Du hast das Ganze aber auch schon super durchdrungen. Btw, kommt denn bald mal wieder eine Folge mit Helge??Andre Peschke hat geschrieben: ↑5. Jul 2020, 15:28 Das ganze System und seinen "Incentives" wie "Mach eine Studie, die viel Presse bekommt, dann bekommst du mit größerer Wahrscheinlichkeit mehr "Sponsoren" oder wirst an interessanten Stellen veröffentlicht etc" ist echt interessant. Kriegt man sonst gar nicht mit. Als Normalo denkt man, der Wissenschaftler sitzt im Labor und forscht altruistisch dem Wohle der Menschheit entgegen.
Aber ja, es ist natürlich ein interessantes Spannungsfeld, also das zwischen Idealismus und schnöden, outcome-fokussierten Strukturen mit "zentralen Währungen" (O-Ton Walk) welche letztlich ein (kompetitives!) Business, wie jedes andere auch, draus machen.
Idealismus ist meist dadurch gesichert, weil er die Leute reinbringt. Idealismus kann und wird bei den meisten auch vorhanden bleiben, wird aber zurechtgestutzt werden. Bei einigen in einem Ausmaß dass sie sagen, "OK, nach der Diss bin ich raus, bye.". Legitim, und alles andere als selten (von 6 engen peers die mit mir mit einer Diss anfingen, haben 4 danach bye gesagt, 2 sind noch drin).
Outcome-Fokus wird dadurch gesichert, dass du dich recht früh an gewisse business-Regeln anpassen musst, wenn du weiterhin erfolgreich genug sein willst, um Stellen zu bekommen, oder Drittmittel. Publish or perish, siehe oben. Das führt, zumindest bei uns in der Psychologie, zu einem harten Wettbewerb um Aufmerksamkeit, fame, und vor allem: Journalseiten. Funfact: in der Psychologie ist die Anzahl verfügbarer Journalseiten viel geringer als bspw in der Physik. Daraus resultieren in der Psy Ablehnungsquoten von 70-80% für ein Paper, während es in der Physik "nur" ~50% sind (diese Daten habe ich anno 2014 mal recherchiert). (Ein Baustein, im übrigen, auch, warum die oben erwähnte Replikationskrise und auch frauds in der Psy viel prominenter sind, das aber nur am Rande.) Daraus resultiert wiederum eine völlig andere, sehr ergebnis- und erfolgsfokussierte Arbeitskultur (wobei die Amis nachwievor Tonangebend sind), die eben den Altruismus und das "Wahre und Schöne" auch mal vollkommen vergessen lässt. In dem Zuge entsteht dann auch crunch, den gibt es auch in der Wissenschaft nicht selten. Das ist nicht schön, gleichzeitig aber eine natürliche Folge der Strukturen, und wie Jochen schon immer richtig sagt: Strukturen erzeugen Verhalten.
Ich bin der Meinung, wenn man gut ist kann man dennoch idealistisch sein und weiterhin tollen Ideen für das höhere Wohl folgen. Man darf parallel nur nicht naiv sein und die Regeln des business ignorieren. Ich persönlich habe erst spät den Schuss gehört, und dadurch mE Nachteile gegenüber anderen meines Alters an anderen Standorten gehabt. Irgendwie habe ich es aber trotzdem geschafft mich durchzuwurschteln, und bin immernoch drin. Bin aber auch dazu übergegangen, meinen Studis im Bachelor-Grundstudium die Business-regeln (Wie denken Reviewer? Was ist Impact? etc) früh beizubringen, dann können sie selbst informiert entscheiden ob sie den Zirkus mitmachen wollen.
Sry für all das offtopic. Habe sogar noch versucht back to topic zu kommen und ein interessantes, valides Paper zu finden, was Gänsehaut angeht. Bin aber noch nicht fündig geworden. Kommende Woche ist Urlaub, ich versuche da noch mal etwas zu recherchieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zum Thema, machen einen Horror- oder Gewaltfilme resilienter?, nichts Gutes gibt, da gibt es mit Sicherheit was.