Andre Peschke hat geschrieben: ↑27. Jan 2021, 17:30
dadadave hat geschrieben: ↑27. Jan 2021, 16:44
Es ist in mancher Hinsicht ein anderes Medium, aber das heisst doch nicht, dass es in jeder Hinsicht komplett verschieden und in keinster Weise vergleichbar ist. Wenn man über ihre Eigenschaft als Früchte redet, kann man, ja MUSS man, Äpfel und Birnen vergleichen. Ein alternativer Schwierigkeitsgrad ist erstmal eine alternative Version eines Werkes, wie sie auch in anderen Medien absolut denkbar wäre.
Deine Aussage, auf die sich meine Antwort bezog, war:
dadadave hat geschrieben: ↑27. Jan 2021, 16:44Es ist für mich derart frappierend, wie unterschiedlich da Spiele behandelt werden
Und da sage ich nun: Spiele SIND unterschiedlich, also ist eine Ungleichbehandlung erstmal kein Fehler. Im Gegenzug müsstest du darstellen, warum du der Ansicht bist, dass sie sich hier trotzdem verbietet.
Um eine unterschiedliche Behandlung zu rechtfertigen, müsste man erstmal darlegen, inwiefern sich Spiele und Filme im entscheidenden Punkt relevant unterscheiden. Die Ungleichbehandlung ist nicht per se gerechtfertigt, bloss weil in irgendeiner Dimension ein Unterschied besteht. Da liegt auch der Hund begraben, oder jedenfalls einer davon. "Schwierigkeit" ist ein Konzept, das irrtümlicherweise nur bei Spielen ernsthaft wahrgenommen und folglich breit diskutiert wird.
Andre Peschke hat geschrieben: ↑27. Jan 2021, 17:30
Ich würde mal dagegen argumentieren: Es stimmt ja nichtmal, das andere Medien nicht in verschiedenen Versionen existieren. Es gibt Neuauflagen von Büchern, Director's Cuts etc. Diese haben vielleicht nicht eine größere Zugänglichkeit zum Ziel, aber verschiedene Versionen des gleichen Werks kennen alle Medien.
Und dann gibt es vor allem Übersetzungen. Ich denke, es sollte Konsens sein, dass ein Werk bei der Übersetzung ganz erhebliche Veränderungen erfährt. Erst Recht im Film mit der Synchronisation. Aber das wird gemacht, weil viele Menschen nicht erst Englisch, Koreanisch etc lernen können und wollen, um die Kunsterwerke aus den entsprechenden Ländern zu genießen. Die Übersetzung der Bibel durch Luther war sogar die vielleicht größte Neuauflage eines literarischen Werkes mit dem expliziten Ziel, es einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen.
Es war auch keine Behauptung von mir, dass es andere Medien nicht in mehreren Versionen gäbe...
Wo ich einen Unterschied sehe, ist, dass seit einiger Zeit bei Spielen separate Versionen gefordert werden, oft gepaart mit dem Versuch, über die moralische Schiene zu argumentieren. Und letzteres lässt sich nicht anders beschreiben denn als Anspruchshaltung, die diesen Forderungen zugrunde liegt. Das ist erstmal kein Schimpfwort, auch wenn es manchmal in dem Sinne verwendet werden mag, weil impliziert wird, dass der Anspruch nicht legitim sei.
Konkret zu der unterschiedlichen Handhabung, obwohl die Sachlage meines Erachtens vergleichbar ist:
Wieviele Leute gehen zu David Lynch und sagen: Ey, mach mal zusätzlich verständlichere Fassungen deiner Filme, Du schliesst Leute aus, Du Gatekeeper, Du? Wieviele Leute fordern von Autoren, dass sie doch bitte auch gleich eine Kurzfassung ihres Werkes veröffentlichen sollen, weil realistischerweise ein Grossteil der Menschheit nichts lesen wird, was die Länge eines Twitter-Threads überschreitet? Es ist hypothetisch zu sagen, die Nicht-Analphabeten, theoretisch könnten die ja (und die anderen könnten Lesen lernen), genauso, wie es hypothetisch ist zu sagen, wenn Du lange genug übst, dann kannst auch Du Dark Souls durchspielen.
Dass man das Buch trotzdem komplett durchblättern kann, ändert nichts Wesentliches. Das ist ja nicht der Punkt eines Buches. Und ich behaupte es ist auch bei vielen Filmen nicht der Punkt, dass man den Sound hört und die Photonen in die Augen schiessen oder bei Jazz dass die Schallwellen mein Innenohr stimulieren. Das reicht nicht, das wäre ein oberflächliches Verständnis der Rezeption, sowie es etwas anderes ist, Dark Souls in einem Let's Play zu sehen als es selbst zu spielen.
Es gibt Übersetzungen, es gibt Untertitel für Hörgeschädigte, es gibt Hörbücher, es gibt Blindenschrift. Das ist alles super und wird sicher auch teilweise eingefordert. Aber dann hörts auch schnell mal auf. Und es ist kaum der Autor, von dem diese Alternativfassungen gefordert werden.
Es gibt Schulbücher mit Erläuterungen, aber es wird von keinem zeitgenössischen Autor verlangt, dass er die doch bitte auch gleich selber schreibt und mitliefert. Es verlangt keiner von zeitgenössischen Komponisten, dass sie doch bitte eine angepasste Version ihres neuesten Werks veröffentlichen sollen, die vielleicht etwas weniger dissonant ist, aber die eigentliche Erfahrung bleibt ja bestehen, das Hauptmotiv ist das gleiche und so. Oder wenn wir gerade bei Musik sind: wenn sie effektiv gespielt und nicht nur ein Tonträger abgespielt wird, dann hat sie ja auch einen Schwierigkeitsgrad. Da kann Chopin über Dark Souls nur lachen. Heute verlangt aber niemand von einem Komponisten, er soll doch die Noten seines neuesten Stücks auch noch in einer vereinfachten Version veröffentlichen (es gibt zwar öfters vereinfachte Arrangements und Bearbeitungen, aber nicht als Anspruch, damit maximal viele Menschen ein Musikstück auf der Blockflöte spielen können.)
Dabei wäre es in all diesen Fällen tatsächlich so, dass niemandem etwas weggenommen würde durch die Alternativ-Versionen (jedenfalls fällt mir kein Beispiel dafür ein). Auch was den Aufwand anbelangt, wäre es in vielen Fällen nicht aufwendiger als bei Spielen, diese Alternativ-Versionen zu erstellen. Übrig bleibt für mich eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung, die sich aus der Entstehungsgeschichte der diversen Medien und unterschiedlichen Kunst/Kulturprodukt- und Künstlerverständnissen ergibt, aber bei genauerer Betrachtung Stirnrunzeln verursacht.
Wie man das dann auflöst und ob man nicht allenfalls die Geisteshaltung und die Forderungen auf den Gamesbereich auf die anderen Medien übertragen möchte, ist eine separate Frage.