Runde #316: Künstliche Intelligenz

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Raptor 2101
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

TheDarkShadow hat geschrieben: 28. Apr 2021, 08:19 Mich hat ja eher die Aussage von Jochen gewundert dass es mit den selbstfahrenden Autos ja erst ca. vor 5 Jahren angefangen hat und man schon so weit wäre.
Ist halt ne seltsame Aussage, wenn man bedenkt das man bei der Expo in Hannover solche Versuche schon bestaunen konnte, wenn auch noch unbeholfen...
Oder anders, die Entwicklung läuft auch schon Jahrzehnte.
Kommt halt drauf an, was du als "angefangen" deklarierst. UM 2008 waren IMHO die ersten DARPA Runden bei dehnen autonome Autos die Runden "erfolgreich" abgeschlossen haben.

Seit 5 Jahren ist die Technik halt das erste mal für eine größere Kundschaft erschwinglich im Markt.
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TheDarkShadow
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von TheDarkShadow »

Raptor 2101 hat geschrieben: 28. Apr 2021, 08:40
Kommt halt drauf an, was du als "angefangen" deklarierst. UM 2008 waren IMHO die ersten DARPA Runden bei dehnen autonome Autos die Runden "erfolgreich" abgeschlossen haben.

Seit 5 Jahren ist die Technik halt das erste mal für eine größere Kundschaft erschwinglich im Markt.
Naja, es ging ja um die Entwicklung, und da sollte unstrittig sein dass diese schon seit Jahrzehnten läuft und eben nicht erst seit 5 Jahren (selbst Nach Deiner Definition sind wir da nicht mehr bei 5 Jahren, oder? ^^ ).
Raptor 2101
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

TheDarkShadow hat geschrieben: 28. Apr 2021, 08:45 Naja, es ging ja um die Entwicklung, und da sollte unstrittig sein dass diese schon seit Jahrzehnten läuft und eben nicht erst seit 5 Jahren (selbst Nach Deiner Definition sind wir da nicht mehr bei 5 Jahren, oder? ^^ ).
Ich glaube wir reden aneinander vorbei. Es ist unstrittig das Autopiloten/Autonome Systeme seit den späten 60ern in Entwicklung und spätestens seit den 70ern großflächig im Einsatz sind.

Für die Interessierten waren die ersten "Entwicklungen im Zivilen Sektor" seit den 2000ern zu beobachten (mit dem Höhepunkt 2008).

Aber für jemanden den das nur am Rande (wenn überhaupt) interessiert und seine Infos aus der General Interest Press hohlt, für den ist das durchaus erst seit 5 Jahren auf dem Schirm...
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Kriktor »

Schade, dass die anwesende Expertin den gesamten phänomenologischen Zweig der Forschung und -anwendung immer und immer wieder als „nicht echte KI“ abkanzelt. Wäre nett, den darin tätigen Kollegen mit etwas mehr Respekt zu begegnen, anstatt ihnen die Zugehörigkeit zum Gesamtfeld künstlicher Intelligenz zu verweigern.
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

Kriktor hat geschrieben: 28. Apr 2021, 13:16 Schade, dass die anwesende Expertin den gesamten phänomenologischen Zweig der Forschung und -anwendung immer und immer wieder als „nicht echte KI“ abkanzelt. Wäre nett, den darin tätigen Kollegen mit etwas mehr Respekt zu begegnen, anstatt ihnen die Zugehörigkeit zum Gesamtfeld künstlicher Intelligenz zu verweigern.
Kannst du für die Kritik ein konkretes Beispiel zitieren? So richtig kann ich das nicht nachvollziehen...
Kriktor
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Kriktor »

Es beginnt mit dem Eingangsstatement, was in Computerspielen verwendet werde, sei gar keine „echte KI“ und wird daraufhin gefühlt alle fünf Minuten wiederholt. Bis hin zur Verabschiedung mit der Antwort auf die Frage, warum sie nicht in der Branche geblieben sei: Sie habe „echte KI machen wollen“.
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Andre Peschke
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Andre Peschke »

Kriktor hat geschrieben: 28. Apr 2021, 13:43 Es beginnt mit dem Eingangsstatement, was in Computerspielen verwendet werde, sei gar keine „echte KI“ und wird daraufhin gefühlt alle fünf Minuten wiederholt. Bis hin zur Verabschiedung mit der Antwort auf die Frage, warum sie nicht in der Branche geblieben sei: Sie habe „echte KI machen wollen“.
Ich dachte, das sei in Expertenkreisen eigentlich üblich? Ich habe schon mehrfach mit KI-Entwicklern gesprochen und die haben eigentlich IMMER betont, dass das, was da in Spielen als KI bezeichnet wird, streng genommen eben keine Künstliche Intelligenz sei.

Ich glaube auf keinen Fall, dass das als Respektlosigkeit aufzufassen ist, sondern wenn überhaupt, ist es ein Definitionsstreit. Im Sinne: Wenn ich sage, "Diablo" ist kein Rollenspiel, sondern ein Hack&Slay, ist das ja nicht abwertend gemeint.

Andre
Raptor 2101
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

Kriktor hat geschrieben: 28. Apr 2021, 13:43 Es beginnt mit dem Eingangsstatement, was in Computerspielen verwendet werde, sei gar keine „echte KI“ und wird daraufhin gefühlt alle fünf Minuten wiederholt. Bis hin zur Verabschiedung mit der Antwort auf die Frage, warum sie nicht in der Branche geblieben sei: Sie habe „echte KI machen wollen“.
Ok jetzt versteh ich auf was du dich beziehst und kann Frau Neufeld hier nur beispringen. Das ist halt keine "Künstliche Intelligenz" mehr. Der Begriff KI ist ein Modewort. Gerade in der Forschung/Lehre zu dem Thema verwenden man trennschärfere Begriffe wie eben Such-Algorithmen, Entscheidungs/ExpertenSysteme oder in letzter Zeit halt die Felder die auf "Learning" enden.

Der begriff der KI hat sich im laufe der Zeit stark gewandelt, genauso wie die verwendete Technik. Experensysteme, Suchbäume etc ist halt alles Stand 70er jahre letztes Jahrhundert. Die DeepLearning - "Bewegung" hat halt in den letzten 15 Jahren etwas geschafft, das die Techniken davor in über 30 nicht geschafft haben: Sich Fähigkeiten aneignen die vom Programmierer nicht vorgesehen werden.

Das schmälert die Leistung der Forschung und Programmierer in den anderen Bereichen nicht. Aber nur weil Agent in einem Spiel wirklich gut von A nach B finden kann, heißt das noch lange nicht, dass er eine "Intelligente Entscheidung" getroffen hat.

Wenn AlphaGo einen Spielstiel an den Tag legt, der dazu führt, das die versammelten Experten erstmal ergründen müssen, warum dieser zum Erfolg führt, dann kann man eine gewisse "Intelligenz" nicht absprechen.

Nur noch mal zur Klarstellung: wenn ich die Wahl zwischen einem Deterministischen Algorithmus und DeepLearning Voodoo habe, nehme ich ersteres. Ich bin halt ein alter weißer Mann ohne "grey beard"... Aber man muss einfach anerkennen, dass die hippen DeepLearning Kids in vielen Bereichen, mit den klassischen Verfahren den Boden aufwischen. Dafür haben sie dann Probleme im Finisch :ugly:
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Kriktor »

Raptor 2101 hat geschrieben: 28. Apr 2021, 14:12
Kriktor hat geschrieben: 28. Apr 2021, 13:43 Es beginnt mit dem Eingangsstatement, was in Computerspielen verwendet werde, sei gar keine „echte KI“ und wird daraufhin gefühlt alle fünf Minuten wiederholt. Bis hin zur Verabschiedung mit der Antwort auf die Frage, warum sie nicht in der Branche geblieben sei: Sie habe „echte KI machen wollen“.
Ok jetzt versteh ich auf was du dich beziehst und kann Frau Neufeld hier nur beispringen. Das ist halt keine "Künstliche Intelligenz" mehr.
Selbst Wikipedia sieht das anders.

Ich persönlich habe im dem Bereich promoviert. Ja, das ist schon ein bisschen her, zugegeben. Ändert aber nichts an der Feststellung, dass sich in der einen Dimension, Input, nur der Weg, zu Entscheidungsregeln zu kommen, geändert hat ("Big Data"), und in der anderen Dimension, Output, die Entscheidungsbäume, -regeln usw. komplexer (und damit für Menschen nicht mehr lesbar) geworden sind. Trotzdem ist und bleibt es alter Wein in neuen Schläuchen, denn selbst das komplexeste neuronale Netz ist ja letztlich nichts fundamental anderes als ein Entscheidungsbaum mit vielen Knoten und Ästen.
Der Begriff KI ist ein Modewort.
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Smutje187
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Smutje187 »

Ich dachte, das wäre im Podcast erläutert worden: Spiele arbeiten meistens mit vorgefertigten Scripten und lernen nicht vom Spieler - weil das ja wie besprochen auch gar nicht erwünscht ist, da die Gegner sonst viel zu stark werden und beispielsweise gerade die Speedrun-Szene basiert ja auf deterministischem Gegnerverhalten und teilweise auch -Platzierung.

Cool wäre natürlich eine „echte“ Begleiter-KI die lernt die Fehler des Spieler auszugleichen um die Illusion der Fähigkeit aufrechtzuerhalten :D
Raptor 2101
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

Kriktor hat geschrieben: 28. Apr 2021, 14:25 Selbst Wikipedia sieht das anders.
Den Artikel ohne weitere Erleuterung so hinzuklatschen ist ein bisschen unfair. Es werden dort Such-, Optimierungs-, Enscheidungs-Algorithmen ohne weitere Begründung als Teilbereiche KI deklariert. Im Text selbst wird dann weicher formuliert, wie "Die KI beschäftigt sich häufig mit Problemen..." , Will sagen, (bewusst vereinfacht), das war mal der heiße Scheiße, heute halt nicht mehr. Besonders beim "Logisches Schließen" fällt das auf. Ich glaube nicht, das heute noch jemand als erstes ein "ExpertenSystem" in den Ring wirft, wenn er Forschungsgelder abgreifen will, da wird "Irgendwas mit DeepLearning und n Blockchains" in den Ring geworfen.
Kriktor hat geschrieben: 28. Apr 2021, 14:25 Ich persönlich habe im dem Bereich promoviert. Ja, das ist schon ein bisschen her, zugegeben.
Ich hab das nur im Rahmen meines Studiums gehabt und ist auch schon eine Weile her, das tut hier aber auf diesem "populärwissenschaftlichen" Nivea nichts zur Sache.
Kriktor hat geschrieben: 28. Apr 2021, 14:25
[...] Ändert aber nichts an der Feststellung, dass sich in der einen Dimension, Input, nur der Weg, zu Entscheidungsregeln zu kommen, geändert hat ("Big Data"), und in der anderen Dimension, Output, die Entscheidungsbäume, -regeln usw. komplexer (und damit für Menschen nicht mehr lesbar) geworden sind. Trotzdem ist und bleibt es alter Wein in neuen Schläuchen, denn selbst das komplexeste neuronale Netz ist ja letztlich nichts fundamental anderes als ein Entscheidungsbaum mit vielen Knoten und Ästen.
Der Grundaussage stimm ich Prinzipjell zu. Die neuen Schläuche sind aber erheblich viel besser und sie punchen jetzt ordentlich künstliche Aromastoffe rein :ugly: Will sagen: viele Techniken die aktuell als neuer heißer scheiß durchs dorf getrieben werden, sind seit den 70ern (das muss ein geiles Jahrzehnt als Informatiker gewesen sein) bekannt und durchgekaut. Jetzt sind wir halt so weit, das wir die Technik haben, das auch um zusetzten. Oder anders Formuliert: wir kommen dem unendlichen Kellerband halt immer näher :ugly:

In einem Punkt würde ich dir aber "widersprechen" bzw ein neue Diskussions-Perspektive anregen: "letztlich nichts fundamental anderes als ein Entscheidungsbaum mit vielen Knoten und Ästen" im Endeffekt kannst du das auf alle "Intelligenzen" Anwenden, auch die Biologischen. Mit dem neuen Ansätzen (wie man eine KI trainiert) schreiben sich diese Entscheidungsbäume aber eigenständig (um). Du als Entwickler /Trainer kannst nur bedingt vorhersehen, was die KI lernen wird. Spätestens wenn "zufälliges Vergessen" mit dazu genommen wird dürfte es Unmöglich werden. Am Ende kommt etwas bei raus, das größer ist als die Summe der Einzelteile und am Beispiel Go mit uns Menschen den Boden aufwischt. Die neuen Methoden haben halt "Entscheidungsbäume" hervorgebracht, die wir selbst (ohne viel Aufwand) nicht mehr in der Lage sind zu verstehen oder nachzuvollziehen. Das ist eine andere Ebene als vorher DeepBlue im Schach erreicht hat.

Ob das Erstrebens oder Wünschenswert ist, ist eine andere Frage. ich hab noch gelernt, dass Selbstveränderlicher Code schlecht ist, aber die Büchse der Pandora ist offen. Hoffentlich gibt sich die KI in Zukunft wenigstens coolere Namen als SkyNet :ugly:
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Andre Peschke
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Andre Peschke »

Raptor 2101 hat geschrieben: 28. Apr 2021, 14:59 Ob das Erstrebens oder Wünschenswert ist, ist eine andere Frage. ich hab noch gelernt, dass Selbstveränderlicher Code schlecht ist, aber die Büchse der Pandora ist offen. Hoffentlich gibt sich die KI in Zukunft wenigstens coolere Namen als SkyNet :ugly:
Hat sie doch schon! GeneSys!

Gern geschehen!

Andre
Raptor 2101
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

Andre Peschke hat geschrieben: 28. Apr 2021, 17:50 Hat sie doch schon! GeneSys!

Gern geschehen!

Andre
Naaaa das kann nicht dein ernst sein. Das klingt nicht wirklich nach "wir übernehmen die macht und rotten die Menschheit aus" :ugly:
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von dadadave »

Wollte nur ganz grundsätzlich anmerken, dass ich die Folge cool fand und es generell immer toll finde, wenn Expert:innen (oder schon nur Fachpersonen) hinzugezogen werden. Es ist sicher nicht leicht, die Leute aufzutreiben und es muss vieles zusammenpassen, aber ich empfinde es immer als grossen Mehrwert, wenn es gelingt.

Zur "wieso bei Autos, wenn wir's nicht mal in Spielen wollen?" Frage: Es ist ja echt nicht mein Fachgebiet, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Natur des Problems, das gelöst werden will dabei eine Rolle spielt, welche KI-Methoden (jetzt im ganz weiten, unwissenschaftlichen Sinn) überhaupt sinnvoll sein können. Vielleicht erscheint es als aussichtslos, ohne Machine Learning & Co. die Umgebung eines Fahrzeuges überhaupt nur annähernd brauchbar interpretieren zu können, darum geht man dort diesen Weg (trotz aller Schwierigkeiten und random Marotten, die sich so ein System sehr schnell antrainieren kann). Bei Spiele-KIs ist die Aufgabenstellung eine andere.

Und was ja auch gerne vergessen geht bei der Frage: Autonomes Fahren muss nicht perfekt funktionieren, damit es insgesamt ein Gewinn für die Menschheit ist; es reicht, wenn es eine signifikante Verbesserung im Vergleich zu der Fahrleistung von Menschen darstellt (und man die Menschen dazu kriegt, dem zu vertrauen).
oilrumsick
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von oilrumsick »

foxxio hat geschrieben: 26. Apr 2021, 21:28 Die Objekterkennung ist halt elementar, um Kollisionen zu vermeiden. ;)
Ja, aber das war nicht der Punkt auf den ich hinaus wollte (vielleicht kam das nicht ganz rüber). Letztendlich trifft aktuell nirgends eine KI die finale Entscheidung über die Fahrhandlung. Objekterkennung ist extrem wichtig - und aus meiner Sicht auch DER Grund, warum autonomes Fahren noch etwas weg ist - aber ohne eine angeschlossene autonome Entscheidungsinstanz (es wird hier meistens analog zu den Begriffen im Podcast von Sense-Plan-Act gesprochen) halt nahezu bedeutungslos. Und aktuell ist die Entscheidungsinstanz noch der Mensch, weil sich völlig zu Recht niemand traut der SW die Verantwortung zu übernehmen. Wenn du mit Abstandstempomat fährst (meistens Radarbasiert) und dem Vordermann hinten draufknallst weil die Objektplausibilisierung versagt hat, bist du Schuld, nicht die Assistenzfunktion. Daher kann man in der Wahrnehmung neuronale Nethe und ca nutzen, da man am Ende ja nicht Schuld ist (vereinfacht gesagt) - mein Leben würde ich daran aber nicht hängen wollen.

Und grad in dem Beispiel gibt es ja noch mehr Fallstricke. Laut STVO muss man ja soviel Abstand zum Vordermann halten, dass man eine Kollision vermeiden kann, wenn dieser aprupt stehen bleibt - das würde aber vielfach dazu führen, dass der gehaltene Abstand so groß ist, dass sich ständig jemand von rechts oder links reinquetschen würde (grad in einem dichten Berufsverkehrszenario, in dem man den Abstandstempomaten besonders praktisch finden würde). Ein Mensch löst das in dem er aktiv gegen die STVO verstößt und den Abstand zum Vordermann reduziert, was in schön nervigen Auffahrunfällen im Berufsverkehr resultiert. Einem autonomen System kann man natürlich keine Regelverletzung einprogrammieren, was aber real dazu führen würde, dass sich das autonome Fahrzeug quasi bis zum Stzillstand immer weiter nach hinten schieben würde, denn es müsste ja auch zu dem eingescherten Fahrzeug wieder den entsprechenden Sicherheitsabstand herstellen. Fahrerassistentsysteme lösen das, in dem sie dem Fahrer ermöglichen den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu überschreiben - das ist ok, da in einem assistierten System (SAE Level 2) der Fahrer soweiso die Verantwortung trägt. In einem autonomen System ist das eher schwierig.

Long Story Short: Fahrerassistenzsysteme sind kein autonomes Fahren und letzteres ist meiner Einschätzung nach noch eher weit weg. Und wenn ich mir die aktuelle Entwicklerlandschaft so anschauen bezweifel ich, dass man dort auf absehbare Zeit KI einsetzen wird, da das Debugging und testing nicht funktionieren würde. Aber das ist nur meine Einschätzung - und als Angehöroiger des SW-Testing bin ich sowieso den Entwicklern gegenüber negativ eingestellt. Nehmt meine Worte also mit einer Prise Salz ;)
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

oilrumsick hat geschrieben: 28. Apr 2021, 20:53 Long Story Short: Fahrerassistenzsysteme sind kein autonomes Fahren und letzteres ist meiner Einschätzung nach noch eher weit weg. Und wenn ich mir die aktuelle Entwicklerlandschaft so anschauen bezweifel ich, dass man dort auf absehbare Zeit KI einsetzen wird, da das Debugging und testing nicht funktionieren würde. Aber das ist nur meine Einschätzung - und als Angehöroiger des SW-Testing bin ich sowieso den Entwicklern gegenüber negativ eingestellt. Nehmt meine Worte also mit einer Prise Salz ;)
Ich stimme dir in allem zu bis auf die Grenze die du ziehst. Aber, was glaubst du, hält uns SW-Entwickler davon ab eine untestbare, funktionsunfähige Lösung für autonomes Fahren in den Markt zu werfen? Ich meine alle diese Eigenschaften treffen auf die "deep learning" basierte Bildererkennungs-Lösung zu und die sprießen wie Pilze aus dem Boden. Überhaupt: sobald sich jemand mit den "Entscheidungsbäumen" hinter solchen "Deep Learning" Lösungen tiefer beschäftigt, zerlegen sie diese ja meistens...
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von oilrumsick »

Raptor 2101 hat geschrieben: 28. Apr 2021, 21:48 Aber, was glaubst du, hält uns SW-Entwickler davon ab eine untestbare, funktionsunfähige Lösung für autonomes Fahren in den Markt zu werfen?
Die Rechtsabteilungen der großen Automobilhersteller ;)

Du brauchst ja noch den Rest des Fahrzeugs ausser der AD-KI. Ergo muss am Ende muss ja jemand für die Freigabedokumente unterschreiben - und da sehe ich im Moment schwarz, da sich keiner das Risiko geben wird. Du wirst kaum einen Testmanager finden, der dir eine Testkampagne dafür hochzieht und dementsprechend wir da auch kein Hauptabteilungsleiter oä irgendwas unterschreiben. Und extern nimmt dir das auch die DEKRA und co. nicht ab, wodurch du keine Strassenzulassung bekommst. Ich sprech hier natürlich nur für Deutschland.
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von Raptor 2101 »

oilrumsick hat geschrieben: 28. Apr 2021, 22:17 Die Rechtsabteilungen der großen Automobilhersteller ;)

Du brauchst ja noch den Rest des Fahrzeugs ausser der AD-KI. Ergo muss am Ende muss ja jemand für die Freigabedokumente unterschreiben - und da sehe ich im Moment schwarz, da sich keiner das Risiko geben wird. Du wirst kaum einen Testmanager finden, der dir eine Testkampagne dafür hochzieht und dementsprechend wir da auch kein Hauptabteilungsleiter oä irgendwas unterschreiben. Und extern nimmt dir das auch die DEKRA und co. nicht ab, wodurch du keine Strassenzulassung bekommst. Ich sprech hier natürlich nur für Deutschland.
So langsam gehen wir Off Topic...
Ich sehe da nicht so die Hürden. Zumal der Druck aus "der Wirtschaft" zu hoch ist. Die Möglichkeit die Personalkosten in der Logistik defacto auf 0 zu drücken dürfte der Haupttreiber sein. Ich denke in der Tat nicht, dass die Automobilhersteller hier die ersten sein werden. Ich tippe eher auf Schiene und Schiffsverkehr. Das ist einfacher und beherrschbarer (und auf Hoher See gelten andere Gesetzte :ugly: ). Von da aus wird der Druck auf die Straßen Logistik ausgeübt. In abgetrennten Gebieten (Werkshallen/ Werksgeländen) kannst du das gut beobachten. Man versucht immer wieder "den Gabelstapler-Fahrer" komplett durch autonome Fahrzeuge zu ersetzten und in letzter Zeit kommt man dem Ziel wirklich nah.
biaaas
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von biaaas »

Raptor 2101 hat geschrieben: 28. Apr 2021, 22:55 So langsam gehen wir Off Topic...
..... hier die ersten sein werden. Ich tippe eher auf Schiene ....
Wenn U-bahn auch als Schiene zählt, dann gibt es das schon länger:
https://www.nuernberg.de/internet/digit ... nberg.html
oilrumsick
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Re: Runde #316: Künstliche Intelligenz

Beitrag von oilrumsick »

Raptor 2101 hat geschrieben: 28. Apr 2021, 22:55 So langsam gehen wir Off Topic...
Ich sehe da nicht so die Hürden. Zumal der Druck aus "der Wirtschaft" zu hoch ist. Die Möglichkeit die Personalkosten in der Logistik defacto auf 0 zu drücken dürfte der Haupttreiber sein. Ich denke in der Tat nicht, dass die Automobilhersteller hier die ersten sein werden. Ich tippe eher auf Schiene und Schiffsverkehr. Das ist einfacher und beherrschbarer (und auf Hoher See gelten andere Gesetzte :ugly: ). Von da aus wird der Druck auf die Straßen Logistik ausgeübt. In abgetrennten Gebieten (Werkshallen/ Werksgeländen) kannst du das gut beobachten. Man versucht immer wieder "den Gabelstapler-Fahrer" komplett durch autonome Fahrzeuge zu ersetzten und in letzter Zeit kommt man dem Ziel wirklich nah.
Da gab ich dir recht - ich bezog mich tatsächlich nur auf den PKW-Markt. Und die autonome U-Bahn gibt es ja wie biaaas geschrieben hat schon länger in Nürnberg. Wobei mich da wieder interessieren würde wieviel KI wirklich drin steckt.
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