Huch, diese Episode hatte ich bis heute irgendwie übersehen, obwohl ich mich sehr für Videospielmusik interessiere. Dementsprechend habe ich den Podcast auch direkt nachgeholt. Zunächst mal fand ich es sehr schön, wie die Leidenschaft über seine Arbeit aus Tobias rausgesprudelt ist.
Für mich sind Soundtracks immer schon ein essentieller Bestandteil eines jeden Spiels oder Films gewesen. Sie begleiten mich teilweise auch ganz abseits vom ursprünglichen Werk im Alltag. Ich höre z.B. sehr gerne Spielesoundtracks im Hintergrund, wenn ich etwa für die Uni arbeite. Eigentlich bin ich Fan von Rockmusik, ich kann mir gar nicht erklären, woher meine Faszination stammt.
Aus meiner persönlichen Perspektive kann ich den von Tobias genannten Eindruck mit der mangelnden Wertschätzung von Videospielmusik daher auch gar nicht so unterschreiben. Das liegt aber sicher auch an der Art der Spiele, die ich spiele. Im Indiebereich ist mein Eindruck vielmehr, dass der Soundtrack sehr hohe Priorität hat, weil es eine Art ist, zusätzliche Aufmerksamkeit für das eigene Spiel zu schaffen und sich so auch von anderen Indietiteln abzugrenzen. Da komm ich gar nicht mehr mit dem Hören hinterher.
Bestimmt 1/3 meiner (sehr großen) Musikbibliothek besteht inzwischen aus Soundtracks. ^^
Ein paar Beispiele für sehr gute Spielesoundtracks aus meiner Sicht:
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ORI: Die beiden Ori-Spiele sind wunderbare Beispiele dafür, was man so mit einem guten Leitmotiv anstellen kann. Gareth Coker variiert die
bekannte Tonfolge des Main Themes in
ganz vielfältigen Arten: Tonhöhe, Tempo, Instrumente und vieles mehr. Das war in Blind Forest schon toll, bei Will of the Wisps hat er sich IMO noch einmal selbst übertroffen. Dabei hat der Soundtrack aber noch
viele, viele andere tolle Melodien zu bieten.
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NieR: Automata wurde hier ja schon genannt, aber bei NieR (2010) wird der Effekt eines fantastischen Soundtracks sogar noch deutlicher, weil das Spiel wirklich verboten mies aussieht. Aber sobald dann
diese oder
diese außerweltlichen Klänge ertönen, sehe ich sofort über jede einfarbige Grastextur, minimal modellierten Felsen, steifen Animationen und 2000% Bloom-Effekt hinweg. Yoko Taro (Creative Director der Spiele) beschwert sich ja nicht umsonst immer im Scherz darüber, dass Keiichi Okabe (der Komponist) die ganze Aufmerksamkeit und Lobpreisung einheimst. ^^
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Hyper Light Drifter: Während ich beide oben genannten OST sehr häufig auch unabhängig der Spiele höre, funktioniert der Soundtrack von Hyper Light Drifter für mich nur im Kontext des Spiels - in dem er die
Melancholie, die etwa durch die am Horizont erspähbaren Überreste der unglaublichen Titanen aus vergangener Zeit vermittelt wird, fantastisch transportiert.
- Auch lizensierte Soundtracks, etwa der von
Hotline Miami zählen zu meinen Favoriten. Hier schlägt die Musik in eine ähnliche Kerbe wie das im Cast angesprochene Celeste, wo der
treibende Soundtrack (zusammen mit minimalsten Ladezeiten) nach jedem Fehlschlag zum Weiterspielen motiviert. Den Soundtrack von
Ghostrunner höre ich z.B. aktuell ebenfalls sehr gerne, obwohl ich wenig Interesse am Spiel selber habe. ^^ Aber der Vibe dieser Hotline Miami-esquen Soundtracks trifft mich immer total.
Ich könnte noch ganz viele weitere aufzählen. BioShock Infinite, Hollow Knight, Life is Strange (!! 10 Minuten im Spiel mit "To All of You" auf den Ohren und ich bin sofort wieder 15 Jahre alt), Stronghold Crusader, Deponia, Half-Life uvm. Teilweise sind mir diese Soundtracks auch deswegen im Gedächtnis geblieben, weil ich die Spiele einfach sehr lange gespielt habe. Mitunter bin ich erst durch den Soundtrack auf viele meiner Lieblingsspiele aufmerksam geworden. Es ist eine Symbiose.
Noch ein Feedback zur Folge: Der Cast, obgleich sehr interessant, hat doch nicht zu 100% meine Erwartungen anhand des Formats "Wer macht denn sowas?" getroffen, weil ich mir noch mehr Informationen über die Arbeitsabläufe bei der Entwicklung eines Soundtracks gewünscht hätte. Natürlich habt ihr diese Themen auch angesprochen, aber für mich hättet ihr da auch gerne noch mehr ins Detail gehen können. Beispielweise: Zu welchen Zeitpunkten in der Entwicklung wird Tobias üblicherweise mit ins Boot geholt? Inwiefern kann die Musik vielleicht sogar direkten Einfluss auf das Spiel haben, oder ist der Soundtrack eher etwas, was ein bestehendes Spiel (Worldbuildung, Gameplay etc.) am Ende abrundet? Bei Filmen oder Serien gibt es da ja unterschiedliche Herangehensweisen: Je nachdem, ob der Soundtrack oder die Schnittfassung zuerst existieren, wird entweder der Soundtrack auf Grundlage des Schnitts komponiert und auch "live" eingespielt, während der Film im Orchestersaal läuft, oder im anderen Fall, der Schnitt am Rhythmus des bereits bestehenden Soundtracks orientiert. (Ich muss z.B. gerade an The Queen's Gambit denken, wo Beth's Augenaufschläge und Schachzüge so wunderbar mit Kamera und Musik harmonieren).
In die Richtung hätte ich mir etwas mehr gehört, vielleicht auch Verbindung mit noch mehr Anekdoten zu einzelnen Projekten.
Damit will ich nicht sagen, dass die anderen Themen, um die sich das Gespräch ansonsten gedreht hat, uninteressant gewesen wären, ganz im Gegenteil. Generell ist das Zusammenspiel zwischen Musik und Spiel als eigentlich verschiedene Medien faszinierend.
Wer sich noch mehr für das Thema interessiert, dem kann ich auch
diesen Podcast von Hooked sehr empfehlen. Es geht dabei zum einen ein wenig darum, wie man als Laie in diesem Spezialgebiet Videospielmusik denn überhaupt besprechen kann. Dazu haben sie sich Ruven eingeladen, zu dem Zeitpunkt noch Musikstudent und ebenfalls als Videospielmusikomponist tätig. Ein paar Dopplungen zu diesem Cast sind dabei, aber hier werden u.a. noch viele weitere Beispiele für gelungene Symbiosen von Musik und Spiel genannt. Ganz ausführlich z.B. Zelda Breath of the Wild. Und als Bonmot: Es wird auch das ein ums andere mal auf The Pod verwiesen.
U.a. erwähnt Ruven, dass er selbst bald mal bei The Pod zu Gast sein wird, aber ich konnte die Folge bisher noch nicht ausfindig, weiß spontan jemand, wann das war?