Warum sind Metaller Rollenspielfans?
Sebastian hat schon recht. Es gibt unter klassischen Metallern recht viele Leute, die Rollenspiele mögen. Die kommen über die Themen und den Geschmack dazu. Denn ganz häufig werden genau diese Themen in der Musik verhandelt: Fantasywelten, Schlachten, Feiern. Mal so ein ganz typischen Klassiker:
Manowar! Natürlich werden sich Liebhaber von Genres wie den klassischen Heavy und Power Metal was Themen und Optik eher von westlichen Rollenspielen angezogen fühlen als etwa von japanischen rosa Knöllchen a la Kirby.
Denn beide Medien haben dieselben kulturellen Hintergründe. Von der westlichen Romantik des 19. Jahrhunderts über Horror Comics in der Mitte des 20. Jahrhundert oder Horrorfilme des selben Zeitraums. Auch entstanden Heavy Metal wie auch Pen & Paper Rollenspiele etwa zur selben Zeit, nämlich in den 1970ern. Während der Metal diese Fantasy-Themen in die Musik brachte, brachten Rollenspiele diese Themen in die Welt der Spiele. Beides bedient halt einen sehr, sehr ähnlichen Geschmack.
Daher gab es da bis vor 10 Jahren noch große Überschneidungen.
Heute ist das aber anders, denke ich. Ob jemand der beispielsweise
Fozzy hört großartig was mit Fantasy-Themen anfangen kann? In der großen Tendenz wohl eher nicht. Und genauso würde ich da auch Andre recht geben, dass Computer-Rollenspiele heute einen sehr viel größeren Kreis ansprechen und ansprechen müssen. Gerade sowas wie Online-Rollenspiele. Damit sie einfach Gewinn machen, während Spiele in den 2000ern noch günstiger in der Herstellung waren. Metal und Rollenspiele sind einfach zu sehr in den Mainstream gekommen um da noch eine zwingende Korrelation herzustellen. Chris Jericho, Sänger von Fozzy, ist da ja das beste Beispiel. Als Wrestler hat er in den letzten 25 Jahren viele Millionen Menschen erreicht. Dazu ist er in den USA auch ein erfolgreicher Medienstar und Entertainer, der auch in großen Unterhaltungsshows mitwirkt, usw. Und viele dieser Leute sind dann ja über Jericho sicherlich auch zu Fozzy gekommen und davon ausgehend auch zu anderen aktuellen Metalbands, die jedoch nicht mehr diesen Fantasyepos bedienen.
Wahrscheinlich könnte man die Leute mit ner russischen Pagan-Metal-Band wie
Arkona jagen. Andersherum: Hörer von russischen Pagan-Metal-Bands sind dann wieder auch offener für Fantasythemen und spielen in einer höheren Tendenz bestimmt auch Rollenspiele. Weil wir es hier dann doch wieder mit ner Szene zu tun haben, die nicht ganz so mainstreamig und somit auch nicht zu breit gefächert ist. Und weil hier wieder der thematische Einschlag zum Tragen kommt.
Zur Gothic-Szene
Sebastian, ich glaube als Außenstehender hättest Du heute wohl keinen Spaß mehr beim WGT. Zum einen gibt es diese Schauwerte wie noch von 10 Jahren nicht mehr. Einerseits weil die Locations mittlerweile sehr viel mehr über Leipzig verteilt sind und man nicht mehr diesen großen Pulk auf einen Haufen hat. Zum anderen wird die Szene alt. Gibt zumindest in Deutschland kaum Nachwuchs mehr. Und je älter man wird, desto gemütlicher. Das spiegelt sich auch bei den Besuchern. Man macht sich zwar noch schick, aber die große Extravaganz ist doch in der Breite der 20.000 Besuchern vorbei. Wer noch gesehen werden will, geht zum viktorianischen Picknick, der Rest verschwindet in den Konzerten, Lesungen und Ausstellungen oder trifft sich irgendwo in den Parkanlagen oder in der Leipziger Seenlandschaft mit Freunden. Über das WGT Wochenende verteilt gibt es lange nicht mehr dieses Schaulaufen wie es noch in den 2000ern und frühen 2010er ganz massiv und extrem war. Und das ist ausdrücklich gut so! Es gab Jahre, es war unerträglich. Mit den ganzen Normalos die einen wie im Zoo begafft haben. Bin wirklich froh, dass das vorbei ist.
Und wo wir bei Vorurteilen sind: Gruftis verkleiden sich nicht.
Höchstens wenn sie mal auf Arbeit müssen und sich einem Dresscode anpassen sollen. Ich würde mal so meinen: 95% aller Szenemenschen kleiden sich im normalen Alltag genauso wie sie sich auch in normalen Clubs oder auf Konzerten kleiden. Vielleicht ein wenig praktischer und weniger aufwendig, aber im Grunde gleich: Nämlich schwarz. Die allermeisten Gruftis haben IMO auch keine anderen Farben im Schrank. Auch das WGT-Outfit wird nicht als Verkleidung wahrgenommen. Ganz im Gegenteil. „Hier kann ich mich mal so voll entfalten, wie ich mich fühle“ werden ganz viele Menschen sagen, wenn man sie fragt. Dabei ist ja eine Verkleidung das Vorgeben einer Person, die man nicht ist.
Zu Visual Novels
Zumindest zwei japanische Visual Novel Reihen mochte der Andre ja:
Phoenix Wright und Professor Layton! Waren ja auch die beiden Reihen, die das Genre überhaupt in den 2000er so richtig im Westen etablierten. Auch wenn man bei Phoenix Wright dieses Gameplay mit den Verhören hat und bei Professor Layton die ganzen Rätsel: Dazwischen sind das reinrassige und nicht mal schlecht geschriebene Visual Novels, die nur mit etwas Gameplay aufgelockert wurden. Derzeit sorgt ja auch
Murder By Numbers für viel Begeisterung: Diese Mischung aus Feel-Good-Crime und Picross-Rätseln zwischen den Novel Passagen. Sebbel, haste denn zwischendurch mal in Murder By Numbers reingespielt? Wird es eine Wertschätzung geben?
Und ich möchte anmerken: Auch bei alten Heimcomputern waren Visual Novels verbreitet. Denn Text-Adventures waren ja im Grunde nichts anderes, besonders die späteren Vertreter mit den vielen Bildern. Als Beispiel die Legend-Spiele aus den 90ern wie
Eric The Unready würde ich nicht als reine Adventures bezeichnen, sondern nachträglich tatsächlich mehr als Visual Novel. Einfach weil die Spiele so enorm viel Text hatten und man bestimmt 60-70% der Spielzeit mit lesen verbrachte.
Sind Lizenzspiele zu Kinofilmen scheiße?
Ich werde, angestachelt durch diese steile These, einen eigenen Thread mit meinen Top 40 der geilsten Filmumsetzungen der Spielegeschichte posten. Aber schonmal vorab: Es gab mehr tolle Lizenzspiele als man vielleicht denkt. Besonders auch in den 2000ern. Aber nicht für PS2/3, PC oder Wii. Sondern vor allem für den Gameboy Advance! Aber mehr dann die Tage!