Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
mockturtle
Beiträge: 48
Registriert: 29. Nov 2020, 01:07

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von mockturtle »

DieTomate hat geschrieben: 2. Dez 2020, 15:46

Die Bild muss ich mir nicht kaufen. Auf kuchentv muss ich nicht klicken, um sie über Werbung zu finanzieren. Spiele, die mir nicht gefallen, muss ich auch nicht kaufen.
Frontal21 ist im Rundfunkbeitrag mit inbegriffen. Und den muss ich immer zahlen, ob ich will oder nicht.
Das ist richtig, aber eine andere Diskussion, die ich in meinem Post nicht führen wollte.
Rick Wertz
Beiträge: 1194
Registriert: 13. Apr 2018, 10:40

Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von Rick Wertz »

ZiggyStardust hat geschrieben: 3. Dez 2020, 10:07 Wer im Jahr 2020 immer noch Twitter benutzt, der besitzt beim Thema Rechtsextremismus genauso viel Glaubwürdigkeit wie Tönnies beim Thema faire Arbeitsbedingungen.
Bisschen lächerlich, findest du nicht? Twitter ist keine Nischenplatform.
Benutzeravatar
Ironic Maiden
Beiträge: 800
Registriert: 6. Apr 2016, 22:06

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich finde den Frontal 21-Beitrag ziemlich schlecht und fragwürdig, u.a. auch, weil Namen und Bilder von früheren Tätern vorkommen. Diesen Leuten sollte keine Plattform geboten werden und viele Medien halten sich auch mittlerweile daran, sich nicht noch für die von den Tätern gewollte Publicity herzugeben. Ansonsten gibt das ganze Ding mMn nicht viel her, ist aber auch aus meiner Perspektive auch nichts, über das man sich in dem Maße aufregen sollte, wie das anscheinend passiert. Im Vergleich zu vielem, das man auf dem Höhepunkt der ursprünglichen Killerspiel-Debatte gesehen hat, ist es sogar ziemlich harmlos. (Das macht schlechten Journalismus natürlich nicht besser, aber man sollte schon die Relation sehen.)

Ich finde allerdings die maßlose Aufregung darüber überzogen. Meiner Ansicht nach wird es Zeit, dass das Trauma der Killerspiel-Debatte irgendwie überwunden wird. Das ist lange her und Spiele haben mittlerweile einen ganz anderen Stellenwert als noch vor wenigen Jahren. Natürlich gibt es Leute, die einen seltsam anschauen wenn man sagt, dass man spielt, aber dieses Problem haben auch andere Hobbys. Ich will mir z.B. gar nicht vorstellen, wie es Leuten geht, die Mitglied in einem Schützenverein sind. Wenn man sein Hobby liebt, muss man sich vielleicht auch damit abfinden, dass das nicht jeder immer genauso toll findet bzw. Assoziationen damit verknüpft, die nicht stimmen. Das ist bei jedem Hobby von Ballett ("magersüchtige Tussen, die ein bisschen rumhüpfen") bis zur Modelleisenbahn ("creepy Typen, die im Keller spielen") so.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Larper und Rollenspieler als Satanisten und Spinner dargestellt wurde und es gab, wenn ich mich richtig erinnere, auch mal eine schlechte RTL-Doku in der behauptet wurde, dass Vergewaltigungen im Larp häufig vorkämen. Heute werden Larper vielleicht immer noch als Spinner abgetan, aber zumindest nicht mehr als gefährlich betrachtet. Erreicht wurde diese Änderung in der öffentlichen Wahrnehmung (sofern das Hobby überhaupt wahrgenommen wird) aber nicht dadurch, dass man sich in den Medien darüber aufregte, sondern indem es immer mehr positive Beispiele für gute Larps gab und gibt, z.B. im pädagogischen Bereich, und indem man das Hobby in der Öffentlichkeit positiv darstellt.

Natürlich lebt Youtube davon, dass es Reaktions- und Kommentarvideos gibt, aber ich schätze, wenn man "die Gamer-Szene" positiver darstellen will, ist das nicht wirklich der richtige Weg.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
Benutzeravatar
Feamorn
Beiträge: 2161
Registriert: 20. Mai 2017, 23:12
Wohnort: Bergisch Gladbach

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Feamorn »

Ironic Maiden hat geschrieben: 3. Dez 2020, 15:14
Ich finde allerdings die maßlose Aufregung darüber überzogen. Meiner Ansicht nach wird es Zeit, dass das Trauma der Killerspiel-Debatte irgendwie überwunden wird. Das ist lange her und Spiele haben mittlerweile einen ganz anderen Stellenwert als noch vor wenigen Jahren. Natürlich gibt es Leute, die einen seltsam anschauen wenn man sagt, dass man spielt, aber dieses Problem haben auch andere Hobbys. Ich will mir z.B. gar nicht vorstellen, wie es Leuten geht, die Mitglied in einem Schützenverein sind. Wenn man sein Hobby liebt, muss man sich vielleicht auch damit abfinden, dass das nicht jeder immer genauso toll findet bzw. Assoziationen damit verknüpft, die nicht stimmen. Das ist bei jedem Hobby von Ballett ("magersüchtige Tussen, die ein bisschen rumhüpfen") bis zur Modelleisenbahn ("creepy Typen, die im Keller spielen") so.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Larper und Rollenspieler als Satanisten und Spinner dargestellt wurde und es gab, wenn ich mich richtig erinnere, auch mal eine schlechte RTL-Doku in der behauptet wurde, dass Vergewaltigungen im Larp häufig vorkämen. Heute werden Larper vielleicht immer noch als Spinner abgetan, aber zumindest nicht mehr als gefährlich betrachtet. Erreicht wurde diese Änderung in der öffentlichen Wahrnehmung (sofern das Hobby überhaupt wahrgenommen wird) aber nicht dadurch, dass man sich in den Medien darüber aufregte, sondern indem es immer mehr positive Beispiele für gute Larps gab und gibt, z.B. im pädagogischen Bereich, und indem man das Hobby in der Öffentlichkeit positiv darstellt.
Vollste Zustimmung, ich muss zugeben, dass mich das ganze um den Beitrag mittlerweile total kalt lässt. Mag sein, dass das zum einen daher kommt, dass ich mit einem Großteil meiner Hobbies in Bereichen unterwegs bin, in denen man lange schräg angeschaut und mit Vorurteilen betrachtet wurde (Metal, Pen & Paper, Computerspiele, Horrorfilme...), zum anderen aber eben auch daher, dass die Berichterstattung eben doch deutlich pluralistischer geworden ist, seit z.B. die Killerspieldebatte mit Counter Strike und Co. damals durch die Medien ging. Man sollte einer Sendung wie Frontal 21 da auch einfach nicht zusprechen alleine die Meinungsbilder der "Uneingeweihten" derart zu bestimmen, aus dem Grad der Unbekanntheit ist "das Gaming" doch mittlerweile deutlich entstiegen. Wir haben Artikel und Beiträge in großen Medien zu wichtigen Spielereleases, über Branchenveranstaltungen etc., da sollte einem ein freidrehender Bericht (ich hab ihn nicht gesehen, einfach mal angenommen, die Kritiken seien berechtigt) nicht derart den Tag vermiesen.
(Abgesehen davon, dass ich einen Teil der Community als ähnlich freidrehend empfinde, wenn man sich ansieht, wie teilweise jegliche Kritik (und insbesondere sofort ad hominem an die Kritiker*innen gegangen wird) an der Community behandelt wird (auch jene, die aus der Community kommt), aber auch hier, das sind in der Regel laute Deppen, man sollte sich selbst etwas im Zaum halten und denen nicht mehr Deutungshoheit zusprechen, als tatsächlich vorhanden ist, und insbesondere auch dementsprechend besonnen Gegenreden etc.)
ZiggyStardust
Beiträge: 819
Registriert: 14. Nov 2018, 12:53

Re: [Sammelthread] Games in den Medien

Beitrag von ZiggyStardust »

Rick Wertz hat geschrieben: 3. Dez 2020, 14:27
ZiggyStardust hat geschrieben: 3. Dez 2020, 10:07 Wer im Jahr 2020 immer noch Twitter benutzt, der besitzt beim Thema Rechtsextremismus genauso viel Glaubwürdigkeit wie Tönnies beim Thema faire Arbeitsbedingungen.
Bisschen lächerlich, findest du nicht? Twitter ist keine Nischenplatform.
Den finanziellen Erfolg will ich dem Unternehmen nicht absprechen. An der Schädlichkeit für die Gesellschaft ändert das leider nichts. Die Polarisierung verschärft sich immer mehr, weil sich die Leute in ihren Bubbles gegenseitig selbst bestätigen in ihren radikalen Ansichten. Sicher ist es hierzulande nicht so ausgeprägt wie in den USA, aber es nutzen auch nur 5% der Deutschen Twitter. Wie solche Netzwerke ihre User manipulieren hat Netflix letztens sehr gut herausgearbeitet:
https://www.youtube.com/watch?v=uaaC57tcci0
Benutzeravatar
Vinter
Foul Tarnished
Beiträge: 5061
Registriert: 25. Jan 2016, 02:50

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Vinter »

Schlechte Beiträge über Videospiele gibt es schon immer. Das alleine fände ich nun nicht (mehr) wahnsinnig spannend. Das Problem scheint mir hier zu sein, wie dieser Beitrag sich selbst einen Bärendienst erweist. Man tritt hier nicht etwa in eine Falle von Rechtsextremisten. Man stellt die Falle selbst auf, in die man reintritt.

Empörung ist Strategie von Rechtsextremisten. Es geht immer darum, wütend zu sein und andere wütend zu machen. Das hätte man bei Frontal wissen müssen und daher besonders gründlich arbeiten. Aber was liefert Frontal mit so einem Beitrag? Einen Grund für Rechtsextremisten, in die Hände zu klatschen und die Empörungsmaschinere anzuwerfen. Erst durch so einen Beitrag entsteht die Möglichkeit für diese Szene, sich ein Feigenblatt anzukleben, sich mit völlig unkontroversen Meinungen als harmlose Verteidiger der Gamer zu inszenieren. Dadurch erhält man Aufmerksamkeit, die wiederum dazu genutzt wird, einzelne Unbedarfte in ihre Communities zu rekrutieren.

Man schreibt nen schönen Tweet, wie man als Gamer von Frontal in die rechte Ecke gestellt wird, lässt den von 15 anderen Gleichgesinnten liken und retweeten und mit ein bißchen Glück kommt es zu einem Lawineneffekt, bei dem plötzlich zehntausende den Tweet sehen. Und wenn da am Ende 50 neue Follower bei rausspringen, die glauben, sie vernetzen sich mit einem Gameraccount, haben sich die fünf Minuten Aufwand gelohnt.

Und mit einem Rundfunk, der alljährlich Beiträge über dicke und ungewaschene Jungs sendet, die zur Gamescom pilgern, ist es natürlich auch einfach, genau diese Massen mit einer neuen Kontroverse zu mobilisieren, damit so ein Tweet viral gehen kann. Wenn das Thema dann ein bisschen Traktion gewonnen hat, springen auch Streamer und Magazine mit auf (wenn sie das aufgrund des Beitrages nicht eh schon tun) und schon hat man seinen Platz in den Twittertrends, wirkt unverdächtig und kann genüßlich die paar Leute einfangen, die - aus welchem Grund auch immer - empfänglich sind für die Ideologie.

Wir haben jetzt einen Beitrag darüber, wie die rechte Szene in Videospielcommunities rekrutiert, welcher der rechten Szene hilft, in Videospielcommunities zu rekrutieren. Saubere Arbeit, Frontal.
Spieleankündigungen und - updates 2024

Alle Spiele
Alle Streams
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2108
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von lolaldanee »

Der Beitrag geht mir gekonnt am Arsch vorbei, aber dass so ein Dreck von meinen Gebühren finanziert wird, macht mich ernsthaft wütend.
Weltraumhirsch
Beiträge: 17
Registriert: 10. Jan 2020, 07:32

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Weltraumhirsch »

Der Beitrag ist furchtbar, ich denke, da sind wir uns alle einig. Was mich am Podcast dazu aber dann doch sehr gestört hat, dass von einem Beitrag ein Bashing auf die kompletten öffentlich rechtlichen Medien in einer Art und Weise losgelassen wurde...lässiges Format hin oder her, aber ich kann doch nicht die ganzen anderen Sender, Radiostationen, die ganzen anderen JournalistInnen dort einmal pauschal in einen Sack stecken und mit einem Panzer drüber fahren und danach nochmal den Flammenwerfen draufhalten? Da hätte ich mir wirklich ein bisschen mehr Differenziertheit gewünscht, denn so eine blinde Schelte ist in Zeiten von „Lügenpresse“ brandgefährlich. Der überwiegende Teil der öffentlich rechtlichen Medien macht einen sehr guten Job, und auch wenn es Jochens Eindruck ist, dass beim ZDF offensichtlich nur AFDler und keine FDPler in Talkshows eingeladen werden, während er diese Programme laut eigener Aussage gar nicht konsumiert, dann muss ich ein bisschen fassungslos den Kopf schütteln...meinetwegen ist das dann Poltern auf Stammtischniveau beim Feierabendbier und gewollt, aber solche unreflektierten Aussagen, finde ich, kann man nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. Man denke sich nur, jemand hätte nur die Assassins Creed Valhalla Folge von The Pod gehört und würde dann sagen „also dieser Podcast macht ja nur negative Verrisse, fällt sich gegenseitig ins Wort und da lässt man offensichtlich nur Dampf ab, hat mit Journalismus nichts zu tun“.
Ich persönlich würde mir auf jeden Fall etwas weniger in Rage reden wünschen.
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1384
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Jochen Gebauer »

Nur ganz kurz: Dass ich Talkshows nicht laufend konsumiere, bedeutet nicht, dass ich mich über Themen und Gästeauswahl nicht informiere. Es bedeutet auch nicht, dass ich keine Statistiken über Themenauswahl und Gästezusammenstellung kenne. Oder direkt von beteiligten Leuten wüsste, dass Quote längst › Journalismus in solchen Formaten.

Aber whatever floats your boat :)
Weltraumhirsch
Beiträge: 17
Registriert: 10. Jan 2020, 07:32

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Weltraumhirsch »

Finde ich sehr interessant, denn diese Statistiken belegen genau das Gegenteil https://www.handelsblatt.com/politik/de ... 462-2.html
Tal Rusha
Beiträge: 76
Registriert: 8. Jun 2020, 21:52

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Tal Rusha »

Weltraumhirsch hat geschrieben: 4. Dez 2020, 22:55 ...
Man denke sich nur, jemand hätte nur die Assassins Creed Valhalla Folge von The Pod gehört und würde dann sagen „also dieser Podcast macht ja nur negative Verrisse, fällt sich gegenseitig ins Wort und da lässt man offensichtlich nur Dampf ab, hat mit Journalismus nichts zu tun“.
Ich persönlich würde mir auf jeden Fall etwas weniger in Rage reden wünschen.
Wäre die Valhalla-Folge tatsächlich unterirdisch schlecht gewesen und es hätten sich alle angebrüllt und beleidigt, könnte man diesen negativen Schluss auf das Gesamtprojekt natürlich berechtigerweise ziehen. Nur war sie eben nicht unterirdisch schlecht. Hat zwar die Gemüter gespalten, aber ein nicht unerheblicher Teil der Hörer dürfte die Folge sehr unterhalten haben, mich eingeschlossen. Beim Frontal-Beitrag wirst du hingegen lange suchen müssen, um positive Stimmen zu finden, wie du ja selbst angemerkt hast. Es gibt also einen gewaltigen qualitativen Unterschied zwischen dem Frontal-Beitrag und der Podcast-Folge, die dir nicht gefallen hat.

Was ich damit sagen will: beim ZDF (und in anderen Sendern und Medien) sitzen offenbar Menschen in verantwortungsvollen Positionen, die solche Beiträge durchwinken und offenbar von mir als "Gamer" ein so schlechtes Bild haben, dass ich mich von diesen Medien nicht angesprochen fühle. Wer das Grundvertrauen seiner Zuschauer so leichtfertig verspielt, darf dafür gerne kritisiert werden, gerade in diesen Zeiten.
Benutzeravatar
Guthwulf
Beiträge: 4071
Registriert: 20. Dez 2016, 12:41
Wohnort: Berlin

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Guthwulf »

Privatsender können jeden Müll senden und Quote um jeden Preis machen. Die öffentlich/rechtlichen sind aber von unseren Steuergeldern finanziert, u.a. um das zu Verhindern. Wenn ZDF schon etwas Extremes wie den Frontal-Beitrag (oder Frontal als Showkonzept) "durchgewunken" hat, was haben sie woanders noch "durchgewunken"? Bei dem Frontal-Beitrag fällt uns das als Gamer und damit "Experten" im Thema sofort auf. Wie siehts aber bei Themen aus, bei denen wir uns gar nicht auskennen oder bei denen die Manipulation / Schludrigkeiten subtiler sind? Wer es nicht erkennt, bekommt "Fake News" und wer es erkennt, hat ein Beispiel für die "Lügenpresse" selbst bei den öffentlich/rechtlichen gefunden und sieht sich in seinem Mißtrauen gegenüber "den Mainstream Medien" nur verstärkt (schnell zurück in die eigene kuschelige Filterblase).
guthwulf04 (Steam), dreosan (PSN), Guthwulf06 (Xbox), Guthwulf16 (Switch: SW-7403-8257-5609)
mockturtle
Beiträge: 48
Registriert: 29. Nov 2020, 01:07

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von mockturtle »

Ach, man kann sich schon ärgern, dass man Frontal 21 mitfinanziert, völlig verständlich, gleich das ZDF oder gar das ganze ÖR-System aus heiligem Gamerzorn in Frage zu stellen, halte ich aber für eine ziemliche Überreaktion, da freun sich nur wieder die Rechten. Ich finds auch doof, dass ich Christian Lindner die Diäten zahle ;), sehe aber ein, dass Abgeordnetenentschädigung schon echt sinnvoll ist.
Es ist auch völlig legitim zu diskuttieren, ob wir als Gesellschaft noch ÖR brauchen, uns leisten wollen, wie der aussehen soll... Da wird es vermutlich mit zunehmender Digitalisierung vermehrt Diskussionen geben in den nächsten Jahren. Da müssen wir uns aber doch ein bißchen mehr angucken als ein paar misslungene Magazinbeiträge.
mockturtle
Beiträge: 48
Registriert: 29. Nov 2020, 01:07

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von mockturtle »

Guthwulf hat geschrieben: 5. Dez 2020, 00:30 Privatsender können jeden Müll senden und Quote um jeden Preis machen. Die öffentlich/rechtlichen sind aber von unseren Steuergeldern finanziert, u.a. um das zu Verhindern. Wenn ZDF schon etwas Extremes wie den Frontal-Beitrag (oder Frontal als Showkonzept) "durchgewunken" hat, was haben sie woanders noch "durchgewunken"? Bei dem Frontal-Beitrag fällt uns das als Gamer und damit "Experten" im Thema sofort auf. Wie siehts aber bei Themen aus, bei denen wir uns gar nicht auskennen oder bei denen die Manipulation / Schludrigkeiten subtiler sind? Wer es nicht erkennt, bekommt "Fake News" und wer es erkennt, hat ein Beispiel für die "Lügenpresse" selbst bei den öffentlich/rechtlichen gefunden und sieht sich in seinem Mißtrauen gegenüber "den Mainstream Medien" nur verstärkt (schnell zurück in die eigene kuschelige Filterblase).
Naja, Fernsehen findet ja nicht im Labor statt. Ich würde dem Zuschauer schon eine gewisse Medienkompetenz zugestehen, die verhindert, dass er nicht alles was er bei Frontal sieht für die offenbarte objektive Wahrheit hält und ihm zumindest bewusst ist, dass auch mehr Informationsquellen als Frontal 21 gibt. Gleichzeitig findet Fernsehen auch im öffentlichen Diskurs statt und befeuert ihn, da findet auch viel an Korrektur statt. Ich glaube der Beitrag wäre anders aufgenommen worden, wenn es nicht schon eine Geschichte grottiger Videospielbeiträge gerade auch von Frontal gäbe, eher als einfach misslungen denn als bösartig gegenüber Gamern.
Dein Modell ist mir zu einfach.
Don Mchawi
Beiträge: 414
Registriert: 8. Nov 2017, 08:44

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Don Mchawi »

Weltraumhirsch hat geschrieben: 4. Dez 2020, 23:25 Finde ich sehr interessant, denn diese Statistiken belegen genau das Gegenteil https://www.handelsblatt.com/politik/de ... 462-2.html
Ich hatte Jochen so verstanden, dass es nicht unbedingt um das letzte oder aktuelle Jahr ging, sondern er sich insbesondere auf 2015 im Rahmen der Fluchtkrise bezog, zumindest viel dieses Beispiel immer wieder. Und dort war die AfD nicht im Bundestag vertreten, hatte aber immerhin 15 Auftritte:
https://meedia.de/2015/12/17/die-meiste ... nen-titel/
Allerdings muss man sagen, dass die ebenfalls nicht vertretene FDP noch mehr Auftritte hatte.
Aber der eigentliche Knackpunkt ist das Agendasetting. Begriffe wie 'Flüchtlingskrise' und 'Flüchtlingswelle' waren allgegenwärtig 2015, quasi jeden Tag ging es um das Thema Flüchtlinge. Die Agenda war klar gesetzt und spielte natürlich damit massiv der AfD in die Karten. Und da waren Plasberg und Will klar mit daran beteiligt, je mehr ich wiederhole, dass wir aktuell in einer Krise XY sind, desto mehr wird sich diese (vermeintliche) Krise im öffentlichen Bewusstsein festsetzen. Deutlich untergegangen sind die unzähligen rechtsradikalen Brandanschläge und Mordversuche, die zu hunderten 2015 und 2016 verübt wurden. Ja, ab und an gab es das mal in der Tagesschau. Aber in den Talkshows, die eine wichtige Rolle im Agendasetting spielen (immerhin sind sie es, die einem Thema mehr Sendezeit einräumen) haben sich damit nicht oder kaum auseinander gesetzt, sondern lieber zum drölften Mal die gleichen Parolen zum Thema Flüchtlinge reproduziert.
Das war nicht nur 2015 so, ich erinnere mich auch etwa an den Ebola Ausbruch in Westafrika 2014. Da gab es auch jede Menge Talkshows dazu, die 1. eine unnötige Panik verbreitet haben, die sicher auch dazu beigetragen hat, dass viele (mich eingeschlossen) Corona anfangs nicht ernst genommen haben und 2. mal wieder ein Afrikabild aus dem Gruselkabinett gezeichnet. Allein dass zu einem Ausbruch in Westafrika Leute eingeladen sind, die irgendwelche Projekte in Malawi, das 7000 km vom Ausbruch entfernt ist, führen, vom maroden Gesundheitssystem dort erzählen, weil hey, Afrika ist ja ein Land und so.

Trotzdem bin ich mit dem Podcast nicht ganz einverstanden, ich würde hier scharf trennen zwischen dem Setting einer Agenda und die Verbreitung von Halbwahrheiten und Ungenauigkeiten bis Falschinformationen und dem bewussten Lügen und Manipulieren. Letzteres mag man Frontal 21 vorwerfen, aber nicht den Talkshows usw. Die sind tendentiös, uninformiert, haben kein Bedürfnis, in die Tiefe zu gehen oder Menschen ausreden zu lassen, die vlt etwas zu sagen haben, sondern sind Quoten getrieben. Aber dort sitzen auch keine Experten zu den Themen. Ich glaube einem Plasberg, dass seine Vorstellung von Afrika bei König der Löwen, Ebola und Bürgerkrieg aufhört. Wir haben auch da ein Qualitätsproblem, vor einigen Jahren gab es mal eine..Kommission? Gremium? ich weiß es gar nicht mehr, jedenfalls analysierten sie die Talkshowlandschaft in Deutschland und stellten genau die richtigen Probleme heraus. Aber danach hat sich nichts geändert. Jedenfalls ist das bewusste Lügen eine andere Geschichte, die zwar Jochen nicht auf die gesamte Presse übertragen hat (absolut nicht), aber eben auch nicht klar abgegrenzt von seinen Ausführungen zum Agendasetting und Framing.
Wenn sich bspw die Menschen hinter einer Talkshow nie mit den eigenen Rassismen auseinandergesetzt haben, reproduzieren sie diese quasi automatisch, wenn sie etwa über Afrika berichten. Das ist ein Qualitätsdefizit, das aber einer sehr scharfen Trennung zur bewussten, gewollten und gezielten Verbreitung von Rassismus bedarf. Die hätte, finde ich, schärfer ausfallen können (auch im Freilaberformat Feierabendbier), eben weil es ein Narrativ der rechtsextremen Verschwörungsfanatiker ist, dass alles bewusst manipuliert und belogen wird.
Abgesehen davon sei mir die kleine Randbemerkung erlaubt... Ich will mich nicht zu sehr an Worten aufhängen, aber dieses Spacko, also mir stößt es immer etwas sauer auf. Ich habe extra nochmal geschaut, ob ich es vlt auch falsch im Kopf habe, laut Wiktionary ist der Wortursprung nicht ganz klar, eine Vermutung (und das ist die, die ich so im Kopf hatte) ist der Spasti von Spastiker. Ob das der wirklcihe Urpsrung ist, weiß ich nicht, aber diese Konnotation dürften viele haben. Ist eine persönliche Notiz, möchte Jochen absolut keine Vorschriebungen machen, welche Wörter er benutzt, aber ich finde Beleidigungen wie Spasti, Spacko, Schwuchtel etc immer eher irritierend, da sie ja per se nicht nur etwas über die Person aussagen, die man beleidigen möchte.
Jochen, da du vorhin gepostet hast, vielleicht liest du das, da ich jetzt dich etwas kritisert habe, ist alles nicht böse (with all due repsect ;) ) gemeint, nur was ich empfunden habe während des Hörens. Aber wie im ersten Absatz beschrieben, stimme ich dir bei vielem auch zu. Und an der Stelle, falls du es wirklich liest, schön dass du wieder in alter Frische zurück bist. :)
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9855
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Andre Peschke »

Boah, wie die Diskussion immer auf den einen Nebensatz kippt, an den ich nichtmal eine Erinnerung habe. :D Für mich war die Aussage, Frontal müsse jedem beim ZDF peinlich sein. Das irgendwo der ganze Laden verdammt wurde, hab ich null in Erinnerung und würde ich auch widersprechen. Ich habe eine Reihe von Freunden und Bekannten dort.

Beim Feierabendbier braucht es mehr Kulanz für den einen zu stark zugespitzten Satz. Deswegen hab ich am Anfang der Folge nochmal extra drauf hingewiesen, dass sie nun wieder in dieser rüpeligen Fahrrinne unterwegs ist.

Andre
Benutzeravatar
Soulaire
Beiträge: 1480
Registriert: 28. Mär 2016, 06:44

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Soulaire »

Grandioses Feierabendbier! Vor allem Jochen richtig on fire :D
Benutzeravatar
Titaneus
Beiträge: 9
Registriert: 29. Jan 2019, 04:26
Wohnort: Salach
Kontaktdaten:

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Titaneus »

Hui, ich dachte bevor ich das Feierabendbier hörte, es gäbe jetzt einen Rundumschlag gegen den ÖR-Rundfunk, weil das hier in den Kommentaren so angedeutet wurde (was ich nicht leiden kann, da ich dort ebenfalls einige Mitarbeiter kenne, und ich selber hin und wieder für den ÖR freiberuflich arbeite). Tatsächlich bleiben die Herren sehr ordentlich beim Thema und rutschen zu keiner Zeit auf Stammtisch-Niveau herab - hätte mich auch gewundert. Die Reaktion (Jochen on Fire) ist zu 100 % nachvollziehbar; die Frontalsendung ist eine Peinlichkeit, die mich ebenfalls an Sendungen aus dem Jahr 2005 erinnerte. Wirklich zuhören sollten die Leute von Frontal, denn es wird sich beim Feierabendbier nicht bloß über die Sendung aufgeregt, sondern - wie so oft - konstruktiv eine Blaupause erstellt, wie man es richtig machen könnte. Aber, will man bei Frontal denn das auch?
Benutzeravatar
Kesselflicken
Beiträge: 1601
Registriert: 18. Aug 2016, 15:20
Wohnort: Sachsen-Anhalt

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Kesselflicken »

Hab die Folge gerade noch ein zweites Mal gehört und hab dort auch keinen Diss gegen den kompletten ÖRF hören können. Würde sogar behaupten, dass hier der ÖRF verteidigt wurde indem man eindrücklich darauf aufmerksam macht, was solche miesen Schundbeiträge dem Image aller Öffentlich-Rechtlichen antun können. Dadurch wurde imo auch klar für den ÖRF Stellung bezogen.

Sonst: das beste Feierabendbier seit langem! Wichtige Kritik für unsere Gesellschaft/Demokratie und das auch noch einmalig unterhaltsam verpackt. :ugly: Ich habs glaube schon mal gesagt, aber schön, dass du wieder da bist Jochen :) . Ihr beide zusammen seit schon ne geile Kombi.
Benutzeravatar
Alienloeffel
Beiträge: 1970
Registriert: 9. Feb 2017, 14:35

Re: Frontal 21: Die rechte Unterwanderung der Gamer-Szene

Beitrag von Alienloeffel »

Ich fand die Folge gut zu hören und ich freue mich, dass ihr den Beitrag kommentiert habt.
Antworten