Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

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Wudan
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Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Wudan »

Fantastische Folge!
Ich fand das alles super Interessant, die Einblicke die Ines in diese Krankheitsbilder gegeben hat. Ich hätte ihr noch lange zuhören können, sogar ohne den Bezug auf Hellblade. Für mich eine der besten Nachgeforscht Episoden bisher. Ich wollte die Folge eigentlich zum einschlafen hören, dann war sie aber so interessant das ich nicht einpennen konnte :D

Ein paar Gedanken dazu:
Ich finde man hätte manche Dinge noch mehr im Kontext der Möglichkeit das gewisse Dinge nur in Senuas Kopf stattfinden betrachten können. Speziell in Bezug auf die Kämpfe. Hier wurde von Ines kritisiert das die Stimmen im Kopf Senua in dieser Situation helfen würden, dies aber in der realen Welt idR so nicht stattfindet. Ich habe das Spiel für mich so interpretiert das gerade die Kämpfe wahrscheinlich ausschliesslich Einbildungen/Halluzinationen waren und es die Gegner nie gab, wofür ja auch spricht das es nicht einfach wilde Tiere sind sondern speziell Ausgeburten der Mythologie an die Senua glaubt. Und wenn sich die Kämpfe nur in ihrem Kopf abspielen, würde sich auch erklären warum die Stimmen in diesem Fall helfenden Rat geben können - schlicht weil beides nicht real ist und beides Ausgeburt ihres Geistes.

Ich denke die Umgebung von Senua war weitgehend real (die Natur, das ausgestorbene Dorf, die Gebäude, die Höhlen), und die Umgebung wurde mit Senuas Halluzinazionen/Wahnvorstellungen gefüllt in deren sie die "Hölle" sieht und nicht vorhandene Gegner reinprojeziert. Im Prinzip kann man sich ja recht am Anfang schon fragen warum dieses große Holzgebäude in der Ferne nun ausgerechnet Helas Höllenschlund sein soll. Insofern habe ich die Runenrätsel so interpretiert dass die Runen nur in Senuas Vorstellung sind (das Gehirn versucht zwanghaft Muster in der Umgebung zu erkennen, hab ich laienhaft eher in die Autismus Ecke interpretiert), und das die Türen nicht erst auf magische Weise durch lösen der Runenrätsel aufgegangen sind, sondern das sie eigentlich in der Realität die ganze Zeit offen waren, und Senua diese "Blockade" auch nur reinfantasiert hat.

Man hätte vielleicht noch auf einzelne Szenen mehr eingehen können. Mir kommt da speziell das brennende Haus in dem man vom Höllenhund(?) gejagt wird in den Sinn (wenn ich mich recht erinnere sieht man den Verfolger nie richtig, sonden man "weiß" einfach das man verfolgt wird?), oder welche Szene auf mich persönlich extrem gewirkt hat: Der Abstieg in die völlige Dunkelheit, wo man albtraumhafte Kreaturen schemenhaft erkennen kann, die keine wirkliche Form haben bzw das Gehirn deren Form nicht wirklich erkennen und zuordnen kann, immer wenn man meint eine Form erkannt zu haben verschwimmt sie wieder. Da hatte ich das Gefühl das mir in den Kopf gegriffen wurde, da die Szene sehr nah an Träume kam die ich persönlich auch schon hatte.

Vielen Dank auf jeden Fall an Ines die wirklich erhellende Einblicke liefern konnte, freue mich schon auf mehr! :clap:
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Gonas
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Gonas »

Kann mich dem absolut anschließen, mir gefiel die Folge aus sehr gut und so sympathisch wie Frau Hausmann über ihre Einschätzungen berichtet hat hätte man dem noch einige Stunden zuhören können.

Auch wenn ich als 'Soziale Arbeits'-Student nur in einem verwandten Arbeitsfeld bin war es trotzdem schön Einschätzungen und Formulierungen von der Expertin bestätigt zu bekommen. :D
Nirax
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Nirax »

Mist, jetzt hab ich zu lange am Eröffnungspost geschrieben und mir ist jemand zuvorgekommen. :D Ich stimme dem Ausgangspost größtenteils zu und kopiere meinen einfach mal hier rein:


Da ist sie endlich, die Folge, auf die ich mich seit der Ankündigung gefreut habe. Und ich wurde nicht enttäuscht. Danke für das Format, es war toll zu hören und ich bin schon gespannt auf die nächsten Folgen! :clap:

Der Ansatz, erst die dargestellte psychische Erkrankung zu erklären und mit dem Hintergrundwissen dann auf das Spiel zu schauen, ist ja aus anderen Nachgeforscht-Formaten schon bekannt und auch hier genau richtig. (Und ja, auch eine Inhaltswiedergabe des Spiels macht Sinn :D sag ich dazu, weil Andre dabei etwas zögerlich wirkte).
Ich bin deshalb so begeistert, weil ihr mit dem Format auch Aufklärung betreibt. Nicht allen ist bewusst, was das Leben mit einer bestimmten psychischen Krankheit oder Störung bedeutet, und selbst Betroffene können immer nur für sich sprechen. Also Kudos, dass sowohl Ines Hausmann als auch Andre immer wieder betont haben, wie groß das Spektrum selbst innerhalb einer Diagnose ist, dass es schwierig ist, allgemeingültige Aussagen zu treffen, und auch dass die Zustände, in die man dort gerät, sehr schwer greifbar und von außen kaum vorstellbar sind. Letzteres ist gleichzeitig der Reiz und die Problematik, wenn solche Dinge in Videospielen erfahrbar gemacht werden sollen. Und vor dem Hintergrund finde ich es auch mutig, die Spielinhalte auf ihre Repräsentation der Wirklichkeit hin zu prüfen. Das habt ihr gut hinbekommen, die verschiedenen Aspekte abzugleichen und trotzdem keinen Anspruch auf eine in Stein gemeißelte Bewertung zu stellen - an dieser Stelle noch ein kleines Dankeschön an Ines, dass sie die Mitarbeit der Betroffenen am Spiel und deren Beurteilung respektiert hat.

Jetzt möchte ich noch was zu meinem persönlichen Spielerlebnis sagen, ich bin nämlich eine dieser zumindest teilweise betroffenen Personen: Vor 4 Jahren hatte ich eine psychotische Episode in Kombination mit einer Traumafolgestörung, mit der ich noch zu kämpfen habe. Die psychotischen Symptome sind mittlerweile (wenn man Dissoziationen nicht zählt) in den Hintergrund gerückt, können aber in Trigger-Situationen vereinzelt wiederkehren. Deshalb hab ich lang überlegt, ob ich das Spiel überhaupt spielen kann, mich aber letztendlich doch getraut. Obwohl es eine ziemlich belastende Spielerfahrung war, hab ich es nicht bereut - im Gegenteil. Und das mag sich jetzt blöd anhören, aber ich bin irgendwie stolz, Hellblade durchgespielt zu haben, weshalb auch das etwas zu rosige Ende für mich persönlich an der Stelle passend war, weil es mir erlaubt hat, diese "Bewältigung" zu genießen.
Ich musste es mir über mehrere Wochen aufteilen, weil insbesondere die auditive Gestaltung mich gestresst hat. Vor allem die Kämpfe hatten dadurch für mich eine völlig andere (schwierigere) Qualität als in anderen Spielen, während mein Partner sie locker flockig weggespielt hat und fast zu leicht fand. Er hat die Stimmen und die Atmosphäre dabei aber auch größtenteils ausblenden können, während ich den Spagat zwischen Verarbeitung dessen, was ich da wahrnehme und meiner emotionalen Reaktion darauf, und dem eigentlichen Kampf schaffen musste. Allein das ist ein Beispiel dafür, weshalb ich mich von dem Spiel verstanden fühle, weil es zumindest in meiner Spielerfahrung das abbildet, was oft mein Alltag ist: Einerseits einordnen und damit klarkommen, was die Psyche gerade wieder hochspült, und andererseits den Kampf weiterkämpfen, auch wenn es im wirklichen Leben nur bedeutet, ein Gespräch zu führen oder eine Bahnfahrt hinter sich zu bringen.

Andre hatte an einer Stelle den Disclaimer gebracht, dass die Vorkommnisse in Hellblade nicht unbedingt als tatsächliche Handlung gemeint sein müssen, sie es aber trotzdem mal so lesen. Das ist aus oben genannten Gründen (Aufklärung etc.) auch wichtig, aber überhaupt nicht, wie ich das Spiel verstanden habe. Für mich hat vieles eher symbolischen Charakter, ähnlich wie auch Ines die graphische Gestaltung eher als Ausdruck der Ich-Störungen und Verschmelzen mit der Welt gedeutet hat, anstatt als tatsächliche visuelle Wahrnehmung. Das Spiel bildet nicht 1:1 ab, sondern vermittelt eher das Gefühl. Ich hatte an anderer Stelle im Forum schon mal erwähnt, dass ich das Fantasy-Setting aus dem Grund auch ziemlich genial finde: weil es die Situation, nicht zu wissen, was real ist, simuliert. Und vielleicht liegt es daran, dass bei mir die entsprechenden Hintergründe vorhanden sind, aber ich finde, es schafft es allgemein ziemlich gut, das zu transportieren - der vorgegaukelte Permadeath geht ja auch in die Richtung.
Ich kann mir bei heutigem Stand der Technik eigentlich keine 1:1 Simulation vorstellen, die abbilden könnte, wie ein Alltag mit psychotischen Symptomen wirklich ist. Auch wenn ein Projekt, das die Negativsymptome miteinbezieht, sicherlich spannend wäre. Das würde dann aber wahrscheinlich eher in Richtung "The Graveyard" (Tale of Tales) gehen und wiederum in Sachen Vermarktung, Verbreitung und somit letztlich auch Themenplatzierung in einer breiteren Spielerschaft Abstriche machen müssen.

Ich bin ja gespannt auf den zweiten Teil. Denn bisher wirkt es auf mich so, als hätten wir es da nicht nur mit einer gestärkten, sondern geradezu geheilten Senua zu tun, die plötzlich als selbstbewusste Kriegerin Armeen anführt. Da stellt sich für mich dann viel mehr die Frage danach, was da diegetisch wirklich passiert. So sehr ich das Ende in einer symbolischen Lesart mag (wer jemals feststellen musste, dass sich selbst fertigmachen für psychische Probleme und "nicht normal sein" absolut hinderlich ist, wird wissen, was ich meine), würde es für mich einiges kaputt machen, wenn es in der Fortsetzung als "reale Heilung" bestätigt wird. Denn eigentlich fängt die Heilungsreise da ja erst richtig an, und eine posttraumatische Störung wird man leider auch nicht einfach los, indem man endlich begreift, dass die eigenen Schuldzuweisungen Blödsinn sind und man nicht aus sich selbst heraus verdorben ist, sondern es Täter gibt, die das ausgelöst oder zumindest dazu beigetragen haben. Zumal man diese Erkenntnis meiner Erfahrung nach auch gern wieder vergisst.

So. Keine Ahnung, ob sich das irgendwer durchliest, aber ich musste es mal loswerden. Ich denke, man merkt, dass Senuas Geschichte mir viel bedeutet und dass ich froh bin, dass dieses Spiel existiert. Wenn es nach mir geht, könnten sich gern mehr Spiele an dieses Thema trauen, denn allein für Betroffene und ihr Umfeld hat es einen unglaublich wichtigen Effekt, gesehen zu werden. Wer mag, kann sich ja mal den Hellblade Accolades Trailer ansehen, in dem Resonanz von Betroffenen ausschnitthaft wiedergegeben wird. Klar kann man das als schamlose Selfpromotion von Ninja Theory sehen, aber hier sitzt mindestens ein Mensch, der die im Trailer geschilderten Erfahrungen unterschreiben kann. :')
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Andre Peschke »

Nirax hat geschrieben: 16. Jul 2020, 16:59 So. Keine Ahnung, ob sich das irgendwer durchliest, aber ich musste es mal loswerden.
Logisch lesen wir das, wir sind ja im weltbesten Spieleforum und nicht bei Hans an der Ecke. ;)

Vielen Dank für den einsichtsreichen Beitrag, habe das mit viel Interesse gelesen. Ich bin ohnehin überrascht, aus wie vielen Ecken mich da Rückmeldung von Betroffenen erreicht. Ich hatte bei der Recherche zur Folge schon festgestellt, dass die Erkrankung verbreiteter ist, als ich angenommen hätte. Aber das Feedback unterstreicht das nochmal.

Andre
Nirax
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Nirax »

:D Danke für die Antwort.
Andre Peschke hat geschrieben: 16. Jul 2020, 17:47 Ich bin ohnehin überrascht, aus wie vielen Ecken mich da Rückmeldung von Betroffenen erreicht. Ich hatte bei der Recherche zur Folge schon festgestellt, dass die Erkrankung verbreiteter ist, als ich angenommen hätte.
Auch deshalb sind solche Spiele und die Gespräche, die sie auslösen, wichtig. Es liegt nicht nur, aber auch an der Stigmatisierung, dass Betroffene oft entweder nicht offen über ihre Probleme sprechen und ihre Symptomatik verstecken (bei geringerem Schweregrad) oder sich sogar soweit isolieren, dass sie gar keinen Zugang mehr zur Gesellschaft finden. Aber wir sind unter euch. ;)
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Gonas
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Gonas »

Nirax hat geschrieben: 16. Jul 2020, 16:59 Mist, jetzt hab ich zu lange am Eröffnungspost geschrieben und mir ist jemand zuvorgekommen. :D Ich stimme dem Ausgangspost größtenteils zu und kopiere meinen einfach mal hier rein:
...
Vielen Dank auch von mir für diesen interessanten Beitrag, die Wahrnehmung von Betroffen ist auf jeden Fall spannend.

Wenn ich die Frage stellen darf würde es mich wirklich interessieren ob für dich andere Videospiele auch eine (gesteigerte) Herausforderung darstellen und wenn ja welche Probleme auftreten können, bzw. manche Genre eher vermieden werden.
Nirax
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Nirax »

Gonas hat geschrieben: 16. Jul 2020, 19:05 Wenn ich die Frage stellen darf würde es mich wirklich interessieren ob für dich andere Videospiele auch eine (gesteigerte) Herausforderung darstellen und wenn ja welche Probleme auftreten können, bzw. manche Genre eher vermieden werden.
Klar darfst du, das wird sich nur vom Thema entfernen. Deshalb pack ich das mal als Spoiler rein, dann nimmt es weniger Platz weg.
SpoilerShow
Nochmal der Disclaimer: Ich kann nur für mich sprechen und ich habe keine Schizophrenie, sondern hatte die psychotische Episode "nur" als Begleiterscheinung anderer Störungen. Während der akuten Phase habe ich gar nix gespielt, außer vielleicht ein bisschen Skyrim (bekannte Spielwelt) oder casual Kram wie Sims o.ä. und das auch nur, wenn es gerade nicht schlimm war, denn dann wär ich dazu kognitiv gar nicht in der Lage gewesen. Die reale Welt ist ja schon fremd und überfordernd, dann kann man sich vielleicht vorstellen, dass der Zugang zu einer virtuellen Welt noch schwerer wird. Das ist in dem akuten Zustand gar nicht denkbar. Da ist man froh, wenn man es noch ab und an ins Badezimmer schafft.

Und im stabilisierten Zustand: Ja, es gibt tatsächlich einiges, was ich nicht so gut vertrage. Survival Horror fällt als Genre komplett weg, und auch Spiele mit Elementen davon wie z.B. Bioshock 1&2 kann ich leider nicht gut spielen. Bei den Titeln ärgert es mich besonders, weil die Thematiken und Spielwelten mich interessieren und ich eigentlich gerade so düstere Settings spannend finde. Aber ich krieg 'nen halben Herzinfarkt, wenn ein Splicer um die Ecke kommt. Das ist physiologisch einfach zu anstrengend für mich, weil zu meinen Symptomen auch eine generelle Schreckhaftigkeit gehört. Wenn ich aufgeschreckt bin, erstarre ich meistens erstmal und bin für einen kurzen Moment (bzw bis ich erkenne, dass ich keine Angst haben muss, also in dem Fall: "Ich spiele ein Spiel!") nicht handlungsfähig. Das ist dann auf Dauer auch einfach frustrierend, wenn die Spielfigur ständig stirbt, weil man mit der Maus an der Decke hängt und die Gegner einen fröhlich zerfleischen. :D
Spiele mit Jumpscares, die aber eher passiv - also ohne Kampfsystem - sind, sind zwar auch belastend, aber die krieg ich durchgespielt, weil da keine Eingabe gefordert ist und dementsprechend das Erstarren nicht behindert. Wobei ich z.B. Layers of Fear auch abgebrochen hab, weil es mir körperlich zu anstrengend wurde, obwohl ich es eigentlich erfahren wollte.

Klingt vielleicht auch komisch, dass ich mir solche Spiele überhaupt antue, aber: Generell habe ich Medien eigentlich immer als sicheren Rahmen zur Auseinandersetzung mit schwierigen Themen begriffen - Stichwort Probehandeln - und ich hab mir auch immer gezielt Filme, Bücher, Serien und auch Videospiele rausgesucht, die für mich schwierige Themen behandeln. Das hat sich nach meiner schweren Retraumatisierung und Ausbruch der posttraumatischen Belastungsstörung ein bisschen geändert. Seitdem muss ich inhaltlich auch ein bisschen schauen, dass ich zumindest Bescheid weiß, was mich erwartet. Life Is Strange ist vom Gameplay her trivial, hat mich aber gegen Ende inhaltlich auf dem falschen Fuß erwischt. Ich bin trotzdem froh, dass ich es gespielt hab, aber da kamen plötzlich aus dem Nichts Themen auf, die ich nicht erwartet hatte und dadurch war ich dann erstmal 'ne Weile mit Flashbacks und nicht eingeplanter Verarbeitung beschäftigt. Das ist übrigens der Grund, warum Leute Trigger-Warnungen fordern, aber das ist ein anderes Thema. Immerhin hat man immer die Möglichkeit, das Spiel auszumachen und sich zurückzuziehen, man behält die Kontrolle - anders als wenn man in sozialen Situationen getriggert wird, was immer böse ausgehen kann.

Auch deshalb spiele ich kein Multiplayer, also gar nicht. Früher wenigstens kooperativ, z.B. in PvE MMOs, aber mittlerweile will ich wenn ich spiele wirklich mit dem Spiel allein sein, in meinem eigenen Tempo spielen und keinem sozialen Druck ausgesetzt sein. Das wird mir sonst einfach zu viel und zu unberechenbar.

Kämpfe in einem weniger mit Angst-Atmosphäre aufgeladenen Setting sind eigentlich kein Problem. Eines meiner Lieblingsgenres sind Rollenspiele, da mag ich das Empowerment durch Erlernen neuer Fähigkeiten oder sonstiger Systeme, durch die man den Kampf mit erlernten Ressourcen geplanter vorgehen kann. Wahrscheinlich wären Strategiespiele auch sehr safe, das ist aber einfach nicht mein Genre.
Shooter mag ich wegen der Kombination aus kognitiven und motorischen Anforderung generell auch nicht so wirklich, weil es einfach sehr fordernd ist und sich in vielen Fällen für die Inhalte aus meiner Sicht nicht lohnt. Wenn im Kampf keine emotionale Komponente dabei ist, geht das zwar schon, aber dann ist es auch wieder weniger interessant. :D
Wenn die "Angriffe" keine personifizierten Gegner sind, zum Beispiel bei einigen Platformern oder Musikspielen, ist es trotz hoher Anforderungen auch wieder einfacher, vielleicht weil es dann weniger bedrohlich wirkt. Also scheint es bei mir keine generelle kognitive/motorische Einschränkung zu sein, sondern eher diese Situation von: "Scheiße, da kommt etwas Unberechenbares, das mir was Böses will! Alarm, Alarm, schnell totstellen!"

So, das war jetzt alles, was mir eingefallen ist. Vielleicht etwas wirr, weil mir einiges beim Schreiben erst klar geworden ist. Aber falls du noch eine Frage zu was Spezifischem hast, frag gern. :)
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Gonas
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Gonas »

Nirax hat geschrieben: 16. Jul 2020, 22:09
Gonas hat geschrieben: 16. Jul 2020, 19:05 Wenn ich die Frage stellen darf würde es mich wirklich interessieren ob für dich andere Videospiele auch eine (gesteigerte) Herausforderung darstellen und wenn ja welche Probleme auftreten können, bzw. manche Genre eher vermieden werden.
Klar darfst du, das wird sich nur vom Thema entfernen. Deshalb pack ich das mal als Spoiler rein, dann nimmt es weniger Platz weg.
SpoilerShow
Nochmal der Disclaimer: Ich kann nur für mich sprechen und ich habe keine Schizophrenie, sondern hatte die psychotische Episode "nur" als Begleiterscheinung anderer Störungen. Während der akuten Phase habe ich gar nix gespielt, außer vielleicht ein bisschen Skyrim (bekannte Spielwelt) oder casual Kram wie Sims o.ä. und das auch nur, wenn es gerade nicht schlimm war, denn dann wär ich dazu kognitiv gar nicht in der Lage gewesen. Die reale Welt ist ja schon fremd und überfordernd, dann kann man sich vielleicht vorstellen, dass der Zugang zu einer virtuellen Welt noch schwerer wird. Das ist in dem akuten Zustand gar nicht denkbar. Da ist man froh, wenn man es noch ab und an ins Badezimmer schafft.

Und im stabilisierten Zustand: Ja, es gibt tatsächlich einiges, was ich nicht so gut vertrage. Survival Horror fällt als Genre komplett weg, und auch Spiele mit Elementen davon wie z.B. Bioshock 1&2 kann ich leider nicht gut spielen. Bei den Titeln ärgert es mich besonders, weil die Thematiken und Spielwelten mich interessieren und ich eigentlich gerade so düstere Settings spannend finde. Aber ich krieg 'nen halben Herzinfarkt, wenn ein Splicer um die Ecke kommt. Das ist physiologisch einfach zu anstrengend für mich, weil zu meinen Symptomen auch eine generelle Schreckhaftigkeit gehört. Wenn ich aufgeschreckt bin, erstarre ich meistens erstmal und bin für einen kurzen Moment (bzw bis ich erkenne, dass ich keine Angst haben muss, also in dem Fall: "Ich spiele ein Spiel!") nicht handlungsfähig. Das ist dann auf Dauer auch einfach frustrierend, wenn die Spielfigur ständig stirbt, weil man mit der Maus an der Decke hängt und die Gegner einen fröhlich zerfleischen. :D
Spiele mit Jumpscares, die aber eher passiv - also ohne Kampfsystem - sind, sind zwar auch belastend, aber die krieg ich durchgespielt, weil da keine Eingabe gefordert ist und dementsprechend das Erstarren nicht behindert. Wobei ich z.B. Layers of Fear auch abgebrochen hab, weil es mir körperlich zu anstrengend wurde, obwohl ich es eigentlich erfahren wollte.

Klingt vielleicht auch komisch, dass ich mir solche Spiele überhaupt antue, aber: Generell habe ich Medien eigentlich immer als sicheren Rahmen zur Auseinandersetzung mit schwierigen Themen begriffen - Stichwort Probehandeln - und ich hab mir auch immer gezielt Filme, Bücher, Serien und auch Videospiele rausgesucht, die für mich schwierige Themen behandeln. Das hat sich nach meiner schweren Retraumatisierung und Ausbruch der posttraumatischen Belastungsstörung ein bisschen geändert. Seitdem muss ich inhaltlich auch ein bisschen schauen, dass ich zumindest Bescheid weiß, was mich erwartet. Life Is Strange ist vom Gameplay her trivial, hat mich aber gegen Ende inhaltlich auf dem falschen Fuß erwischt. Ich bin trotzdem froh, dass ich es gespielt hab, aber da kamen plötzlich aus dem Nichts Themen auf, die ich nicht erwartet hatte und dadurch war ich dann erstmal 'ne Weile mit Flashbacks und nicht eingeplanter Verarbeitung beschäftigt. Das ist übrigens der Grund, warum Leute Trigger-Warnungen fordern, aber das ist ein anderes Thema. Immerhin hat man immer die Möglichkeit, das Spiel auszumachen und sich zurückzuziehen, man behält die Kontrolle - anders als wenn man in sozialen Situationen getriggert wird, was immer böse ausgehen kann.

Auch deshalb spiele ich kein Multiplayer, also gar nicht. Früher wenigstens kooperativ, z.B. in PvE MMOs, aber mittlerweile will ich wenn ich spiele wirklich mit dem Spiel allein sein, in meinem eigenen Tempo spielen und keinem sozialen Druck ausgesetzt sein. Das wird mir sonst einfach zu viel und zu unberechenbar.

Kämpfe in einem weniger mit Angst-Atmosphäre aufgeladenen Setting sind eigentlich kein Problem. Eines meiner Lieblingsgenres sind Rollenspiele, da mag ich das Empowerment durch Erlernen neuer Fähigkeiten oder sonstiger Systeme, durch die man den Kampf mit erlernten Ressourcen geplanter vorgehen kann. Wahrscheinlich wären Strategiespiele auch sehr safe, das ist aber einfach nicht mein Genre.
Shooter mag ich wegen der Kombination aus kognitiven und motorischen Anforderung generell auch nicht so wirklich, weil es einfach sehr fordernd ist und sich in vielen Fällen für die Inhalte aus meiner Sicht nicht lohnt. Wenn im Kampf keine emotionale Komponente dabei ist, geht das zwar schon, aber dann ist es auch wieder weniger interessant. :D
Wenn die "Angriffe" keine personifizierten Gegner sind, zum Beispiel bei einigen Platformern oder Musikspielen, ist es trotz hoher Anforderungen auch wieder einfacher, vielleicht weil es dann weniger bedrohlich wirkt. Also scheint es bei mir keine generelle kognitive/motorische Einschränkung zu sein, sondern eher diese Situation von: "Scheiße, da kommt etwas Unberechenbares, das mir was Böses will! Alarm, Alarm, schnell totstellen!"

So, das war jetzt alles, was mir eingefallen ist. Vielleicht etwas wirr, weil mir einiges beim Schreiben erst klar geworden ist. Aber falls du noch eine Frage zu was Spezifischem hast, frag gern. :)
Vielen Dank, nein, das war sehr interessant und mehr als ich zu hoffen gewagt habe. :D
Ist auf jeden Fall ein faszinierender Einblick. Die Probleme bei Horror und Life Is Strange kann ich glaube ich auch nachvollziehen (sofern das eben möglich ist).
Das du auf verschiedene Spiele die dich interessieren verzichten musst ist natürlich sehr schade. Hast du bei solchen Titeln schon versucht diese z.B. als Let's Play zu sehen oder vielleicht wenig aufregend/reizüberflutend als walkthrough?
Könnte mir vorstellen, dass dieses indirekte und die nicht tatsächliche Beteiligung am Geschehen das nochmal abschwächt. Aber kann mich natürlich auch irren und zuschauen ist bei einem eigentlich interaktiven Medium auch nicht jedermanns Sache.
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Nyarly362
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Nyarly362 »

Hallo Nirax,

auch von mir ein großes Danke an diesen Erfahrungsbericht und der Frage nach einem Unterschied bei Let's Plays schließe ich mich an. Hilft da die zusätzliche "Wand" und dass Du ja auch etwas mehr Kontrolle hast z.B. durch den Pausenknopf, bzw. Dinge wiederholen oder überspringen zu können?
Und gibt es eventuell auch einen Unterschied, welcher Player das Spiel spielt, denke hier z.B. Pandorya, die ja grundsätzlich Horror "lustig durchspielt" versus Leute, die da ruhiger sind und das Ganze sehr ernst nehmen. Je nach Stresslevel (ja, nur normal) kann ich nämlich da eins besser von ertragen als das andere oder gar selber spielen. Für Horror muss ich zum selbst spielen schon super entspannt sein...
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Ines
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Ines »

Danke für das nette Feedback - und den Erfahrungsbericht. Ich finde, es ist immer wichtig, die Diversität der Erfahrungen zu sehen, damit wir mal von "Normalfall" der "ordnungsgemäß funktionierenden Psyche" wegkommen.
Die psychische Erkrankung sieht man ja niemandem an, deshalb wissen die meisten Leute nicht, dass es eigentlich eher der Normalfall, als die Ausnahme ist, irgendeine Erkrankung zu bekommen. Schizophrenie im engeren Sinne ist aber schon mit 1% der Bevölkerung eher seltener. Psychotische Symptome in anderen Zusammenhängen gibt es aber ziemlich oft.

Anzunehmen, dass es nur eine Vorstellungswelt ist und deshalb alles funktioniert, die Stimmen so hilfreich sind, war erstmal auch meine Interpretation, in der Folge bin ich aber eher dem anderen Gedanken gefolgt, weil ich die Leute im Kopf hatte, die in der Psychose ein bisschen manisch und selbstüberschätzend werden, auf die Stimmen hören und dann gefährliche Sachen machen. Das ist leider eine echte Gefahr und deshalb hielt ich es für nicht gut, wenn in den Medien eine solche Darstellung von Psychose als "Superkraft" gepflegt wird. Wobei das im Spiel ja nicht überall so ist. Senua verletzt sich ja an einer Stelle auch selbst, weil die Stimmen das sagen. Darauf sind wir ja gar nicht mehr eingegangen. Das Spiel ist so dicht, da hätte man theoretisch noch so viel diskutieren können.
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Numfuddle
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Numfuddle »

Ich weiß dass das eine vermutlich sehr schwierige Frage ist aber inwiefern Grenzen sich die Symptome einer dissoziativen Störung in ihrer Schwere (?) Order Auftretenswahrscheinlichkeit von nicht Betroffenen ab? Natürlich gibt es im ICD/DSM Kontext immer auch den Punkt „schwer genug dass es die Lebensqualität deutlich einschränkt“ aber wo verläuft die Grenze zwischen z.B. einem sehr dominanten inneren Monolog/Dialog und einer konkreten Störung wenn sich dazu überhaupt eine Aussage machen lässt.

Eine Situation, wo sich z.B. ein Gedanke für eine Zeit festsetzt und die innere Unterhaltung dominiert, hat bestimmt schon der eine oder andere für sich selbst erlebt und selbst wenn man weiß das es objektiv gesehen Unfug ist können Gedanken wie z.B. „Die hassen mich bestimmt alle“ erstaunliche Macht erlangen. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen spielen ja destruktive innere ‚Stimmen“ eine Rolle z.B. bei Depressionen oder auch OCD artigen Störungen oder Störungen des Selbstbildes.

Meine Gedankenwelt ist z.B. geprägt durch einen sehr starken inneren Monolog/Dialog innerhalb dessen ich ganze Unterhaltungen führen kann wo einzelne Elemente auch unterschiedliche Standpunkte vertreten. Für mich ist das ein positiver Aspekt an der Stelle aber es hört sich auch immer ein wenig ‚verrückt‘ an wenn ich versuche das jemandem zu erklären. Es gibt aber auch die Teile die eher negativ geprägt sind und bestimmt Komplexe von mir ansprechen (z.B. Das „alle finden dich bestimmt total doof“)

Ich bin aber auch nicht dissoziativ gestört oder schizophren

Bin mir nicht sicher ob was ich hier schreibe überhaupt Sinn ergibt aber für mich scheint es so als gäbe es da Elemente die nicht Betroffene auch haben. Oder sind die Stimmen die den inneren Monolog/Dialog formen etwas grundlegend anderes als Stimmen die z.B. Schizophrene hören?
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Ines
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Ines »

Numfuddle hat geschrieben: 18. Jul 2020, 17:07 Ich weiß dass das eine vermutlich sehr schwierige Frage ist aber inwiefern Grenzen sich die Symptome einer dissoziativen Störung in ihrer Schwere (?) Order Auftretenswahrscheinlichkeit von nicht Betroffenen ab? Natürlich gibt es im ICD/DSM Kontext immer auch den Punkt „schwer genug dass es die Lebensqualität deutlich einschränkt“ aber wo verläuft die Grenze zwischen z.B. einem sehr dominanten inneren Monolog/Dialog und einer konkreten Störung wenn sich dazu überhaupt eine Aussage machen lässt.

Eine Situation, wo sich z.B. ein Gedanke für eine Zeit festsetzt und die innere Unterhaltung dominiert, hat bestimmt schon der eine oder andere für sich selbst erlebt und selbst wenn man weiß das es objektiv gesehen Unfug ist können Gedanken wie z.B. „Die hassen mich bestimmt alle“ erstaunliche Macht erlangen. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen spielen ja destruktive innere ‚Stimmen“ eine Rolle z.B. bei Depressionen oder auch OCD artigen Störungen oder Störungen des Selbstbildes.

Meine Gedankenwelt ist z.B. geprägt durch einen sehr starken inneren Monolog/Dialog innerhalb dessen ich ganze Unterhaltungen führen kann wo einzelne Elemente auch unterschiedliche Standpunkte vertreten. Für mich ist das ein positiver Aspekt an der Stelle aber es hört sich auch immer ein wenig ‚verrückt‘ an wenn ich versuche das jemandem zu erklären. Es gibt aber auch die Teile die eher negativ geprägt sind und bestimmt Komplexe von mir ansprechen (z.B. Das „alle finden dich bestimmt total doof“)

Ich bin aber auch nicht dissoziativ gestört oder schizophren

Bin mir nicht sicher ob was ich hier schreibe überhaupt Sinn ergibt aber für mich scheint es so als gäbe es da Elemente die nicht Betroffene auch haben. Oder sind die Stimmen die den inneren Monolog/Dialog formen etwas grundlegend anderes als Stimmen die z.B. Schizophrene hören?
Okay, zunächst: "schizophrene" Stimmen sind "echte" Stimmen, die nicht als zur eigenen Persönlichkeit zugehörig erlebt werden (Nachbarn, CIA, Alien-Chips im Gehirn). In einer Dissoziation gibt es auch manchmal Stimmen, aber die werden als zu sich selbst zugehörig erlebt. Dissoziative Phänomene können bis zu einem gewissen Grad Teil eines ganz normalen Alltags sein. Adsorption in ein Buch oder so, wenn man in der Bahn liest und die Umgebung nicht mehr mitbekommt, ist sowas. Oder einige Leute fühlen sich in Stresssituationen oder bei starker Müdigkeit abgeschnitten von sich selbst.
Es gibt Konzepte, die in der Ego-State-Therapie oder der Schematherapie genutzt werden, in denen man sich vorstellt, dass es verschiedene Persönlichkeitsanteile gibt, die unterschiedliche Aufgaben haben. Die Idee eines abwertenden "inneren Kritikers" ist ja ziemlich verbreitet. Deshalb wirken solche Interventionen wie Stühle-Dialoge, in denen man sich vorstellt, dass der belastende Anteil auf einem leeren Stuhl sitzt und man dann einen Dialog mit ihm führt, auch oft sehr gut. Hier ist also immer klar, dass es sich um eigene Gedanken handelt, nicht um etwas von außen "gemachtes". Auch bei Zwangsstörungen ist das so: Man erkennt den Gedanken als eigenen unsinnigen Gedanken, kann sich aber trotzdem nicht dagegen wehren.
Ich ziehe die Grenze ja meistens ziemlich pragmatisch: da, wo jemand so darunter leidet, dass er es dafür in Kauf nimmt, zu mir in die Therapie zu kommen ;)
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Maliko
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Maliko »

Auch ich muss sagen dass ich die Folge wirklich sehr sehr gut finde (erheblich besser als die Gänsehautfolge mit dem Thema Wahnsinn, wo einfach wahnsinnig viel Mist in den Raum geworfen wurde - vor allem von Dom den ich eigentlich sehr sehr gerne mag, aber die Folge war wahnsinnig schlecht recherchiert) und mit Ines ein wirklich guter Gegenpart für André anwesend war. Ich bin selbst psychisch krank (Depressionen und Borderline) und habe daher selbst sehr sehr viel Erfahrung im Bereich des Psychiatrischen. Es hat mich wirklich gefreut, dass ihr so professionell und objektiv mit dem Thema umgegangen seit. Dafür vielen vielen Dank.

Eine kleine Kritik muss ich aber leider anbringen. Ines war mir leider etwas zu monoton. Ihre Stimme hatte etwas leierndes und einschläferndes, was dafür sorgte, dass ich ihr nicht lange folgen konnte. Ansonsten kann ich aber nur sagen dass es eine wirklich klasse Folge war.
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Andre Peschke
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Andre Peschke »

Maliko hat geschrieben: 19. Jul 2020, 12:26 Eine kleine Kritik muss ich aber leider anbringen. Ines war mir leider etwas zu monoton. Ihre Stimme hatte etwas leierndes und einschläferndes, was dafür sorgte, dass ich ihr nicht lange folgen konnte. Ansonsten kann ich aber nur sagen dass es eine wirklich klasse Folge war.
Erstmal vielen Dank für das Lob. Was Kritik an der Stimme angeht: Schaut bitte, dass ihr das im Mindesten freundlicher formuliert. Gast-Experten und Expertinenn wie Ines opfern ihre Zeit um den Podcast wissenswerter zu machen und haben es nicht verdient, dass sie sich hinterher anhören müssen, sie klängen "leiernd und einschläfernd". Mal abgesehen davon, dass ich Ines ruhig und sehr angenehm finde und der Meinung wäre, dass sie zu den angenehmsten Sprechstimmen im Podiversum gehört: Das kann man höflicher ausdrücken, selbst wenn man das subjektiv anders empfindet.

Andre
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Dom Schott
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Dom Schott »

Maliko hat geschrieben: 19. Jul 2020, 12:26 Auch ich muss sagen dass ich die Folge wirklich sehr sehr gut finde (erheblich besser als die Gänsehautfolge mit dem Thema Wahnsinn, wo einfach wahnsinnig viel Mist in den Raum geworfen wurde - vor allem von Dom den ich eigentlich sehr sehr gerne mag, aber die Folge war wahnsinnig schlecht recherchiert) und mit Ines ein wirklich guter Gegenpart für André anwesend war.
Finde sehr frech und respektlos, dass du quasi im Nebensatz so harsche und persönliche Kritik an unserer Gänsehaut-Folge ablässt. Entweder schreibst du mir auf einem direkten Kanal, wo in deinen Augen das Problem mit der Folge lag oder du verkneifst dir sowas - so ein generelles Abklatschen ist frustrierend und hilft niemandem weiter.
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Herrmann
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Herrmann »

Ich hab den Podcast heute mit viel Interesse gehört. Ich hatte zwar angefangen Senua zu spielen, es dann aber doch aufgrund der "simplen" Spielmechanik liegen lassen. Der Cast hat mir wieder Lust auf Spiel gemacht – und gelernt habe ich auch noch.

Nachgeforst finde ich toll, eigentlich jede Folge.
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HerrReineke
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von HerrReineke »

Frage in die Runde: ich habe Hellblade zwar schon länger auf der Platte und ganz fest vor es zu spielen, aber noch nicht gemacht. Was sagt ihr: Erst selbst rein/durchspielen und dann diesen offenkundig famosen Podcast hören, oder ist das vollkommen wumpe? :lol:
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Ines
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Ines »

Ich würde es zuerst spielen, weil du sonst vielleicht die Spielbezüge nicht verstehen würdest, wir beschreiben da nämlich nicht so furchtbar viel. Aber natürlich könntest du trotzdem mit Gewinn meinen Ausführungen zur Psychopathologie lauschen :D
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HerrReineke
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von HerrReineke »

Ines hat geschrieben: 19. Jul 2020, 18:06 Ich würde es zuerst spielen, weil du sonst vielleicht die Spielbezüge nicht verstehen würdest, wir beschreiben da nämlich nicht so furchtbar viel. Aber natürlich könntest du trotzdem mit Gewinn meinen Ausführungen zur Psychopathologie lauschen :D
Dann werde ich denen im Anschluss mit Gewinn lauschen ;) Danke :)
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Voigt
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Re: Nachgeforscht: Hellblade – Senua’s Sacrifice

Beitrag von Voigt »

Ich habe das Spiel nich gespielt und den Podcast gehört. Grundlagen werden ja unabhängig vom Spiel erläutert, aber vom Spiel wird quasi garnix erzählt. ^^
Wird eher so auf das Spiel bezug genommen, ja an der Stelle wo die Runenrätsel löst bekommt die ja Hilfe, und wenn die ausm Dorf vertrieben wird aufgrund ihrer Krankheit ist das ja echt nicht gut. Ohne auch mal den Plot vom Spiel kurz zu erklären und es einzuordnen. Nur die Prämisse wird kurz am Anfang beschrieben.

Aber passt schon, der Podcast hat für mich trotzdem funktioniert, und kenne das Spiel ja grob aus Beschreibungen. Daher die Information die der Podcast rüberbringen mag, wird auch ohne Spielewissen gut rübergebracht, auch wenn man den Szenenbezug zum Spiel nicht nachvollziehen kann.
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