Runde #312: Tell me why

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Rince81
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Rince81 »

Dafür gibt es laut YouTube deutlich unterschiedliche Enden. Ich habe mit dem reduzierten Gameplay keine Probleme wenn mir dafür eine gute Story präsentiert wird - und das gelingt Dontnod leider nur zum Teil.

Und ich habe gemerkt, dass ich mit der Episoden Struktur wie bei LiS 2 mit den langen Pausen meine massiven Probleme habe. Ich hatte das vorbestellt und dann bis heute nur Episode 1 gespielt. Der schnelle Ryhtmus bei Tell me Why liegt mir deutlich mehr.
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kami
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Re: Tell Me Why

Beitrag von kami »

Ich hab schon bei LiS und BtS gewartet, bis alle Episoden verfügbar waren. Der Erscheinungsrhythmus von Tell Me Why sagt mir aber auch mehr zu, auch wenn man sich fragt, welchen Sinn die Episodenstruktur da noch macht.
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Heretic
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Heretic »

Aufgrund des Sonntagspodcasts zum Thema zieh' ich den Thread nochmal ans Tageslicht. Ich wundere mich nämlich ein wenig über Jochens Meinung zu "Tell Me Why".

Ich weiß nicht, ob die Transgender-Thematik seitens Dontnod oder der Spielepresse explizit in den Vordergrund gerückt wurde, da ich keine Werbung zu dem Spiel mitbekommen habe. Ich habe "Tell Me Why" einfach als Mystery-Thriller wahrgenommen, bei dem die Aufarbeitung der damaligen Vorkommnisse um den Tod der Mutter der Zwillinge im Fokus steht. Die Geschichte hätte auch ohne Transgender-Charakter funktioniert (die ganzen Ungereimtheiten mal außen vorgelassen), man hätte sich lediglich einen anderen Einstieg ausdenken müssen. Ich finde nicht, dass das Thema Transgender automatisch im Mittelpunkt einer Geschichte stehen muss, nur weil ein entsprechender Charakter darin vorkommt. Dontnod hat das Thema Transphobie als Aufhänger eingebaut, im weiteren Verlauf aber nur noch kurz gestreift und dann komplett fallengelassen. Fand ich in dieser Geschichte nicht schlimm, sondern sogar passend. Man befindet sich im Heimatstädtchen der Zwillinge, wo jeder jeden kennt. Zusätzlich haben wir es hauptsächlich mit Charakteren zu tun, die den beiden Protagonisten nahestehen oder zumindest mal nahestanden. Daher finde ich es legitim, dass auch ein Typ wie Sam nicht zum pöbelnden, transphoben Redneck-Klischee verkommt, sondern eher vorsichtig und zurückhaltend auf Tyler reagiert. Im Verlauf der Geschichte waren Geschlecht, sexuelle Ausrichtung und dergleichen irgendwann schlichtweg nicht mehr wichtig. Das kann man enttäuschend finden, wenn man sich etwas anderes erhofft hat, klar. Mich hat da rein gar nichts gestört.
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Gonas
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Gonas »

Heretic hat geschrieben: 28. Mär 2021, 21:24 Ich finde nicht, dass das Thema Transgender automatisch im Mittelpunkt einer Geschichte stehen muss, nur weil ein entsprechender Charakter darin vorkommt. Dontnod hat das Thema Transphobie als Aufhänger eingebaut, im weiteren Verlauf aber nur noch kurz gestreift und dann komplett fallengelassen. Fand ich in dieser Geschichte nicht schlimm, sondern sogar passend. Man befindet sich im Heimatstädtchen der Zwillinge, wo jeder jeden kennt. Zusätzlich haben wir es hauptsächlich mit Charakteren zu tun, die den beiden Protagonisten nahestehen oder zumindest mal nahestanden. Daher finde ich es legitim, dass auch ein Typ wie Sam nicht zum pöbelnden, transphoben Redneck-Klischee verkommt, sondern eher vorsichtig und zurückhaltend auf Tyler reagiert. Im Verlauf der Geschichte waren Geschlecht, sexuelle Ausrichtung und dergleichen irgendwann schlichtweg nicht mehr wichtig. Das kann man enttäuschend finden, wenn man sich etwas anderes erhofft hat, klar. Mich hat da rein gar nichts gestört.
Sehe ich auch so, ich habe es sogar als sehr angenehm wahrgenommen, dass das Thema eben nicht ständig ins Zentrum gerückt wird. So wirkte dies für mich deutlich akzeptierender und unverkrampfter.

Aber klar, es ist nicht 'Die Leider einer Trans-Person' und will es auch nicht sein. Ich verstehe zwar das man das schade findet, finde aber schwer dem Spiel das vorzuwerfen. Ja, an ein paar Stellen hätten etwas mehr Spitzen vielleicht gut getan, aber narrativ hat das Spiel ehrlich gesagt ganz andere Probleme die nichts mit diesem Thema zu tun haben. Mir hat es beim zusehen wirklich gut gefallen, kann aber jeden verstehen der nichts mit dem Spiel anfangen kann oder sich an zu vielen Ungereimtheiten stört.
imanzuel
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Re: Tell Me Why

Beitrag von imanzuel »

Heretic hat geschrieben: 28. Mär 2021, 21:24 Ich weiß nicht, ob die Transgender-Thematik seitens Dontnod oder der Spielepresse explizit in den Vordergrund gerückt wurde
Das Spiel wurde werbetechnisch komplett darauf ausgelegt. Über etwas anderes wurde da eigentlich gar nicht mehr gesprochen.
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Gonas
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Gonas »

imanzuel hat geschrieben: 28. Mär 2021, 21:53
Heretic hat geschrieben: 28. Mär 2021, 21:24 Ich weiß nicht, ob die Transgender-Thematik seitens Dontnod oder der Spielepresse explizit in den Vordergrund gerückt wurde
Das Spiel wurde werbetechnisch komplett darauf ausgelegt. Über etwas anderes wurde da eigentlich gar nicht mehr gesprochen.
Wobei ich mir nicht sicher bin wie viel dabei von Dontnod und wie viel von der Spielepresse kam. Klickt sich halt gut, aber klar, da kann man auch gut Marketing mit machen.
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Jochen Gebauer
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Jochen Gebauer »

Heretic hat geschrieben: 28. Mär 2021, 21:24Ich weiß nicht, ob die Transgender-Thematik seitens Dontnod oder der Spielepresse explizit in den Vordergrund gerückt wurde, da ich keine Werbung zu dem Spiel mitbekommen habe. Ich habe "Tell Me Why" einfach als Mystery-Thriller wahrgenommen, bei dem die Aufarbeitung der damaligen Vorkommnisse um den Tod der Mutter der Zwillinge im Fokus steht
Ich halte diese Trennung in diesem Fall für argumentativ nicht haltbar, da dass Transsein der Figur im Mittelpunkt dieses zentralen Fokus steht. Der Plot dreht sich darum, dass eine Mutter ihren Sohn ermorden wollte, weil dieser nicht mehr ihre Tochter sein wollte. Wenn man die Transgender-Thematik so zentral in den Mittelpunkt stellt, kann man nicht mehr bloß als Mystery-Thriller gelesen werden. Im Gegenteil: Es wäre verfehlt, Tell me Why als Mystery Thriller zu lesen, weil es eben nicht den Mystery-Aspekt zum Kernthema macht, sondern den Transgender-Aspekt.

Dass es letzteren dann irgendwann mit einem "ätschi bätschi" fallen lässt, macht es nicht mehr zu einer Mystery-Erzählung, sondern nur zu einer schlechteren Transgender-Erzählung.

Aber ich sehe schon, was du meinst. Ich glaube nur nicht, dass das hier funktioniert. Es ist eben kein Spiel über irgendwas anderes, und der Protagonist ist zufällig auch Transgender. Es ist ein Spiel über das Transsein (cool!) und traut sich gleichzeitig nicht, ein Spiel übers Transsein zu sein (shit!).
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Wudan
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Wudan »

Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen entgeistert von dieser Folge.

Das man an dem Spiel das ein oder andere auszusetzen hat - schön und gut. Aber das Jochen es derart erbarmungslos in Grund und Boden gestampft hat fand ich schon bemerkenswert. Da hätt ich mir wirklich gerne mal einen Dom Schott oder eine Nina Kiel in der Runde gewünscht. Bei Nina schnitt das Spiel recht gut ab wenn ich mich recht erinnere. Aber das was in dieser Folge stattgefunden hat kann man schon kaum noch Kritik nennen - schonungsloses Rumgehate würde besser passen.

Es gab mal eine Zeit bei diesem Podcast wo ich - auch wenn meine eigene Meinung sich sehr von der des Podcasters unterschieden hat - dennoch gut nachvollziehen konnte wie man zu dieser Meinung kommen kann und warum man gewisse Sachen durchaus so sehen kann. Dies gabs bei dieser Folge leider überhaupt nicht. Jochens Rants waren gefüllt von Übergewichtungen und Übertreibungen.

Dümmste Rätsel der Spielegeschichte? Oh comon. Klar, die Rätsel wirkten teils aufgesetzt. Aber die dümmten ever? Da hat er wohl ca. die Hälfte der Point&Click Adventuregeschichte vergessen. Ich werf da nur mal Geheimakte Tunguska ein, wo man in einer Rätselstrecke die Rufglocke auf dem Tresen reparieren musste, obwohl der Hotelier nur 3m weit weg stand und damit durchaus in Rufweite. Und das ist jetzt nur das erste das mir spontan einfällt, die Liste könnte man lange fortführen.

Unrealistische Charaktäre weil keiner davon Tyler gehasst hat? Nun. Wie Heretic schon schrieb trifft man ja nur Leute die einem grundsätzlich freundlich gesonnen sind weil sie in irgendwie in Verbindung mit der Familie stehen. Das man es als Trans-Person manchmal nicht leicht hat was Diskriminierung angeht sollte vielleicht gar nicht Thema des Spiels sein. Man könnte auch gutieren dass DontNod völlig auf Klischee-Charaktäre verzichtet hat. Man denke an LiS2 wo unbedingt der mexikanerfeindliche Redneck an jeder Ecke vorkommen musste. War das denn besser? Oder hätte man das nicht dann auch wieder als "platt" und "on the nose" empfunden?

DontNod hatte nicht die Eier um die harten Probleme und gesellschaftlichen Diskurse anzugehen? Dass man - unter Beratung von echten transsexuellen Menschen - eventuell ein Spiel machen wollte von dem sich Transsexuelle nicht alle 5min getriggert fühlen, sondern im Gegenteil eins mit dem sie sich wohl fühlen - der Gedanke kam Jochen scheinbar überhaupt nicht. Bzw das kam schon kurz mal hoch, fand er aber genauso doof.

Und dann dieses hohe Ross beim bemerken dass wirklich keiner der anderen Kritiker und Tester gemerkt hat wie scheisse dieses Spiel ist sondern nur er - das wirkte auf mich bisschen wie "Ein Geisterfahrer?? Hunderte!!"

Nicht falsch verstehen, ich sehe durchaus das man an dem Spiel das ein oder andere auf jeden Fall kritisieren kann. Perfekt war es sicher nicht. Aber in dieser Härte, in dieser teils gnadenlosen Wortwahl mit der das Spiel durch den Fleischwolf gedreht wurde - Nope. Geht gar nicht.
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Terranigma
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Terranigma »

Gonas hat geschrieben: 28. Mär 2021, 21:51Aber klar, es ist nicht 'Die Leider einer Trans-Person' und will es auch nicht sein.
Habe den Titel selbst nicht gespielt, daher kann ich's nicht beurteilen. Ich verstand es in der Besprechung allerdings so, als würde das Spiel eindeutig (!) kommunizieren, dass es eben doch in diese Richtung gehen will. Zumindest der Einstieg problematisiert die Identität von Tyler offenbar ja explizit, wodurch ich als Zuschauer durchaus den Eindruck erhalte, dass das Spiel genau diese Thematik addressieren will - denn warum sonst, solle es überhaupt mit einem derart dramatischen Einstieg ("Mutter will Tyler töten?") eröffnen. Danach biegt der Titel offenbar aber in eine ganz andere Richtung ab.

Nach ausführlicher (30 Sekunden!) Google-Recherche stieß ich jedenfalls auf ein Interview, das den in der Besprechung genannten Eindruck, man habe es hier mit zwei verschiedenen Spielen zu tun, bestätigt. Guillaume gab an, dass der Ausgangspunkt der Handlung die Geschichte zweier Zwillinge war. Erst später kam man offenbar auf die Idee, eine der Figuren als Transgender zu schreiben und bog in diese Richtung ab. Zu diesem Zeitpunkt - mutmaße ich mal - standen aber bereits ein paar Eckpunkte der Handlung fest, u.a. die Location mit Alaska. Wenn ich als Zuhörer die Besprechung und das Interview zusammenführe könnte es durchaus sein, dass man Tyler als Charakter erst zu einem späteren Zeitpunkt in die Handlung schrieb und ihm an dieser Stelle einen dramatischen Einstieg bieten wollte, seine Trans-Identität für die eigentliche Handlung im späteren Spielverlauf aber nicht mehr benötigt und sie fallen lässt.

Und ja, da verstehe ich durchaus, dass das ein ziemliches Geschmäckle hinterlässt. Es erscheint mir per se für völlig legitim eine wholesome - Gibt's dafür ein deutsches Wort? :D - Handlung zu erzählen, aber mit dem dramatischen Einstieg legt das Spiel offenbar eine ganz andere Tonalität vor, welche in die "Die Leiden des jungen Tyler"-Richtung blinkt, aber in der Folge jegliche Unannehmlichkeiten ausblendet, die mit diesem Thema einhergehen. Wäre das Ziel gewesen eine wholesome Handlung zu erzählen, so ist der Einstieg nicht nachvollziehbar. Wäre das Ziel eine naturalistische Darstellung von Trans-Identität zu präsentieren, so passt dazu nicht die Inszenierung einer heilen Welt.

Für sich genommen erscheint mir beides völlig legitim. Man kann Handlungen über Afroamerikaner, Homosexuelle, Transgender, usw. erzählen, in denen sie keine Diskriminierung erfahren. Weil's für diese Audience auch angenehm ist, nicht immer nur in der Rolle des Opfers inszeniert zu werden. Aber "Tell me Why" scheint sich nicht entscheiden zu können, was es eigentlich sein will. Es blinkt in die eine Richtung, fährt aber in die andere.


... so verstand ich es.
:think:
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Jochen Gebauer
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Jochen Gebauer »

Wudan hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:17Aber das was in dieser Folge stattgefunden hat kann man schon kaum noch Kritik nennen - schonungsloses Rumgehate würde besser passen
Nein, würde es nicht. Denn im Gegensatz zum Beispiel zu deinem Post habe ich meine Thesen an jeder Stelle argumentativ untermauert und nicht einfach bloße Behauptungen aufgestellt. Deshalb muss man meinen Thesen freilich nicht zustimmen. Aber sie so zu mischarakterisieren, während man exakt das macht, was man dem anderen vorwirft - lame ;)
Dümmste Rätsel der Spielegeschichte? Oh comon. Klar, die Rätsel wirkten teils aufgesetzt. Aber die dümmten ever? Da hat er wohl ca. die Hälfte der Point&Click Adventuregeschichte vergessen
Nein, die hat "wer" nicht vergessen. Und "wer" wird sich auch mit dir nicht darüber streiten, "wer" von uns beiden mehr Point&Click-Adventures gespielt und dumme Rätsel gesehen hat. Wenn dir meine Argumentation, warum ich dieses Rätsel für das dümmste halte nicht passt, dann argumentiere gegen die Argumentation. Denn die ist - auch wenn du das unterschlägst - ausführlich vorhanden.
Unrealistische Charaktäre weil keiner davon Tyler gehasst hat?
Nope. Zu keiner Zeit in dieser Form ein Argument im Podcast gewesen. Und wieder tust du, was du mir vorwirfst. Du musst dich schon entscheiden: Wenn das wirklich so schlimm ist, warum machst du es dauernd selbst? :mrgreen:
DontNod hatte nicht die Eier um die harten Probleme und gesellschaftlichen Diskurse anzugehen? Dass man - unter Beratung von echten transsexuellen Menschen - eventuell ein Spiel machen wollte von dem sich Transsexuelle nicht alle 5min getriggert fühlen, sondern im Gegenteil eins mit dem sie sich wohl fühlen - der Gedanke kam Jochen scheinbar überhaupt nicht. Bzw das kam schon kurz mal hoch, fand er aber genauso doof.
Das ist schlicht unwahr und regelrecht bösartig angesichts des Umstandes, dass ich am Ende des Podcastes - trotz aller Kritik - Dontnod immer noch explizit dafür lobe, wenn sie mit ihrem Spiel jenen Menschen eine Freude gemacht haben, die sonst vielleicht nicht sonderlich viel Freude erfahren haben. Shame on you.
Nope. Geht gar nicht.
Kann ich direkt so zurückgeben.
MikeKapan
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Re: Tell Me Why

Beitrag von MikeKapan »

finde es ehrlich gesagt ganz unangenehm, wenn diese Transgender-Thematik für sich genommen von Spielepresse und Co automatisch als Pluspunkt ausgelegt wird. da werden in meinen Augen diese Menschen instrumentalisiert um beim Stiftungwarentest noch eine bessere Note zu erhalten.
vielleicht liege ich auch falsch, aber transsexuelle Menschen würden doch niemals so ein Spiel machen bzw. so eine Geschichte erzählen?!
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Gonas
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Gonas »

Terranigma hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:22 Aber "Tell me Why" scheint sich nicht entscheiden zu können, was es eigentlich sein will. Es blinkt in die eine Richtung, fährt aber in die andere.
Ich verstehe, dass man das Spiel so wahrnimmt, aber meiner Meinung nach muss sich ein Spiel da nicht entscheiden. Zu Beginn ist die Trans Thematik besonders ausgeprägt, einfach weil davon ausgegangen wird, dass die Abneigung gegen diese das Motiv der Mutter war ihren Sohn umzubringen. Nachdem dies aber immer mehr in Frage gestellt wird, bzw. sogar relativ haltlos wirkt, konzentrieren sich die Geschwister und auch die Handlung auf andere Themen.
An dem Spiel ist einiges recht unrealistischer Unsinn, aber diese Veränderung des Fokus fand ich eher realistisch als deplatziert. Auch im Leben als Trans-Person dreht sich nicht unbedingt alles darum.
MikeKapan hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:36 vielleicht liege ich auch falsch, aber transsexuelle Menschen würden doch niemals so ein Spiel machen bzw. so eine Geschichte erzählen?!
Warum zur Hölle nicht? :D
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IpsilonZ
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Re: Tell Me Why

Beitrag von IpsilonZ »

MikeKapan hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:36 finde es ehrlich gesagt ganz unangenehm, wenn diese Transgender-Thematik für sich genommen von Spielepresse und Co automatisch als Pluspunkt ausgelegt wird. da werden in meinen Augen diese Menschen instrumentalisiert um beim Stiftungwarentest noch eine bessere Note zu erhalten.
vielleicht liege ich auch falsch, aber transsexuelle Menschen würden doch niemals so ein Spiel machen bzw. so eine Geschichte erzählen?!
Ich finds ehrlich gesagt sehr unangenehm hier rumzuspekulieren was Transgendermenschen für Geschichten erzählen würden und was nicht.

Und warum sollte die Repräsentation von Menschen die noch eine viel zu kleine Rolle in den Medien spielen kein Pluspunkt sein?
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Jochen Gebauer
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Jochen Gebauer »

Gonas hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:41An dem Spiel ist einiges recht unrealistischer Unsinn, aber diese Veränderung des Fokus fand ich eher realistisch als deplatziert. Auch im Leben als Trans-Person dreht sich nicht unbedingt alles darum
Das stimmt. Aber wenn ich zehn Jahre lang davon überzeugt war, dass mich meine eigene Mutter aufgrund meiner sexuellen Identität mit der Schrotflinte erschießen musste und ich lediglich dadurch gerettet wurde, dass meine elfjährige Schwester meine Mutter erstach, dann komme ich nicht innerhalb von 48 Stunden zu dem Umkehrschluss, dass meine Mutter eigentlich die beste Mutter ever war und nur das beste und liebste für mich wollte, upsi daisy, hab ich das alles halt in den falschen Hals gekriegt, kann ja mal passieren.

Das ist dann eben nicht nur storytechnischer Käse, sondern geht mit der grundlegenden Thematik auch maximal respektlos um.
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Jochen Gebauer
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Jochen Gebauer »

MikeKapan hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:36vielleicht liege ich auch falsch, aber transsexuelle Menschen würden doch niemals so ein Spiel machen bzw. so eine Geschichte erzählen?!
Netter Mod-Hinweis: Bitte nicht spekulieren, was transsexuelle Menschen machen oder wollen oder würden. Warum nicht einfach fragen? Vielleicht ist hier jemand, der dir gerne eine Antwort gibt.
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Wudan
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Wudan »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:25 Nein, die hat "wer" nicht vergessen. Und "wer" wird sich auch mit dir nicht darüber streiten, "wer" von uns beiden mehr Point&Click-Adventures gespielt und dumme Rätsel gesehen hat. Wenn dir meine Argumentation, warum ich dieses Rätsel für das dümmste halte nicht passt, dann argumentiere gegen die Argumentation. Denn die ist - auch wenn du das unterschlägst - ausführlich vorhanden.
Ich kann mich an die Argumentation erinnern. Nur halte ich das Rätsel trotz dessen für WEIT nicht das dümmste was ich jemals gesehen hab und daher deine Aussage für völlig übertrieben und unsachlich.
Nope. Zu keiner Zeit in dieser Form ein Argument im Podcast gewesen. Und wieder tust du, was du mir vorwirfst. Du musst dich schon entscheiden: Wenn das wirklich so schlimm ist, warum machst du es dauernd selbst? :mrgreen:
Öhm.. doch. Es ging sehr wohl darum dass man sich das gar nicht vorstellen kann dass in diesem Kaff in Alaska Tyler nicht auch auf Feindseligkeit stoßen würde, auch als es um Sam ging.
Das ist schlicht unwahr und regelrecht bösartig angesichts des Umstandes, dass ich am Ende des Podcastes - trotz aller Kritik - Dontnod immer noch explizit dafür lobe, wenn sie mit ihrem Spiel jenen Menschen eine Freude gemacht haben, die sonst vielleicht nicht sonderlich viel Freude erfahren haben.
Natürlich paraphrasiere ich weil ich keine Lust hab nochmal nachzuhören und Wort für Wort abzutippen. Wenn ich mich recht erinnere gab es eine Argumentation dass die Gruppe der Transsexuellen potentiellen Käufer so klein ist dass das ja wohl nicht die Motivation des Studios gewesen sein kann (weiss aber nicht mehr ob von dir oder Andre).

Übrigens war es gut dass du gleich am Anfang klargestellt hast das du extra kein Bier trinkst damit man dir nicht nachsagen kann das sei ja nur ein Rant in Bierlaune gewesen. Insofern nehm ich mir auch die Freiheit deine teiweilse echt krasse Wortwahl auch wörtlich zu nehmen, und deswegen war es auch wörtlich genommen mehr Gehate als Kritik. Das muss ich nicht untermauern, das ist wie ich es empfand.
Shame on you
Nett!
Zuletzt geändert von Wudan am 28. Mär 2021, 22:49, insgesamt 1-mal geändert.
MikeKapan
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Re: Tell Me Why

Beitrag von MikeKapan »

Gonas hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:41
Terranigma hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:22 Aber "Tell me Why" scheint sich nicht entscheiden zu können, was es eigentlich sein will. Es blinkt in die eine Richtung, fährt aber in die andere.
Ich verstehe, dass man das Spiel so wahrnimmt, aber meiner Meinung nach muss sich ein Spiel da nicht entscheiden. Zu Beginn ist die Trans Thematik besonders ausgeprägt, einfach weil davon ausgegangen wird, dass die Abneigung gegen diese das Motiv der Mutter war ihren Sohn umzubringen. Nachdem dies aber immer mehr in Frage gestellt wird, bzw. sogar relativ haltlos wirkt, konzentrieren sich die Geschwister und auch die Handlung auf andere Themen.
An dem Spiel ist einiges recht unrealistischer Unsinn, aber diese Veränderung des Fokus fand ich eher realistisch als deplatziert. Auch im Leben als Trans-Person dreht sich nicht unbedingt alles darum.
MikeKapan hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:36 vielleicht liege ich auch falsch, aber transsexuelle Menschen würden doch niemals so ein Spiel machen bzw. so eine Geschichte erzählen?!
Warum zur Hölle nicht? :D
würde annehmen dass eine transsexuelle Person nicht so in die Klischee-Kiste greifen würde und vielleicht einem auch neue Dinge, eine weitere Perspektive vermitteln will. aber wie bei anderen Themen greifen da wohl bestimmte Markt-Mechanismen und man muss da eher auf Indie-Spiele schauen.
MikeKapan
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Re: Tell Me Why

Beitrag von MikeKapan »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:46
MikeKapan hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:36vielleicht liege ich auch falsch, aber transsexuelle Menschen würden doch niemals so ein Spiel machen bzw. so eine Geschichte erzählen?!
Netter Mod-Hinweis: Bitte nicht spekulieren, was transsexuelle Menschen machen oder wollen oder würden. Warum nicht einfach fragen? Vielleicht ist hier jemand, der dir gerne eine Antwort gibt.
war jetzt nicht nur auf diese Thematik bezogen. sondern generell darauf, dass Betroffene nicht so in die Klischee-Kiste greifen. z.B auch jüdische Menschen wenn es um den Holocaust geht, weil sie eine ganz eigene Perspektive haben, die stark von der Wahrnehmung Außenstehender abweicht.
Zuletzt geändert von MikeKapan am 28. Mär 2021, 23:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Jochen Gebauer »

Wudan hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:47Ich kann mich an die Argumentation erinnern. Nur halte ich das Rätsel trotz dessen für WEIT nicht das dümmste was ich jemals gesehen hab und daher deine Aussage für völlig übertrieben und unsachlich
Im Gegensatz zu dir habe ich die Aussage aber ausführlich begründet. Nämlich warum dieses Rätsel eingebettet in der Narration und Situation maximal idiotisch ist. Imho natürlich. Jetzt kannst du sagen: Moment mal, Rätsel Z war im Vergleich dazu unter identischen Parametern noch idiotischer. Aber das machst du ja nicht. Du wirfst stattdessen irgendein willkürliches Rätsel aus irgendeinem alten Adventure in den Raum und kritisierst mich anschließend für Unsachlichkeit. Obwohl du die ganze Zeit der Unsachliche von uns beiden bist.
Öhm.. doch. Es ging sehr wohl darum dass man sich das gar nicht vorstellen kann dass in diesem Kaff in Alaska Tyler nicht auch auf Feindseligkeit stoßen würde, auch als es um Sam ging
Nein. Es ging darum, dass in einem Kaff in Alaska sicherlich nicht jeder Waldschrat alle Feinheiten des z.B. Deadnamings auswändig kennen und in einer emotionalen Ausnahmesitation sofort anwenden könnte. Niemand (!) hat Gehate gegen Trans gefordert. Niemand! Worum es explizit ging - und das ist ganz einfach nachzuhören - ist um Glaubwürdigkeit von den Nicht-Trans-Personen gegenüber einer Trans-Person, die sie zum allerersten Mal in ihrem Leben als solche kennenlernen und erleben. Wenn du aus dieser Kritik "Unrealistische Charaktäre weil keiner davon Tyler gehasst hat?" machst, dann ist das im besten Falle falsch und im schlechtesten wieder eine unnötig bösartige Interpretation. Warum?
Das muss ich nicht untermauern, das ist wie ich es empfand
Doch, das musst du untermauern, wenn du hier darüber diskutieren willst. Du verlangst ja (zu Recht) das gleiche von mir.
Nett!
Paraphrasiere mich nicht auf boshafte Weise falsch und ich sage dir nicht, dass du dich schämen sollst. It's easy! ;)

Aber mal im Ernst: Kriegsbeil begraben, du und ich? Kriegsbeile sind nicht cool.
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Terranigma
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Re: Tell Me Why

Beitrag von Terranigma »

Gonas hat geschrieben: 28. Mär 2021, 22:41An dem Spiel ist einiges recht unrealistischer Unsinn, aber diese Veränderung des Fokus fand ich eher realistisch als deplatziert. Auch im Leben als Trans-Person dreht sich nicht unbedingt alles darum.
Nun, also ... ich kann es natürlich nicht bezeugen, da ich - zum Glück! - diese Erfahrung nie machte, aber hätte meine Mutter mich mit einer Schrotflinte bedroht, ich glaube schon, dass sich für einige Zeit alles um diese Erfahrung gedreht hätte. :D

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man so ein Traumata überwinden und damit auch den Fokus auf andere Dinge im Leben richtet. Das sei unbenommen. Aber so wie ich's verstehe, wird dieses Traumata (?) nie richtig überwunden (?), sondern die Erzählung interessiert sich nach einiger Zeit einfach nicht mehr dafür. Aber wenn's die Autoren im weiteren Verlauf nicht interessiert, warum eröffnet man die Erzählung überhaupt mit so einer derartigen Katastrophe und erzählt nicht von Anfang an eine Geschichte, die sich nicht um die Trans-Identität dreht, anstatt zu Anfang genau in diese Richtung zu gehen.
Zuletzt geändert von Terranigma am 28. Mär 2021, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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