Großreinemachen bei Ubisoft

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Alienloeffel
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Re: Missbrauchsfälle bei UbiSoft - The Jimquisition

Beitrag von Alienloeffel »

Trugschluss hat geschrieben: 21. Jul 2020, 11:49
Alienloeffel hat geschrieben: 21. Jul 2020, 11:36 Wenn man das als Ausdruck seiner eigenen Haltung macht wäre das doch auch ein Ausdruck von unabhänigem agieren? Wo würde man sich da missbrauchen lassen?
Jetzt, mit dieser Diskussion und auch Andres bisheriger Antwort, empfinde ich es nicht mehr als unabhängig. Jetzt würde man sich von der "Aktivistenseite" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) vor den Karren spannen lassen, wenn hier Druck auf The Pod für einen solchen Ubisoft-Boykott aufgebaut werden sollte.

Oder es muss jetzt ein Monster-Argument kommen, weshalb es doch richtig wäre. Ich kenne keins, lass mich aber gerne überraschen.
Alienloeffel hat geschrieben: 21. Jul 2020, 11:36Bei sowas geht es ja weniger um den tatsächlichen Druckeffekt, das macht es aber ja nicht unnütz.
Das habe ich ja schon geschrieben, das wäre das typische Virtue Signaling. Man geht mit seiner Haltung posieren ohne jeglichen Effekt außer eventuell ein paar Schulterklopfern. Empfinde ich etwas unnötig und wenig zielführend.
Da würdest du ja eine Beeinflussung durch zb die Community vorraussetzen. Das würde ich nicht erwarten. Dementsprechend wäre es ja möglich, dass das Team sagt "Die aktuelle Berichterstattung etc. reicht uns aus dieser Firma kein Geld mehr zu geben bis wir den Eindruck haben, dass sich da was getan hat.".
Nur weil man eine Öffentlichkeit hat, heißt das ja nicht das man die Einstellung dieser als Grundbedingung für das eigene Handeln macht.

Ich will damit sagen, dass es ja durchaus legitim ist aus einer Haltung heraus auch Konsequenzen folgen zu lassen. Dabei muss man nicht immer auf maximalen Effekt oder Applaus von anderen setzen. Nur weil man durch einen Boykott einer Firma nicht gleich deren Finanzen ins Schlingern bringt, kann man das ja durchaus machen weil man die Firma einfach nicht unterstützen will.
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Stew_TM
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Stew_TM »

Es ist wirklich brutal, wenn ich im Schreier-Artikel (https://www.bloomberg.com/news/articles ... -and-abuse) die ganzen Anschuldigungen in dieser konservierten Form lese, dann möchte ich wirklich den Glauben an die Menschheit verlieren. Nicht, weil es solche Menschen gibt; sondern weil sie sich so lange in Machtpositionen halten können (und sogar befördert werden), obwohl toxisches Verhalten und Missbrauch bereits vielfach dokumentiert sind und scheinbar alle im Unternehmen davon Kenntnis haben. Ja, dieses bewusst gewählte "alle" schließt Yves Guillemot mit ein. So positiv und konsequent die ergriffenen Maßnahmen auf den ersten Blick wirken, und auch wenn es durchaus möglich ist, dass ihn nicht das komplette Spektrum der Breite und Härte der Vorwürfe erreicht hat: ich kann mir im Leben nicht vorstellen, dass er als CEO dieser Firma nie Kenntnis von dem Fehlverhalten seiner Führungskräfte erlangt hätte. Meiner Einschätzung nach deutet das eher darauf hin, dass Hascoet und sein Squad "Too Big Too Fail" waren. Erst durch die jetzt geschaffenen Öffentlichkeit für das Thema ist der potentielle wirtschaftliche Schaden für das Unternehmen bei der Nichtergreifung von Maßnahmen zu groß geworden (zumindest bewertet Guillemot diesen Potential offensichtlich hoch genug, sodass inzwischen gehandelt wurde). Von ist es sicher auch ein Ziel, seinen eigenen Kopf zu retten (bzw. halt den Fortbestand des Unternehmens).

Da kommt für mich übrigens auch der ebenfalls im Artikel erwähnte Aspekt der schlechten Verkaufszahlen in den letzten Jahre ins Spiel. Auch wenn es reine Spekulation bleiben wird: Wie hätte Guillemot wohl reagiert, wenn die Verkaufszahlen der letzten großen Ubisoft-Titel immer noch zufriedenstellend performen würden? Wenn das öffentliche Bekanntwerden der Anschuldigungen zeitlich nicht mit einem wirtschaftlichem Negativtrend zusammengefallen wäre? Ob es ihm dann so leicht gefallen wäre, diese Leute in die Wüste zu schicken? Das möchte ich zumindest in Frage stellen.


Der Schreier-Artikel ist wie gewohnt hervorragend. Er hilft nämlich unter anderem die Rolle des HR-Teams ins rechte Licht zu rücken.
Stewart went to Ubisoft HR twice about her manager, and both times she was told to “talk it out” with him, she says. It was only after her third visit, she says, when a male co-worker corroborated her claims, that the company removed her boss. “I received a thank-you card from HR,” Stewart says. Attached to the note was a $200 Visa gift card, she says. Stewart, who’s left the company, calls it a “trash employer.”
Und er hält auch eine Antwort parat für Leute, die sich fragen, warum Frauen denn überhaupt mit ihren männlichen Vorgesetzten auf Branchenpartys gehen, wenn doch alle wüssten, was da abgeht (wie im Thread zu den Anschuldigungen gegen Chris Avallone und co. an einer Stelle tatsächlich aufgeworfen):
Three women who worked at Ubisoft say they’d been warned not to go out drinking with Hascoët and his crew. He sometimes held business meetings at strip clubs, a habit that his deputies began to adopt, say the employees, who asked not to be identified because they are either still employed by Ubisoft or worried about retribution. The women elected not to attend those outings and said their careers suffered as a result. They were frustrated to watch Hascoët promote many of his strip club buddies to creative directors, a group composed almost entirely of men.
(Hervorhebungen jeweils von mir.)
meieiro
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von meieiro »

Stew_TM hat geschrieben: 21. Jul 2020, 16:09 Und er hält auch eine Antwort parat für Leute, die sich fragen, warum Frauen denn überhaupt mit ihren männlichen Vorgesetzten auf Branchenpartys gehen, wenn doch alle wüssten, was da abgeht (wie im Thread zu den Anschuldigungen gegen Chris Avallone und co. an einer Stelle tatsächlich aufgeworfen):
Three women who worked at Ubisoft say they’d been warned not to go out drinking with Hascoët and his crew. He sometimes held business meetings at strip clubs, a habit that his deputies began to adopt, say the employees, who asked not to be identified because they are either still employed by Ubisoft or worried about retribution. The women elected not to attend those outings and said their careers suffered as a result. They were frustrated to watch Hascoët promote many of his strip club buddies to creative directors, a group composed almost entirely of men.
(Hervorhebungen jeweils von mir.)
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn du da nicht mitmachst, dann bist du nicht im 'Inner Circle' vom Chef.
Und der befördert dann viel lieber seine Buddies, die mit ihm im Stripclub waren und nicht die langweiligen Damen, die daheim bleiben.
Das hat Brooklyn 99 meiner Ansicht auch gut adressiert. Spoiler zu Staffel 6 Episode 8
SpoilerShow
Da gabs einen Fall von sexueller Belästigung in einer Firma. Der wurde am Ende auch aufgeklärt. Aber die belästigte Frau hat trotzdem die Firma verlassen, weil sie nicht mehr zu dem inneren Kreis gehört. Die eine Seite sieht sie als Opfer und der andere Teil als Verräterin
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Re: Missbrauchsfälle bei UbiSoft - The Jimquisition

Beitrag von Rince81 »

Trugschluss hat geschrieben: 21. Jul 2020, 11:49 Jetzt, mit dieser Diskussion und auch Andres bisheriger Antwort, empfinde ich es nicht mehr als unabhängig. Jetzt würde man sich von der "Aktivistenseite" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) vor den Karren spannen lassen, wenn hier Druck auf The Pod für einen solchen Ubisoft-Boykott aufgebaut werden sollte.
Was ist unabhängig? Geht es um reine Neutralität oder um Haltung? Ich denke grundsätzlich, dass ein Journalist trotz einer erforderlichen Unabhängigkeit eine Haltung haben muss. Bei sexualisierter Gewalt ist Haltung imho sogar zwingend erforderlich. Diskutieren kann und muss man was daraus für Konsequenzen entstehen. Das Problem bei Ubisoft aktuell ist, dass das was da in den vergangenen Wochen hochgekommen ist eben nicht als Ausrutscher abgetan werden kann und auch nicht als der "normale" Rahmen an Sexismus und anscheinend auch Rassismus, der in dieser Branche und in der Gesellschaft eben immer existiert, sondern bei Ubisoft derart tief in der DNA des Unternehmens steckt, dass ich nicht eine Sekunde glaube, dass z.B. Yves Guillemot davon nichts wusste und das ist ein strukturelles Problem.
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Leonard Zelig
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Leonard Zelig »

meieiro hat geschrieben: 21. Jul 2020, 16:35 Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn du da nicht mitmachst, dann bist du nicht im 'Inner Circle' vom Chef.
Und der befördert dann viel lieber seine Buddies, die mit ihm im Stripclub waren und nicht die langweiligen Damen, die daheim bleiben.
Wobei Typen, die Stripclubs und Prostitution nicht so geil finden, dort wohl auch eher keine Karriere machen dürften. So ein Chef sucht einfach Menschen, die ihm ähnlich sind. Als CEO sollte man solche Strukturen erkennen können und diese Führungskräfte austauschen. Als Unternehmen will man schließlich die besten Mitarbeiter haben und nicht den Freundeskreis von irgendwelchen Managern erweitern.
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Wudan
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Re: Missbrauchsfälle bei UbiSoft - The Jimquisition

Beitrag von Wudan »

ingonaut hat geschrieben: 21. Jul 2020, 08:00 Nun, es sagt ja niemand, dass die Konsequenz sein muss, nicht mehr über Ubisoft-Spiele zu berichten (Oh Gott, hab ich das vorher so gesagt? Das war nicht so exklusiv gemeint, sondern als EINE Möglichkeit, ggf. hab ich mich da im Extrem verrannt). Das ist ein Szenario. Genauso wäre es möglich am Anfang, am Ende, an beiden Enden über die Vorfälle zu berichten. Dann hätte man den Test/Preview in einen Kontext gesetzt. Oder man verzichtet auf eine Wertung, oder man macht nur sehr kurze Tests. Nochmal: Ich habe nicht gefordert, nicht mehr über die Spiele zu berichten, ich wollte wissen (und André hat ja schon geantwortet), ob The Pod Konsequenzen ziehen möchte. Ich habe aber schon geschrieben, dass eine Konsequenz für mich ist, Ubisoft-Spielen erst einmal fern zu bleiben.
Nein, gefordert hast du überhaupt nichts. Du hast nur danach gefragt, damit ein paar interessante Fässer aufgemacht über die wir jetzt diskutieren. Alles gut :) Ich hab das auch nicht als Forderung oder Aufruf verstanden. Ich find die Diskussion mit dir darüber aber interessant und ich verstehe ja auch die Intention hinter diesen Fragen.

Ich bin auch dafür dass dieses Thema von der Presse thematisiert wird. Ich finde aber man sollte das schon von den Spieletests trennen. Man kann es ja am Rande evtl. erwähnen, aber es sollte nicht den Eindruck erwecken das die Firmenpolitik das Wertungsergebnis beeinflusst hat. Wenn ich einen Test lese will ich wissen wir gut das Spiel ist, nichts weiter. Ich denke der Sache ist viel mehr geholfen mit gut ausgearbeiteten Artikeln wie sie Jason Schreyer bringt. Es stellt sich natürlich auch bisschen die Frage inwiefern ein Journalist wirklich quasi als Anwalt der Angestellten auftreten muss. Muss er da wirklich in einen Krieg für Gerechtigkeit ziehen? Ich bin nicht sicher, immerhin reden wir hier nicht von Sklaven sondern immernoch von mündigen Arbeitnehmern in Rechtsstaaten denen es völlig frei steht selber vor Gericht zu ziehen oder sich einen angenehmeren Arbeitsplatz zu suchen. Dabei erschliesst sich mir auch nicht ganz warum (anscheinend) so wenige Fälle wirklich angezeigt werden und diese Fights lieber auf Socialmedia mit Twitter Hashtags ausgetragen wird. Das ist aber wiederrum ein anderes Thema.
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Wudan
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Re: Missbrauchsfälle bei UbiSoft - The Jimquisition

Beitrag von Wudan »

Rince81 hat geschrieben: 21. Jul 2020, 16:55 Was ist unabhängig? Geht es um reine Neutralität oder um Haltung? Ich denke grundsätzlich, dass ein Journalist trotz einer erforderlichen Unabhängigkeit eine Haltung haben muss. Bei sexualisierter Gewalt ist Haltung imho sogar zwingend erforderlich. Diskutieren kann und muss man was daraus für Konsequenzen entstehen.
Bei dir kommt mir bisschen zu oft das Wort "muss" vor. Der Journalist muss eine Haltung haben, muss sich positionieren, das ist zwingend erforderlich, diskutieren kann und muss man... etc.
Nein, ein Journalist muss erstmal überhaupt nichts. Er kann auch neutral und wertungsfrei über das Thema berichten, oder auch überhaupt nicht und sich nur auf die Spiele konzentrieren - je nachdem was für einen Journalismus man machen will. Nicht jeder begreift sich als Investigativjournalist oder Weltverbesserer. Bei dir erweckt es den Eindruck das ein Journalist sich gefälligst auf die "gute, rechtschaffene Seite" positionieren muss und dafür eintreten muss, aber das ist m.E. eigentlich nicht die Aufgabe eines Journalisten. Man kann auch das Thema aufarbeiten und wertungsfrei über die Fakten berichten und es dem Rezipienten überlassen sich daraus seine Meinung zu bilden. Ich bin eh nicht so der Fan davon mit der News gleich die Meinung mitgeliefert zu bekommen die ich darüber haben soll.
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Soulaire
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Soulaire »

finde Jim Sterling macht nen sehr guten Job dahingehend. Wenn man nicht 24/7 mit nacktem Finger auf die entsprechenden Firmen zeigt, wird sich nie was ändern. aber das alleine reicht nicht. Ubisoft muss das auch im Geldbeutel spüren und da hilft nur Boycott und man muss eine breite Masse davon überzeugen, dass es so nicht weitergehen kann.
Auch muss man die großen Spielemagazine in die Verantwortung nehmen (IGN, Gamestar etc), die einen großen Anteil am Zustand dieser Industrie beigetragen haben. Man muss den Druck erhöhen und gerade die großen Magazine könnten so viel verändern wenn sie denn wollen würden.
Allerdings sollte sich auch mal jeder Spieler mal fragen in welche Richtung sich das "Medium" Videospiel weiterentwickeln soll. Denn bei einem reinen Service juckt es keinen wenn die Verantwortlichkeiten Dreck am Stecken haben und in diese Richtung geht es leider. Es wird immer behauptet, es stecke viel Herz in den Communities und bei den Entwicklern. tatsächlich entwickelt sich das alles in Richtung eines "Kopf-Ausschalten"-Konsums und einer reinen Fließbandarbeit auf Entwickler-Seite.
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kami
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von kami »

Bei dir kommt mir bisschen zu oft das Wort "muss" vor. Der Journalist muss eine Haltung haben, muss sich positionieren, das ist zwingend erforderlich, diskutieren kann und muss man... etc.
Nein, ein Journalist muss erstmal überhaupt nichts. Er kann auch neutral und wertungsfrei über das Thema berichten, oder auch überhaupt nicht und sich nur auf die Spiele konzentrieren - je nachdem was für einen Journalismus man machen will. Nicht jeder begreift sich als Investigativjournalist oder Weltverbesserer. Bei dir erweckt es den Eindruck das ein Journalist sich gefälligst auf die "gute, rechtschaffene Seite" positionieren muss und dafür eintreten muss, aber das ist m.E. eigentlich nicht die Aufgabe eines Journalisten. Man kann auch das Thema aufarbeiten und wertungsfrei über die Fakten berichten und es dem Rezipienten überlassen sich daraus seine Meinung zu bilden. Ich bin eh nicht so der Fan davon mit der News gleich die Meinung mitgeliefert zu bekommen die ich darüber haben soll.
Haltung zeigen heißt in diesem Fall halt die Fakten nennen. Diese Belästigungen und Diskriminierungen als solche zu benennen, ist keine Meinung und keine Agenda. Und gerade Medien wie GameStar, die die Grenzen dessen, was noch irgendwie Spiele-nahes Thema genannt werden könnte, fast schon schmerzhaft ausloten, sollten auch Platz für solche Nachrichten haben.
“Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.” Philip K. Dick
Trugschluss
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Trugschluss »

Wudan hat geschrieben: 21. Jul 2020, 18:34Bei dir kommt mir bisschen zu oft das Wort "muss" vor. Der Journalist muss eine Haltung haben, muss sich positionieren, das ist zwingend erforderlich, diskutieren kann und muss man... etc.
Nein, ein Journalist muss erstmal überhaupt nichts. Er kann auch neutral und wertungsfrei über das Thema berichten, oder auch überhaupt nicht und sich nur auf die Spiele konzentrieren - je nachdem was für einen Journalismus man machen will. Nicht jeder begreift sich als Investigativjournalist oder Weltverbesserer. Bei dir erweckt es den Eindruck das ein Journalist sich gefälligst auf die "gute, rechtschaffene Seite" positionieren muss und dafür eintreten muss, aber das ist m.E. eigentlich nicht die Aufgabe eines Journalisten. Man kann auch das Thema aufarbeiten und wertungsfrei über die Fakten berichten und es dem Rezipienten überlassen sich daraus seine Meinung zu bilden. Ich bin eh nicht so der Fan davon mit der News gleich die Meinung mitgeliefert zu bekommen die ich darüber haben soll.
Sehr schön ausgedrückt, besser als ich es je könnte. :clap:
kami hat geschrieben: 21. Jul 2020, 18:54 Haltung zeigen heißt in diesem Fall halt die Fakten nennen. Diese Belästigungen und Diskriminierungen als solche zu benennen, ist keine Meinung und keine Agenda. Und gerade Medien wie GameStar, die die Grenzen dessen, was noch irgendwie Spiele-nahes Thema genannt werden könnte, fast schon schmerzhaft ausloten, sollten auch Platz für solche Nachrichten haben.
Diese Pflicht hat The Pod dann ja im Magazin erfüllt, oder? :shifty: Oder muss es jetzt immer und immer wieder im Nebensatz erwähnt werden, also ein mal kurz den Fakt erwähnen, damit man Haltung zeigt?
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Re: Missbrauchsfälle bei UbiSoft - The Jimquisition

Beitrag von Rince81 »

Wudan hat geschrieben: 21. Jul 2020, 18:34 Nein, ein Journalist muss erstmal überhaupt nichts. Er kann auch neutral und wertungsfrei über das Thema berichten, oder auch überhaupt nicht und sich nur auf die Spiele konzentrieren - je nachdem was für einen Journalismus man machen will.
Das schließt sich nicht aus - im Gegenteil. Haltung heißt für mich nicht zu allem und zu jedem Thema eine Meinung zu haben, die kann keiner haben - schon garnicht halbwegs fundiert. Alleine schon die Frage ob man ein Thema berichtenswert findet oder nicht ist bereits Haltung und eine Vorsortierung.
Haltung ist für mich nicht in jedem Artikel eine Agenda oder ein gut vs. böse Schema durchzudrücken, sondern fair einzuordnen, Argumente aber durchaus vorab zu gewichten - nicht jede Ansicht oder jedes Argument ist gleichwertig - und klar Fakten und Meinungen zu trennen.
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Rick Wertz
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Rick Wertz »

Rince81 hat geschrieben: 21. Jul 2020, 13:46
Das kann nun ganz klar mein Bias sein, ich behaupte aber man merkt ziemlich deutlich, dass Kassandra der eigentlich gedachte Hauptcharakter der Entwickler ist - Alexios hat soviel Charakter wie ein Scheibe Toastbrot frisch aus der Tüte und es passt in der Story wesentlich besser.
Die beiden Charaktere hatten zu 99.99% dieselben Dialogzeilen, es ist derselbe Charakter. Alexios ist meines Erachtens etwas besser gesprochen, aber das ist sicher eher Geschmackssache oder Faktor dessen, welchen Charakter man selbst gewählt hat und mit wessen Stimme man somit vertrauter geworden ist.
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Stew_TM
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Re: Missbrauchsfälle bei UbiSoft - The Jimquisition

Beitrag von Stew_TM »

Wudan hat geschrieben: 21. Jul 2020, 18:34 Man kann auch das Thema aufarbeiten und wertungsfrei über die Fakten berichten und es dem Rezipienten überlassen sich daraus seine Meinung zu bilden.
Aber ist denn nicht auch bereits die Auswahl des Themas, über das berichtet wird, eine Wertung? Meiner Meinung nach ja.
Im Umkehrschluss ist es auch eine Wertung, eben nicht über ein Thema zu berichten. Beziehungsweise, zwischen diesen beiden Extremen, die Gewichtung der Berichterstattung. Wenn ich auf GameStar.de zu den Missbrauchsfällen bei Ubisoft suche, finde ich einen Artikel mit sechs Absätzen (https://www.gamestar.de/artikel/missbra ... 59776.html). Zu Watch Dogs Legion, Assassin's Creed Valhalla, Far Cry 6 und HyperSpace gibt es deutlich mehr und ausführlichere Berichte.

Ich sage nicht, dass GameStar.de nur noch über das Thema Missbrauch berichten soll. Aber in dieser Auswahl der Themen und ihrer Gewichtung steckt bereits eine Wertung. "Wertungsfrei" berichten ist IMO inhärent unmöglich. Eine Wertung definiert sich nicht nur als "XY ist scheiße"-Aussage, um dein erstes Beispiel aufzugreifen.
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Rince81 »

Rick Wertz hat geschrieben: 21. Jul 2020, 19:41 Die beiden Charaktere hatten zu 99.99% dieselben Dialogzeilen, es ist derselbe Charakter. Alexios ist meines Erachtens etwas besser gesprochen, aber das ist sicher eher Geschmackssache oder Faktor dessen, welchen Charakter man selbst gewählt hat und mit wessen Stimme man somit vertrauter geworden ist.
Ich weiß und ich würde trotzdem widersprechen, wie schon gesagt, kann reiner Bias sein. Es kommt ja noch dazu, dass parallel der Antagonist mit
ausgetauscht wird.
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von JanTenner »

Ich habe es zwei mal mit Alexios gespielt und kann es mir nicht anders vorstellen.
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Leonard Zelig
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Leonard Zelig »

Rick Wertz hat geschrieben: 21. Jul 2020, 19:41
Rince81 hat geschrieben: 21. Jul 2020, 13:46
Das kann nun ganz klar mein Bias sein, ich behaupte aber man merkt ziemlich deutlich, dass Kassandra der eigentlich gedachte Hauptcharakter der Entwickler ist - Alexios hat soviel Charakter wie ein Scheibe Toastbrot frisch aus der Tüte und es passt in der Story wesentlich besser.
Die beiden Charaktere hatten zu 99.99% dieselben Dialogzeilen, es ist derselbe Charakter. Alexios ist meines Erachtens etwas besser gesprochen, aber das ist sicher eher Geschmackssache oder Faktor dessen, welchen Charakter man selbst gewählt hat und mit wessen Stimme man somit vertrauter geworden ist.
Aber wenn die Dialoge für eine Frau geschrieben wurden und dann zu 99,9% einfach übernommen wurden für den männlichen Hauptcharakter, ist das sicher nicht optimal. Alexios wirkt oft sarkastisch, während Kassandra eher amüsiert zu sein scheint.

Beim Assassin's Creed Community Dinner im Rahmen der gamescom zwei Monate vor Erscheinen des Spiels konnte man sich übrigens am Anfang zwischen Kassandra und Alexios entscheiden und saß dann an einem anderen Tisch und hat andere Anstecker bekommen. Die große Mehrheit und ich auch haben sich für Kassandra entschieden. Weil ich am Ende des Abends bei der Verlosung noch zwei Comicbücher zu den Templern gewonnen habe, nicht die schlechteste Entscheidung. ;)
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meieiro
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von meieiro »

Leonard Zelig hat geschrieben: 21. Jul 2020, 17:45
meieiro hat geschrieben: 21. Jul 2020, 16:35 Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn du da nicht mitmachst, dann bist du nicht im 'Inner Circle' vom Chef.
Und der befördert dann viel lieber seine Buddies, die mit ihm im Stripclub waren und nicht die langweiligen Damen, die daheim bleiben.
Wobei Typen, die Stripclubs und Prostitution nicht so geil finden, dort wohl auch eher keine Karriere machen dürften. So ein Chef sucht einfach Menschen, die ihm ähnlich sind. Als CEO sollte man solche Strukturen erkennen können und diese Führungskräfte austauschen. Als Unternehmen will man schließlich die besten Mitarbeiter haben und nicht den Freundeskreis von irgendwelchen Managern erweitern.
Dazu braucht man aber auch einen CEO der gewillt ist, diese Strukturen aufzulösen. Klar Yves Guillemot sagt jetzt natürlich, dass das so ist.
Aber Jim Sterling hat in seinem Video zu dem Skandal einen interessanten Punkt aufgeworfen. Entweder hat Guillemot solches Verhalten bisher gebilligt und macht jetzt nur auf unschuldig, weil es rauskommt. Oder aber er hat wirklich nichts davon mitbekommen, was aber bedeuten würde, dass er seinen landen nicht im Griff hat bzw. nicht weiß was in seiner Firma abgeht. Beides wirft kein gutes Licht auf ihn. Wobei natürlich Option A deutlich problematischer wäre
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Rince81 »

Die Gamestar berichtet auch ausführlich, bzw. sie fassen Jason Schreiers Artikel zusammen:
https://www.gamestar.de/artikel/assassi ... 60069.html
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von meieiro »

Eine französische Gewerkschaft und 2 ehemalige Angestellte haben jetzt eine Klage gegen Ubisoft eingereicht.
Es geht in der Klage wohldarum, dass Ubisoft nichts dagegen getan hat und das noch unter den Teppich gekehrt hat
https://kotaku.com/ubisoft-ceo-and-othe ... 1847306435
Otis
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Re: Großreinemachen bei Ubisoft

Beitrag von Otis »

Soulaire hat geschrieben: 21. Jul 2020, 18:46Denn bei einem reinen Service juckt es keinen wenn die Verantwortlichkeiten Dreck am Stecken haben und in diese Richtung geht es leider.
Den Zusammenhang verstehe ich nicht.
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