Wortreich: Warum spielen wir - und was bedeutet das?

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Strohhalm
Beiträge: 32
Registriert: 28. Sep 2017, 20:30

Wortreich: Warum spielen wir - und was bedeutet das?

Beitrag von Strohhalm »

Vielen herzlichen Dank für deinen Beitrag geschätzter Wolfgang!
Ich werde ihn wohl noch öfter anhören müssen, damit ich ihn ganz verstehe.
Aber das ist total toll :D

Meine Fragen zu deinen Überlegungen:
1. Spiele brauchen Regelsysteme. Wo fängt es an, wo hört es auf, wie gewinnt man...
Heute leben wir als Teil der Gesellschaft die meiste Zeit in Systemen.
Ich meine, dazu hat sich der Soziologe Niklas Luhmann ja ausgelassen.
Und ich stecke da nicht tief genug drin, um seinen Gesellschaftsbegriff zu verstehen, aber
deshalb passen Algorithmen vielleicht auch gut in unser Leben.
Computerspiele basieren auf Algorithmen. Diese sind oft hierarchisch.
Hat dieses hierarchische Denken auch Auswirkungen auf die Spieleentwicklung?
Muss man nicht sogar hierarchisch Denken, um ein Spiel entwickeln zu können?
Wäre ein Spiel ohne Hierarchie überhaupt möglich? Wo ist also Hierarchie
in der Spieleentwicklung gut und wo hinderlich und ab wann ist sie schlecht?

2.Passen wir die Algorithmen unseren Werten an oder passen wir am Ende die Welt
den Algorithmen an? Schließlich ist jeder Schritt in Richtung Algorithmus eine
Effizienzsteigerung. ["Die Effizienzmaschine Digitalisierung hat die Ressource Arbeit
aufs Korn genommen, und das Instrument der Wahl heißt Künstliche Intelligenz."
(Sascha Lobo, "Realitätsschock", S. 232)]… ich meine Computerspiele sind ja digitalisierte Spiele.
Wie lange wird es dauern bis Spiele mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz entstehen?
Wie wird diese Effizienzsteigerung die Computerspiele verändern?

3.Wenn der Algorithmus nur der Rahmen des Spiels ist und die Story, die erzählt werden soll,
das Herz darstellt - das Kernelement des Lernens sozusagen - was unterscheidet dann die Story
in einem Spiel von der Story in einem Buch? Viele Computerspielstorys basieren auf Büchern.
Ist das tatsächlich "nur" die Interaktivität? Aber auch diese Interaktivität ist nur innerhalb des
Algorithmus möglich. Warum sollte also eine bestimmte Geschichte besser mit dem
Medium Computerspiel erzählt werden als mit dem Medium Buch? Ich möchte mit dieser Frage
gar nicht die Medientypen gegeneinander ausspielen! Mich würde nur interessieren,
ob du selbst dafür Kriterien hast, oder ob die Entscheidung auf einer "Vorliebe" für ein Medium des
Geschichtenerzählers beruht. Wäre ja völlig okay!

4."Dreams" ermächtigt den Spieler selbst zum Entwickler zu werden. So wie man durch das
Schreibenlernen selbst zum Autor wird. Auch Schreiben ist ja ein Algorithmus mit Regeln.
Was bedeutet dieses Spiel "Dreams"?
Passen wir uns wieder den Regeln an oder bestimmen wir die Regeln selbst?
Ist das Entwickeln in "Dreams" ein "freies" Entwickeln?

5.Wenn das Leben selbst zum algorithmischen Spiel wird, wer definiert dann die
Siegbedingungen? Wie kommt die Freiheit oder die Freiwilligkeit ins Spiel (zurück)?

Nochmals vielen Dank!
Eure Strohi
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Ricer
Beiträge: 731
Registriert: 18. Okt 2016, 08:55

Re: Wortreich: Warum spielen wir - und was bedeutet das?

Beitrag von Ricer »

Hallo Wolfgang, hallo Strohi,

zum Spielaspekt habe ich ebenfalls Fragen. Bei der Verknüpfung vom kindlichen Spiel von Menschen und Tieren zu digitalen Spielen bin ich nicht ganz mitgekommen. Kindliche Spiele sind dadurch gekennzeichnet, dass alle Spieler/-innen aktiv Einfluss auf die Regeln nehmen und diese Regeln jederzeit spontan geändert werden können. Kinder die im Spiel sind akzeptieren, dass ein Gegenstand im einen Moment ein Telefon sein kann und im nächsten ein Bügeleisen. Das ist die Manipulation einer vorgestellten Wirklichkeit, die eng mit der Nachahmung verknüpft ist.

Der Übertrag zu digitalen Spielen erscheint dünn, denn die Kreativität liegt meist bei den Spieldesigner/-innen und Manipulationen sind meist vordefiniert. Aus meiner Sicht greifen erst Modder/-innen oder Speedrunner/-innen tief in die Spielregeln ein und schaffen es wirklich, diese zu verändern, weil sie diese unabhängig von den Designer/-innen verändern wollen. Hier ist meiner Meinung nach eine wichtige Trennung zwischen der konsumorientierten Kulturaneignung und der eigenaktiven Kulturaneignung zu ziehen. Das kindliche Spiel der Lebewesen, welches in der Kolumne beschrieben wird, ist immer eigenaktiv. Das digitale Spiel ist es oft nicht. Daher finde ich den Verweis von Strohi zu Dreams super, denn dieses Spiel erfüllt von Anfang an den Vergleich, der in der Kolumne gezogen wurde.

Beste Grüße!
Wolfgang Walk
Beiträge: 344
Registriert: 8. Aug 2016, 20:11

Re: Wortreich: Warum spielen wir - und was bedeutet das?

Beitrag von Wolfgang Walk »

Hallo Ricer,

der Einfluss auf die Regeln ist im digitalen Bereich sicher nicht so groß wie beimn Kinderspiel, er ist aber auch nicht nichtexistent. Das Phänomen kennt jeder Designer, dass Spieler die Regeln nehmen und auf eine Art und Weise anwenden, an die sie gar nicht gedacht haben. Das Ergebnis sind im schlechten Fall Exploits, im besten neuartige Metagames.

Das in Beispielen zu belegen wäre vielleicht mal einen Walkthrough wert.
Wolfgang Walk
Beiträge: 344
Registriert: 8. Aug 2016, 20:11

Re: Wortreich: Warum spielen wir - und was bedeutet das?

Beitrag von Wolfgang Walk »

Hi Strohhalm,

ja, so etwas wie "Dreams" geht da viel weiter als ein normaler AAA-Blockbuster. Aber schon Sandbox-Games haben dieses Element stark und absichtlich verbaut - und dann gibt es noch jene Gamer, die sich in so gut wie jedem Game auf die Suche nach Möglichkeiten machen, das Spiel umzubiegen und im Zweifel komplett neu zu interpretieren. Da wird aus Halo auf einmal ein Buggy-Stapelspiel ...

Ansonsten stellst Du eine Menge Fragen, die sich jetzt hier, ohne ein Buch zu schreiben, nicht beantworten lassen. Aber vielen Dank für die Inspiration. Ich hoffe, die eine oder andere noch einmal aufgreifen zu können.

Nur zu Frage 5 habe ich vor 1-2 Jahren schon mal eine ganze Kolumne verfasst.
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DieTomate
Beiträge: 633
Registriert: 14. Apr 2017, 11:39

Re: Wortreich: Warum spielen wir - und was bedeutet das?

Beitrag von DieTomate »

Ich glaube, ich bin zu dumm für diesen Podcast. Nach wenigen Minuten konnte ich schon nicht mehr folgen. Vielleicht muss ich ihn nochmal hören? Am Ende war wieder von "Politik in Spielen" die Rede. Und immer wenn es um "Politik in Spielen" geht, weiß ich nie, was eigentlich damit gemeint ist. Jeder scheint da eine andere Definition zu haben. Geht es um politische Themen in der erzählten Geschichte? Ist Gameplay an sich schon politisch? Ist Tetris politisch?
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Feamorn
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Wohnort: Bergisch Gladbach

Re: Wortreich: Warum spielen wir - und was bedeutet das?

Beitrag von Feamorn »

DieTomate hat geschrieben: 22. Mär 2020, 14:15 Ich glaube, ich bin zu dumm für diesen Podcast. Nach wenigen Minuten konnte ich schon nicht mehr folgen. Vielleicht muss ich ihn nochmal hören? Am Ende war wieder von "Politik in Spielen" die Rede. Und immer wenn es um "Politik in Spielen" geht, weiß ich nie, was eigentlich damit gemeint ist. Jeder scheint da eine andere Definition zu haben. Geht es um politische Themen in der erzählten Geschichte? Ist Gameplay an sich schon politisch? Ist Tetris politisch?
So wie ich das sehe, ist das ja gerade einer der Punkte von Wolfgang, die er auch früher schon gebracht hat, Spiele sind meistens auf irgendeine Art und Weise politisch, selbst wenn sie es nicht sein wollen. Schlicht aus der Tatsache heraus, dass sie nicht in einem Vakuum existieren. Da kann ein Division noch so sehr sagen "nein, das hier ist kein Kommentar", alleine das Setting und die Handlungsoptionen darin sind schon eine Aussage, ob die Designer das nun wollen oder nicht. Und es geht auch nicht darum, das nun irgendwie zu verteufeln oder gut zu heißen, sondern einfach als Fakt anzuerkennen, dass ein solcher künstlerischer Output eben so gelesen werden kann (und auch wird). Dem entgeht man nur bei sehr starker Abstrahierung (siehe Tetris), und selbst dann nicht immer sicher.

Zum Folgen können: ich habe die Folge vorhin das erste Mal gehört und habe auch längst nicht alles erfasst, wie Strohhalm im Eröffnungspost schon sagte, ich werde da auch noch mehrere Durchgänge brauchen, um alle Gedankengänge zu erfassen bzw. zu verdauen, Du solltest also nicht davon ausgehen, dass Du zu dumm dafür bist. :)
Ich denke, ich werde mich dem ganzen irgendwann auch noch einmal in seiner Textform widmen, vielleicht hilft dir das auch?
https://www.gamespodcast.de/2020/03/16/ ... eutet-das/
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