Die Mafia franchise [+Mafia 3]

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Dostoyesque
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Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von Dostoyesque »

Es kommt ohnehin bald das dritte Mafia, von daher starte ich mal diesen thread basierend auf meinen letzten Kommentar im Arroganzthread (jetzt gelöscht), um den Arroganzthread nicht unnötig aufzublasen. ;)
Jochen hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:Ich bin aber auch der Meinung, dass Wörter wie "scheiße" respektlos ist, wenn es um die Bewertung von Unterhaltungsmedien geht
Selbstverständlich ist das Wort respektlos - und zwar nicht nur, wenn es um Unterhaltungsmedien geht. Aber warum sollte ich vor einem Werk wie Mafia 2 Respekt zeigen, das (fast) jeden künstlerischen Anspruch und Wert für schnöde Massenmarkttauglichkeit über Bord wirft? Dieses Spiel verdient - im Gegensatz zum großartigen Vorgänger - keinen Respekt, sondern Respektlosigkeit, weil es die Erstgeburt für ein Linsengericht verkauft. Es ist Schund. Aufwändig produzierter Schund vielleicht, Schund der einigen Leuten Spaß macht (als ob das je ein Qualitätsmerkmal gewesen wäre) und den man streckenweise sogar loben müsste, wenn man sich dem Medium immer noch nähert als wären es Nähmaschinen und keine Werke von (hoffentlich) Belang, aber dennoch ... Schund.

Jetzt könnte man freilich einwenden: Jochen, das ist Quatsch, hier sind fünf gute Gründe, warum Mafia 2 ein relevantes Werk ist. Das würde ich gerne diskutieren. Ich müsste Mafia 2 wahrscheinlich nochmal spielen, um darauf angemessen zu antworten, aber diese Diskussion wäre spannend, ja lohnend. Warum manche Leute stattdessen lieber ungefragt meinen Schnabel pflegen oder unsere vermeintliche Arroganz nachweisen wollen, ist mir offen gestanden ein Rätsel. Das kann doch keine Freude bereiten.

Edit: Bevor vielleicht jemand Schnappatmung bekommt - der Begriff "Schund" ist im Kontext dieser Diskussion bewusst provokant gewählt. Und je nach Leseweise (ich beispielsweise konsumiere gerne Schund) auch längst nicht so negativ besetzt wie man möglicherweise annehmen könnte.
Ich will mich nicht an irgendwelchen ad hominems beteiligen, aber dieser [edit: erste] Absatz hat mich ehrlich gesagt doch etwas stutzig gemacht. In diesem Sinne: In defendam of Mafia 2

Spiele, wie Film und Musik und auch Literatur, wie du ja eh weißt, sind nicht nur (manchmal) eine Kunstform mit künstlerischem Anspruch, sondern eben auch sehr oft ein relativ dummes Unterhaltungsmedium, das es (überspitztes Beispiel incoming) nach 8 Stunden Nachtdienst auf der Couch im semikomatösen Zustand noch schafft, mich zu unterhalten. Das hat durchaus seinen Wert und ist für das was es sein will, nämlich leicht verdauliche Unterhaltung, auch kein Schund. Und Mafia 2 ist ein gutes Produkt für diese Sparte unserer Entertainmentkultur. Vor allem im Vergleich zum Vorgänger ist mir deine Form der Empörung bzgl M2 schon sehr fremd. Mafia 1 hat im wesentlichen eine sehr ähnliche Erfahrung geboten. Es war etwas weniger komot, ja, was dem Spiel aber sehr, sehr oft geschadet hat, da es an manchen Stellen fast schon unterträglich unzugänglich ist. Mafia 1 würde ich heute nie durchspielen, das Missionsdesign ist indiskutabel. Manche Missionen wie der Diebstahl des Rennautos, das Rennen oder die unzähligen escort missions waren einfach brutal designed, die balance war total im Eimer. Mafia 1 ist in vielerlei Hinsicht spielmechanisch ein ziemlicher clusterfuck. Und einzelne dürftige Elemente in M1 wie z.B. das gunplay wurden in M2 mMn merklich verbessert. Mafia 1 war insgesamt zwar trotzdem für seine Zeit (!) die bessere Erfahrung, aber Mafia 2 ist nichtsdestotrotz ein absolut "respektables" Spiel in all seinen Elementen und ein großer Unterschied in der Spielphilosophie und künstlerischer Ambition ist mMn überhaupt nicht erkennbar. Mafia 2 (wie auch M1) ist in keiner Sache wirklich erstklassig, aber eben auch nirgends schrecklich. Es ist, wie M1, nicht wirklich originell in seiner Erzählung, aber das will es auch sehr offensichtlich nicht sein. Manche Szenen wie das Verkaufen von Zigarettenkisten sind direkt aus GoodFellas, der Hauptcharakter ist der perfekte Mix aus einem jungen Brando und Pacino, etc. Mir kann aber keiner ernsthaft erzählen, dass man Abermillionen von Spielekopien mit Referenzen zum jungen Brando oder Scorsesefilmen verkauft, weiß demnach nicht, wieso Mafia 2 seine Seele verkauft haben soll für Markttauglichkeit, im Gegenteil: Es wurde (und wird immer noch) primär dafür kritisiert, nicht wie die GTA Spiele zu sein! Die eigene Identität wurde der Mafia Franchise zum Verhängnis, nicht das kompromisslose Beugen vor der GTA franchise. Mafia 2 ist in mancherlei Hinsicht für Mafia 1 was Fallout 2 für Fallout 1 war: Im wesentlichen dieselbe Erfahrung, spielmechanisch runder, aber etwas weniger ernsthaft und mit einem großen Haufen Popkulturreferenzen. Das Spiel will mit einer wiedererkennbaren, interaktiven Mobster Erfahrung, einer glaubwürdigen Welt und mit *Unmengen* an Anspielungen an die bekannten Filmwerke, unterhalten. Die Geschichte ist im wesentlichen ein gut geschriebenes best of aus allen bisherigen Mobster Filmen (ist nicht schwer zu schreiben, aber immerhin) und wenn wir beginnen, Geschichten basierend auf ihrer Originalität zu bewerten, dann sollten wir nochmal ernsthaft über Bioshock reden, das im Gegensatz zu Mafia 2 nur ein source material hat, nämlich SS2, und dieses auch noch frech und mMn sogar relativ peinlich kopiert, da manche Elemente in der Übertragung nicht mehr besonders viel Sinn machen, wie z.B. die audiologs.

Ich finde es schon etwas überraschend, dass Mafia 2 eine solch leidenschaftliche Reaktion in dir auslöst. Mafia 2 ist sehr ehrlich im Bezug auf die Erfahrung, die es bieten will, es versteckt seine Wurzeln nicht und lässt einen einfach selbst ein seichtes best of bekannter Mafiawerke spielen. Nothing wrong about that. Mir hats Spaß gemacht. Ich brauchs nicht nochmal spielen, lieber mach ich ein screening von der Hochzeitsszene in The Godfather mit ein paar Freunden, was für mich nach wie vor eine absolute Filmlehrstunde ist in Sachen Charaktereinführung (von 10+ Charakteren), aber es ist wirklich nichts in Mafia 2, das Respektlosigkeit unabdingbar macht. Es ist weniger Kunstwerk als The Godfather, ja, aber es weiß zu unterhalten. Wenn man die Sache etwas nüchterner betrachtet stellt sich meiner Meinung nach wirklich weniger die Frage ob das Kunstwerk selbst "Respekt verdient", im Endeffekt ist ein Kunstwerk auch "nur" ein Kunstwerk, sondern ob die Künstler (bzw Programmierer wenn man Mafia 2 wirklich jede künstlerische Ambition abspricht) Respekt verdienen. Hier haben definitiv Leute daran gearbeitet, die kleine Freuden in die Spielwelt eingebaut haben, die Fans vom Genre für einen kleinen Moment in Erinnerungen schwelgen lassen. In Mafia 2 steckt ehrliche Arbeit und viel zeitlicher Aufwand, es steckt Seele im Spiel, es gibt keinen Grund, hier respektlos zu werden. Ist finde ich nicht nur wahr im Bezug auf Spiele, sondern auch andere Bereiche. Ist vielleicht eine recht persönliche Sache bei mir, weil ich im Gesundheitswesen dieses Verhalten sehr häufig beobachten kann, obs von Patienten kommt oder von Oberärzten (der Pflegebereich ist so weit ich es beobachten kann auch nicht besser), aber mir spucken heutzutage zu viele Menschen auf anderer Leute Arbeit.

Es ist kein Schund. Es ist nicht besonders intelligent, aber auch nicht einfältig. Letzten Endes ist es erfolgreich in seiner Ambition und ein ehrliches Mafiaspiel, das einfach nur unterhalten will. Mehr war Mafia 1 (das du ja magst iirc) auch nicht. Ist künstlerisch nicht wertvoller. Ist aber nicht schlimm. Unterhaltungsmedium sein ist auch respektabel. Und das ist Mafia 2 für mich im wesentlichen: Solide, respektabel, unterhaltend, angenehm einfach und dennoch minimal intellektuell stimulierend aufgrund der zahlreichen Referenzen, demnach perfekt für einen Tag nach 8 Stunden Nachtdienst. Ein schönes Stück escapist fun.

Hier ein 15 minütiges review eines Freundes (kann verstehen, wenn du dir nicht so viel Zeit nimmst, aber das Video triffts eigentlich relativ gut, auch wenn ich nicht mit jedem einzelnen Punkt übereinstimme):

https://www.youtube.com/watch?v=W5IEv8ArRno
Zuletzt geändert von Dostoyesque am 26. Jun 2016, 11:56, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Jochen »

Dostoyesque hat geschrieben:Ich will mich nicht an irgendwelchen ad hominems beteiligen, aber dieser Absatz hat mich ehrlich gesagt doch etwas stutzig gemacht
Leider nur ganz kurz, weil gerade viel um die Ohren: Zitiere doch bitte den gesamten Post, denn in diesem Fall ist der Kontext nicht ganz unwichtig.

Ich würde übrigens nachdrücklich widersprechen, dass das erste Mafia auch nicht mehr gewesen sei als seichte Unterhaltung. Das war erheblich mehr.
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Dostoyesque
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Dostoyesque »

edited. Hab ich ursprünglich im Arroganzthread gepostet, deswegen das abgekürzte Zitat, einfach um Platz zu sparen, da man den ganzen post ja im entsprechenden thread nachlesen konnte. Hier macht das komplette Zitat natürlich mehr Sinn. Hab im Vorbeigehen auch noch ein paar akute Fälle von Undeutsch ausgemerzt. Komme grad vom Nachtdienst (deswegen auch die zahlreichen Nachtdienstreferenzen), bin etwas durch, sonst hätt ich sicherlich mindestens ein [...] im Zitat eingefügt. anyway, kurzer kommentar und dann schlaf.

Ich bin gespannt auf die Antwort. Ich erkenne keine dermaßen ausgeprägte künstlerische Ambition in Mafia 1, die Mafia 2 bereits in seiner Konzeption ruiniert, aber wozu sonst gibts Internetforen? Was Mafia 1 anspruchsvoll macht ist mMn der Schwierigkeitsgrad. Kleinigkeiten wie die Geschichte mit den Ampeln sind zwar nett, aber machen jetzt wirklich nicht den entscheidenden Unterschied in dem Ausmaß, in dem wir sprechen. Wäre Mafia 1 ein Film, wäre ich zwar nett unterhalten und zufrieden, aber nicht besonders beeindruckt von den filmemacherischen Qualitäten des Regisseurs. Ähnlich sehe ich es mit Mafia 2. Der Vergleich ist finde ich auch nicht unfair, da sich beide Mafias bewusst cineastisch geben. Vom core gameplay her ist Mafia 1 deutlich holpriger und, wie gesagt, manchmal ein ziemlicher clusterfuck. Mafia 2 wirkte insgesamt vielleicht etwas generischer, da es in einer Zeit veröffentlicht wurde, in der alles ein 3rd person cover shooter war, aber nichtsdestotrotz spielmechanisch deutlich runder. Im Kontext seiner Zeit wirkte Mafia 1 etwas frischer als erstes cineastisches Mobsterspiel (was für ein sequel aber so gut wie nie zu emulieren ist, weil es per definitionem etwas "fortsetzt"), was es deswegen für mich zur besseren Spielerfahrung in seiner Zeit macht, wohingegen Mafia 2 leider Teil einer gigantischen Reihe von 3rd person cover shootern war, die in einem kurzen Zeitraum veröffentlicht wurden. In einem Vakuum ist Mafia 2 jedoch qualitativ relativ nah dran und in vielerlei Hinsicht spielmechanisch solider als der Vorgänger.
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Jochen

Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Jochen »

Danke fürs Editieren!

Ich fürchte allerdings, dass ich Mafia und Mafia 2 noch einmal spielen müsste, um deiner Entgegnung argumentativ gerecht zu werden - liegt beides schlicht schon viel zu lange zurück, um meine Argumente auch angemessen mit konkreten Beispielen zu unterfüttern. Die Sache mit dem Rennauto zum Beispiel habe ich längst nicht so schlimm in Erinnerung wie du sie schilderst - auch wenn ich weiß, dass sich schon damals viele Menschen über diese Mission geärgert haben. Dafür habe ich die Erzählung in erheblich besserer Erinnerung; zum einen, weil ich sie das "Aufstieg und Fall"-Motiv ausgezeichnet umsetzt (ein Motiv übrigens, an dem Spiele bis heute reihenweise scheitern), zum anderen weil sie den Mut besitzt, diesen Fall auch bis zu seinem notwendigen Finale durchzudeklinieren. Das mag medienübergreifend keine singuläre Leistung sein, aber Mafia funktioniert nicht nur als archetypische Mob-Geschichte, sondern eben auch als Charakter- und Millieu-Studie. Mafia 2 hingegen funktioniert ausschließlich als archetypische Mob-Geschichte wie es sie im Dutzend billiger gibt. Ein völlig belangloses Spiel - deshalb auch mein bewusst provokant gewähltes Urteil "Schund", weil Pulp.
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Dostoyesque
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Dostoyesque »

Jochen hat geschrieben:Danke fürs Editieren!

Ich fürchte allerdings, dass ich Mafia und Mafia 2 noch einmal spielen müsste, um deiner Entgegnung argumentativ gerecht zu werden - liegt beides schlicht schon viel zu lange zurück, um meine Argumente auch angemessen mit konkreten Beispielen zu unterfüttern. Die Sache mit dem Rennauto zum Beispiel habe ich längst nicht so schlimm in Erinnerung wie du sie schilderst - auch wenn ich weiß, dass sich schon damals viele Menschen über diese Mission geärgert haben. Dafür habe ich die Erzählung in erheblich besserer Erinnerung; zum einen, weil ich sie das "Aufstieg und Fall"-Motiv ausgezeichnet umsetzt (ein Motiv übrigens, an dem Spiele bis heute reihenweise scheitern), zum anderen weil sie den Mut besitzt, diesen Fall auch bis zu seinem notwendigen Finale durchzudeklinieren. Das mag medienübergreifend keine singuläre Leistung sein, aber Mafia funktioniert nicht nur als archetypische Mob-Geschichte, sondern eben auch als Charakter- und Millieu-Studie. Mafia 2 hingegen funktioniert ausschließlich als archetypische Mob-Geschichte wie es sie im Dutzend billiger gibt. Ein völlig belangloses Spiel - deshalb auch mein bewusst provokant gewähltes Urteil "Schund", weil Pulp.
Hmm, von mir aus macht Mafia das, aber das macht es nicht künstlerisch wertvoller. Man kann sehr einfach das Argument machen, dass Mafia 2 die deutlich bessere Collage ist, was auch eine sehr beliebte Technik in der Kunst ist. Hier wohl eher konzeptionell denn literarisch, aber dennoch.

Desweiteren ist Mafia medienübergreifend erstens nicht singulär, wie du bereits sagst, was aber nicht besonders verwerflich ist, aber zweitens eben im Vergleich leider nicht mal besonders gut. Wenn ich diese Art Geschichte erleben will, die du beschreibst, seh ich mir Citizen Kane an. Oder Scarface (ital. Fassung). Oder eben Scorseses Goodfellas, dessen Formel Mafia 1 im wesentlichen nutzt. Oder Gus van Sants Blow. Oder Scorseses Wolf of Wallstreet. All diese Filme sind (meiner Meinung nach zumindest) künstlerisch in einer ganz anderen Liga im Vergleich zu Mafia. Und das sind jetzt nur ein paar schnelle Beispiele, die mir aus dem Film einfallen. Wenn *das* das Merkmal ist, das Mafia 1 qualitativ dermaßen aufwerten soll, dann spricht das ehrlich gesagt nicht gerade für Mafia 1. Aus diesem Grund würd ich Mafia sicher nicht wieder anfangen zu spielen.
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Jochen

Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Jochen »

Dostoyesque hat geschrieben:Man kann sehr einfach das Argument machen, dass Mafia 2 die deutlich bessere Collage ist, was auch eine sehr beliebte Technik in der Kunst ist
Eine Collage ist eine Ausdrucksform, keine Leistung. Wenn das anders wäre, wäre jede Grundschule und jeder Kindergarten ein Museum.
Wenn ich diese Art Geschichte erleben will, die du beschreibst, seh ich mir Citizen Kane an
Und wenn ich die Art Geschichte erleben will, die Ciziten Kane erzählt, lese ich einen Roman. Oder eine klassische Tragödie. Citizen Kane ist auf dieser Ebene ebensowenig singulär wie Mafia - aber beide sind innerhalb ihres Mediums singulär. Genau das ist die Leistung. Interessant, dass du die bei Filmen augenscheinlich als solche anerkennst, bei Spielen hingegen nicht.
Aus diesem Grund würd ich Mafia sicher nicht wieder anfangen zu spielen.
Das erscheint mir keine besonders hilfreiche Argumentationsgrundlage, um ehrlich zu sein. Ich würde mir Citizen Kane zum Beispiel auch nicht nochmal anschauen, obwohl der Film eine beachtliche Leistung ist. Und wenn man sich ein bisschen mit Literatur beschäftigt, stößt man sehr schnell auf sehr viele beachtliche Leistungen, die in etwa so viel Freude bereiten wie Fußnägelziehen. Über Moby Dick oder The Spire von Golding könnte ich tagelang diskutieren, aber eher würde ich mir kochendes Wasser in den Schoß schütten als die nochmal zu lesen.
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Leonard Zelig
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Leonard Zelig »

Habe zufällig das erste Mafia erst kürzlich nochmal angefangen und es war ziemlich ernüchternd. Die "Inszenierung" beschränkt sich fast nur auf die Zwischensequenzen, im Spiel selbst gibt es viel Leerlauf (keine Gespräche während endloser Fahrten). Shooter-Gameplay und Fahrphysik fühlen sich zudem furchtbar an. Teil 2 ist meilenweit besser vom Gameplay, mir persönlich hat auch die Story besser gefallen, da sie glaubwürdiger war. Bei Teil 1 hatte ich immer das Problem, dass Tommy trotz allem noch irgendwie "der Gute" sein sollte, der da halt "reingerutscht" ist, was nicht gepasst hat. Vito wollte von vornherein ohne Rücksicht Gangster werden und das Ende von Teil 2 fand ich fantastisch.
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Dostoyesque
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Dostoyesque »

Jochen hat geschrieben:
Dostoyesque hat geschrieben:Man kann sehr einfach das Argument machen, dass Mafia 2 die deutlich bessere Collage ist, was auch eine sehr beliebte Technik in der Kunst ist
Eine Collage ist eine Ausdrucksform, keine Leistung. Wenn das anders wäre, wäre jede Grundschule und jeder Kindergarten ein Museum.
Wenn ich diese Art Geschichte erleben will, die du beschreibst, seh ich mir Citizen Kane an
Und wenn ich die Art Geschichte erleben will, die Ciziten Kane erzählt, lese ich einen Roman. Oder eine klassische Tragödie. Citizen Kane ist auf dieser Ebene ebensowenig singulär wie Mafia - aber beide sind innerhalb ihres Mediums singulär. Genau das ist die Leistung. Interessant, dass du die bei Filmen augenscheinlich als solche anerkennst, bei Spielen hingegen nicht.
Aus diesem Grund würd ich Mafia sicher nicht wieder anfangen zu spielen.
Das erscheint mir keine besonders hilfreiche Argumentationsgrundlage, um ehrlich zu sein. Ich würde mir Citizen Kane zum Beispiel auch nicht nochmal anschauen, obwohl der Film eine beachtliche Leistung ist. Und wenn man sich ein bisschen mit Literatur beschäftigt, stößt man sehr schnell auf sehr viele beachtliche Leistungen, die in etwa so viel Freude bereiten wie Fußnägelziehen. Über Moby Dick oder The Spire von Golding könnte ich tagelang diskutieren, aber eher würde ich mir kochendes Wasser in den Schoß schütten als die nochmal zu lesen.
Mal ganz grundsätzlich: Mein ganzer Post bezog sich im wesentlichen auf deine Aussage, dass Mafia 1 durch das Einbetten des Leitmotivs "Aufstieg und Fall" und der gekonnten Erzählung einer solchen Geschichte Mafia 2 künstlerisch überlegen ist. Hab das Gefühl, dass mein letzter Post vielleicht etwas verwirrend war.

Eine Collage ist eine Technik. Ich habe die Technik der Collage mit der Technik des Leitmotivs (das ja nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Musik vorkommt) gegenübergestellt. Dein Argument war ja, dass Mafia 1 mit der in der Kunstwelt etablierten Technik des Leitmotivs "Aufstieg und Fall" künstlerische Ambitionen zeigt. Mein Gegenargument war, dass Mafia 2 die in der Kunstwelt etablierte Technik der Collage benutzt, um seine Geschichte zu erzählen. Mafia 2 ist für mich trotzdem kein besonders beeindruckendes Kunstwerk. Beide Spiele sind im Kern ein Unterhaltungsprodukt. Eine Technik macht meiner Meinung nach noch keine Kunst, der Ausdruck macht es. Und hier seh ich eben wenig Unterschiede zwischen Mafia 1 und 2.

Bzgl Citizen Kane bin ich etwas verwirrt über die Antwort: Citizen Kane ist eben nicht singulär innerhalb seines Mediums, zumindest nicht in dem Kontext, in dem ich es erwähnt hab, nämlich dem des "Aufstieg und Fall" Leitmotivs. Es war ein Meilenstein in vielerlei Hinsicht, keine Frage, in vielerlei Hinsicht innovativ, aber was das Leitmotiv des "Aufstieg und Fall"s angeht, gibt es mittlerweile im Film eine Reihe anderer Filme, die ich in meinem Post auch erwähnt habe. Mein Punkt war, dass all diese Werke, die ich erwähnt habe (Blow vielleicht mal ausgenommen), die sich eben auch des Leitmotivs des "Aufstieg und Fall"s bedienen und im Bezug auf diesen Punkt nicht singulär sind (was auch ok ist, Originalität und Singularität werden etwas zu wichtig genommen imho), auf einer expressiven (und damit für mich) künstlerischen Ebene mit Mafia ganz einfach den Boden aufwischen. Mafia 1 spielt für mich nicht in dieser Liga, es ist von der künstlerischen Expressivität geradezu trivial im Vergleich zu ähnlichen Erzählungen im Film oder, wie du es auch angeschnitten hast, der Literatur. Die Interaktivität macht das Leitmotiv auch nicht expressiver. Und um den Bogen zurückzuspannen zu Mafia 1 vs Mafia 2: Ich mag Mafia 1 wirklich sehr, sehr, gern, aber diesen Weltenunterschied zwischen Mafia 1 und Mafia 2 in Sachen künstlerischer Ambition/Vision/Expressivität/whatever seh ich einfach nicht. Aber schön langsam drehn wir uns wohl im Kreis. ;)

Bin vielleicht ein Verrückter, aber Citizen Kane ist ein wirklich leicht verdaulicher und gut gealteter Film. Einer der wenigen "Schwarz-Weiß-Filme", den ich Freunden zeigen konnte, ohne dass sich irgendjemand beschwert hat. Hat im Jahr 2014 unter einer Reihe von Leuten in ihren 20ern noch sehr, sehr gut funktioniert. Citizen Kane ist immer noch ein amerikanischer Film. Ist ja kein Tarkovsky oder Bergman, wo man *wirklich* in "Museumsstimmung" sein muss und sich intensiv mit der Materie beschäftigen muss, um die Filme aufrichtig genießen zu können. Und von denen seh ich mir auch jährlich mal wieder einen an. Wieder: Mein Punkt war hier wieder direkt auf dein Lob bzgl der künstlerischen Ambition in Mafia 1 gerichtet: Für dich ist diese Ambition das Merkmal, das es im Wesentlichen von Mafia 2 unterscheidet und damit abhebt, für mich aus den erwähnten Gründen nicht. Es ist eine gute Geschichte, nett erzählt, besser erzählt als Mafia 2, aber sie zieht mich nicht in ihren Sog wie ein wirklich gutes Kunstwerk. Es fehlt hier schlicht an know-how, Technik und Tiefe. Ich hab vor kurzem Mulholland Drive zum 4. Mal gesehen und hab eine Erleuchtung erlebt (ist ja wirklich ein verwirrender Film) und für mich *endlich* eine sehr schöne, kongruente Interpretation gefunden. Mafia 1 kitzelt mich nicht in dieser Hinsicht. Es fehlt an Expressivität, ob visuell, literarisch, auditiv oder konzeptionell.

Dieser Post lässt mich jetzt wie einen prätentiösen, präpotenten Kunstfutzi klingen, ich weiß. Aber ich möcht hier nicht Mafia 1 zu Unrecht in Grund und Boden stampfen ,im Gegensatz zu Bioshock. Es ist nicht fair, Mafia 1 mit Mulholland Drive zu vergleichen, weil Mafia 1 eben nicht Mulholland Drive sein will. Und das will ich auch nicht: Ich hab nicht jeden Tag Bock auf anstrengende Kunstfilme/Kunstspiele/Literatur, die meine Seele aussaugen. Manchmal mag ichs einfacher. Und dann spiele ich Spiele wie eben Mafia 1. Es will unterhaltsam sein, es will einen emotional mitreissen, bis zu einem gewissen Grad ein Sittengemälde malen, das aber nicht zu anstrengend ist, insgesamt damit einfach etwas "escapist fun" bieten und erreicht all diese Sachen geradezu mit Bravour.

Damit ist es jedoch Mafia 2 in Sachen Ambition nahezu ident.
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Dostoyesque
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von Dostoyesque »

ad Mafia 3 Kommentare in der letzten Podcastfolge zur E3:

Was die "Rassimusmechanik" angeht: Wird mMn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit spielmechanisch unterwandert und damit die Absicht verfehlt. Wenn ich Opfer von Rassismus bin, mich das Spiel aber zur mächtigsten Person des Spiels macht (bin ja Protagonist, unsterblich und bis an die Zähne bewaffnet), wird diese Simulation von Unterdrückung nicht funktionieren. Solang ich den Polizisten einfach zwischen die Augen schießen kann wirds mir relativ egal sein was der mich nennt. Denke, dass das Spiel da relativ kläglich scheitern wird. Wenns ein bisschen mutig ist, nimmt es mir mal in einer gescripteten Sequenz alle Waffen und jagt mich mit Wasserschläuchen und Polizeihunden, das wars dann aber auch. Im nächsten Moment bin ich dann voll equipped, kann meine Rache nehmen und nach ein paar Sekunden in-einer-Gasse-rumstehen gilt schon wieder "forgive and forget" und mein Massenmord wird nicht mehr geahndet. Das Konzept Rassismus wär wirklich sehr spannend in einem Spiel, aber in einem AAA 3rd person open world shooter für den Massenmarkt wird das nicht funktionieren. Zumindest nicht über eine kleine spielmechanische Ebene hinaus.
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von ClassicBlue »

Dostoyesque hat geschrieben: Aber ich möcht hier nicht Mafia 1 zu Unrecht in Grund und Boden stampfen ,im Gegensatz zu Bioshock.
:shock:
Der Thread wird ja immer mehr zur Gotteslästerung. ;)

Ich würde einfach mal in die Runde werfen, dass man sich durchaus an der Intention orientieren kann und in gewisserweise auch sollte. Allerdings/Aber (ich sage gerne "aber") wird sich durchaus auch gerne dahinter versteckt, nach dem Motto der gute Kerl macht ja nur mit und wollte ganz was Anderes machen. Ist zumindets meine persönliche Beobachtung, die sich durch "neueste" Internetkulturen wahrscheinlich lediglich zuspitzt.
Meine konkreten Mafia 1 und 2-Erfahrungen sind aber auch bereits zu lange her, von daher nur zu Mafia 3:
Es ist (wahrscheinlich) durchaus möglich, Unterdrückung/Ausgrenzung v. a. in Spielen "getreu" nachzustellen. Man mag wahrscheinlich gar nicht glauben, wie schwer man von Kleinigkeiten getroffen werden kann. Auch wenn ich einen stagmatisierenden Polizisten in einem Spiel natürlich theoretisch direkt "bestrafen" könnte, und der "misstrauische" Passant letztendlich auch nur eine weitere Wache ist (hätte trotzdem eine Gameplay Auswirkung) (Idee von Andre im heutigen Podcast schamlos geklaut. Jochen hatte dazu auch einen interessanten Nebensatz), kann ich mir konkret beispielsweise eine dauerhafte Auswirkung für die "Verwalter-Mechanik"(hat jemand einen besseren Begriff? ;) ) in Mafia 3 vorstellen. Für jene denen bei diesem fantastischen Begriff nicht klar sein sollte, was gemeint ist: Der Hauptcharakter wird (und muss wohl) den 9+1 Gebieten, die er erobern kann, einen von insgesammt drei "Verwaltern" übertragen. Diese stehen in Konkurrenz zueinander. Es ist möglich, mindestens 1 von 3 Verwaltern derart zu verärgern, sodass dieser in einen Bandenkrieg gegen den eigenen Hauptcharakter zieht. Ich könnte mir vorstellen, dass es am Ende zum (erneuten) Verrat am Black Mob kommt, z. B. durch Vito (Spoiler?).

Trotzdem erinnern mich viele Previews und leider auch Interviews zu Mafia 3 eher an Assassins Creed als an ein Bioshock. ;)
Zumindest vom Gameplay her. Erzählerisch und beim Feeling habe ich allerdings die Hoffnung, dass Konzepe/Ideen/Wertevorstellungen/Traditionen/Prägungen/Mindsets (weitere intelektuelle Wörter bitte hier einfügen) von den Entwicklern in interessanter Form genutzt werden.
Hierzu z. B. die erste Intro-Minute vom E3-Gameplay Trailer (die Geschichte soll anscheinend auch in Form dieser Rückblicke erzählt werden): https://www.youtube.com/watch?v=_WvnafqGSmE

Ob es "social commentary" in klassischer Form wird, von der man angeblich zu erwarten hat, klar Stellung zu beziehen? Wahrscheinlich nicht. Ist das jetzt schlecht oder vielleicht sogar gut?
Ich könnte mir vorstellen, dass man sich auch im Rahmen der "Reflexion" einer (vermeintlich hyper-)satirischen Gesellschaft an Rockstar Games orientiert hat. Mit weniger Fokus auf das Gameplay als in einem GTA. Der gemeinsame Mutterkonzern wird da nicht ausreichen, um diesen Vergleich zu erklären. Womöglich (und vielleicht auch wahrscheinlich) könnten die Ersteindrücke trügen. Allerdings scheint es eine gute Chance zu sein, zumindest mit vielen Stereotypen (der Spieler) zu spielen. U. a. auch in Form von "street chat" (wie von Andre im heutigen Podcast bereits angesprochen). Hoffentlich aber mehr.
Es könnte also durchaus eine interessante Mischung aus bereits alt-modernem Assassins Creed ähnlichen Gameplay werden, mit gleichzeitig, z. B. im Vergleich zu Mafia 2, deutlich mehr Fokus auf indirekte Gesellschaftsreflexion. Allein deshalb ist es wohl interessant, die ganze Sache weiter zu beobachten.
Achja, einen Mafia Post kann ich natürlich nicht beenden ohne Goodfellas oder die Sopranos (+Scarface) zu erwähnen. :o
"Analogieverbot" für unbequeme Aussagen. Die bräunliche Hintergrundfarbe ist Zufall.
cptCaps
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Re: Die Mafia franchise

Beitrag von cptCaps »

Dostoyesque hat geschrieben:ad Mafia 3 Kommentare in der letzten Podcastfolge zur E3:

Was die "Rassimusmechanik" angeht: Wird mMn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit spielmechanisch unterwandert und damit die Absicht verfehlt. Wenn ich Opfer von Rassismus bin, mich das Spiel aber zur mächtigsten Person des Spiels macht (bin ja Protagonist, unsterblich und bis an die Zähne bewaffnet), wird diese Simulation von Unterdrückung nicht funktionieren. Solang ich den Polizisten einfach zwischen die Augen schießen kann wirds mir relativ egal sein was der mich nennt. Denke, dass das Spiel da relativ kläglich scheitern wird. Wenns ein bisschen mutig ist, nimmt es mir mal in einer gescripteten Sequenz alle Waffen und jagt mich mit Wasserschläuchen und Polizeihunden, das wars dann aber auch. Im nächsten Moment bin ich dann voll equipped, kann meine Rache nehmen und nach ein paar Sekunden in-einer-Gasse-rumstehen gilt schon wieder "forgive and forget" und mein Massenmord wird nicht mehr geahndet. Das Konzept Rassismus wär wirklich sehr spannend in einem Spiel, aber in einem AAA 3rd person open world shooter für den Massenmarkt wird das nicht funktionieren. Zumindest nicht über eine kleine spielmechanische Ebene hinaus.
Eins vorweg: Ich habe Mafia nicht gespielt, also jetzt eher theoretische Gedanken ;)

a) Bei mir hat damals die HalfLife2 Startsequenz unglaublich viel Eindruck hinterlassen(auch/vor allem in Hinblick auf die deutsche Geschichte, mehr als die aufklärerischen Schullektüren("Als Hitler das rosa Kaninchen stahl")), auch wenn Gordon später bewaffnet wird. (Auf Mafia3 also: Wenn der Protagonist zB als Kind startet, in dessen Wohnstätte der Lynchmob eindringt, kann das eine intensive Szene werden)

b) Es könnte auch eine 2 Welten Geschichte werden: Der Protagonist wird der König der Unterwelt, muss aber auch dem niedrigsten, weißen, Verkehrspolizisten die Füße küssen. Ich habe da filmische Vorbilder vor Augen, kann sie aber leider gerade nicht beim Namen nennen, vielleicht fällt das ja jemand anderem ein. Eine Figur die in der Haupthandlung uneingeschränlte MAcht ausübt nur um dann, beim Übertritt in die "echte" Welt (vor seinen Untergebenen) gedemütigt zu werden und nichts tun kann außer hasserfüllt zu gucken.
(Schlechtes Beispiel, aber wie gesagt das eigentliche Beispiel fällt mir gerade nciht ein: Django Unchained: Stephen herrscht über die Sklaven bis ein Weißer die Bühne betritt)
der unbestechliche
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Re: Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von der unbestechliche »

Ich würde die von Dosto in den ersten Posts geäußerte Einschätzung so unterschreiben. Absolut zutreffend und sehr gut zusammengefasst.
Mafia 1 war im Kontext seiner Zeit herausragend während Mafia 2 seinerzeit nur noch gut war. Trotzdem kann Mafia 1 im direkten Vergleich nur verlieren, weil sich das Genre in den 8 Jahren dazwischen deutlich weiterentwickelt hat; selbst wenn man die Grafik ausklammert. Die Gründe werden oben genannt.

Leider geht die Diskussion dann in ein Kunst-Bullshit-Bingo.
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Dostoyesque
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Re: Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von Dostoyesque »

Haha ja, manchen Diskussionen würde ein Analogieverbot ganz gut tun, damit sie irgendwie auch beim Thema bleiben.
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Vinter
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Re: Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von Vinter »

Ich finde das ganze Szenario ja super. Einerseits interessiert mich die amerikanische Geschichte und das ganze Setting mit 60er Jahre Südstaaten inkl. Rassentrennung und New Orleans ist allein schon Grund genug, dass das Spiel mein Interesse weckt. Und natürlich auch das Mafia-Genre selbst.

Aber wenn ich dann Gameplay sehe (Link geht zur Minute 6:37), dann frag ich mich, warum 2K versucht, 15 Jahre nach GTA 3, einem ein Mafia 3 als den neuesten Scheiß zu verkaufen.... ehrlich: Das sieht sowas von konventionell, ja regelrecht langweilig aus, dass es mich hier fast vom Stuhl haut. Die ersten 6 Minuten, wo es um das Setting und die Stimmung der Welt ging sind echt super. Und dann zeigen sie so haarsträubend ödes Gameplay, dass ich quasi von einer auf die andere Sekunde wieder völlig de-hyped bin. Und am schlimmsten ist daran der Off-Kommentar des Entwicklers, der auch noch erklärt was da gerade auf dem Bildschirm passiert und dabei so tut, als hätte man sowas wie Mafia 3 noch nie zuvor gesehen. Gerade dadurch konterkariert der Trailer sich so hart selbst, weil das Geschehen auf dem Bildschirm ("Schnarch") aber mal überhaupt nicht dazu passt, einen erklärenden Kommentar darüber zu legen ("Suit our playstyle.....", "My favorite approach, which is going in a little quiet....", "Major(!) blow..." - wow, das hab ich ja alles noch nie gesehen....). Das ist einfach 08/15. Wer jemals ein Gamepad sein eigen genannt hat weiß nach 90 Sekunden, wie Mafia 3 sich im großen und ganzen spielen wird. Ich seh in dem kurzen Abschnitt Deckungsmechanik, ich sehe patroullierende Wachen, die mal wieder blind, taub und vorallem blöd sind..... Und wenn ich da schon die Zivilisten sehen, die völlig unglaubwürdig auf einen daherschleichenden Typen reagieren..... noch dazu vor dem Rassismus-Hintergrund, der angeblich so spielentscheidend sein soll. Warum ruft die Tante im grünen Kleid nicht um Hilfe, wenn da so ein fieser Nigger in ihrer schönen weißen Siedlung rumschleicht?

Nennt mich naiv, weil ich hier möglicherweise mehr erwartet habe, aber: Innerhalb von nur ein paar Minuten hat der Trailer es geschafft, mich parallel vorfreudig am Handy das Releasedatum vom Spiel googlen zu lassen - und mich dann den Entschluss hat fassen lassen, dass ich auf nen Sale warte. Man man man. Das wäre vielleicht nur halb so schlimm gewesen, wäre der Offkommentar nicht gewesen, aber gerade dadurch wurde es umso deutlicher.... Aber bei Gamestar sind sie ja schon wieder am feiern....
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Dostoyesque
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Re: Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von Dostoyesque »

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Re: Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von Vinter »

Da funktioniert ja gar nix :x Evtl. ohne Day1-Patch?
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Re: Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Jetzt gibts ja bald eine Wertschätzung.
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Re: Die Mafia franchise [+Mafia 3]

Beitrag von Dostoyesque »

Möchte anmerken, dass das neue "Wegpunktsystem", das einem in der Spielwelt mit Hilfe von virtuellen Straßenschildern zeigt, wohin man fahren soll, eine fantastische Idee ist. Imo hat GTA 4 da einen schrecklichen Trend gesetzt mit dem Navigationssystem in den Autos, da man den Großteil der Fahrten damit zugebracht hat, die Minimap anzusehen (auch einer der großen Fehler der Metal Gear Solid Reihe bis MGS3). In Mafia 3 muss man tatsächlich kein Auge auf die Minimap werfen, um von A nach B zu kommen. Angesichts dessen, wie viel man in Open World Spielen dieser Art fahren muss eine wirklich fantastisch einfache und stimmige Lösung, imo.
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