Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

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whitespace
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Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von whitespace »

Hallo!
Ich wollte hier kurz mal meinen Senf zum Thema Ausbildung, Quereinsteiger und Uni-Abschluss da lassen, da ich denke als Junior Software Entwickler der vor bissel weniger als zwei Jahren als Quereinsteiger angefangen hat, kann ich da noch einiges ergänzen.

Zu allererst, ist die Programmierung und Entwicklung eine Sparte die man nicht mit vielen konventionellen Lehren vergleichen kann, da der Einstieg sehr sehr viel trockene Theorie voraussetzt. Ich selbst habe eine kleine 6 Monatige Ausbildung zum Fullstack Web Developer gemacht, wo es einfach nur um die Basics ging, also was ist Frontend, was ist Backend, was ist objektorientierte Programmierung, was sind Frameworks, was sind IDEs und so weiter und so weiter.
Hier sind wir dann bei den Basics, womit man sich zumindest in der normalen Web und Software Entwicklung mal überlegen kann ob man sich um eine Junior Stelle bewirbt, wenn man sich gute Referenzen aufgebaut hat. Ab hier beginnt aber dann erst die Ausbildung und ist halt noch immer weit davon entfernt wirklich produktiv für den Arbeitgeber zu sein.
In meinem ersten Job habe ich die ersten zwei Monate mal von PHP auf Typescript und Java umgelernt (voll bezahlt muss man sagen) und habe währenddessen kleinere Bugs gefixt wie Übersetzungsfehler. Ich habe mir sehr viel danach auch im Selbststudium beibringen müssen mit eben dem Vorteil, dass ich in der Firma einen Mentor hatte (also ähnlich wie halt der Lehrlings Ausbilder). Es hat einige Monate und viel Selbststudium gebraucht um produktiv mitarbeiten zu können.
In der Entwicklung ist es leider nicht so wie bei z.B. Automechanikern, wo du dem Azubi zeigen kannst wie man Autoreifen wechselt und der macht das halt für die ersten 2 Wochen und spannt ihn nach und nach für immer mehr Arbeit ein und lernt ihm die Theorie nebenbei in der Berufsschule.
Um die Entwicklung als Ausbildungsberuf attraktiv zu machen, braucht es ein ganz eigenes Modell weil es ein sehr sehr theoretischer Beruf ist wo halt das Uni Modell sehr gut drauf passt.
Als Arbeitgeber, der jemand ohne Vorkenntnisse einstellt, müsste er im Prinzip einen Privatlehrer für den Azubi hinstellen der ihm erstmal die Basics beibringt oder der Azubi wird abgestellt und muss sich erst recht alles im Selbststudium beibringen. Das ist für alle kein vorteilhaftes Verhältnis.

Und einem würde ich halt gerne widersprechen, da man als "einfacher" Programmierer ohne Uni Abschluss sehr wohl weit kommen kann. Gerade in der heutigen Zeit wo es Online Weiterbildungen wie Sand am Meer gibt, ist der Uni Abschluss zweitrangig, da man sich im laufe der Zeit genau die Zweige ansteuern kann die man möchte. Das Konzept "alles können, aber nichts richtig" ist meiner Meinung nach veraltet. Ich bin derzeit dabei meine Scrum Master Ausbildung zu machen und strebe definitiv eine Position als Techlead an. Ohne Uni Abschluss. Jemanden zu unterstellen er hätte zumindest grundlegende Ahnung von einem Bereich wäre so als würde ich einem Schüler unterstellen er hätte Ahnung von Mathe obwohl er 5 Jahre mit Ach und Krach durchgekommen ist und diese Einstellung sehe ich nicht nur als problematisch, sondern diesen Trugschluss sieht man in der echten Welt an sehr vielen unfähigen Projektmanagern.
Trugschluss
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Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von Trugschluss »

Hey whitespace, ich danke für deinen Beitrag. Ist interessant zu lesen, dass so ein Quereinstieg möglich ist, sogar nur mit ein paar Monaten Ausbildung. Mich würde noch interessieren, was man dann so verdient?
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whitespace
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Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von whitespace »

Trugschluss hat geschrieben: 22. Jul 2020, 09:30 Hey whitespace, ich danke für deinen Beitrag. Ist interessant zu lesen, dass so ein Quereinstieg möglich ist, sogar nur mit ein paar Monaten Ausbildung. Mich würde noch interessieren, was man dann so verdient?
Puh, das kommt ganz drauf an. Bei uns in Österreich liegt der Mindest Kollektiv bei 2190€ Brutto (oder so ähnlich). Aber ich hätte noch keine einzige Firma gesehen die eine Stelle mit dem Verdienst ausgeschrieben hätte.
Im Durchschnitt was ich auch von Freunden aus der Branche kenne, liegt der Einstieg ohne Berufserfahrung als Junior bei 2400€-2500€ Brutto (etwa 1750€ Netto) in Österreich (manche Firmen geben Uni Absolventen mehr, aber nicht alle).
Dadurch, dass ich davor ja schon in der IT gearbeitet habe, bin ich mit 2700€ Brutto eingestiegen und werde demnächst, also mit der Scrum Master Prüfung und damit weg vom Junior Status irgendwo bei 3100€ Brutto liegen.
Dabei muss man aber auch beachten, dass ich halt extrem viel privat an Weiterbildung gemacht habe und man bitte nicht denken sollte, dass man nur 1 Jahr Erfahrung braucht um kein Junior mehr zu sein.
Die meisten die ich kenne verbrachten mehrere Jahre als Junior Entwickler. Ich sehe mich selbst mehr als sehr enthusiastischer Workaholic :ugly:
flowseven
Beiträge: 114
Registriert: 1. Jun 2016, 11:13

Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von flowseven »

Wolfgang sagt, dass er nicht mehr ins Kino geht, weil er nach 15 Minuten schon weiß wo die Reise hingeht. Teilweise behauptet er, dass er sogar die Dialoge kennt. Finde die Aussage sehr arrogant dem Medium Film gegenüber, welches in den letzten Jahren viele großartige Werke hervorgebracht hat. Es liegt also eher an seiner Auswahl an Filmen, als an einem kreativen Problem der Branche.
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Soulaire
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Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von Soulaire »

flowseven hat geschrieben: 23. Jul 2020, 18:11 Wolfgang sagt, dass er nicht mehr ins Kino geht, weil er nach 15 Minuten schon weiß wo die Reise hingeht. Teilweise behauptet er, dass er sogar die Dialoge kennt. Finde die Aussage sehr arrogant dem Medium Film gegenüber, welches in den letzten Jahren viele großartige Werke hervorgebracht hat. Es liegt also eher an seiner Auswahl an Filmen, als an einem kreativen Problem der Branche.
jein, Filme die mal was anderes machen (also keine Helden-Reise) kann man in den meisten großen Kinos gar nicht mehr sehen, weil Disney eben oft alle Säle blockiert. Ausnahmen wie Parasite oder Blade Runner 2049 gibt es zum Glück immer noch.
früher gab es tatsächlich jede Woche ganz verschiedene Blockbuster, wo man aber immer noch mit Bekannten reingehen konnte. Bei Kunstfilmen ist das bekanntlich schwieriger. Und die bilden leider auch oft nur die andere Seite der Medaille, weil sie auch mit Konventionen durchdrungen sind (gerade deutsche Filme).
CarZ
Beiträge: 6
Registriert: 9. Nov 2019, 13:47

Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von CarZ »

flowseven hat geschrieben: 23. Jul 2020, 18:11 Wolfgang sagt, dass er nicht mehr ins Kino geht, weil er nach 15 Minuten schon weiß wo die Reise hingeht. Teilweise behauptet er, dass er sogar die Dialoge kennt. Finde die Aussage sehr arrogant dem Medium Film gegenüber, welches in den letzten Jahren viele großartige Werke hervorgebracht hat. Es liegt also eher an seiner Auswahl an Filmen, als an einem kreativen Problem der Branche.
Naja, ist es denn Wolfgangs Auswahl? Bei Steam siehst du Indieperlen direkt neben AAA Blockbustern. Beim Film ist das anders. Die Filme, die in Kinos und/oder auf Prime/Netflix/Disney Plus populär gefeatured werden, sind sich dann aus Storytelling-Perspektive doch recht ähnlich.

Ich kann Wolfgang da nur zustimmen, gerade wenn man sich als Game Designer ein bisschen mit Screenwriting beschäftigt, wird sofort klar, wie formelhaft Plot und Charaktere meistens gestaltet sind.

Das muss man nicht zwingend wertend sehen. Man kann auch sagen, dass der Film im Gegensatz zum Spiel bereits klare Konventionen aufgebaut hat und daher besser in der Lage ist, ein Gefühl der Vertrautheit beim Zuschauer aufzubauen. Wenn man für sich selbst aber Innovation über Vertrautheit und Konsistenz stellt, kann ich Wolfgangs Meinung gut verstehen.
Wolfgang Walk
Beiträge: 344
Registriert: 8. Aug 2016, 20:11

Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von Wolfgang Walk »

flowseven hat geschrieben: 23. Jul 2020, 18:11 Wolfgang sagt, dass er nicht mehr ins Kino geht, weil er nach 15 Minuten schon weiß wo die Reise hingeht. Teilweise behauptet er, dass er sogar die Dialoge kennt. Finde die Aussage sehr arrogant dem Medium Film gegenüber, welches in den letzten Jahren viele großartige Werke hervorgebracht hat. Es liegt also eher an seiner Auswahl an Filmen, als an einem kreativen Problem der Branche.
Kino ist nicht gleich Film. Es gibt nach wie vor großartige Filme. Aber im Kino werden sie immer seltener. Hollywood produziert seit Jahren zu über 90% vorhersehbare Dutzendware. Und ja: das geht bis in die Dialogführung hinein. Aus demselben Grund höre ich seit den 80ern so gut wie kein Radio mehr: nur noch Formatgegröhle.

Filme, die mir in den letzten Jahren Spaß gemacht haben, kamen fast nie aus Hollywood - und liefen in der Regel auf den großen Streamingplattformen.
lnhh
Beiträge: 2133
Registriert: 11. Jul 2016, 11:11
Wohnort: Frankfurt am Main

Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von lnhh »

Bzgl Informatik, kann ich nur sehr empfehlen 6 Semester Angewandte oder Wirtschaftsinformatik an einer FH zu studieren.
Parallel privat bisschen reinhaengen (zB Web oder Appentwicklung) und einem stehen die Tueren offen danach. Vorausgesetzt man ist sozial kompetent und ein Teamplayer. Die Zeiten des Kellerkindprogrammierers sind groesstenteils vorbei und auch nicht mehr gefragt.

Einsteigsgehalt in einer der groesseren Staedte ist so zwischen 35 und 55k Brutto pro Jahr. Je nach Branche, deinen Faehigkeiten etc.
Fuck Tapatalk
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DickHorner
Beiträge: 958
Registriert: 30. Aug 2018, 10:26

Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von DickHorner »

Ah, der Hörer muss also Kino mit Hollywood gleichsetzen damit die Pauschalisierung schlüssig ist.
Dann doch lieber Mal auf die ein oder andere Pauschalisierung verzichten...
JanTenner
Beiträge: 334
Registriert: 29. Apr 2018, 22:04

Re: Walkthrough: Egoperspektive, Umgang mit Kritik und andere Fragen

Beitrag von JanTenner »

Großartige Filme die ich letztes Jahr im Kino gesehen habe:
- Little Women
- Knives Out
- Queen & Slim
- Jojo Rabbit
- The Lighthouse
- Porträt einer jungen Frau in Flammen
- Parasite

Wenn man sich im Kino nur vorhersehbare Dutzendware anschaut ist man selbst daran schuld :D
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