Runde #314: Besser stark & dumm, als nett & klug!

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BummsGeordy
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von BummsGeordy »

MikeKapan hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:23 es gibt ja diese idee von manchen dass Menschen nur so handeln müssten wie Bienen und es würde alles super laufen. also dass wenn jeder seine Arbeit macht und man nur auf sich guckt es keine Probleme mehr geben würde und dass Probleme nur durch "Bienen" entstehen, die aus dem System ausscheren.
also DAS erscheint mir doch hochsuspekt. Das würde einen ja von jeglicher Verantwortung befreien, die etwas weiter liegt: was konsumiere ich (Umwelt, Produktionsbedingungen,...) Welchen Einfluss habe ich mit meinen Entscheidungen und meiner Arbeit auf Andere? wenn sich jeder nur um sich kümmern würde, hätte unsere Gesellschaft ein riesiges Problem.
MikeKapan hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:23 man kann der Religion sicher viel negatives zuschreiben, aber viele heutige Probleme wie Klimawandel, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen Ungleichheiten etc resultieren nicht aus der Religion. Ich will aber damit nicht sagen dass Religion hier irgend eine Lösung wäre, sie wird oft instrumentalisiert oder soll ablenken.
das ist aber eine Übertreibung. Niemand würde der Religion (oder etwas Anderem) die alleinige Schuld an "Allem" geben. Vielleicht habe ich mich nicht gut ausgedrückt: ich glaube, dass Religionen eine gesellschaftliche Bedeutung hatten, die sie nicht mehr erfüllen. Und wenn man sich alleine die deutschen Kirchen als konkrete Ausprägung von Religionen ansieht, dann fällt es mir schwer zu sehen, wo diese Konstrukte mehr Gutes tun, als das sie schaden...
MikeKapan hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:23 Was ich aber denke ist, dass viele Menschen unabhängig ihrer Religion anderen Menschen aus ihrem eigenem Menschenbild heraus helfen.
Vielleicht sollte man darauf mal seinen Fokus legen, anstatt zu hinterfragen warum es überhaupt Menschen gibt die in Suppenküchen aushelfen und spekulieren warum sie das überhaupt machen. Das ist auch dieses postmoderne Spiel, dass es keine guten Taten mehr geben darf ohne dass man es verdreht mit irgendeiner Küchen-Psychologie.
es fällt mir immer noch schwer zu verstehen, was dich so ärgert oder was dich so sehr trifft. Es hat doch niemand irgendwo rumkritisiert. Es hat ja auch niemand einer guten Tat ihre Bedeutung abgesprochen. Wie kommst du denn auf diese Ideen mit neoliberalen Gedanken oder postmodernen Spielchen?

Alles was gesagt wurde - und wozu ich auch hier stehe ist: Wenn man es genau nimmt, dann sind auch selbstlose Taten nicht rein selbstloser Natur, weil sie eben - wie du sagst - aus einem Menschenbild geschehen, das sie als "richtig" erachtet. Und "richtig" fühlt sich nunmal besser als als "falsch". Nur, weil man motiviert ist etwas zu tun, weil es sich GUT anfühlt, dann wertet das die Tat doch lange nicht ab. Es ist ja auch nicht so, dass das bedeutet, dass man für jede Tat eine Gegenleistung erwartet oder finstere Hintergedanken hat.

Stört dich das Konzept, dass manche aus sich heraus Dinge tun, weil sie positive Gefühle in einem auslösen und man sie deshalb tut?
ClintSchiesstGut
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von ClintSchiesstGut »

Vielen Dank für den Sonntags Podcast.

Als Series X Besitzer war ich direkt bei Jochen als er die wöchentlichen Herausforderungen der Xbox erwähnt hat.

Ich finde das Konzept sehr interessant, obwohl ich mich jetzt wirklich wenig bis gar nicht mit irgendwelchen Errungenschaften befasst habe, ob und wie das jetzt auf "Store Elemente" auswirkt (?).

Ins Auge fällt halt bei jedem Spiel Start, dass diese Tages / Wochen Quests gestartet werden und gestern bei Outriders wurde erst ein Xbox Live Erfolg gelistet und danach noch ein wöchentlicher Erfolg, was es jetzt war... Kein Plan.
Es ploppt halt so schön rein ins Bild. :D

Die Idee ist nett und vielleicht muss man sich da mal einlesen, aber "verfolgen" würde ich das jetzt weniger.
:whistle:
MikeKapan
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von MikeKapan »

BummsGeordy hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:40
MikeKapan hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:23 es gibt ja diese idee von manchen dass Menschen nur so handeln müssten wie Bienen und es würde alles super laufen. also dass wenn jeder seine Arbeit macht und man nur auf sich guckt es keine Probleme mehr geben würde und dass Probleme nur durch "Bienen" entstehen, die aus dem System ausscheren.
also DAS erscheint mir doch hochsuspekt. Das würde einen ja von jeglicher Verantwortung befreien, die etwas weiter liegt: was konsumiere ich (Umwelt, Produktionsbedingungen,...) Welchen Einfluss habe ich mit meinen Entscheidungen und meiner Arbeit auf Andere? wenn sich jeder nur um sich kümmern würde, hätte unsere Gesellschaft ein riesiges Problem.
MikeKapan hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:23 man kann der Religion sicher viel negatives zuschreiben, aber viele heutige Probleme wie Klimawandel, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen Ungleichheiten etc resultieren nicht aus der Religion. Ich will aber damit nicht sagen dass Religion hier irgend eine Lösung wäre, sie wird oft instrumentalisiert oder soll ablenken.


Stört dich das Konzept, dass manche aus sich heraus Dinge tun, weil sie positive Gefühle in einem auslösen und man sie deshalb tut?
nein ganz und gar nicht, wie schon schon mehrfach geschrieben ist es doch großartig, wenn man etwas daraus zieht anderen zu helfen. es geht mir nur um das verächtlich machen davon. Ich will jetzt nicht wortwörtlich zitieren, aber mir fehlte das Positive wie du es zum Beispiel schreibst :)-
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BummsGeordy
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von BummsGeordy »

achso. Gut - dann haben wir es vielleicht einfach unterschiedlich wahrgenommen. Das "Verächtliche" habe ich überhaupt nicht herausgehört.
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Gonas
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Gonas »

MikeKapan hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:51

nein ganz und gar nicht, wie schon schon mehrfach geschrieben ist es doch großartig, wenn man etwas daraus zieht anderen zu helfen. es geht mir nur um das verächtlich machen davon. Ich will jetzt nicht wortwörtlich zitieren, aber mir fehlte das Positive wie du es zum Beispiel schreibst :)-
Empfand das auch auf keiner Ebene 'verächtlich' oder missbilligend, sondern einfach sehr nüchtern.

Wobei dies ganz nüchtern zu betrachten trotzdem die Gefahr birgt sehr nüchtern zu argumentieren selbst keine 'guten' Taten vollbringen zu 'müssen', weil man sie Selbstbestätigung nicht nötig hat. So haben es Andre und Jochen aber sicher nicht gemeint.
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Andre Peschke
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Andre Peschke »

Gonas hat geschrieben: 11. Apr 2021, 20:59 Wobei dies ganz nüchtern zu betrachten trotzdem die Gefahr birgt sehr nüchtern zu argumentieren selbst keine 'guten' Taten vollbringen zu 'müssen', weil man sie Selbstbestätigung nicht nötig hat. So haben es Andre und Jochen aber sicher nicht gemeint.
Richtig, zumal es ja dennoch viele gute nüchterne Gründe gibt, sich prosozial zu verhalten. Auch die Wertschätzung derjenigen, die sich um die Belange anderer kümmern wird dadurch ja nicht geschmälert, selbst wenn man davon ausgeht, dass ihr Handeln nicht völlig selbstlos ist.

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Leonard Zelig
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Leonard Zelig »

Ich mag es, wenn ich in Rollenspielen mehr Dialogoptionen habe, weil ich Werte wie Charisma oder Intelligenz gesteigert habe. Wenn man Werte wie Stärke vernachlässigt, macht man sich natürlich die Kämpfe unnötig schwer. Daher versuche ich immer alle verfügbaren Nebenquests zu machen, um beides steigern zu können.
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Smutje187 »

Aus mir unerfindlichen Gründen ist mir eine Szene aus Baldurs Gate in Erinnerung, bei der man mittels eines Dialogs einem Kampf gegen eine Bande Skelette komplett aus dem Weg gehen konnte, weil man den Nekromanten einfach dazu überredet hat (?). Ob man dafür spezielle Werte brauchte, weiß ich aber leider nicht mehr :think:
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Ines
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Ines »

Da habe ich ja was gesagt! Ich glaube, heute würde ich meine Haltung nicht mehr so radikal formulieren. Letztlich denke ich aber schon, dass es so ist, dass man innerpsychisch was davon hat, wenn man sich prosozial verhält - und sei es nur der Gedanke, dass man irgendwann auf ein Leben zurückblicken kann, was man gemäß der eigenen Werte und ethischen Überzeugungen geführt hat. Ich glaube, ich vermeide es heute eher, den Unterschied zwischen Altruismus und Egoismus überhaupt betrachten zu wollen. Bin da aber auch nicht an irgendeiner Form von wissenschaftlichen Diskurs beteiligt.
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
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Tattus
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Tattus »

Schöne Folge. Ein paar ergänzende Gedanken und Beispiele meinerseits:

Empathie als Gameplay
Empathie findet als Charakterwert vlt. deshalb weniger Beachtung, weil es dafür keine abstrakte Repräsentation braucht. Das Mitfühlen ist schließlich etwas sehr persönliches, das nicht auf den Avatar ausgelagert werden muss. Und häufig habe ich ja auch die Möglichkeit in Spielen mich für die gute Seite zu entscheiden oder das Spiel framed meine Handlungen zumindest als gut.

Altruismus
Da fällt mir nur ein kleines Beispiel ein. Man kann in verschiedenen Pokémon-Spielen Charakteren ein Trinkgeld geben, nachdem diese einem vorher eine kleine Geschichte erzählt haben oder einen fotografiert haben. Man erhält keinerlei Vorteil. Das ist dann nicht aufopferungsvoll, aber zumindest altruistisch.

Pokémon Trainer und EXP
Pokémon hat es finde ich sehr schön geschafft, Erfahrungspunkte narrativ einzubinden. Man spielt nämlich den Trainer, der taktisch besser werden kann, ohne dass das Pokémon deshalb stärker zuschlägt. Das Pokémon wiederum bekommt Erfahrungspunkte für Kämpfe und wird dadurch stärker.

Noch ein kleines Gedankenexperiment:
EXP als Puffer zwischen Spieler und Charakter
Mich hat schon immer gestört, dass bspw. jemand wie Geralt in den Witcher-Teilen levelt. Das ist ein ausgebildeter Hexer mit Jahrzehnten an Berufserfahrung. Warum sollte er sich in den wenigen Monaten, die ich ihn spiele sich so dramatisch verbessern. Könnte man nicht Erfahrungspunkte nutzen um sich als Spieler den tatsächlichen Fähigkeiten des Hexers anzunähern? Dazu könnte man die Progression quasi umdrehen. Am Anfang habe ich quasi das höchste Level und damit Stützräder. Mit den Erfahrungspunkten mache ich dann immer weniger Schaden und muss mir nach und nach alle Systeme erschließen, um erfolgreich zu sein. Das Spiel wird schwerer aber ich auch besser und damit eher zum Witcher.
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IpsilonZ
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von IpsilonZ »

Fand die Diskussion über Altruismus auch ziemlich interessant.

Ich hab irgendwie so ein Ding, dass ich es selten übers Herz bringe unschuldige NPCs umzubringen oder andere böse Dinge zu tun, nur weil es mir irgendnen Nutzen im Spiel bringt. Viele killen zum Beispiel zum Ende von Dark Souls/Bloodborne alle NPCs... das bringe ich fast nie übers Herz. Vor allem wenn ich da ein mal drauf haue und die völlig verdattert fragen was denn jetzt mit mir los ist.
Da muss ich mich wenn dann wirklich vorher in so ein Mindset versetzen, dass ich nen Mörder oder anderweitig "bösen" Charakter spiele. Bei Skyrim zum Beispiel nen Assassinen. Da kann ich mir das Morden dann immerhin erklären.

Bei Bloodborne habe ich sogar mehrere Playthroughs damit verbracht zu versuchen einen gewissen Charakter zu retten, nur um zu merken, dass alle Optionen schlecht ausgehen... :<
Mastertronic
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Mastertronic »

BummsGeordy hat geschrieben: 11. Apr 2021, 19:40

das ist aber eine Übertreibung. Niemand würde der Religion (oder etwas Anderem) die alleinige Schuld an "Allem" geben. Vielleicht habe ich mich nicht gut ausgedrückt: ich glaube, dass Religionen eine gesellschaftliche Bedeutung hatten, die sie nicht mehr erfüllen. Und wenn man sich alleine die deutschen Kirchen als konkrete Ausprägung von Religionen ansieht, dann fällt es mir schwer zu sehen, wo diese Konstrukte mehr Gutes tun, als das sie schaden...
Auch wenn eine theologische Diskussion hier nun doch etwas weit führt, möchte ich nur nochmal anführen, dass Deine Sicht, eine sehr deutsche Sicht auf Religion ist . Es gibt ja noch sehr viele Länder wo ausschließlich die Religion gesellschaftliche Bedeutung hat oder Länder wo die Rolle noch deutlich größer ist, als hier in Deutschland.
ClintSchiesstGut
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von ClintSchiesstGut »

Tattus hat geschrieben: 12. Apr 2021, 16:09 ...

Noch ein kleines Gedankenexperiment:
EXP als Puffer zwischen Spieler und Charakter
Mich hat schon immer gestört, dass bspw. jemand wie Geralt in den Witcher-Teilen levelt. Das ist ein ausgebildeter Hexer mit Jahrzehnten an Berufserfahrung. Warum sollte er sich in den wenigen Monaten, die ich ihn spiele sich so dramatisch verbessern. Könnte man nicht Erfahrungspunkte nutzen um sich als Spieler den tatsächlichen Fähigkeiten des Hexers anzunähern? Dazu könnte man die Progression quasi umdrehen. Am Anfang habe ich quasi das höchste Level und damit Stützräder. Mit den Erfahrungspunkten mache ich dann immer weniger Schaden und muss mir nach und nach alle Systeme erschließen, um erfolgreich zu sein. Das Spiel wird schwerer aber ich auch besser und damit eher zum Witcher.
Man muss ja irgendwo einsteigen, als 'Mensch'. ;)

Will man jetzt rückwirkend 500 Skill Punkte, beim Spielstart, auf die komplette Historie von Hexern verteilen und "Warum" hat er dann NULL Durchblick was Jennefer so mit ihm treibt...
Hallo, Meister-Hexer??? ;)

Hat 50 mal > Schwalbe Sud < trinken seinen Umgang mit Magierinnen auf Buff Level "0" geschraubt? Fragen über Fragen. ;)

Alleine ein Skillbaum für die komplette "Kräuter-Probe" dürfte alle Nicht-Core-Spieler verlieren.
:whistle:
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Corvus »

Tattus hat geschrieben: 12. Apr 2021, 16:09 Noch ein kleines Gedankenexperiment:
EXP als Puffer zwischen Spieler und Charakter
Mich hat schon immer gestört, dass bspw. jemand wie Geralt in den Witcher-Teilen levelt. Das ist ein ausgebildeter Hexer mit Jahrzehnten an Berufserfahrung. Warum sollte er sich in den wenigen Monaten, die ich ihn spiele sich so dramatisch verbessern. Könnte man nicht Erfahrungspunkte nutzen um sich als Spieler den tatsächlichen Fähigkeiten des Hexers anzunähern? Dazu könnte man die Progression quasi umdrehen. Am Anfang habe ich quasi das höchste Level und damit Stützräder. Mit den Erfahrungspunkten mache ich dann immer weniger Schaden und muss mir nach und nach alle Systeme erschließen, um erfolgreich zu sein. Das Spiel wird schwerer aber ich auch besser und damit eher zum Witcher.
Naja selbst ein Level 1 Geralt ist ja in der Regel nicht gerade menschlich, sondern nimmt es ohne Probleme mit größeren Gruppen von Menschen oder schwächeren Monstern auf. Merkt man ja auch in der Regel an den Skillsystemen, da Geralt da nie wirklcih was neues lernt, sondern eigentlich sich auch nur verbessert ala "5% mehr Schaden" ect. Im besten Falle springen noch neue Tränke und Elixiere raus, aber die kann man ja auch als Hexer wirklich nicht kennen. Für mich ist eher die Lesart, dass Geralt von einem normalen übermenschlichen Hexer im Laufe der Zeit zu dieser Legendengestalt "Geralt von Rivia" wird, die halt nochmal ein ganz gewaltiger Hexer ist.
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Smutje187 »

Tattus hat geschrieben: 12. Apr 2021, 16:09 Noch ein kleines Gedankenexperiment:
EXP als Puffer zwischen Spieler und Charakter
Mich hat schon immer gestört, dass bspw. jemand wie Geralt in den Witcher-Teilen levelt. Das ist ein ausgebildeter Hexer mit Jahrzehnten an Berufserfahrung. Warum sollte er sich in den wenigen Monaten, die ich ihn spiele sich so dramatisch verbessern. Könnte man nicht Erfahrungspunkte nutzen um sich als Spieler den tatsächlichen Fähigkeiten des Hexers anzunähern? Dazu könnte man die Progression quasi umdrehen. Am Anfang habe ich quasi das höchste Level und damit Stützräder. Mit den Erfahrungspunkten mache ich dann immer weniger Schaden und muss mir nach und nach alle Systeme erschließen, um erfolgreich zu sein. Das Spiel wird schwerer aber ich auch besser und damit eher zum Witcher.
Nur eine Vermutung, aber vermutlich ist deshalb (plus aus narrativer Sicht) die Amnesie und das „Fish out of Water“ (fast jedes Far Cry) so „beliebt“, weil sich die kognitive Dissonanz so besser verkraften lässt.

Von meinen Spielen der letzten Jahre hatte ich tatsächlich bei Dark Souls und vermindert Ghost of Tsushima zum ersten Mal wieder das Gefühl des starken Unterschieds zwischen Beginn und Endgame: Doom, Last of Us, Control - überall war ich schon am Anfang im Kampf so gut, dass einzelne normale Gegner per se kein unlösbares Problem darstellen. Bis ich bei Dark Souls eine einigermaßen gute Waffe habe, sind selbst popelige Skelette ekelig und Ghost of Tsushima zwang mich, Combos und stances zu lernen, sonst stirbt man auch gegen wenige einfache Gegner...
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Voigt »

Passend bevor ich die Folge hörte hatte ich mit Kumpel Wasteland 3 angefangen. Habe direkt all meine Stats in maximale 10er Intelligenz gepackt, und alle anderen Stats auf 1~2 gelassen. ^^
Mal schaun was mir das am Ende bringt, aber klang so am interessantesten. Bin da auch Bücherwurm.
Ähnlich habe in in Elex geskillt, erstmal Intelligenz hochdrehen, damit ich die Forschertraits nehmen kann für mehr XP.

Ansonsten zu Emphatie, hatte ja Skyrim relativ viel gespielt und dannn später die Special Edition nochmal von vorne angefangen, hatte da Skrupel Massenmörder zu sein und alle Banditen in ihren Versteck umzubringen. Genauso wie ich nie stehle, außer ich muss es für die Story. Find da sind Jochen, und allgemein RPG Spieler einfach nur in ihrer Moralvorstellung von diesen Spielen gestört. :P
Nur weil es möglich ist, müssen die halt einfach alles stehen und alles umbringen für maximales Geld und Erfahrung. Machen viele so, würde ich selber nie machen.

In Metro oder auch anderen Spielen gebe ich gerne Ressourcen ab and Bedürftige in der Welt, weil im Endeffekt werde ich quasi nie zuwenig Ressourcen haben, dafür sind die Spiele so schwach balanciert. Brauche auch nix zurück, bessere moralische Bewertung meines Charakters oder anders, mir doch egal, sollen die Figuren in der Welt hat glücklich sein, ändert für mich ja nix.
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Tattus
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Re: Runde #314 - Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Tattus »

ClintSchiesstGut hat geschrieben: 13. Apr 2021, 04:53
Tattus hat geschrieben: 12. Apr 2021, 16:09 Am Anfang habe ich quasi das höchste Level und damit Stützräder. Mit den Erfahrungspunkten mache ich dann immer weniger Schaden und muss mir nach und nach alle Systeme erschließen, um erfolgreich zu sein. Das Spiel wird schwerer aber ich auch besser und damit eher zum Witcher.
Will man jetzt rückwirkend 500 Skill Punkte, beim Spielstart, auf die komplette Historie von Hexern verteilen
Das ist tatsächlich ein guter Punkt. Vlt. könnte man einfach eine Vorverteilung haben die voll auf physische Stärke setzt. Und wenn man dann gegen bestimmte Gegner ankommen möchte, muss man aber die Punkte neu verteilen, zugunsten der Zauber bspw. und zulasten der Physis. Das könnte man dann uU wieder mit Tränken ausgleichen.

Wenn dann das Level steigt, soll einem kein Skill weggenommen werden. Man könnte daran aber eine Abnahme der Körperkraft koppeln ala Gerald wird alt, steckt bei gleichem Treffer mehr Schaden ein und teilt mit einem einfachen Schwertstreich weniger aus. Er muss jetzt mehr seinen Kopf nutzen. Erzählerisch könnte man das vielleicht auch mit einem langsam abklingenden Fluch/Zauber erklären. Die Gegner haben aber kein Level. Dh Ghule sind immer gleich stark.

Ziel eines solchen Systems wäre damit keine reine Ermächtigung des Spielers, sondern eher ein langsames eintauchen in die Spielwelt.
Kaputtnick
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Re: Runde #314: Besser stark & dumm, als nett & klug!

Beitrag von Kaputtnick »

Bei Rollenspielen mit nur einem Charakter brauche ich weder Empathie als Wert, noch Auswirkungen von Intelligenz auf die Dialoge, weil ich im Kopf hab, welche Art von Char ich spielen möchte und mich dann entsprechend verhalte. Was ich mir stattdessen wünsche, ist viel Gestaltungsspielraum, z.B. durch sehr unterschiedliche Dialogoptionen und nicht nur eine gute Antwort, eine böse und der Rest lustig gemeinter Quatsch. Außerdem hätte ich gern möglichst umfassende Reaktionen der Spielwelt auf mein Verhalten und genau das fehlt in den meisten Spielen, weil es Entwicklungsaufwand bedeutet. Empathie als Zahl würde in meinen Augen eher das Gegenteil beim Spieler bewirken, weil man Empathie dann instrumentalisiert, aber ich weiß nicht, ob z.B. Jochen noch alles mitnehmen würde, was nicht angenagelt ist, wenn die Besitzer ihn herzzerreißend anflehen würden, ihnen ihr weniges Hab und Gut doch bitte zu lassen.

Bei Partyrollenspielen sehe ich das allerdings anders, denn da möchte ich mich gar nicht mit einem Char identifizieren, sondern von außen einem Schauspiel beiwohnen, dessen Verlauf ich durch die Zusammenstellung der Party und Skillung der einzelnen Chars beeinflusse. Deshalb würde ich mir dort auch einen Empathie-Wert wünschen, mit entsprechenden Auswirkungen sowohl innerhalb der Party als auch gegenüber NPC's. Und Multiple-Choice bräuchte ich hier gar nicht - die sollen so reden, wie ihr Charakter es nahelegt, also bei wenig Intelligenz entsprechend dumm und bei wenig Empathie entsprechend kaltherzig. Es stört mich ernsthalt, dass alle Spiele hier trotzdem zwischen dem Spielercharakter und den Begleitern unterscheiden, denn spielmechanisch steuere ich als puppet master alle gleichwertig, aber der eine Spielerchar soll komplett den Ton angeben? Das passt nicht.
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