falkoloeffler hat geschrieben: ↑5. Jun 2020, 19:21
Dass das Buch keinen Eindruck hinterlässt, ist kein Wunder - der Film nimmt nur Motive, Ideen und Figuren auf und macht was eigenes daraus. Zugegeben, das Buch ist auch für Dick-Verhältnisse ziemlich sperrig und unausgegoren, aber der Mann hat halt Ende der 60er jedes Jahr vier Bücher rausgehauen, um nicht zu verhungern.
Das der Film was eigenes draus macht ist übrigens denke ich von allen Seiten nicht ungewollt.
Die Graphic-Novel-Umsetzung von "Do Androids Dream of Electric Sheep" is grandios und enthält in jedem Teil einen ausführlichen Kommentare und Anekdoten-Teil, entstanden in Zusammenarbeit mit der Philip K Dick Society:
https://www.amazon.com/Androids-Dream-E ... 1608865002
Und einer davon beschäftigt sich mit Dicks Sicht auf sein Werk und Adaptionen. Und die ist, grob zusammengefasst: Er sah sich vor allem als Autor, der Welten entwirft und darin Geschichten erzählt. Ridley Scott adapteriert diese Welt und erzählt eine Geschichte, der von Dick nicht unähnlich. Und kommt da zu massiv anderen Schlüssen. So sagt Dick ja, dass seine Geschichte keinen Sinn machen würde, wäre Deckard ein Replikant. Scott sieht das _ganz_ anders!
Und das schöne in dem Fall, und deswegen hat mir das so gefallen, das zu lesen: In Dicks Lesart widerspricht sich das _garnicht_. Es ist sogar gewünscht, dass jemand wie Scott diese Geschichte nochmal erzählt und sagt, "fuck it, ich finds so besser".
Das tut mir jetzt echt leid, dass ich keinen Link liefern kann - hab auf die Schnelle keinen gefunden. Wenn Interesse besteht, recherchiere ich nochmal.
Ein andere solcher Fall ist übrigens die Verfilmung von Fight Club, die die verschwurbelte Erzählweise des Buchs gut aufgreift, aber storymässig sehr abdriftet.