Danke für diese wunderbare Reise durch Lordran und eure Gefühlswelten, sie hat mich lange begleitet und mir viel Spaß bereitet, insbesondere auch der Austausch darüber mit euch und den anderen hier, auch wenn rund um Doms Verfluchung zwischenzeitlich definitiv zu viel unnötige Schärfe reinkam. Ich sehe es als ein sehr schönes Ende dieser Episode, dass der Dom-Run quasi zum geflügelten Wort geworden ist.
Ich will hier nur auf die zwei großen Bosskämpfe eingehen. Es gibt aber noch ganz viele weitere Punkte, die ihr auch in dieser Folge angesprochen habt, es ist längst nicht alles ausdiskutiert. Dieses Spiel bietet, Futter für stundenlange, ach was, tagelange Diskussion. Bester Beweis sind ja die Diaries und dieser Thread selbst. Der Grad, zu welchem ihr viele der Aspekte durchanalysiert habt, ist wirklich beeindruckend. Auch wenn ich mich selber schon viel mit Dark Souls auseinandergesetzt habe, konnte ich in dieser Reihe noch ganz viel lernen. Eindrücke, die ich nicht so recht fassen konnte, wurden hier ausformuliert.
Generell freue ich mich, dass Dark Souls in seiner Einzigartigkeit von euch so wertgeschätzt werden konnte, trotz aller Schwächen, die das Spiel definitiv hat. Mir ging es auch so, obwohl ich das Spiel auch nur 2017 das erste Mal nachgeholt habe und bereits viel darüber wusste. Stellenweise lernt man Dark Souls IMO sogar richtig hassen. Aber wenn man einmal reingesogen wurde, lässt es einen niemals mehr so richtig los.
Gwyn ist da ein schönes Beispiel. Wir kennen ihn bis zum Zeitpunkt des ersten Encounters als Quasi-Zeus, als größten aller Götter, sowohl aus dem Intro, als auch aus den Legenden innerhalb der Spielwelt selber. Anor Londo ist ein einziger Beweis seiner Macht. Und dann stellt sich der Sonnengott von Lordran himself als dieses graue, ascheüberzogene Häufchen Elend dar, das sich in allergrößter Verzweiflung selbst für den Erhalt seiner Welt opfern musste und dabei wie so viele andere in seiner kaputten Welt den Verstand verloren hat.
Das ist super antiklimaktisch. Man vergleiche die Inszenierung nur mal mit der Cutscene und der Musik von Ornstein & Smough, das könnte gegensätzlicher nicht sein. Und muss das nicht mögen, ich kann sehr verstehen, dass man sich eine epischere Inszenierung wünscht. Zusammen mit dieser schwachbrüstigen Ending-Cutscene lässt einen das Spiel absolut leer zurück, obwohl man gerade das größtmögliche in dieser Spielwelt geleistet hat. Und ich bin beim ersten Mal ebenfalls vollkommen unwissend in das Firelink-Ende reingestolpert, als ich mich nur an das Bonfire setzen wollte. Das alles ist ... einfach nur deprimierend! Mir fällt da gar kein anderes Wort für ein. Mir geht diese Melancholie in Lordran stellenweise sogar etwas zu weit und daher zu nahe, als dass ich mich rundum wohl mit Dark Souls fühlen würde. Ich habe das Spiel daher neben allem anderen immer irgendwo auch als eine ganz persönliche Geschichte gelesen, vielleicht als Auseinandersetzung mit dem Tod oder auch mit einer Depression. Das war für mich immer schon ein Bestandteil dieser Erfahrung.
Artorias zählt zu meinen Lieblingsbosskämpfen. Ich mag das Setup super gern: Ritter gegen Ritter, fair and even, ein intensives Kräftemessen in dieser schönen Arena (der Vergleich mit dem Kolosseum erscheint mir wunderbar passend, darauf bin ich selbst noch nicht gekommen). Auch den Aspekt, dass Artorias diese legendäre Gestalt in Lordran ist, welche einem schon im gesamten Spielverlauf immer mal wieder über den Weg läuft, die man aber nicht so richtig zu fassen bekommt. Man hört und liest die einzelnen Infohäppchen ja auch nur und bekommt ihn nie zu Gesicht, anders als die Big Four im Intro. Es ist dann auch ein netter Zeitreisetwist des DLCs, dass einige der Heldentaten, die Artorias "heute" zugeschrieben werden, von dem Spieler selber in der Vergangenheit durchgeführt worden sind.
Jedenfalls kann ich zusammenfassend sagen, dass das Gefühl, was Dark Souls ausmacht, für mich bis heute einzigartig geblieben ist. Obwohl Dark Souls im Videospieldiskurs diese prominente Rolle einnimmt, obwohl es quasi ein neues Genre von Nachahmerspielen begründet hat. Schon kurios. Für mich kommt Hollow Knight (who would’ve guessed
) am ehesten an diese Vision heran und kann sie teilweise sogar übertreffen. Daher kam mir das tatsächlich auch sofort als Vorschlag für die nächste Tagebuchreihe in den Sinn. Allerdings ist das eben doch auch atmosphärisch schon sehr nah an Dark Souls und Andre hat es außerdem schonmal für eine Wertschätzung gespielt. Auch wenn es spannend wäre, wie sich der Ansatz dann heute, mit dem Wissen um Dark Souls, unterscheiden würde. Ich freue mich aber auf jedes weitere Spiel, was da kommen mag, ich höre euch beiden einfach super gerne zu.
PS: Ich habe Gwyn bis heute nicht ein einziges Mal "richtig" besiegt. Bei meinem ersten Run habe ich mir an ihm ziemlich die Zähne ausgebissen, hauptsächlich aufgrund des nicht vorhandenen Estus-Zeitfensters. Meine Lösung war dann aber nicht, ihn zu parieren (bei meinem ersten Run habe ich das NIE gemacht, bis heute bin ich nicht wirklich sicher damit). Sondern Elizabeth's Mushrooms.
Das sind seltene Items aus dem DLC-Gebiet, die über einen gewissen Zeitraum ordentlich Lebenspunkte wiederherstellen. Ich glaube es gibt insgesamt maximal 3 Stück im gesamten Spiel. Aber wenn nicht für den Endboss verwenden, wann dann? Meine Strategie für Gwyn ist also stets: Pilz futtern, und dann immer feste druff.
Aus irgendeinem Grund macht mir das Spaß, es hat IMO eine schöne Situationskomik. Vermutlich weil es eben so gut zu diesem Antiklimax passt. Der Endboss von Lordran wird von jemandem verdroschen, der sich nichtmal die Mühe gibt, irgendeine kämpferische Taktik zu verfolgen.