DickHorner hat geschrieben: ↑17. Feb 2021, 23:09Die Japaner haben wohl beheizte Tische (!), Kotatsu, nur gibt's Tische in dem Level zugegebenermaßen auch nur wenige.
Nur zur Einordnung: Das klingt ggf. nach Luxus, ist aber Standardausstattung in vielen Häusern. Das hat'n banalen historischen Hintergrund: Wenn man Häuser zu 95% aus Holz und zu 5% aus Papier baut, dann ist das im Sommer toll, weil man die Papiertüren zur Seite schieben und die Wände teilweise komplett entfernen kann - was auch getan wurde bzw. bei traditionellen Bauten weiterhin möglich ist. Im Winter ist's nur arschkalt. Zentralheizungen waren und sind in Japan kein Standard. Ich habe mehr Klimaanalagen gesehen - damit kann man ja auch heizen, wenn einem der Strompreis egal ist! - als Heizkörper. Weiterhin ist in den meisten Wohnungen der Kotatsu die einzige Wärmequelle, welcher auch nicht den Raum, sondern eben nur den Körper heizt. Die Isolation selbst bei öffentlichen Gebäuden ist relativ gering und oft gilt die simple Rechnung von Außentemperatur = Innentemperatur. Anfangs hatte das benannte historische Hintergründe, u.a. auch weil man Wärmeleitungen gut in die Zwischenräume von Wänden verbauen kann - wie's in Europa üblich ist. Reine Holzbauten, wo die eine Seite die Innen- und die andere Seite direkt die Außenseite ist, erlauben dies nicht. Man hat sich daran gewöhnt und Zentralheizungen gelten diesbezüglich eher als (zu) kostenspieliger Luxus, weil man sich die meiste Zeit des Tages ja ohnehin nur in ein oder maximal zwei Räumen aufhält. Und dort steht dann eben der Kotatsu.
Ich habe mir das Youtube-Video der Folge auch mal angeschaut und auf die Schuhe im Regal geachtet. War nur schwer, weil die Kamera partou nicht anhalten wollte.
Da sind meines Eindrucks nach nicht nur die Schuhe vom Hitman, sondern das meiste sieht wie Schlappen aus, welche seitens des Hotels bereitgestellt werden. Typischerweise besitzt man in Japan - egal ob Zuhause, im Hotel oder bei Bekannten - drei (!) Arten von Schuhen.
Die (1)
Straßenschuhe werden unter Androhung der Todesstrafe vor Betreten des Hauses ausgezogen. Dass der Hitman in dem Video mit Holzsandalen munter-fröhlich in den Garten laufen und danach den Dreck unter den Absätzen wieder ins Hotel tragen kann ist eigentlich ein No-Go. Spätestens in dem Moment hätte ein Alarm angehen und ein explizit dafür abgestellter - zumeist älterer - "Wachmann" darauf hinweisen sollen, dass im Hotel bitte die dafür bereitgestellten (2)
Hausschuhe (Slipper) getragen werden sollen. Die offenbar ja auch im Schuhregal am Ein-/Ausgang des Zimmers stehen, vom Hitman aber ignoriert werden. Was in Deutschland eine Höflichkeit ist, auf die man ggf. auch mal verzichtet, ist in Japan üblicher Standard. Wenn man darauf geachtet hat - was ich natürlich tat! - konnte man etwa in einer Szene des Animes "Your Name" (2016) Folgendes beobachten: ein Mädchen hängt mit den letzten Kraftanstrenungen am Balkon und droht in die Tiefe zu stürzen. Der Protagonist öffnet die Haustür, um zum Balkon zu stürmen und sie zu retten. Aber was tut er beim Rennen und nach Öffenen der Tür? Richtig! Er zieht sich im Rennen noch die Schuhe aus - Prioritäten, und so! Neben diesen zwei Arten von Schuhen gibt es üblicherweise auch (3)
Kloschuhe. Das sind auch Slipper, aber die werden nur im Toilettenbereich getragen. Erneut hätte irgendjemand aus der Ferne "NANI?" rufen müssen, als der Hitman im Video mit den auf Geta die Toilette ging. Gerade in Hotels sind Kloschuhe sehr üblich.
Der fehlende Stauraum im Video ist nicht unüblich. Wirkt wie ein Gefängnis, ist aber Minimalästhetik! Historischer Hintergrund erneut: der Boden bestand aus Reismatten (tatami), welche die großartige Eigenschaft besitzen, dass sie absolut empfindlich sind. Für alles. Auch ein Grund, warum man in Japan weiterhin so stark zwischen Draußen und Drinnen unterscheidet, weil man eine dreckige Tatami eigentlich wegwerfen kann - die lassen sich nicht reinigen. Ebenso können sie kein Gewicht tragen, weshalb in traditionellen Häusern außer einem Tisch, o.Ä. fast keine Einrichtungsgegenstände im Raum stehen. Stauraum in Form von Komoden, Schränken, o.Ä. war völlig unüblich - eben weil man nichts auf den Boden stellen kann, nichtmal ein Bett. Klassischerweise gab es Einlassungen an den Wänden (s.g.
oshiire), die einen Holzboden und Schiebetür besaßen, und als Stauraum fungierten. Der Raum im Hokkaidô-Level scheint von der Ästhetik - obwohl er von den Materialien her modern ist - an dieser traditionellen Einrichtungsweise angelehnt zu sein, weshalb es als einzigen Staumraum auch einen Wandschrank gibt, den ich als ästhetische Referenz an ein
oshiire verstehen würde.
... so.