Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

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Lars Rühmann
Beiträge: 96
Registriert: 25. Mai 2017, 17:54
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Re: Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

Beitrag von Lars Rühmann »

Weil Jochen ja in der Folge erwähnt, dass ich Unavowed ziemlich beknackt finde: Die Ursprungsidee für die Folge war ja, ein "richtig gut geschriebenes" Spiel ob seines Writings abzuklopfen. Ich habe (auch als Fan klassischer Adventures) durchaus meinen Spaß an Unavowed gehabt. Nur eben vom Writing war ich dann außer beim Twist zum Ende sehr enttäuscht.
Das liegt aber eher daran, dass ich eine große Schwäche für andere Wadjet Eye- Spiele habe- besonders für die Blackwell- Reihe, die in ihren guten Momenten wirklich schön geschriebene Charaktermomente schafft, die mich noch Tage danach beschäftigen. Genau an dieser Stelle aber blieb Unavowed trotz schöner Anlagen für mich insgesamt leider ziemlich tot- und geht mir ansonsten in Sachen Handlung auch ungefähr so nahe wie Ausgabe #32 von Plastic Man im DC Comics- Regal. Das soll aber nicht heißen, dass ich das Spiel nicht schätzen würde! Es steckt merklich viel Liebe zum Detail und viel Arbeit drin. Ich glaube, es scheitert letztendlich in dem, was es erreichen möchte. Aber es scheitert imho auf so hohem Niveau, dass man immer noch Spaß damit hat.
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Jessica (BTS)
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Re: Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

Beitrag von Jessica (BTS) »

Huhu,

bin ein bisschen late to the party, habe erst eben die Folge fertig gehört. Hat mir sehr gut gefallen, Jochen und Falko harmonieren natürlich prima und die sehr unterschiedlichen Perspektiven aufs Spiel sind immer spritzig. Ich habe Unavowed selbst nicht gespielt und kann daher zum Spiel natürlich nichts beitragen. Rein vom Hören bin ich mehr bei Jochen. Schade, dass offenbar so viel Potenzial im Storytelling nicht umgesetzt wurde. Sei es nun aus Zeit-/Budgetmangel, sei es dem Workflow geschuldet (Spiel wird nicht linear "gemacht") oder was auch immer. Schlechte Rätsel kann ich leider auch so gar nicht ab und sehe bei Adventures auch recht zügig in die Komplettlösung, wenn ich nicht weiterkomme.

Eine Folge zu Harveys neuen Augen fände ich auch super spannend. Ich hab' da ja mal die These aufgestellt, dass man den Erzähler auch als psychotische Stimme von Lilli deuten könnte, der – wie das bei Schizophrenien durchaus der Fall sein kann – alles kommentiert, was Lilli tut. Diesen Kniff mit dem Erzähler (ob man ihn nun so psycho-mäßig deutet oder rein auf der Ebene, dass ein Erzähler in solchen P&C-Adventures eher die Ausnahme ist) fand ich auch super. Es steckt sehr viel im Game!
"Gibt es Explosionen?" - "Nein." - "Meh."

Eine der Stimmen des Behind the Screens-Podcasts zu Games & Psychologie
Karlo von Schnubbel
Beiträge: 148
Registriert: 20. Jun 2017, 01:13

Re: Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

Beitrag von Karlo von Schnubbel »

Lars Rühmann hat geschrieben: 11. Feb 2021, 11:49 Weil Jochen ja in der Folge erwähnt, dass ich Unavowed ziemlich beknackt finde: Die Ursprungsidee für die Folge war ja, ein "richtig gut geschriebenes" Spiel ob seines Writings abzuklopfen. Ich habe (auch als Fan klassischer Adventures) durchaus meinen Spaß an Unavowed gehabt. Nur eben vom Writing war ich dann außer beim Twist zum Ende sehr enttäuscht.
Das liegt aber eher daran, dass ich eine große Schwäche für andere Wadjet Eye- Spiele habe- besonders für die Blackwell- Reihe, die in ihren guten Momenten wirklich schön geschriebene Charaktermomente schafft, die mich noch Tage danach beschäftigen. Genau an dieser Stelle aber blieb Unavowed trotz schöner Anlagen für mich insgesamt leider ziemlich tot- und geht mir ansonsten in Sachen Handlung auch ungefähr so nahe wie Ausgabe #32 von Plastic Man im DC Comics- Regal. Das soll aber nicht heißen, dass ich das Spiel nicht schätzen würde! Es steckt merklich viel Liebe zum Detail und viel Arbeit drin. Ich glaube, es scheitert letztendlich in dem, was es erreichen möchte. Aber es scheitert imho auf so hohem Niveau, dass man immer noch Spaß damit hat.
Das hab ich selber ganz ähnlich empfunden. Ich fand es ein bisschen schade, dass im Podcast mehr oder weniger vorausgesetzt wurde, dass "Unavowed" jetzt wirklich das Point-&-Click-Adventure mit der besten Story seit x Jahren ist und daraus dann gefolgert wurde, dass das Genre eben storymäßig nichts mehr zu bieten hat. Dabei hat allein Wadjet Eye mit "Primordia", "Technobabylon" und eben auch der "Blackwell"-Reihe von Dave Gilbert selbst schon mMn deutlich bessere Geschichten mit viel interessanteren und besser ausgestalteten Figuren veröffentlicht. Ich habe auch das Gefühl, dass bei "Unavowed" gar nicht so viel Wert darauf gelegt wurde und es eher darum ging, einen Blockbuster (für Pixel-Adventure-Verhältnisse) zu produzieren, was so ein bisschen die Richtung fortführt, die schon im "Blackwell"-Finale eingeschlagen wurde und die mir da auch schon nicht so gut gefallen hatte. Leider werden die Figuren dadurch fast alle zu Abziehbildern, die wie im Podcast geschildert immer wieder ihre ein bis zwei Lieblingsthemen raushauen und dadurch manchmal fast schon unfreiwillig komisch wirken - da gehörte Eli mit seinen ständigen "Family... it's so important!"-Lines für mich leider auch ein bisschen mit dazu. :D

Ich kann Jochens Eindruck, dass Adventures häufig mit wenig davonkommen, aber trotzdem gut nachvollziehen. Spiele wie "Gemini Rue" und "Thimbleweed Park" wurden ja auch für ihre Geschichte und Dialoge gelobt, und da kann ich es noch viel weniger nachvollziehen als bei "Unavowed". Von "Trüberbrook" ganz zu schweigen, aber das ist vielleicht auch eher ein deutsches Phänomen in dem Fall. Ich spiele Point-&-Click-Adventures halt so gerne, dass sich so ein Spiel schon richtig anstrengen muss, um mir nicht trotzdem noch Spaß zu machen, aber dass man sich bei einem "Gemini Rue" z. B. wundert, wieso das so gute Kritiken bekommen hat, das kann ich total nachvollziehen.

Der Podcast hat mir auf jeden Fall echt viel Spaß gemacht! Macht doch bitte in der Konstellation mal ein regelmäßiges Format, in dem Jochen ein Point-&-Click-Adventure nach dem anderen spielt, bis er das Genre irgendwann endlich wieder liebt. :D
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Heretic
Beiträge: 4944
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Re: Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

Beitrag von Heretic »

Man sollte auch Adventures wie "The Cat Lady", "Downfall" oder "Fran Bow" nicht außer acht lassen, die inhaltlich andere Wege gehen als das typische, meist humorig angehauchte klassische Point and Click-Adventure. Die sind halt nur dank harter Themen und sparsamer Präsentation noch mehr in der Nische gefangen.
Kaputtnick
Beiträge: 28
Registriert: 21. Jun 2019, 02:20

Re: Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

Beitrag von Kaputtnick »

Ich mag das Genre der Adventures nach wie vor, aber was mich persönlich doch oft abschreckt, ist die budgetbedingt schwache Technik - vor allem bei der Optik. Die Pixelgrafik kann ich einfach nicht mehr sehen - hatte ich damals zur Genüge und mittlerweile zeigen andere Genres, wie imposant man Spielestories heute erzählen kann. Ich bin allerdings auch überhaupt kein nostalgischer Mensch, sondern ein Freund von stetem Fortschritt.

Wenn es um die Rätsel in Adventures geht, bin ich überwiegend bei Jochen. Früher hat es mich nicht gestört, dass die fast durchgängig abstrus sind, aber heute nervt mich das zunehmend, weil sie von der Story ablenken und die Atmosphäre untergraben. Dann doch lieber logisch nachvollziehbar und dadurch meist etwas leichter oder gleich darauf verzichten wie bei den letzten Telltale-Titeln. Aber das gibt es ja bereits und wie schon andere erwähnt haben, kann man point&click nicht mit RPG's im Allgemeinen vergleichen, sondern bestenfalls mit Oldscool-RPG's mit pausierbaren Echtzeitkämpfen. Die mag ich wiederum nicht mehr so gern spielen, aber ich war halt auch damals schon kein großer Fan von Baldurs Gate sondern habe die Nordland-Trilogie geliebt. Wegen der geringen Auswahl an hochwertigen Spielen haben wir aber alles mitgenommen, unabhängig von persönlichen Vorlieben. Heute zeigt sich dann, welche Art von Spiel man wirklich mochte und welche man nur mitgenommen hat, weil es nichts Besseres gab - in Jochens Fall eben klassisches point&click vs. Edith Finch. Ich zähle zu Adventures neben point%click in verschiedenen Ausprägungen (z.B. die Rusty Lake Spiele) und Walking-Simulatoren auch Spiele wie "Her Story" und die ganzen kampflosen Horrorgames ala "Amnesia". Diese Vielfalt gab es damals so nicht.

Was Entscheidungen angeht, bin ich dagegen voll bei Falko. Ich probiere bei Adventures fast nie unterschiedliche Varianten aus, sondern erlebe genau eine Geschichte und das ist dann eben meine. Deshalb stört es mich bei Telltale-Spielen auch überhaupt nicht, dass es kaum Abweichungen vom Pfad gibt, denn ich sehe die ja nicht und die Illusion bleibt dadurch intakt. Das muss man nicht mögen wenn man etwas anderes erwartet hat, aber wenn man bereits mit entsprechendem Vorwissen zu diesen Spielen herangeht und dann trotzdem versucht das Spiel bloßzustellen und sich im Anschluss über mangelnde Konsequenzen beschwert, kann ich nur den Kopf schütteln. Man versucht auch nicht, CoD komplett zu durchschleichen und beschwert sich, weil es nicht geht...
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Heretic
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Re: Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

Beitrag von Heretic »

Kaputtnick hat geschrieben: 18. Feb 2021, 00:00 Ich probiere bei Adventures fast nie unterschiedliche Varianten aus, sondern erlebe genau eine Geschichte und das ist dann eben meine. Deshalb stört es mich bei Telltale-Spielen auch überhaupt nicht, dass es kaum Abweichungen vom Pfad gibt, denn ich sehe die ja nicht und die Illusion bleibt dadurch intakt.
Mache ich genauso. Bei Telltales The Walking Dead-Reihe hab' ich aber nach Jahren einen zweiten Durchlauf gewagt. Die Schlüsselstellen waren mir zwar größtenteils noch im Gedächtnis, aber viele Kleinigkeiten am Rande waren bereits vergessen. Dementsprechend habe ich nur einige wenige Entscheidungen bewusst anders getroffen. Hat für mich gut funktioniert. Es fühlte sich an, als würde man eine altbekannte Serie mit alternativem Ende sehen. Was im Grunde ja auch zutrifft. :D
mockturtle
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Re: Runde #304: Unavowed (ft. Falko Löffler)

Beitrag von mockturtle »

Heretic hat geschrieben: 15. Feb 2021, 19:05 Man sollte auch Adventures wie "The Cat Lady", "Downfall" oder "Fran Bow" nicht außer acht lassen, die inhaltlich andere Wege gehen als das typische, meist humorig angehauchte klassische Point and Click-Adventure. Die sind halt nur dank harter Themen und sparsamer Präsentation noch mehr in der Nische gefangen.
Jepp, "The Town of Light" oder "Detention". Da schüttet mir Jochen etwas zu viele Kinder mit dem Bade aus, die ein bißchen Liebe und Aufmerksamkeit verdienen. Alles kein Shakespear, aber der macht sich ja auch im AAA-Bereich eher rar. Bemerkenswertes gibt es in der Nische aber schon noch zu entdecken, wenn man sich nicht in einer Lootspirale verheddert hat ;)
Honorable Mention: "Sally Face"
Gruß!
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