Da ich es ja nun wieder selbst spiele, noch dazu direkt nach meinem Rerun von Dark Souls 3 (und nachdem ich dieses Jahr ebenfalls DS1 und Demon's Souls erneut gespielt habe), muss ich nochmal generell ein paar Gedanken zum Spiel loswerden: So faszinierend ich tatsächlich die schiere Größe von DS2 finde, die es einem auch erlaubt, es nach einigen Jahren fast wieder so zu spielen wie beim ersten Mal, weil man unmöglich all die Gebiete und Geheimnisse im Kopf behalten kann, muss ich doch konstatieren: Es ist schon schon das am wenigsten gute Dark Souls. Und ich schließe mich einigen Vorrednern an, die vor ein paar Seiten sagten, dass DS2 auf sie irgendwie eine Faszination ausübt. Das tut es auch bei mir. Dennoch wirkt das Spiel als ganzes wie ein Rückschritt, ja stellenweise sogar wie ein Klon eines anderen Studios.
Viele Bosse etwa wirken, als wären sie aus einem anderen Spiel. Als wären sie aus einem Indie-Souls wie Hellpoint oder Mortal Shell, denen die Skriptingmöglichkeiten, das Designtalent, das Budget und die Zeit fehlte, um wirklich interessante Bossekämpfe zu gestalten. Ich denke da an so Kandidaten wie Covetous Demon, Mytha, Dragonrider, Last Giant, Lost Sinner.... da sind sowohl die Bosse aus DS1 als auch insbesondere aus DS3 eigentlich durch die Bank furchteinflößender. Ein anderer Vergleich, der sich mir aufdrängt, ist die Komplexität und Herausforderung von World of Warcrafts Raidbossen mit denen irgendwelcher F2P Korea MMOs. Da ist schon intuitiv ein ganz erheblicher Qualitätsunterschied spürbar. Da fehlt Wucht, da fehlen interessante Angriffsmuster, da fehlt Balancing, aber auch Kreativität bei der Gestaltung. Viele Bosse aus Teil 1 und 3 erfordern von mir immer noch Konzentration, Geduld und Anspannung. Bei Dark Souls 2 hingegen bin ich überrascht, wie problemlos ich die Bosse abservieren kann.
Und es ist zudem auch noch optisch schlechter gealtert als der direkte Vorgänger, so das Dark Souls heute besser aussieht als Dark Souls 2. Insbesondere die flache Beleuchtung ist stellenweise grauenhaft. Da kommste in manche Räume, da ist nirgendwo ein Schatten, man blickt auf triste Steinwände ohne jede Struktur und Tiefe, es gibt kein Dunkel und Hell, alles ist einfach nur ein grau-brauner Matsch. Wenig ist übrig von der entrückten Stimmung, die auch heute noch in Lordran herrscht. Ich glaube allerdings, das ist nicht primär eine Frage der Technik, sondern die des geänderten Grafikstils, der die Zeit nicht gut überdauert hat.
Das Spiel wirkt wie das Super Mario Bros. 2 der Serie: Es passt gar nicht so richtig rein, weder optisch, noch narrativ noch vom Spielgefühl. Selbst From Software selbst scheint es nur zähneknirschend zu referenzieren. Hier und dort taucht in Dark Souls 3 mal eine Rüstung aus Drangleic auf, im DLC erkundet man sogar mal ganz flüchtig die Überreste von Earthen Peak. Aber das ist ja auch wieder vielsagend: Während Dark Souls 3 ganz offensichtlich der direkte Nachfolger zu Dark Souls 1 ist, auf den es sich vollständig bezieht und darauf aufbaut, ist der prominenteste Auftritt von Dark Souls 2 ein Cameo in Form einer kaputten Mühle in einem DLC.
Dadurch, dass es von Dark Souls 3 so stiefmütterlich behandelt wird, sticht es noch viel mehr heraus und wirkt noch viel mehr wie das ungeliebte Kind eines anderen.
Das klingt nun alles negativer als es ist, weil ich mich auf die negativen Dinge konzentriere. Und mit all dem meine ich nicht, dass ich nicht trotzdem Spaß am Spiel habe oder das es nicht trotzdem ein grundsätzlich gutes Spiel wäre. Aber jetzt beim nochmal erleben und gerade im direkten Vergleich zu 1 und 3 fällt der Unterschied und der Abfall der generellen Qualität doch schon sehr auf. Es hat seine Stärken, zweifellos, aber es ist nicht der Geniestreich, der Teil 1 war oder die souveräne Fortsetzung, die Teil 3 ist. Es ist "nur" ein gutes Spiel, das leider das Pech hat, dass sein Vorgänger Dark Souls war.