Post-Game Depression

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Vinter
Foul Tarnished
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Post-Game Depression

Beitrag von Vinter »

Mit erschrecken stelle ich fest, dass scheinbar weder Dom noch André mit dem Begriff etwas anfangen können! Aber ist eigentlich ein cooles Thema, deswegen können wir ja mal im größeren Kreis drüber reden.

Also, zunächst mal zur Definition/Interpretation des Begriffs:
Nach meiner Ansicht geht es bei Post Game Depression nicht darum, dass es in einem Spiel vereinzelte bzw konkrete Szenen gibt, die einen runterziehen. So wie ich Post Game Depression immer verstanden habe geht es um das Gefühl, dass zurückbleibt, nachdem man ein Spiel beendet hat, was einem richtig gut gefallen hat. Eine persönliche 10/10.

Idealerweise handelt es sich dabei noch um ein Spiel, dass einen länger begleitet hat, über Wochen möglicherweise. Und dann ist es plötzlich zuende, der letzte Vorhang gefallen, das Licht geht an und dieses wunderbare Ritual, sich abends vor dem Fernseher gemütlich zu machen mit einem Spiel, was einen begeistert, fällt plötzlich weg.

Und dann schlägt die PG-Depression zu: Plötzlich ist alles schal und fad. Du weißt nichts mehr mit deiner Zeit anzufangen. Du installierst dir ziellos irgendwelche anderen Spiele und merkst schon beim Intro, dass es nicht das ist, was du jetzt brauchst. Was du jetzt brauchst ist mehr von dem Spiel, dass du gerade beendet hast.

Dieser Zustand kann bei mir durchaus ein paar Tage anhalten, kommt aber glücklicherweise nicht so häufig vor (alternativ: Leider, weil das hieße, es gäbe mehr gute Spiele). Ich hatte es zum Beispiel bei Xenoblade Chronicles 2, aber auch bereits in anderen Medien, etwa, als Game of Thrones zuende ging - ein Ritual, was mich und meine Freundin acht Jahre begleitet hat.

Und damit zu euch: Was sind eure Erfahrungen?
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Axel
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Axel »

Bei Spielen hatte ich das noch nie. Ganz ehrlich. Aber bei langen Serien! Als damals Smallville nach 10 Jahren endete, hatte ich dieses Gefühl. Das Gefühl werde ich nach 15 Jahren Supernatural ebenfalls haben, wenn dieses Jahr irgendwann das Finale laufen sollte. Oder frage mal nach den Gemütszustand der Lindenstraßen-Fans gerade, die teilweise seit über 30 Jahren dabei waren. :mrgreen:

Auch bei so langen RPGs mit 80 Stunden... Das ist nicht sooo lange, dass es ich da ne PG-Depression entwickeln könnte. Vielmehr gab es aber in der Vergangenheit schon ernsthafte Trauer, wenn ein geliebtes Studio geschlossen hat.
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Andre Peschke
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Andre Peschke »

Vinter hat geschrieben: 10. Apr 2020, 16:15 Plötzlich ist alles schal und fad. Du weißt nichts mehr mit deiner Zeit anzufangen. Du installierst dir ziellos irgendwelche anderen Spiele und merkst schon beim Intro, dass es nicht das ist, was du jetzt brauchst. Was du jetzt brauchst ist mehr von dem Spiel, dass du gerade beendet hast.
[...]
Und damit zu euch: Was sind eure Erfahrungen?
Existiert für mich nicht. Ein "oh man, schade, es ist vorbei" - klar. Vielleicht sogar ein leiser Nachhall im Sinne von "meh, alles nicht so gut, wie das". Aber das war's. Selbst der Fall "ich will mehr!" ist extrem selten und der Standard ist eigentlich "das war wieder 5 Stunden zu lang". :D

Ein wenig artverwandt: Ich vermisse Blathers aus Animal Crossing. Der war jetzt über drei Wochen mein täglicher Begleiter und ich hatte ihn sehr ins Herz geschlossen. Das Spiel selber finde ich ziemlich furchtbar - darüber spreche ich nächste Woche mit Tom von Hooked (der es zum Ausgleich sehr mag). Aber die blöde Eule lässt mich nicht los. Ich würde daher tippen, dass das ein Effekt ist der sich bei solchen Spielen einschleicht die ein wenig Teil des Alltags werden. Also Langzeit-Titel, vielleicht als festes Ritual. MMOs und so Kram also, die ich normalerweise nicht spiele.

Andre
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VikingBK1981
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von VikingBK1981 »

Wow, was es nicht alles geben soll. Habe ich noch nie was von gehört und könnte mich auch nicht erinnern sowas schon mal empfunden zu haben. Ja ich kenne Phase, wo ich mal mehr mal weniger Lust habe auf Spiele und Serien / Filme, aber noch nie sowas wie eine PG-Depression. Wobei mir schon eine "normale" Depression nicht bekannt ist.
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DickHorner
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von DickHorner »

Naja, vielleicht besser bekannt von Bergsteigern, die den Mt Everest bezwingen und dann auf dem Gipfel oder wieder unten realisieren, dass jetzt halt nix mehr kommt was noch höher ist.
Ein Phänomen, was natürlich schon sehr lange bekannt ist; das depressive Loch des Erfolges.

@Andre vielleicht geht's Dir ja wie mir und Du hast noch nie ein Game auf 100% geschraubt?
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Axel
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Axel »

Wobei auch hier: Das kann man ja auf alles erweitern, was regelmäßig da ist. Ich weiß nicht ob es da einen neuen Begriff wie „Post-Game Depression“ braucht. Vielleicht einfach nur: Trauer, wenn etwas vorbei ist. Das können ja nicht nur Serien und Spiele sein. Das kann auch die Auflösung einer Band sein, wo man jahrelang Fan war. Oder selbst sowas wie Veränderungen im Stadtbild. Die haben hier vor zwei Jahren beispielsweise Sträucher mit Stachelbeeren, Himbeeren, usw. durch ein doofes Wohnhaus ersetzt. Da war ich einerseits richtig deprimiert, andererseits aber auch echt wütend! Weil die Sträucher in den Sommermonaten wirklich tolle Lieferanten an Beeren waren! Ich denke, dieses Gefühl kann man wirklich auf alles entwickeln, was man regelmäßig nutzt oder sieht.
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LegendaryAndre
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von LegendaryAndre »

Vinter hat geschrieben: 10. Apr 2020, 16:15 Und damit zu euch: Was sind eure Erfahrungen?
Wenn ich mich an persönliche Beispiele dafür erinnere, stelle ich fest dass der Effekt bei mir unterschiedlich auftreten kann:

1.
Du empfindest eine Leere, weil nichts das auszufüllen vermag, was dich zuvor noch so sehr begeistert hat. Für mich war das häufig bei Spielen, denen ein neuartiges,besonders innovatives Konzept zugrunde liegt so. Du hättest gerne mehr davon, aber es gibt kein anderes Spiel das bereits so weit ist. Wobei das nicht unbedingt nur dann eintreten muss, wenn das Spiel zu Ende ist, sondern auch dann, wenn sich das Spielprinzip für einen selbst abgenutzt hat und der Reiz des Neuen verflogen und zur Routine geworden ist. Als Beispiel fällt mir Die Sims 2 ein, in das ich damals unzählige Stunden investiert habe. Bei einem Sims 4 empfinde ich das - unabhängig von der vergleichsweise schlechteren Qualität - nicht mehr.

2.
Der Abschied von der Spielwelt und liebgewonnenen Charakteren fällt schwer, ein Phänomen das sich bei mir häufig auch bei besonders guten Serien zeigt (Axel hat das schon angeschnitten). Ganz stark hat es mich da beispielsweise bei Life Is Strange erwischt, wo mir Chloe und Rachel sehr sympathisch waren.
Es kann aber auch passieren dass man sich von der Spielwelt schwer lösen kann. Ein spontanes Beispiel ist Fallout 3. Das habe ich nur bei diesem Teil so stark empfunden, weil die Spielwelt in dieser Art neu für mich neu war.

3.
Durch einen "Eingriff" von außen! Besonders schlimm wird es, wenn ein Spiel dich in seinen Bann zieht und du dann überraschenderweise keine Zeit mehr dafür hast. Ich weiß nicht ob man da von einer Post-Game-Depression sprechen kann, aber mittendrin aufhören zu müssen, wenn du hellauf begeistert von diesem Spiel bist, ist kein Spaß. Persönlich erging es mir so mit Suikoden 5, das mich als einziger Serienteil richtig reingezogen hat. Überraschenderweise musste ich das Spiel aus beruflichen Gründen abbrechen.
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Gonas
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Gonas »

Ich bin mir sicher ich hatte diese "Post Game Depression" in nicht allzu starker Form schon einige male, aber es ist wohl so lange her, dass ich es nicht mehr sicher sagen kann (oder ich habe es einfach vergessen, aber das Gefühl kenne ich).

Ich schätze BaldursGate2 oder KOTOR könnte so etwas ausgelöst haben, ziemlich sicher bin ich mir bei MassEffect2. Es scheint mich allerdings nicht sonderlich nachträglich beschäftigt zu haben, sonst würde ich mich wohl konkreter daran erinnern.
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Guthwulf
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Guthwulf »

Klar kenne ich "Post Game Depression" :) Grad bei Spielen die mich emotional in Beschlag nehmen oder bei denen mich die Immersion tief in die Spielwelt reingezogen hat. Manchmal zögere ich deshalb bei Spielen das Ende hinaus, solange es geht, weil ich weiß, dass es dann vorbei ist. Ist aber eher die seltene Ausnahme als die Regel. Die meisten Spiele breche ich irgendwann aus irgendwelchen Gründen ab. Spiele, bei denen ich "Post Game Depression" hatte, waren z.B. The Last Of Us, Journey, Life Is Strange, Witcher 3, The Longest Journey, Mass Effect 2, Final Fantasy 13, Mirrors Edge Catalyst, Alien Isolation oder Red Dead Redemption. Ich fange danach gerne an, Let's Plays dazu zu gucken, um zu sehen, wie andere emotional auf das Spiel reagieren und noch ein bissel das Erlebnis nachwirken zu lassen. Gleichzeitig sind das Spiele, zu denen ich nach gewisser Zeit auch gerne immer mal wieder zurückkehre, einfach um noch einmal die Welt erleben oder die Charaktere wiederzusehen zu können.
guthwulf04 (Steam), dreosan (PSN), Guthwulf06 (Xbox), Guthwulf16 (Switch: SW-7403-8257-5609)
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VikingBK1981
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von VikingBK1981 »

Ok ich merke, andere reagieren wohl deutlich stärker auf Spiele als ich. Bis auf RDR2 hat mich noch nie ein Spiel wirklich berührt. Und da war es nur eine Szene am Ende.
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Taro
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Taro »

Ja, das kenne ich nur zu gut.

Nachdem ich Mitte April 2017 mit BotW erstmal fertig war konnte ich mich Monate lang nicht dazu durchringen ein Gamepad mal länger als eine halbe Stunde in die Hand zu nehmen, alle anderen Titel die ich spielen wollte habe ich sofort mit BotW verglichen und mich an jeder Stelle gefragt warum ich dies und das nicht machen kann.
Das Spiel hat in mir eine so große Leere hinterlassen, weil es so viele meiner sehnlichsten Gamer-Wünsche befriedigt hat, dass sich eine lange Zeit danach jedes andere Spiel so fade und belanglos angefühlt hat.

Das erste Spiel das ich danach wieder länger gespielt habe war Super Mario Odyssey Ende Oktober 2017, aber das auch nicht so lange wie ich es unter normalen Umständen gespielt hätte, ich habe einfach nur die Story durchgespielt und es dann wieder zur Seite gelegt und im gesamten Jahr 2018 habe ich quasi nur Celeste und Dead Cells gespielt, beide auch nicht komplett durch, God of War nach nicht mal 2 Stunden abgebrochen, weil es mich gameplaytechnisch einfach nur angekotzt hat.

Etwas besser wurde es dann Anfang 2019 mit dem RE2 Remake, welches ich aber auch noch nicht ganz durchgesspielt habe, das muss ich mal nachholen.

Erst Mitte 2019, mit dem Release von Super Mario Maker 2 ist die Spielfreude in mir richtig wieder aufgekeimt, seitdem spiele ich wieder viel mehr und bin gerade dabei alle meine anderen Switch-Spiele durchzuspielen.
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schneeland
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von schneeland »

Ein Stück weit kenne ich das von Büchern und Serien. Als ich bspw. der Herrn der Ringe und gleich im Anschluss das Silmarillion gelesen habe, war ich am Ende über den Fall von Numenor für den Rest des Tages ernsthaft betrübt. Genauso war bei der letzten Star Trek TNG-Folge schon ein Gefühl des Abschiednehmens da.

Bei Spielen, die mir gefallen haben, habe ich das Problem aber nie so sehr gehabt. Da war schon mal kurz ein etwas wehmütiges Gefühl dabei, aber im Grunde ist mein Empfinden da ziemlich schnell wieder in der normalen Welt "eingerastet". Dafür gab's aber zwei Fälle, in denen gerade das fehlende oder nicht-befriedigende Ende mich länger beschäftigt hat:
1. Nach Skyrim fühlte ich mich irgendwie ausgebrannt - das war einfach am Ende nur noch Arbeit und ich hätte deutlich früher damit aufhören sollen; aber ein Rest von "aber da hinter dem Hügel/in der Höhle/..." war eben doch bis zum Ende da
2. Nach Mass Effect 3 war ich nachhaltig verstimmt darüber, dass DAS das Ende dieser vormals großartigen Trilogie sein sollte (das habe ich Bioware/EA bis heute nicht wirklich verziehen). Das hat mich tatsächlich eine ganze Weile beschäftigt.
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
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DieTomate
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von DieTomate »

LegendaryAndre hat geschrieben: 10. Apr 2020, 18:38 Wenn ich mich an persönliche Beispiele dafür erinnere, stelle ich fest dass der Effekt bei mir unterschiedlich auftreten kann:

1.
Du empfindest eine Leere, weil nichts das auszufüllen vermag, was dich zuvor noch so sehr begeistert hat. Für mich war das häufig bei Spielen, denen ein neuartiges,besonders innovatives Konzept zugrunde liegt so. Du hättest gerne mehr davon, aber es gibt kein anderes Spiel das bereits so weit ist. Wobei das nicht unbedingt nur dann eintreten muss, wenn das Spiel zu Ende ist, sondern auch dann, wenn sich das Spielprinzip für einen selbst abgenutzt hat und der Reiz des Neuen verflogen und zur Routine geworden ist. Als Beispiel fällt mir Die Sims 2 ein, in das ich damals unzählige Stunden investiert habe. Bei einem Sims 4 empfinde ich das - unabhängig von der vergleichsweise schlechteren Qualität - nicht mehr.

2.
Der Abschied von der Spielwelt und liebgewonnenen Charakteren fällt schwer, ein Phänomen das sich bei mir häufig auch bei besonders guten Serien zeigt (Axel hat das schon angeschnitten). Ganz stark hat es mich da beispielsweise bei Life Is Strange erwischt, wo mir Chloe und Rachel sehr sympathisch waren.
Es kann aber auch passieren dass man sich von der Spielwelt schwer lösen kann. Ein spontanes Beispiel ist Fallout 3. Das habe ich nur bei diesem Teil so stark empfunden, weil die Spielwelt in dieser Art neu für mich neu war.

3.
Durch einen "Eingriff" von außen! Besonders schlimm wird es, wenn ein Spiel dich in seinen Bann zieht und du dann überraschenderweise keine Zeit mehr dafür hast. Ich weiß nicht ob man da von einer Post-Game-Depression sprechen kann, aber mittendrin aufhören zu müssen, wenn du hellauf begeistert von diesem Spiel bist, ist kein Spaß. Persönlich erging es mir so mit Suikoden 5, das mich als einziger Serienteil richtig reingezogen hat. Überraschenderweise musste ich das Spiel aus beruflichen Gründen abbrechen.
Es geht hauptsächlich um 2. Aber ich hatte einen Fall, bei dem noch was von 1 hinzukam: V:TM Bloodlines. :oops:
Ich musste es direkt zweimal hintereinander spielen. Das waren also ca. zwei Wochen, in denen ich jeden Abend ein paar Stunden in Los Angeles verbracht habe. In diesem Fall fand ich die Welt so faszinierend, dass ich davon gar nicht mehr loslassen wollte. Die Atmosphäre in dem Spiel ist unerreicht. Dazu kam noch, dass ich den Eindruck hatte, in diesem Medium jetzt alles gesehen zu haben. Was soll denn jetzt noch kommen? Von hier aus kann es doch nur noch bergab gehen! Für eine Weile dachte ich wirklich, dass ich genug von Spielen hatte. Ich würde Bloodlines vielleicht noch ein paar mal durchspielen, und dann war's das. Es hat zwei bis drei Monate gedauert, bis ich wieder bereit war ein neues Spiel anzufangen (und zwar AM2R, also ein ganz anderes Genre).
Komisch. Einerseits ist so eine Spielerfahrung genial. Aber wenn man danach unmotiviert vor einer Liste mit Spielen sitzt, die man alle noch spielen wollte, und man hat wochenlang null Interesse... Plöd. Meine Freizeit habe ich währenddessen mit anderen Dingen verschwendet.
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LegendaryAndre
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von LegendaryAndre »

DieTomate hat geschrieben: 11. Apr 2020, 14:49 Komisch. Einerseits ist so eine Spielerfahrung genial. Aber wenn man danach unmotiviert vor einer Liste mit Spielen sitzt, die man alle noch spielen wollte, und man hat wochenlang null Interesse... Plöd. Meine Freizeit habe ich währenddessen mit anderen Dingen verschwendet.
Ja, es passiert gar nicht mal so oft, dass ein Spiel einen derart intensiven Sog auf einen ausübt, dass es danach zur "Post-Game-Depression" führt, wobei ich den Begriff auch etwas übertrieben finde, denn es kann maximal - zumindest aus meiner Sicht - eine leichte Form der Depression (wenn überhaupt) sein. Mich würde da sehr interessieren was die Psychologin des Forums Ines dazu zu sagen hätte (oder gerne auch jemand anders der Psychologe ist und mitliest)!
DieTomate hat geschrieben: 11. Apr 2020, 14:49 Es geht hauptsächlich um 2. Aber ich hatte einen Fall, bei dem noch was von 1 hinzukam: V:TM Bloodlines. :oops:
Ich musste es direkt zweimal hintereinander spielen. Das waren also ca. zwei Wochen, in denen ich jeden Abend ein paar Stunden in Los Angeles verbracht habe. In diesem Fall fand ich die Welt so faszinierend, dass ich davon gar nicht mehr loslassen wollte. Die Atmosphäre in dem Spiel ist unerreicht. Dazu kam noch, dass ich den Eindruck hatte, in diesem Medium jetzt alles gesehen zu haben. Was soll denn jetzt noch kommen? Von hier
Kann dir auf Anhieb folgen! Ich selbst war vor Jahren begeistert von Bloodlines und auch wenn die Floskel heutzutage abgedroschen klingen mag, die Spielwelt ist einzigartig und faszinierend, vor allem aber auch sehr facettenreich! Ich bin auf den Nachfolger gespannt, könnte mir aber vorstellen dass es schlimmstenfalls zu einem "Tides of Numenera" wird! Damit meine ich, dass man zwar Leute beschäftigt, die damals in das Projekt involviert waren und obwohl sie ihre Arbeit recht gut machen, fehlt dem Spiel am Ende die Magie des Originals. Ich hoffe es natürlich nicht!

Um auf das Thema zurückzukommen: Bloodlines hat bei mir, obwohl es mich total begeistert hat, kein Gefühl der Post-Game-Depression ausgelöst. Ich habe das Spiel mit einem Gefühl der Befriedigung beendet und war quasi "fertig" damit. Das Gefühl der Leere hatte ich nicht. Jahre danach erinnere ich mich aber immer noch recht gerne an diverse Szenen. Ich denke vor der Veröffentlichung des zweiten Teils, werde ich Teil 1 rechtzeitig mit dem riesigen Fan-Patch erneut spielen! :)
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Gonas
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Gonas »

LegendaryAndre hat geschrieben: 11. Apr 2020, 15:06
Kann dir auf Anhieb folgen! Ich selbst war vor Jahren begeistert von Bloodlines und auch wenn die Floskel heutzutage abgedroschen klingen mag, die Spielwelt ist einzigartig und faszinierend, vor allem aber auch sehr facettenreich! Ich bin auf den Nachfolger gespannt, könnte mir aber vorstellen dass es schlimmstenfalls zu einem "Tides of Numenera" wird! Damit meine ich, dass man zwar Leute beschäftigt, die damals in das Projekt involviert waren und obwohl sie ihre Arbeit recht gut machen, fehlt dem Spiel am Ende die Magie des Originals. Ich hoffe es natürlich nicht!
Das halte ich immer für ein Problem der Nostalgie. Ich hole momentan Planescape Torment nach weil mir Tides of Numenera gefallen hat (fast am Ende) und ja, das ist ein gutes Spiel und ich verstehe, dass man vor alle damals tief beeindruckt war, aber daaas magische Meisterwerk sehe ich nicht. Zumindest nicht weil es z.B. ein Tides of Numenera gibt das ähnlich, wenn auch in einigen Aspekten schlichter aber auch anderen besser ist. :whistle:
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LegendaryAndre
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von LegendaryAndre »

Gonas hat geschrieben: 11. Apr 2020, 16:02 Das halte ich immer für ein Problem der Nostalgie. Ich hole momentan Planescape Torment nach weil mir Tides of Numenera gefallen hat (fast am Ende) und ja, das ist ein gutes Spiel und ich verstehe, dass man vor alle damals tief beeindruckt war, aber daaas magische Meisterwerk sehe ich nicht. Zumindest nicht weil es z.B. ein Tides of Numenera gibt das ähnlich, wenn auch in einigen Aspekten schlichter aber auch anderen besser ist. :whistle:
Damals, verhältnismäßig betrachtet war Planescape Torment in meiner Wahrnehmung besonders. In Relation hätte Tides of Numenera nicht nur die Klasse des Vorgängers erreichen, sondern tatsächlich noch besser sein müssen, um auch heutzutage so einen Status einzunehmen, denke ich. Ich erinnere mich aber auch daran, dass es eher abseits des Mainstreams als erstklassiger Geheimtipp gehandelt und von einer kleineren Fan-Gemeinde gefeiert wurde. Die Verkaufszahlen sollen ja auch nicht gut gewesen sein.

Wie auch immer, spielt eigentlich keine Rolle. Unabhängig von diesem Beispiel, wollte ich nur damit ausdrücken, dass ich befürchte dass der Nachfolger von Bloodlines vielleicht nicht die Klasse des Vorgängers erreicht (unabhängig vom Hype und jeglicher Nostalgie).
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DieTomate
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von DieTomate »

LegendaryAndre hat geschrieben: 11. Apr 2020, 15:06 Ja, es passiert gar nicht mal so oft, dass ein Spiel einen derart intensiven Sog auf einen ausübt, dass es danach zur "Post-Game-Depression" führt, wobei ich den Begriff auch etwas übertrieben finde, denn es kann maximal - zumindest aus meiner Sicht - eine leichte Form der Depression (wenn überhaupt) sein. Mich würde da sehr interessieren was die Psychologin des Forums Ines dazu zu sagen hätte (oder gerne auch jemand anders der Psychologe ist und mitliest)!
Der Name mag falsch gewählt sein. Das Phänomen vergeht ja normalerweise nach ein paar Tagen. Von echten Depressionen hat man ein ganzes Leben was.

LegendaryAndre hat geschrieben: 11. Apr 2020, 15:06 Kann dir auf Anhieb folgen! Ich selbst war vor Jahren begeistert von Bloodlines und auch wenn die Floskel heutzutage abgedroschen klingen mag, die Spielwelt ist einzigartig und faszinierend, vor allem aber auch sehr facettenreich! Ich bin auf den Nachfolger gespannt, könnte mir aber vorstellen dass es schlimmstenfalls zu einem "Tides of Numenera" wird! Damit meine ich, dass man zwar Leute beschäftigt, die damals in das Projekt involviert waren und obwohl sie ihre Arbeit recht gut machen, fehlt dem Spiel am Ende die Magie des Originals. Ich hoffe es natürlich nicht!
Ich glaube, dass bei dem ersten Teil Glück eine große Rolle gespielt hat. Mitsoda war da noch ungezügelt. Die Gesichtsanimationen verleihen den Charakteren einen einzigartigen Look. Ich weiß nicht, wo sie die tollen Stimmen herbekommen haben. Selbst die Club Musik, die übrigens von Activision ausgewählt wurde(!), passt perfekt. Und alles zusammen ergibt dann mehr als die Summe der Einzelteile. Sowas kann man auf Kommando nicht replizieren, selbst nicht unter idealen Umständen. Ich bin auch der Meinung, dass alleine der Versuch, den Geist des ersten Teils einzufangen, schon der falsche Ansatz ist.
Und noch zu Nostalgie: Diese Bloodlines Episode hatte ich vor 4 oder 5 Jahren. Da kann sich nicht viel Nostalgie aufgebaut haben.
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Terranigma
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von Terranigma »

Als die Ending Credits von Terranigma liefen. Nicht wegen dem Ende an sich, sondern weil das Spiel nun "entjungfert" - Kann man das so schreiben? Ich schreibe es einfach so - war. Ich habe es nun einmal durchgespielt und diese Erfahrung, es eben jegliches Vorwissen naiv zu spielen und mich darauf einzulassen, war erlebt und könne nie wiederholt werden. Ich kann das Spiel aus Gründen der Nostalgie noch einlegen, aber es wäre eben nicht mehr dasselbe. Es ist nicht so sehr, dass mich das Spiel als solches derart berührte, sondern vielmehr die Einsicht in die Vergänglichkeit dieses Moments, dass ich etwas erlebte, das man nur einmal erleben kann. Es gibt halt immer nur ein einziges erstes Mal.

Aus dieser Perspektive heraus gibt es ein paar Spiele an deren Ende ich mir wünschte, ich könne meine Erinnerungen tilgen und sie noch einmal erstmalig erleben. Etwa Zelda: Ocarina of Time, weil's mein erster großer 3D-Titel war. System Shock 2 aufgrund seiner dichten Atmosphäre, die ich bis zu dem Zeitpunkt in der Form nie erlebte. World of Warcraft, welches ich nie mochte und weiter spielte als Stufe 40, aber als ich mich nach Jahren des Hypes schließlich erstmalig mit Millionen anderen zeitgleich einloggte und auf eine bis dahin noch unentdeckte Welt losgelassen wurde, deren Regeln und Winkel noch niemand kannte, das war eine bemerkenswerte Erfahrung. Post-Game wäre in dem Fall in einem weiteren Sinne, eben weil nicht das Spiel endete, sondern meine Zeit mit ihm.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
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DickHorner
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von DickHorner »

Der Google Suchbegriff lautet "post-achievement depression"
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DieTomate
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Re: Post-Game Depression

Beitrag von DieTomate »

Terranigma hat geschrieben: 11. Apr 2020, 17:26 Als die Ending Credits von Terranigma liefen. Nicht wegen dem Ende an sich, sondern weil das Spiel nun "entjungfert" - Kann man das so schreiben? Ich schreibe es einfach so - war. Ich habe es nun einmal durchgespielt und diese Erfahrung, es eben jegliches Vorwissen naiv zu spielen und mich darauf einzulassen, war erlebt und könne nie wiederholt werden. Ich kann das Spiel aus Gründen der Nostalgie noch einlegen, aber es wäre eben nicht mehr dasselbe. Es ist nicht so sehr, dass mich das Spiel als solches derart berührte, sondern vielmehr die Einsicht in die Vergänglichkeit dieses Moments, dass ich etwas erlebte, das man nur einmal erleben kann. Es gibt halt immer nur ein einziges erstes Mal.
OT, aber hast du eigentlich die zweieinhalbstündige Analyse von TheParappa gesehen?
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