Vorweg: Wir sind da wohl einer Ansicht, ich habe mich da ggf. nur ungenau ausgedrückt. Max' Sexualität ist in dem Titel in der Form essentiell, dass die Handlung - so, wie sie für das Spiel geschrieben ist - eben maßgeblich darauf aufbaut, nämlich auf seiner (hetero-)sexuellen Beziehung zu seiner Frau, aus der auch ein Kind erwuchs. Dass die Handlung - "Person verliebt geliebte Menschen und nimmt Rache" - prinzipiell mit vielen anderen Konstellationen möglich wäre, da hast du Recht.DickHorner hat geschrieben: ↑29. Mär 2021, 19:28Die Sexualität des Max wird dabei nur implizit thematisiert. Sie ist für die Prämisse nachrangig und steht an dieser Stelle nur stellvertretend für den logischen Sinnzusammenhang der Projektion der intrasubjektiven Gefühlswelt des Max Payne. Bei Mr. Burns wär's Bobo, bei Max Payne halt Ehefrau und Kind.
Ich würde allerdings widersprechen, dass seine Sexualität nur implizit thematisiert wird, immerhin ist seine Familie mit Mutter, Vater und Kind ja der Ausgangspunkt der Rachegeschichte. Ist wohl eine Frage der Definition, wie man hierbei nun "explizit" und "implizit" definiert. Stimmt natürlich, dass Max Payne sich nie Gedanken über seine Heterosexualität macht oder seine Heterosexualität an sich zum Thema der Handlung wird, so wie's z.B. beim Character Arc von Dorian in DA:I der Fall ist.
Aber wenn man dies als "implizite" Thematisierung bezeichnet, tut man sich glaube ich in der Analyse keinen Gefallen, weil Heterosexualität somit per se zur reinen Implikation reduziert wird, eben weil in einem heteronormativen Kontext die Heterosexualität an sich nie zur Disposition gestellt wird, sondern ausschließlich die Abweichung von derselbigen. Heterosexualität wäre gemäß dieser Definition somit nie "explizit" das Thema einer Handlung, weil mir keine einzige Geschichte bekannt ist, in der eine Figur mit ihrer Heterosexualität hadert. Unter "implizit" würde ich verstehen, dass etwas nur angedeutet wird. Aber in Max Payne betreten wir ja u.a. sein Haus, sehen das Ehebett und er spricht in Monologen mehrfach von seiner Ehefrau und seinem Kind. Dies würde ich als "explizit" bezeichnen. Ist aber wohl eine Frage der Definition. Verstehe jedenfalls deinen Punkt.
Als Randnotiz, weil mir dieser Gedanke seit'ner Weile durch den Kopf geht und es mich ehrlich gesagt ziemlich wurmt: Selbst die in Fantasy-Titeln entworfenen Gesellschaften, welche Autoren ja irgendwie schreiben könnten, sind in allen mir bekannten Fällen heteronormativ. Man traut es den Spielern zu sich in komplexe und verworrene Lores, in die Perspektive von Elfen, Zwergen und Gedönse einzudenken, aber Autoren fehlt es offenbar am Vorstellungsvermögen, sich eine fiktive Gesellschaft vorzustellen, in der Mann+Mann und Frau+Frau der Standard sind, weil ... ja, keine Ahnung. Dabei ließen sich da doch allerlei nette, schrullige oder auch faszinierende Geschichten erzählen. Das ist doch Storygold!