Peninsula hat geschrieben: ↑4. Mai 2021, 17:17Wie viele Leute müssen dir denn hier im Thread sagen, dass sie deine Interpretation von Zimmerers Äußerung nicht teilen, damit du anerkennst, dass die Aussage eben sehr wohl andere Lesarten hergibt?
Da würde ich keine Obergrenze festlegen wollen, denn die andere Lesart bliebe dessen ungeachtet ohne jede Grundlage. Das steht dort schlicht nicht drin. Natürlich kann man in jede Aussage irgendeine Intention reinspekulieren und im Kaffeesatz lesen, aber das macht die Kaffeesatzleserei nicht richtiger. Ich beziehe mich auf das, was ein anerkannter Wissenschaftler in einem Interview exakt so gesagt hat. Und ich nehme an, der ist erfahren und schlau genug, dass er in einem Interview sagt, was er meint.
Ich erkenne ja an, dass die Aussage deine Interpretation offenbar auch hergibt, aber mir fehlt das Verständnis dafür, dass du diese Anerkennung umgekehrt verweigerst, gerade wenn dir doch an einem sachlichen Austausch so gelegen ist
Ein sachlicher Austausch muss sich notwendigerweise auf sachliche Argumente stützen. Deine "Interpretation" ist nicht sachlich, sondern pure Spekulation. Meine Lesweise ist das, was da steht und gesagt wurde. Nicht mehr, nicht weniger. Natürlich steht es dir frei, zu sagen, aber ich glaube, der meint das ganz anders als er es gesagt hat. Und natürlich besteht die theoretische Möglichkeit, dass das stimmt. Aber das ist nicht sachlich, weil weder du noch ich seine Intention beurteilen können. Bloße Spekulation. Beurteilen können wir das Gesagte. Das tue ich.
Was spricht denn gegen die, so wie ich ihn verstanden habe, auch von Dom im Podcast angedeutete Annahme: "Wenn ein Bild über mehr als 100 Jahre an vielen Orten falsch- oder fehlgeprägt ist, ist es allerhöchste Zeit, sich dessen bewusst zu werden, und anzufangen, damit aufzuhören"? Und warum soll man mit dieser Kritik als deutschsprachiger Spielejournalist, nicht gerade bei einem im deutschsprachigen Raum entwickelten und populären Titel wie Anno 1800 anfangen?
Wo hab' ich denn behauptet, dass man das nicht soll oder darf? Wenn ich mich nicht irre, habe ich dieser Kritik gerade in meinem* Podcast eine ziemlich große Bühne geboten, nicht?
Diese Aussage könnte man erstens als Videospieler-Elitarismus empfinden
Könnte man, wäre aber Quatsch, weil der Satz von "womöglich" eingeleitet wurde, was indiziert, dass es sich um eine von mehreren Möglichkeiten handelt (und dass es prinzipiell Wissenschaftler gibt, die sich mit Spielen nicht auskennen, dürfte jetzt nicht auch noch Interpretationssache sein, oder?).
und zweitens ist der Anspruch einer authentischen Darstellung doch gar nicht wesentlich für die Kritik. Man kann auch gerade die Tatsache, dass Anno 1800 eine idealisierte Eskapismusfantasieversion der Epoche anbietet, als Teil des Problems ansehen. Es stimmt natürlich, wie im Podcast und auch hier im Thread angemerkt, dass nicht alle Spiele/Filme/Bücher mit WK2-Setting und Nazis den Holocaust thematisieren. Andererseits wäre ein romantisch verklärtes, gemütliches Wohlfühlaufbauspiel mit deutlich erkennbarem NS-Zeit-Flair im Mainstream aus guten Gründen untragbar.
Wieso soll das dann bei Kolonialismus/Imperialismus "okay" sein? - Ich behaupte nicht, diese Frage selbst beantworten zu können, aber diskussionswürdig finde ich sie.
Ich auch. Komisch. Mir war so als hätte ich da mit Dom einen Podcast zu gemacht. Noch gar nicht lange her
*André-soll-keine-Schnappatmung-kriegen-Sternchen-du-weißt-wie-es-gemeint-ist-Schatz