Runde #317: Cancel Culture?

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Juliosovic
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Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Juliosovic »

Sehr schöne Folge,
die sich eingehend mit diesem aufgeheizten Thema, anhand von Beispielen innerhalb der Spielebranche beschäftigt.
Ich dachte mir, diese Folge lädt sehr zur weiteren Diskussion ein, darum...
Zuletzt geändert von Juliosovic am 2. Mai 2021, 08:06, insgesamt 2-mal geändert.
Juliosovic
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Juliosovic »

Spannende Folge, die das Thema in verhandelnder Perspektive aufgreift, hier ein paar Anmerkungen.

Ich konnte Jochens Kritik an dem Anno-Beispiel aufgrund der ausführlichen Darlegung durchaus nachvollziehen, kann ihm allerdings nicht zustimmen. Gerade in einem Spiel wie Anno, das sich auf den Aufbau von Wirtschaftskreislaufen im 18./19. Jh. konzentriert, einem System, das nicht ohne die Arbeitskraft von Sklaven möglich gewesen wäre, finde ich die Aussparung dessen durchaus problematisch. Man könnte zwar durchaus argumentieren, dass das in einem solchen Spiel nicht abgebildet werden müsse, jedoch finde ich, dass das Spiel nach außen hin mit dem Anspruch auftritt bzw. es den Eindruck erweckt mit einer gewissen historischen Akkuratesse designt worden zu sein. Wenn man sich einen derartigen historischen Hintergrund für sein Spiel aussucht, sollte man nicht einen derartig prägenden Faktor insbesondere den Spielinhalt direkt betreffenden auslassen. Darum sehe ich dies durchaus kritisch.

Ich kann selbstverständlich nicht für sämtliche Spiele mit dem Setting des 2. Weltkriegs sprechen und sicherlich gibt es auch hier zig Beispiele in denen auch derartige "Fehler" begangen wurden (auch neben Wolfenstein). Wenn man sich aber innerhalb dieses Settings bspw. auf Einzelschicksale von Menschen konzentriert, die tatsächlich nicht von der Shoa betroffen waren, so sehe ich darin dann nicht zwangsläufig den historischen Hintergrund schlicht zu eigenen Marketingzwecken ausgenutzt.
Darüber hinaus fand ich den Beruf des cultural advisor interessant und bin sehr gespannt an welchem Spiel Dom mitgewirkt hat.
Auf eine spannende Diskussion
Gruß Julius
Mastertronic
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Mastertronic »

Sehr gute Folge ! Denke jeder kann besonders dem Teil über die Diskussionskultur zustimmen und ich finde es sehr gut, dass Dom und Jochen dies hier herausgearbeitet haben.
Bzgl. der Anno Debatte. Ich finde es immer sehr unglücklich einem Kunst schaffendem vorzuwerfen, was er weggelassen hat und im Besonderen wenn man die Antwort eigentlich selber kennt. Dies wirkt m.E. paternalistisch und eröffnet Sinnlos-Diskussionen. Fand Jochens Holocaust Beispiel an dieser Stelle sehr treffend. Trotz der indiskutabelen Aussage des zitierten Kolonialforschers sind wir uns doch alle einig, dass Anno sich nur an der Realität bedient und diese nicht 1 zu 1 abbilden versucht und dann hat man natürlich die künstlerische Freiheit Themenfelder wegzulassen - besonders wenn der Fokus auf Feel Good liegt. Man kann natürlich auch Walt Disney vorwerfen, dass Donald Duck als Geflügelvertreter nie auf die Missstände in Legebatterien oder dem Küken schreddern hingewiesen hat, aber will man das wirklich - OK das war jetzt polemisch. :D
Hatte auch etwas den Eindruch, dass es Dom hier nicht wirklich um die Sachebene geht, sondern eher um die verletzte Eitelkeit, das ihm nicht mal geantwortet wurde.
Möchte hier nochmal anmerken auch die akademisch hochqualifizierteste Geschichtsforschung bildet nie die Realität ab, sondern ist immer nur eine subjektive Annäherung an diese.
Dr_Hasenbein
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Huiuiuiui, als ich den Titel las, hatte ich schon starke Sorge. Ich bin aber recht bald sehr schnell versöhnlich gewesen. Danke dafür erstmal an Dom und Jochen.

Es wurde ja im Podcast mehrfach benannt, was das Problem ist, und hier muss ich Dom auch widersprechen. Ja, ich finde gut, wie sich damit auseinander gesetzt wird, insbesondere in dem Podcast. Wo ich aber widerspreche ist, dass es Leute sind, die Dir böses wollen. Ich fühle mich ganz ernsthaft auch von so einem Zitat angegriffen, wie von dem Akademiker. Er urteilt einfach über alle Spieler und damit auch über mich. Diese ganze Debatte haben wir immer wieder. Sehr präsent ist die Auseinandersetzung der Spieler mit Frontal21 und Manfred Spitzer etc. Warum ist das so? Naja, weil es eben ein Angriff von Oben herab ist. Man kann sich da auch als reichweitenstarkes Medium nicht darüber wundern, dass dann Menschen sauer werden, bei dem Bild was von Ihnen transportiert wird.

Ein weiterer Punkt ist: Es reicht eben nicht hier und da zu erwähnen, dass man ja nicht die Spieler meint wenn man sagt, dass Spiel sei rassistisch. Entweder nimmt das einen wesentlichen Raum im Beitrag ein, der das erläutert, oder die Menschen werden es so interpretieren. Und selbst wenn ich so reasonable bin zu sagen, ja der Dom meint damit nicht mich, dann regt mich auf, zu was das im weiteren Verlauf führt. Nämlich dazu, dass Fachfremde Personen das häufig ganz anders interpretieren und die Spieler zu einem Problem machen.

Und da sind wir an dem letzten Punkt. Es ist natürlich ein Problem der "sozialen" Medien und der extremeren Presse, die solche Snippets aufgreifen und sich so umwurschteln, dass daraus ein radikales Verständnis erwächst, bei dem dann 2 radikale Lager aufeinander treffen. Das ist, was es macht. Ich finde das Wort "soziale" Medien zumindest bei Medien, in denen nicht die rein private Kommunikation im Vordergrund steht, pervertiert. Das betrifft vornehmlich Twitter aber auch Instagram. Das ist doch nicht sozial was da abläuft, das ist belastend. Ich bin jemand der wirklich sehr viel wegstecken kann und sicher selbst nicht immer der unproblematischste Zeitgenosse, aber selbst ich merke, wie mich Twitter regelmäßig belastet. neben dem Doom Scrolling sind es auch immer wieder die extremen Lager, die immer radikaler "Argumentieren" und jeden, der nicht sofort zustimmt mit ekelhaftesten Lablen versehen. Es ist ganz arg schlimm. Und deswegen verwahre ich mich dagegen, sowas als sozial zu bezeichnen. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum sich Entwickler mit Statements zurückhalten. Einmal was falsches gesagt, und zack geht der Shitstorm los.

Und nein lieber Dom, das ist kein Angriff gegen Dich. Ich freue mich immer über jede Beteiligung von Dir am Podcast, ausnahmslos, auch in dieser Folge. Und deine Sichtweise kann ich so auch durchaus nachvollziehen und teilweise mitgehen. Das Problem ist nur, wie diese Worte anderswo aufgenommen und weiterverwertet werden.
Maestro84
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Maestro84 »

Ich überlege noch, ob ich diese Folge zum Erhalt meiner Herzgesundheit lieber nicht hören sollte. Gerade Doms bis heute domlicher Einwurf, Ubisoft müsste Anno (1800) realistisch machen, sich damit atomaren Minen und eine um 95% verringerte Verkaufszahl ausssetzen, ist einfach nicht clever. Ubisoft schafft eine idealisierte Vergangenheit, so wie auf einer Eisenbahnplatte im ländlichen Raum um 1900 auch nicht ein Bauer eine Magd vergewaltigt oder ein Holzfäller im Wald vom Baum erschlagen wird. Anno ist eine Eisenbahnplatte, idealisiert bis zum geht nicht mehr. Sogar Assassin's Creed ist feinstes Geschichtsklischee wie in Filmen der 1950er und 60er. Teils ist die Absicht, wohl gerade bei Anno, teils ist dies aber auch dem geschuldet, dass in modernen Zeiten überall Minen lauern, in die ein Unternehmen nicht reintreten will. Ich halte es aber für unredlich, einem Produkt- oder Kunstschaffenden vorzuwerfen, dass dieser sein Werk nicht so schafft, wie es der große Herr Dom gerne hätte.

So, und jetzt muss ich doch meine Blutdrucksenker nehmen. Puh, die Folge höre ich mir besser doch nicht an.

PS: Und warum ist Anno 1800 eigentlich geschichtlich belasteter als Anno 1404 oder 1602?
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Herr Weltschaft
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Herr Weltschaft »

:think:
Nach der ersten Hälfte des Podcasts formte sich ein fettes Fragezeichen über meinem Kopf. Es schwebt da jetzt im Raum.

Mir fehlt die nicht ganz unwichtige Information, warum das Szenarium „dunkelhäutige Charaktere führen Stammestänze auf“ überhaupt als rassistisch - oder weicher formuliert: problematisch - begriffen wird. Der Podcast gibt gleich eine gewisse Rahmung vor (Stereotype aus der Kolonialzeit), die ich nicht stimmig finde, weil Stammestänze z.B. im heutigen Afrika auch noch immer Teil der Alltagskultur sind. Daraus folgend kann man in meinen Augen nicht argumentieren, dass moderne, urban lebende Schwarze auf ein Klischee reduziert werden. Oder als weniger entwickelt dargestellt werden. Das sind jetzt alles nur Abschätzungen von mir, was da gemeint sein könnte. Wie bereits gesagt, ich verstehe den Kern der Kritik nicht. Zumal das Spiel ja ohnehin in einer zeitlich unbestimmten, jedenfalls diffus vormodernen Welt spielt, in der der Stammestanz nicht negativ aus dem Rahmen fällt.
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Herr Weltschaft
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Herr Weltschaft »

Dr_Hasenbein hat geschrieben: 2. Mai 2021, 10:07 Ein weiterer Punkt ist: Es reicht eben nicht hier und da zu erwähnen, dass man ja nicht die Spieler meint wenn man sagt, dass Spiel sei rassistisch. Entweder nimmt das einen wesentlichen Raum im Beitrag ein, der das erläutert, oder die Menschen werden es so interpretieren. Und selbst wenn ich so reasonable bin zu sagen, ja der Dom meint damit nicht mich, dann regt mich auf, zu was das im weiteren Verlauf führt. Nämlich dazu, dass Fachfremde Personen das häufig ganz anders interpretieren und die Spieler zu einem Problem machen.
Das ist ein sehr wichtiger Aspekt. Man muss sich auch nur mal anschauen, wie z.T. hochaggressiv die Diskussion über angeblichen Rassismus in Kingdom Come Deliverance geführt wurde. Oder über Rassismus und Transphobie in Cyberpunk 2077. Da war man dann ganz schnell an dem Punkt, dass jeder, der Cyberpunk keine Transphobie unterstellte, selber transphob ist - oder zumindest kein Verbündeter im Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung.
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Maniac11
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Maniac11 »

Verstehe da Doms Argumente schon. Wenn die Entwickler da mehr Gehirnschmalz reinstecken würden könnte man sowas wie Sklaverei sicherlich irgendwie als interessante Spielmechanik implementieren.

Was ich nicht ganz verstehe, warum Dom "wissen will" warum es die Entwickler nicht machen. Da liegen die Gründe doch mehr als auf der Hand und da kann ich die Entwickler sogar verstehen warum sie sich da nicht öffentlich äußern wollen. Die unterliegen nunmal wirtschaftlichen zwängen und dann steht Moral (wie so häufig in der Geschäftswelt oder gar im Leben allgemein) hinten an.

Hier wären mal meine Gründe warum ich denke die Entwickler machen es nicht:

- Da fast kein Entwickler besitzt irgendwelche Erfahrung wie man das umsetzen sollen daher ist die Gefahr sehr sehr groß sich ins Fettnäpfchen zu setzen und dann von der Presse total zerissen zu werden

- Vermutlich hätte so ein Anno direkt eine Altersfreigabe ab 18, weil ein Thema wie Menschenhandel thematisiert wird

- So ein Spiel würde massiv polarisieren. Ich glaube da würden mehr Spieler abspringen die einfach keinen Sklavenhändler spielen wollen als man dazu gewinnt

- Die Spieler müssen nunmal solche abscheulichen Handlungen selber aushandeln. Das ist was anderes als mir im Kino "Schindlers Liste" anzuschauen. Das ist für viele auch schon harter Stoff. Aber selbst solche entscheidungen in Spielen treffen zu müssen oder ein KZ leiten zu müssen oder was es da alles für Topic gibt...Wer will sowas schon spielen?

Das würde dem Publisher und dem Studio also wirtschaftlich massiv gefährden daher macht es keiner. Und der Ruhm so ein heikles Thema anzufassen gibt es in der Videospielbranche nunmal nicht. Hollywood kann es sich erlauben einen MidBudget Oscar-Kandidaten zu produzieren mit dem sie vermutlich verlust machen. Dafür ist der Output in der Spielebranche einfach nicht hoch genug und die GameAwards einfach ein schlechter Witz.
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IpsilonZ
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von IpsilonZ »

Herr Weltschaft hat geschrieben: 2. Mai 2021, 10:28 :think:
Nach der ersten Hälfte des Podcasts formte sich ein fettes Fragezeichen über meinem Kopf. Es schwebt da jetzt im Raum.

Mir fehlt die nicht ganz unwichtige Information, warum das Szenarium „dunkelhäutige Charaktere führen Stammestänze auf“ überhaupt als rassistisch - oder weicher formuliert: problematisch - begriffen wird. Der Podcast gibt gleich eine gewisse Rahmung vor (Stereotype aus der Kolonialzeit), die ich nicht stimmig finde, weil Stammestänze z.B. im heutigen Afrika auch noch immer Teil der Alltagskultur sind. Daraus folgend kann man in meinen Augen nicht argumentieren, dass moderne, urban lebende Schwarze auf ein Klischee reduziert werden. Oder als weniger entwickelt dargestellt werden. Das sind jetzt alles nur Abschätzungen von mir, was da gemeint sein könnte. Wie bereits gesagt, ich verstehe den Kern der Kritik nicht. Zumal das Spiel ja ohnehin in einer zeitlich unbestimmten, jedenfalls diffus vormodernen Welt spielt, in der der Stammestanz nicht negativ aus dem Rahmen fällt.
Das haben sie doch gut erklärt. Ein Stereotyp muss ja nicht erfunden sein bzw. ist es meist nicht. Deswegen spielt es überhaupt keine Rolle ob es diese Tänze wirklich gibt oder nicht. Es gibt auch Deutsche in Trachten, die sich besaufen und Schlager hören. Trotzdem ist es ein Stereotyp.
Es geht um die Reduktion auf diese paar Aspekte, die es zum Stereotyp aus der Kolonialzeit machen. Es gibt anscheinend EINE schwarze Repräsentation (zumindest in Form eines Volkes) in dem Spiel. Und diese erfüllt dann genau diese Klischees, die in ihrer Vereinfachung kolonialistischen Stereotypen bedienen und immer und immer wieder die einzige (oder zumindest absolut vorherrschende) Art war wie schwarze Menschen in den Medien dargestellt wurden.
Und doch, das färbt auch auf Menschen in urbanen Gebieten ab. So funktioniert Rassismus.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von imanzuel »

Herr Weltschaft hat geschrieben: 2. Mai 2021, 10:28 Mir fehlt die nicht ganz unwichtige Information, warum das Szenarium „dunkelhäutige Charaktere führen Stammestänze auf“ überhaupt als rassistisch - oder weicher formuliert: problematisch - begriffen wird.
Auf Genshin Impact bezogen, die werden explizit vom Spiel als primitiv und unzivilisiert bezeichnet. Deine Beschreibung oben würde ich auch nicht als so problematisch empfinden, die Kombination aus allem anderen macht es aber so heikel.

Zum Podcast: Erste Hälfte gut, zweite Hälfte... meh? Keine Ahnung. Schön das sachlich über die Debatte bei Genshin geredet wurde. Die Kritik ist absolut berechtigt, irgendwelche Boykottrufe sind aber auch komplett unangebracht. Vor allem Jochen hat viele Punkte genannt, die man bei sowas wirklich berücksichtigen sollte. Zu dem Punkt, warum das von den (dt.) Medien nur so kurz aufgegriffen wurde: Ich glaube nicht das die Angst davor haben, dass da die Kommentare mit irgendwelchen Bullshit geflutet werden. In dem Moment wo die darüber berichten ist das schon passiert. Sondern das die wie angesprochen a) gar kein (finanzielles) Interesse daran sehen, das irgendwie größer aufzuarbeiten und b) die es sich nicht mit dem Publisher verscherzen wollen. Selbst wenn das Ergebnis am Ende pro Spiel und gegen die aufgebrachte Twitter-Blase geht, ich glaube den meisten Publishern wäre es ganz recht wenn über solche Themen am besten gar nicht diskutiert wird. Und die Werbelandschaft... äh ich meine natürlich Spielepresse möchte natürlich nicht für Probleme bei den Publishern sorgen.

Die zweite Hälfte, über Doms Artikel. Ich musste mir den erstmal durchlesen, und da bin ich komplett auf Jochens Seite, die Aussagen vom Herr Zimmerer sind sehr problematisch. Ich hab mir die Kommentare nicht durchgelesen, aber es würde mich nicht wundern wenn das richtig übel zu ging. Die typischen AfD-Bullshit-Meinungen, sowas kann man vergessen, aber mit den Aussagen des Professors tut man sich definitiv keinen Gefallen. Ich weiß auch gar nicht woher das kommt, das man annimmt das Anno die wirkliche Welt darstellen soll :ugly: Ich habe das als Kind schon nicht so begriffen, und selbst die aktuellen Teile (hab Anno 1800 nur in der Beta gespielt) sind doch viel zu weichgespült als ob man da richtige Parallelen ziehen kann. Auch schon alleine wie Krieg in den Spielen dargestellt wird. Die Aussage, Anno spiegelt die reale Welt von damals wieder und müsste dementsprechend richtig heikle Themen wie Sklaverei mit einbeziehen halte ich für komplett haltlos. So habe ich Anno noch nie empfunden.
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Dr_Hasenbein
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:13 Und doch, das färbt auch auf Menschen in urbanen Gebieten ab. So funktioniert Rassismus.
So werden in Medien Menschen ziemlich oft dargestellt. Deutsche werden auch Klischeehaft dargestellt, Amerikaner, Briten, Franzosen etc. Wahrscheinlich ein Stilmittel um sie einfacher Identifizierbar zu machen, IDK.

Je nachdem, um was für ein Produkt es geht, stört mich das nicht. Auch nicht die defizitäre Darstellung von Deutschen. In dem Fall fühle ich mich auch nicht rassistisch beleidigt.
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DickHorner
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von DickHorner »

Herr Weltschaft hat geschrieben: 2. Mai 2021, 10:28 :think:
Nach der ersten Hälfte des Podcasts formte sich ein fettes Fragezeichen über meinem Kopf. Es schwebt da jetzt im Raum.

Mir fehlt die nicht ganz unwichtige Information, warum das Szenarium „dunkelhäutige Charaktere führen Stammestänze auf“ überhaupt als rassistisch - oder weicher formuliert: problematisch - begriffen wird. Der Podcast gibt gleich eine gewisse Rahmung vor (Stereotype aus der Kolonialzeit), die ich nicht stimmig finde, weil Stammestänze z.B. im heutigen Afrika auch noch immer Teil der Alltagskultur sind. Daraus folgend kann man in meinen Augen nicht argumentieren, dass moderne, urban lebende Schwarze auf ein Klischee reduziert werden. Oder als weniger entwickelt dargestellt werden. Das sind jetzt alles nur Abschätzungen von mir, was da gemeint sein könnte. Wie bereits gesagt, ich verstehe den Kern der Kritik nicht. Zumal das Spiel ja ohnehin in einer zeitlich unbestimmten, jedenfalls diffus vormodernen Welt spielt, in der der Stammestanz nicht negativ aus dem Rahmen fällt.
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mrz
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von mrz »

Hab jetzt die Folge nicht gehört.

Aber nur, weil ich irgendwo "Ureinwohner" mit entsprechener Hautfarbe abbilde, heißt das doch nicht, dass ich rassistisch bin?
Ich schließe ja auch nicht daraus, wenn jemand Amish Leute irgendwo zeigt, dass der denkt, alle Caucasians seien hängengeblieben. :F
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IpsilonZ
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von IpsilonZ »

Dr_Hasenbein hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:24
IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:13 Und doch, das färbt auch auf Menschen in urbanen Gebieten ab. So funktioniert Rassismus.
So werden in Medien Menschen ziemlich oft dargestellt. Deutsche werden auch Klischeehaft dargestellt, Amerikaner, Briten, Franzosen etc. Wahrscheinlich ein Stilmittel um sie einfacher Identifizierbar zu machen, IDK.

Je nachdem, um was für ein Produkt es geht, stört mich das nicht. Auch nicht die defizitäre Darstellung von Deutschen. In dem Fall fühle ich mich auch nicht rassistisch beleidigt.
Ich auch nicht. Ich finds meistens sehr lustig, wenn Deutsche total überzeichnet irgendwo dargestellt werden (eines meiner Lieblingsbeispiele ist immer noch in der Serie "The Blacklist").
Aber jetzt wäre es finde ich spannend sich die Frage zu stellen, warum "wir Weißen" seltener ein Problem mit Stereotypisierungen haben als, z.B., Schwarze oder Menschen aus indigenen Völkern.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Cupp »

mrz hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:32 Hab jetzt die Folge nicht gehört.

Aber nur, weil ich irgendwo "Ureinwohner" mit entsprechener Hautfarbe abbilde, heißt das doch nicht, dass ich rassistisch bin?
Ich schließe ja auch nicht daraus, wenn jemand Amish Leute irgendwo zeigt, dass der denkt, alle Caucasians seien hängengeblieben. :F
Dann solltest du dringend gerade die erste Hälfte des Podcasts hören, da wird das, wie oben auch schon von anderen geschrieben, (in meinen Augen) gut erklärt. Denn es geht eben nicht um das von dir gebrachte Beispiel. Es geht um die Kombination aus klischeehafter indigener Darstellung und der Unterstellung von Mangel an Kultur, Zivilisiertheit, usw. diesem Volk in der Spielwelt gegenüber. Und das kann man durchaus problematisch finden.
Zuletzt geändert von Cupp am 2. Mai 2021, 11:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Terranigma »

IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:44Aber jetzt wäre es finde ich spannend sich die Frage zu stellen, warum "wir Weißen" seltener ein Problem mit Stereotypisierungen haben als, z.B., Schwarze oder Menschen aus indigenen Völkern.
Ich würde ganz verwegen behaupten, es könnte etwas mit dem historischen Kontext insb. der letzten zwei Jahrhunderte zu tun haben! ;)
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Herr Weltschaft
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Herr Weltschaft »

IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:13 Ein Stereotyp muss ja nicht erfunden sein bzw. ist es meist nicht. Deswegen spielt es überhaupt keine Rolle ob es diese Tänze wirklich gibt oder nicht.
Moment, ich habe nicht zwischen erfundenen und real existierenden Tänzen unterschieden. Es macht aber sehr wohl einen Unterschied, ob solche Tänze überhaupt nur in Zusammenhang mit Kolonialismus denkbar sind (weil sie etwas Vergangenes darstellen, das in unserer Zeit nicht mehr existiert) oder ob sie heute noch gelebtes und geliebtes Brauchtum sind. Will sagen, der Bezug zum Kolonialismus ist hier nicht zwingend.
IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:13 Es gibt auch Deutsche in Trachten, die sich besaufen und Schlager hören. Trotzdem ist es ein Stereotyp.
Sicher, aber ein Stereotyp ist nun mal kein Rassismus. Stereotype können eine angemessene künstlerische Interpretation von etwas sein, das kommt ganz auf den Kontext an.
IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:13 Und doch, das färbt auch auf Menschen in urbanen Gebieten ab. So funktioniert Rassismus.
Sehe ich ehrlich gesagt auch jetzt noch nicht so. Für ein Abfärben bedarf es einer deutlicher negativeren Konnotation als es hier der Fall ist.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Herr Weltschaft »

DickHorner hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:29 Ein Wort: Kontext.
Könntest Du das ausführen? Den Kontext habe ich bei meinen Ausführungen doch mitgeliefert.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:44
Dr_Hasenbein hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:24
IpsilonZ hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:13 Und doch, das färbt auch auf Menschen in urbanen Gebieten ab. So funktioniert Rassismus.
So werden in Medien Menschen ziemlich oft dargestellt. Deutsche werden auch Klischeehaft dargestellt, Amerikaner, Briten, Franzosen etc. Wahrscheinlich ein Stilmittel um sie einfacher Identifizierbar zu machen, IDK.

Je nachdem, um was für ein Produkt es geht, stört mich das nicht. Auch nicht die defizitäre Darstellung von Deutschen. In dem Fall fühle ich mich auch nicht rassistisch beleidigt.
Ich auch nicht. Ich finds meistens sehr lustig, wenn Deutsche total überzeichnet irgendwo dargestellt werden (eines meiner Lieblingsbeispiele ist immer noch in der Serie "The Blacklist").
Aber jetzt wäre es finde ich spannend sich die Frage zu stellen, warum "wir Weißen" seltener ein Problem mit Stereotypisierungen haben als, z.B., Schwarze oder Menschen aus indigenen Völkern.
Das ist eine sehr weiße Debatte. Mir wird von viel mehr weißen transportiert, wie problematisch unser Umgang mit anderen ist als von den vermeintlich betroffenen Selbst. Und jetzt kommen wir wieder zu den Anekdoten: Abseits von sehr akademischen Bubbles aus Journalismus oder Soziologie, begegnet mir sowas kaum. Ja, ihn begegnet Ablehnung, aber sie teilen nicht diese makroskopische Betrachtung. Auch sind solche Kontroversen um Dinge wie bspw. die Zigeunersauce wieder eine sehr weiße. Längst nicht alle Sinti und Roma haben so ein Problem mit der Bezeichnung und diese Überhöhung und Aggressivität mit der die Debatten geführt wird, ist einfach nur noch verstörend.

Und wenn jetzt das Argument kommt, dass weiße ja keine Nachteile haben gebe ich folgendes zu bedenken: Diese Gruppenspeziefische Ablehnung betrifft auch weiße. Zum Beispiel Ostdeutsche oder lange Zeit auch Polen. Auch diese werden in Medien noch immer sehr Klischeehaft dargestellt. Das ist aber häufig kein Problem, weil man denen schon ein Label verpasst hat, dass sie unwürdig macht, sie zu schützen. Dont get me wrong, ich bin hier nicht um jetzt zu sagen "Bloß keine Ossiwitze mehr". Ich will nur mal hinterfragen, wer hier mit welcher Intention so laut ist, und warum andere scheinbar weniger Wert sind sich für sie einzusetzen, nur weil sie eine bestimmte Hautfarbe haben.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?!?

Beitrag von Herr Weltschaft »

imanzuel hat geschrieben: 2. Mai 2021, 11:18 Auf Genshin Impact bezogen, die werden explizit vom Spiel als primitiv und unzivilisiert bezeichnet. Deine Beschreibung oben würde ich auch nicht als so problematisch empfinden, die Kombination aus allem anderen macht es aber so heikel.
Aha :!:
Das ist aber eine ganz wichtige Information, die im Podcast nicht vorkam oder die ich überhört habe. Wenn dem so ist, stellt sich die Sache auch für mich schon etwas anders dar.
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