Runde #317: Cancel Culture?

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Insanity
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Insanity »

Danke an den Entwickler für den tollen, erhellenden Gastbeitrag. Super!

Und ich freue mich sehr für Dom, dass seine Arbeit doch eine Reaktion der Industrie nach sich zog. Ich hoffe, das mindert deinen im Podcast geäußerten Frust etwas. :)
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oilrumsick
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von oilrumsick »

Boris Niclas-Tölle hat geschrieben: 18. Mai 2021, 13:53 Super!! Toller Beitrag und der beste Beleg dafür, dass Deine Arbeit in dem Bereich sehr wertvoll ist, Dom! Ich fühle mit den Designern, denen offenbar wirklich coole Ideen gestrichen wurden, die aus Anno ein besseres Spiel gemacht hätten. Es zeigt sich, die Ideen wären da und der Wille auch und das Problem lag letztlich beim Marketing. Schade auch, dass der Designer offenbar den Unbill seiner Vorgesetzten fürchten und anonym veröffentlichen musste.
Und der Text zeigt auch deutlich, wie notwendig und zielführend eine Berichterstattung ist, die sich nicht immer nur schützend vor Spiele stellt, sondern auch mal Zähne zeigt!
Kannst du darauf (also das fett gedruckte) noch mal genauer eingehen? Ich finde Anno1800 so wie es ist eigentlich als Spiel recht gelungen und es wäre nicht das erste Spiel das durch ein zuviel an Systemen schlechter geworden wäre. Daher würde es mich interessieren woher die Einschätzung kommt, dass es besser geworden wäre. Vielleicht wäre es ja auch schlechter geworden und die Entscheidung gegen die Umsetzung der Ideen kam nicht aus PR- sondern aus Gamedesigngründen. Grad durch die Podcasts mit Ralph Adam, aber auch bei 10JK, wurde ja oft erwähnt, dass man Spiele gerettet hat, weil man im entscheidenden Moment eben gesagt hat "Halt, jetzt nichts neues mehr, polished erstmal das, was da ist!" - ich kann mir vorstellen, dass das bei Anno ähnlich war.
Boris Niclas-Tölle
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Boris Niclas-Tölle »

@oilrumsick: Im viertletzten Absatz lautet die Aussage, dass es durchaus Designansätze bei Spielmechaniken und Settings gegeben hätte, ein Anno zu 1800 zu machen, das "auf weniger Zehen getreten" wäre. In den letzten beiden Absätzen macht der Autor ziemlich deutlich, dass er das canceln dieser Ansätze (vielleicht bezieht er sich auch auf Ansätze, die er hier nicht explizit angeführt hat, aber das wird nicht klar) bedauert und er sich von einer mutigeren Entwicklung "innovativere Ideen, durchdachteres Design und frischere Geschichten" versprochen hätte. Ist doch ziemlich deutlich.
PrinzEisenerz
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von PrinzEisenerz »

Der Autor hat doch an Anno1800 gar nicht mitgearbeitet, sondern berichtet nur aus früheren Erfahrungen (?)
oilrumsick
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von oilrumsick »

Boris Niclas-Tölle hat geschrieben: 18. Mai 2021, 22:45 @oilrumsick: Im viertletzten Absatz lautet die Aussage, dass es durchaus Designansätze bei Spielmechaniken und Settings gegeben hätte, ein Anno zu 1800 zu machen, das "auf weniger Zehen getreten" wäre. In den letzten beiden Absätzen macht der Autor ziemlich deutlich, dass er das canceln dieser Ansätze (vielleicht bezieht er sich auch auf Ansätze, die er hier nicht explizit angeführt hat, aber das wird nicht klar) bedauert und er sich von einer mutigeren Entwicklung "innovativere Ideen, durchdachteres Design und frischere Geschichten" versprochen hätte. Ist doch ziemlich deutlich.
"Auf weniger Zehen treten" macht kein besseres Spiel. Zumindest nicht per se. Das Spiel ist so wie es ist richtig gut und es liegt in der Natur der Sache, dass man gute Sachen nur schwer verbessern, aber recht einfach verschlechtern kann. Und "innovativere Ideen, durchdachteres Design und frischere Geschichten" machen auch erstmal kein besseres Anno - es kann sein, aber aufgrund der bereits hohen Qualität halte ich es eher für schwierig. Zumal die Nutzerbewertungen den Entwicklern ja recht geben. Das in Doms Blog erwähnte innovativere Anno 2070 schneidet da doch schlechter ab als Anno 1800.

Ich bin sehr zufrieden mit Anno 1800 und im Hinblick auf seine Einzigartigkeit auf dem Spielmarkt (zumindest in dieser Qualitätsklasse) hoffe ich, dass Blue Byte bei dieser Art der Spiels bleibt und es nicht der Innovativität um Innovativitäts willen opfert. Wenn ich mutige und revolutionäre Spielkonzepte will, gibt es da draussen genug Indiestudios, die mir das liefern - aber es gibt eben nur ein Anno.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von meieiro »

oilrumsick hat geschrieben: 19. Mai 2021, 07:24
"Auf weniger Zehen treten" macht kein besseres Spiel. Zumindest nicht per se. Das Spiel ist so wie es ist richtig gut und es liegt in der Natur der Sache, dass man gute Sachen nur schwer verbessern, aber recht einfach verschlechtern kann. Und "innovativere Ideen, durchdachteres Design und frischere Geschichten" machen auch erstmal kein besseres Anno - es kann sein, aber aufgrund der bereits hohen Qualität halte ich es eher für schwierig. Zumal die Nutzerbewertungen den Entwicklern ja recht geben. Das in Doms Blog erwähnte innovativere Anno 2070 schneidet da doch schlechter ab als Anno 1800.
Fairerweise muss man aber sagen, dass Anno 2070 die schlechteren Bewertungen hauptsächlich wegen dem Setting bekommen hat. Kritikpunkte waren damals ja, dass alles so trist aussieht und man Gebäude nicht leicht identifizieren kann.
Von Gameplay war das Spiel richtig gut.
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Andre Peschke
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Andre Peschke »

meieiro hat geschrieben: 19. Mai 2021, 08:17 Fairerweise muss man aber sagen, dass Anno 2070 die schlechteren Bewertungen hauptsächlich wegen dem Setting bekommen hat. Kritikpunkte waren damals ja, dass alles so trist aussieht und man Gebäude nicht leicht identifizieren kann.
Von Gameplay war das Spiel richtig gut.
Und es hatte Thor Strindberg! Gewinner in der Kategorie "Bester Nazi, der gar kein Nazi war"!

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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von biaaas »

Dom Schott hat geschrieben: 18. Mai 2021, 11:31 Es gibt nun eine Fortsetzung des Anno-Kapitels, über die ich mich sehr freue: Ein ehemaliger Anno-Entwickler hat sich bei mir gemeldet und auf OK COOL einen Gastbeitrag geschrieben, der sich um die Herausforderungen dreht, historisch kontroverse Themen in großen Teams wie Ubisoft zu verhandeln - und was da bei Anno 1800 genau passiert ist: https://okcool.space/anno-1800-und-die- ... en-konnte/
Danke an Dom für den Beitrag. Das Bestätigt meine Vermutung und Vorstellung wie so etwas abläuft.
TheDarkShadow hat geschrieben: 18. Mai 2021, 14:30 Aber das gilt immer wenn irgendwo angedeutet wird das Menschen erst ab einen gewissen Bildungsstand oder Studium etwas können, ein hohes Ross hat mich noch nie angesprochen.
Ich glaube Du liest hier zu viel in den Begriff Bildungsgrad, der Satz endet ja mit "gern mit formalen Abschlüssen". Es kann nun mal nicht jeder Spiele entwickeln schon gar nicht auf diesem Niveau.
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Dom Schott
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Dom Schott »

Andre Peschke hat geschrieben: 18. Mai 2021, 14:04
Dom Schott hat geschrieben: 18. Mai 2021, 11:31 Es gibt nun eine Fortsetzung des Anno-Kapitels, über die ich mich sehr freue: Ein ehemaliger Anno-Entwickler hat sich bei mir gemeldet und auf OK COOL einen Gastbeitrag geschrieben, der sich um die Herausforderungen dreht, historisch kontroverse Themen in großen Teams wie Ubisoft zu verhandeln - und was da bei Anno 1800 genau passiert ist: https://okcool.space/anno-1800-und-die- ... en-konnte/
Nice! :clap: (Gott, der Applaus-Smilie schaut so ironisch...why?!)

Andre
Danke :dance: (ganz unironischer Dankestanz zurück!), auch allen anderen hier, freu mich echt riesig, dass die Anno-Geschichte jetzt doch noch um dieses Kapitel erweitert wurde und so der Entwicklungsprozess ein wenig transparenter wird!
Katzen sind super, Zitronenlimo auch und Archäologie ebenfalls.
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Stefan H.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Stefan H. »

Boris Niclas-Tölle hat geschrieben: 17. Mai 2021, 23:02
Höchstwahrscheinlich weil die PR Abteilung ihnen gesagt hat wegducken, gar nichts sagen, einfach still sein, das ist doch der Goldstandard im issue management. Und das finde ich letztlich einfach schäbig.
Wie schon bei der Frage wie Sklaverei in Anno angemessen implementiert werden soll,frage ich auch hier wie die PR reagieren soll? Das politische Klima in diesem Bereich ist derart überhitzt, dass jedes Wort, auch das nicht gesagte, dreimal umgedreht und dann noch mehrfach zwischen jeder Zeile gelesen wird. Und irgendeiner findet schon den Teilsatz den man ohne Kontext als Aufhänger für den nächsten Shitstorm verwenden kann. Besser also die Klappe halten, da verliert man am wenigsten.
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Smutje187
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Smutje187 »

Stefan H. hat geschrieben: 21. Mai 2021, 08:05Besser also die Klappe halten, da verliert man am wenigsten.
Ist das nicht genau die Art von „Sachzwangsargument“, wegen dessen dem „klassischen“ Spielejournalismus seit Jahren die Leser davonlaufen? ;-) ich kann Marketinggewäsch sehen, es als solches benennen und die armen Menschen dort bemitleiden, aber sobald ich deren Argumente mittrage, bin ich halt Teil des establishments und ich zumindest bin froh, dass The Pod nicht auf Knete von Ubisoft oder CDPR angewiesen ist, so dass Dom die Gelegenheit bekommt, seine Thesen nicht als Typ der an der Ecke auf einer Kiste stehend auf die Straße zu rufen sondern bezahlt am (hoffentlich warmen) Schreibtisch zu formulieren :)
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Maestro84 »

Naja, würden noch 250.000 Hefte verkauft werden, könnten sich klassische Printmedien solche Artikel auch noch leisten. Wobei es ja nicht nur ums leisten, sondern auch um das Interesse geht. Gerade Spielezeitschriften sind heute immer noch im Kern eine Powerplay, sprich Produkttester mit einem Wertungssystem, das von Heinrich und Boris über Jörg und Petra (M, nicht Schm) bis heute getragen wird. Dies ist auch der Grund, wieso ich diese Printmedien nicht mehr konsumiere, denn ich benötige mit Mitte 30 keine Produktests mehr wie anno 1995. Und Stefan hat schon Recht, dass es Themen gibt, bei denen kann ein Publisher, genau wie Verlag oder Filmstudio, nur verlieren. Wenn die Niederlage gesichert ist, bleibt man besser in seiner Basis. Das beunruhigt auch Geldgeber weniger. Oder meinst du, Filmstudios würden ständig bei modernen Filmen lautstark auf homosexuelle oder farbige Hauptcharaktere verweisen, wenn es nicht das Image und damit den Gewinn beeinflussen würde? ;)
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Heretic
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Heretic »

BlackSun84 hat geschrieben: 21. Mai 2021, 10:51 Naja, würden noch 250.000 Hefte verkauft werden, könnten sich klassische Printmedien solche Artikel auch noch leisten. Wobei es ja nicht nur ums leisten, sondern auch um das Interesse geht. Gerade Spielezeitschriften sind heute immer noch im Kern eine Powerplay, sprich Produkttester mit einem Wertungssystem, das von Heinrich und Boris über Jörg und Petra (M, nicht Schm) bis heute getragen wird. Dies ist auch der Grund, wieso ich diese Printmedien nicht mehr konsumiere, denn ich benötige mit Mitte 30 keine Produktests mehr wie anno 1995.
Du hast schon länger in kein Heft mehr reingeschaut, kann das sein? ;)

Mal auf die Gamestar bezogen: Die Tests und Bewertungen fallen heute nämlich weitaus subjektiver aus. Dadurch fallen gewiss einige Wertungen höher aus, als das früher der Fall gewesen wäre (neben der Tatsache, dass heutzutage kaum noch totale Rohrkrepierer getestet werden), aber wenn's gut begründet ist, finde ich das in Ordnung. Wenn ich einen zünftigen Verriss will, gebe ich mir den eben in Audioform: Ich warte einfach, bis Capcom ein neues Resident Evil raushaut und Jochen es in die Finger kriegt. :mrgreen:

Ansonsten gibt's im Magazinteil Reportagen, in denen nicht nur Wohlfühlthemen behandelt werden. Zum Beispiel von einem gewissen Herrn Schott zum Thema Crunch.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Smutje187 »

BlackSun84 hat geschrieben: 21. Mai 2021, 10:51 Wenn die Niederlage gesichert ist, bleibt man besser in seiner Basis. Das beunruhigt auch Geldgeber weniger.
Sag ich doch, das alte Sachzwangargument - kann man akzeptieren und kritisieren, aber sich zu eigen machen sollte man das halt nicht :D
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Maestro84 »

Deutschland ist das Puff Europas
Ich hatte bis vor einige Zeit Plus und da gab es solche Artikel, aber im Kern ist Gamestar auf SEO und Youtubeklicks optimiert - weswegen auch nur über Plus Artikel oder Tests noch zu finanzieren sind.
Finde ich super, dass sich jemand äußert. Im Grunde sind es die Argumente, die auf der Hand liegen. Aber möglicherweise ist das Thema, auch dank Deines Engagements, bei der nächsten Entwicklung eines neuen Games mehr auf dem Fokus. Vielleicht will man mal der Entwickler sein, der sich traut. Obwohl, naja, vermutlich eher weniger im AAA Bereich.
Sicher nicht bei einem modernen Anno oder Civ. Solche Themen sind Etwas für Indieentwickler, die nicht Geldgeber im Rücken haben, die Gewinne erwarten.
Sag ich doch, das alte Sachzwangargument - kann man akzeptieren und kritisieren, aber sich zu eigen machen sollte man das halt nicht
Als Aktieninhaber profitiere ich von Sachzwängen ja auch und jeder Arbeitnehmer fänd es sicher nicht lustig, wenn durch moralische Spielereien am Ende der Gewinn einbricht und die eigene Stelle gestrichen werden muss. Moral ist halt cool, solange man nicht von dieser betroffen ist. Wer aber vor zwei Jahren für 400.000 Euro ein Haus gekauft und umgebaut hat und Frau und Kinder versorgen muss, der überlegt sich dreimal, ob moralische Aspekte so toll sind - den Punkt, ob Anno nun dafür gedacht ist, mal außen vor gelassen. Als kinderloser, junge Mann in seinem Elfenbeinturm kann man halt immer leicht Reden schwingen ;)
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TheDarkShadow
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von TheDarkShadow »

biaaas hat geschrieben: 19. Mai 2021, 10:30 Ich glaube Du liest hier zu viel in den Begriff Bildungsgrad, der Satz endet ja mit "gern mit formalen Abschlüssen". Es kann nun mal nicht jeder Spiele entwickeln schon gar nicht auf diesem Niveau.
Ich hab lange darüber nachgedacht ob ich überhaupt darauf antworten sollte, aber vielleicht darf ich ausführen warum mich dass so stört.
Einerseits habe ich generell ein Problem mit Elitedenken, dies ist auch nichts anderes als alle anderen Formen des Schubladendenkens, hier wird diesmal nur der vermeintliche Bildungsgrad als Trennmesser benutzt, statt Geschlecht oder Ethnie. Zum Anderen stellt sie genau die gleichen falschen Schlüsse. Die besten Programmierer die ich kenne haben keine Abschluss an der Uni, noch ein Abitur in der Tasche noch eine Ausbildung. Warum? Weil der Bildungsgrad genau gar nichts über die Eignung und Fähigkeiten der Person sagt. Ergo lasse ich so eine Aussage auch nicht unwidersprochen stehen und ich bin ehrlich gesagt ausgesprochen enttäuscht dass ein Groß das hier offensichtlich als zumindest nicht erwähnenswert ansieht. Schon Paradox einerseits sich zu echauffieren bezüglich dem Fehlen der Sklaven und dabei im Zweifel Geschichtsrelativismus zu bennen, aber Schubladendenken als valide zu sehen. Naja, wird wohl sehr OT und ich bezweifel eh dass sich einer Gedanken zu dem Geschriebenen macht, von daher isses wohl egal.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Felidae »

TheDarkShadow hat geschrieben: 21. Mai 2021, 12:35
biaaas hat geschrieben: 19. Mai 2021, 10:30 Ich glaube Du liest hier zu viel in den Begriff Bildungsgrad, der Satz endet ja mit "gern mit formalen Abschlüssen". Es kann nun mal nicht jeder Spiele entwickeln schon gar nicht auf diesem Niveau.
Ich hab lange darüber nachgedacht ob ich überhaupt darauf antworten sollte, aber vielleicht darf ich ausführen warum mich dass so stört.
Einerseits habe ich generell ein Problem mit Elitedenken, dies ist auch nichts anderes als alle anderen Formen des Schubladendenkens, hier wird diesmal nur der vermeintliche Bildungsgrad als Trennmesser benutzt, statt Geschlecht oder Ethnie. Zum Anderen stellt sie genau die gleichen falschen Schlüsse. Die besten Programmierer die ich kenne haben keine Abschluss an der Uni, noch ein Abitur in der Tasche noch eine Ausbildung. Warum? Weil der Bildungsgrad genau gar nichts über die Eignung und Fähigkeiten der Person sagt. Ergo lasse ich so eine Aussage auch nicht unwidersprochen stehen und ich bin ehrlich gesagt ausgesprochen enttäuscht dass ein Groß das hier offensichtlich als zumindest nicht erwähnenswert ansieht. Schon Paradox einerseits sich zu echauffieren bezüglich dem Fehlen der Sklaven und dabei im Zweifel Geschichtsrelativismus zu bennen, aber Schubladendenken als valide zu sehen. Naja, wird wohl sehr OT und ich bezweifel eh dass sich einer Gedanken zu dem Geschriebenen macht, von daher isses wohl egal.
Bildung ist aber im Gegensatz zu Geschlecht und Herkunft nix von Natur aus festgelegtes. Sondern etwas, das man sich zumindest in bestimmten Grenzen aneignen kann. "Grenzen" können einerseits die soziale Herkunft sein - und dagegen muss politisch auch tatsächlich vorgegangen werden. Aber eine andere Grenze ist nunmal auch Intelligenz. Man könnte auch sagen - "das dafür nötige Talent". Insofern würde ich Dir zustimmen, dass jeder Mensch die CHANCE bekommen sollte, das zu tun, worauf er Lust hat. Gleichzeitig hat aber auch jeder Mensch natürliche Grenzen, wofür er einfach nicht geeignet ist. Mit 1,65 m Profibasketballspieler in der NBA werden wollen dürfte unmöglich sein.
Alexandre
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Alexandre »

Schon Paradox einerseits sich zu echauffieren bezüglich dem Fehlen der Sklaven und dabei im Zweifel Geschichtsrelativismus zu bennen, aber Schubladendenken als valide zu sehen.
This!

Wir stecken Menschen in Schubladen weil wir nicht größere Mengen von Individuen ganzheitlich erfassen können und wollen.
Wer jetzt eine Form von Kollektivbewertung - wie Rassismus - in sich entdeckt und aktiv gegenlenkt hat noch lange nicht die Garantie dass da nicht noch mehr ist.

Catch 22: Wenn uns klar wäre, wo wir Vorurteile haben können wir dagegen etwas tun. Da wo wir sie in uns nicht erkennen, sind wir auch für Kritik von außen nicht zugänglich.

Ich glaube darum schaffen viele besonders Engagierte auch so viel backfire zu erzeugen.
Stefan H.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Stefan H. »

Smutje187 hat geschrieben: 21. Mai 2021, 10:06
Stefan H. hat geschrieben: 21. Mai 2021, 08:05Besser also die Klappe halten, da verliert man am wenigsten.
Ist das nicht genau die Art von „Sachzwangsargument“, wegen dessen dem „klassischen“ Spielejournalismus seit Jahren die Leser davonlaufen? ;-) ich kann Marketinggewäsch sehen, es als solches benennen und die armen Menschen dort bemitleiden, aber sobald ich deren Argumente mittrage, bin ich halt Teil des establishments und ich zumindest bin froh, dass The Pod nicht auf Knete von Ubisoft oder CDPR angewiesen ist, so dass Dom die Gelegenheit bekommt, seine Thesen nicht als Typ der an der Ecke auf einer Kiste stehend auf die Straße zu rufen sondern bezahlt am (hoffentlich warmen) Schreibtisch zu formulieren :)
Viele scheinen ja wirklich zu glauben man könnte über dieses Thema offen reden. Man nimmt ja niemanden etwas weg oder so. Aber wir reden hier über ein kochend heißes politisches Minenfeld in dem schon einige berufliche und soziale Existenzen vernichtet wurden, nur weil irgendetwas 'Falsches' oder nur Missverständliches an die Öffentlichkeit gekommen ist. Da hängen Boni, Gehälter, letztendlich Jobs dran - da hat die PR Abteilung Verantwortung für viele menschliche(!) Existenzen. Hier von 'Marketinggewäsch' zu reden ist imho reichlich arrogant und nur vom sicheren Platz außerhalb möglich.
biaaas
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von biaaas »

TheDarkShadow hat geschrieben: 21. Mai 2021, 12:35 Ich hab lange darüber nachgedacht ob ich überhaupt darauf antworten sollte, aber vielleicht darf ich ausführen warum mich dass so stört.
Einerseits habe ich generell ein Problem mit Elitedenken, dies ist auch nichts anderes als alle anderen Formen des Schubladendenkens, hier wird diesmal nur der vermeintliche Bildungsgrad als Trennmesser benutzt, statt Geschlecht oder Ethnie. Zum Anderen stellt sie genau die gleichen falschen Schlüsse. Die besten Programmierer die ich kenne haben keine Abschluss an der Uni, noch ein Abitur in der Tasche noch eine Ausbildung. Warum? Weil der Bildungsgrad genau gar nichts über die Eignung und Fähigkeiten der Person sagt. Ergo lasse ich so eine Aussage auch nicht unwidersprochen stehen und ich bin ehrlich gesagt ausgesprochen enttäuscht dass ein Groß das hier offensichtlich als zumindest nicht erwähnenswert ansieht. Schon Paradox einerseits sich zu echauffieren bezüglich dem Fehlen der Sklaven und dabei im Zweifel Geschichtsrelativismus zu bennen, aber Schubladendenken als valide zu sehen. Naja, wird wohl sehr OT und ich bezweifel eh dass sich einer Gedanken zu dem Geschriebenen macht, von daher isses wohl egal.
Der Satz lautete:
Es braucht einen gewissen Bildungsgrad, um Spiele zu entwickeln, gerne mit formalem Abschluss, etwa in Informatik oder Design.
Aus dem Zusatz "gerne mit formalen Abschluss" interpretiere ich das der formale Abschluss nicht nötig ist und die von Dir zitierten Programmierer gerne dort arbeiten können. Ich habe das Wort Bildungsgrad also eher als Berufserfahrung/vorhandene Skills gelesen.
Mal eine Frage hatten die Dir bekannten Programmierer denn Probleme einen Job zu finden weil sie keinen Abschluss haben? Wenn ich meine bisherigen Bewerbungsrunden so anschaue dann war mein Abschluss nur eine Randnotiz und es zählte das was ich gemacht habe und welche Skills ich mir dabei angeeignet habe.
Auch würde ich Dir widersprechen wenn Du sagst das ein Abschluss nichts über die Eignung und Fähigkeiten einer Person aussagt. Das tut er nämlich, er sagt aus das die Person alles nötige gemacht/geschafft hat um diesen Abschluss zu bekommen. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich möchte nicht behaupten das, das von Dir kritisierte Elitedenken nicht existiert ist, und es wird immer Menschen geben die sich aus irgendwelchen Gründen besser fühlen als andere. Aber in dem diskutierten Satz sehe ich das nicht.
Gesperrt