen Japanisch-Übersetzung zur Sicherheit mit dabei hat, oder war das in deinem Fall eher so ein luxoriöse Ausnahme? Eine Übersetzung auf Grundlage einer Übersetzung anzufertigen, ohne dass mindestens eine Person mal einen Abgleich mit dem Original macht ist ja schon recht 'mutig'.