Mal aus Interesse den Gedanken durchgespielt. Nehmen wir an, jemand boykottiert jetzt Ubisoft deswegen um Druck auszuüben. Zum einen: Was will man bezwecken? Ubisoft ist ja bereits tätig geworden, hat Leute entlassen etc. Was wäre also die Forderung darüber hinaus, deren Erfüllung man mit diesem Druck erreichen will? Und zum anderen: Wie würde man deren Einhaltung überprüfen?ingonaut hat geschrieben: ↑20. Jul 2020, 21:52 Aber auch die würden eben Durck auf ihre Chefs ausüben, wenn durch ausbleibende Berichterstattung oder direkt ausbleibende Käufe, Druck auf das Unternehmen wächst - wirtschaftlich oder auch vom Ansehen her. Viele wollen ja nicht irgendwo arbeiten, wo die Kultur so toxisch ist oder das Unternehmen genertell auf der dunklen Seite der Macht steht.
Wenn ich mich hinstelle und sage: "Ich berichte nicht mehr über Ubisoft, bis die das in Ordnung gebracht haben" - wie ermittle ich, dass es nun "in Ordnung" ist? Keine neuen Anschuldigungen? Gab's in den Jahren vorher ja auch nicht. Die Abwesenheit von Beweisen ist kein Beweis von Abwesenheit und so. Müssen die Opfer sagen: "Ja, grünes Licht - passt wieder alles"? Das kann aber theoretisch nie passieren, ich kann ja nicht über die verfügen.
Ich denke, es ist sinnvoller die Presse berichtet über sowas und schaut dann nach einiger Zeit nochmal hin und fragt: "Hat sich wirklich was geändert?".
IMO ist es auch sinnvoll aus Pressesicht darüber zu informieren, wie schwierig und tief verwurzelt die Problematik ist. In dem Sonntagscast neulich zur Firmenkultur habe ich da auch schon einen ersten Versuch unternommen, auch wenn der Podcast das Problem leider nicht so gut zu fassen bekommen hat. Aber ich hatte da Ubisoft & Co. schon im Hinterkopf. Auch dass das kein Ubisoft-Problem ist, sondern vermutlich ein "Machtpositionen"-Problem. Ein gewisser Teil von Menschen wird Machtpositionen immer zum eigenen Vorteil ausnutzen. Das wird nicht immer in sexueller Belästigung enden - die Liste der möglichen Vorteilsnahmen ist ja lang. Aber solange es Machtstrukturen gibt, wird es solche Auswüchse geben (und wie wir im Podcast ebenfalls schon erwähnt haben: Hierarchien werden sich immer ausbilden). Die interessante Frage ist nun, wie man ein Unternehmen gestalten kann, um dem gegenzuwirken - insbesondere präventiv. Erst wenn man darauf eine Antwort weiß kann man dann ja auch sagen: Ja, was Ubisoft macht ist gut/ausreichend etc. Wenn die jetzt zB nur Leute rauswerfen und eine Abteilung abschaffen, wandert evtl. die Macht nur an andere Pole und es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis jemand diese Positionen bekleidet, der sie in ähnlicher Form ausnutzt.
Es wird interessant sein zu sehen, wie transparent Ubisoft seine internen Veränderungen dann auch preisgibt.
Andre