Runde #317: Cancel Culture?

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Mastertronic
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Mastertronic »

Zumindest bei AC verweist UBISOFT am Anfang darauf hin, dass dies Spiel eine Fiktion ist, inspiriert von historischen Begebenheiten. Habe Anno jetzt nicht gespielt, aber denke auch da kommt so eine Erklärung am Anfang, oder ?

Falls nein - sollten sie dies in Erwägung ziehen, so dass auch ich als nicht-Geschichte-studiert-Habender oder -gerade -Studierender verstehe, dass Anno ebenfalls eine Fiktion ist und es daher in Wahrheit wohl nicht so abgelaufen ist.. :D
Aber gut - denke auch ich habe mich an dem Satz des Herrn Prof. Zimmerer nun genug abgearbeitet.

Natürlich sollte Doms Frage erlaubt sein, darf man eine Wi-SIM 1800 ansiedeln und einen wichtigen wirtschaftlichen Aspekt wie die Sklaverei weglassen.
Wir reden m.E. über eine klar ersichtliche Fiktion und da darf man eben alles.. da dürfen Wikinger gegen Samurais und Ritter kämpfen, Frauen als Landserinnen in die Schlacht bei Battlefield ziehen oder eben ein Spiel auch einen historischen Aspekt wie die Sklaverei ausblenden.

Um den Bogen zum Anfang zu schließen - muss Anno also noch deutlicher machen, dass es eine Fiktion ist ? Ich meine nicht, denke es ist in diesem Fall klar ersichtlich.
Maestro84
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Maestro84 »

Zumindest bei AC verweist UBISOFT am Anfang darauf hin, dass dies Spiel eine Fiktion ist, inspiriert von historischen Begebenheiten. Habe Anno jetzt nicht gespielt, aber denke auch da kommt so eine Erklärung am Anfang, oder ?
Der Blödsinn nervt mich jedes Mal. Auch meine Stammsauna wird von einem kulturell und religiös gemischten Team betrieben (die Russin arbeitet in der Gastro, der Afrikaner putzt und der Rheinländer gießt auf). Dieser Satz ist ein absolutes Feigenblatt gegen jedwede Kritik.
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lolaldanee
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von lolaldanee »

Mastertronic hat geschrieben: 17. Mai 2021, 10:41 Zumindest bei AC verweist UBISOFT am Anfang darauf hin, dass dies Spiel eine Fiktion ist, inspiriert von historischen Begebenheiten. Habe Anno jetzt nicht gespielt, aber denke auch da kommt so eine Erklärung am Anfang, oder ?

Falls nein - sollten sie dies in Erwägung ziehen, so dass auch ich als nicht-Geschichte-studiert-Habender oder -gerade -Studierender verstehe, dass Anno ebenfalls eine Fiktion ist und es daher in Wahrheit wohl nicht so abgelaufen ist.. :D
Aber gut - denke auch ich habe mich an dem Satz des Herrn Prof. Zimmerer nun genug abgearbeitet.
Hehe, bei solchen Disclaimern packt mich immer fast die Raserei, weil sie mich so offensichtlich für dumm halten. Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm hällt. Auch bei Rennspielen gerne genommen in der Geschmacksrichtung "Bitte fahr in echt nicht so". Ach echt? Wär ich jetzt echt nicht draufgekommen...

Das ist das gleiche Niveau wie "Bitte den Hamster nicht in die Mikrowelle", oder "Der Kaffee ist heiß"
Man muss sich wirklich nicht immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.
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TheDarkShadow
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von TheDarkShadow »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2021, 10:21
TheDarkShadow hat geschrieben: 17. Mai 2021, 09:56 Anno ist doch nichts weiter als Eskapismus, verstehe bis Heute nicht warum man versucht beim Spielen lieber eine Schuldatmosphäre zu erzwingen.
Ich musste es googeln und werde ihn mir noch Mal anhören, aber es gab dazu ja auch schon Mal eine Folge hier Eine Verteidigung des Eskapismus , vielleicht hilft die ja im genannten Kontext.
Anhand der Folge wurde das gleiche Thema hier schonmal erbittert diskutiert. :)

Fairerweise - seitdem kamen auf beiden Seiten keine neuen Argumente dazu.
Guter Punkt! Denke aber auch dass sich die Sichtweisen immer wieder ins Gehege kommen und bin mir nicht sicher ob es da überhaupt eine Annäherung gibt, da diese ja doch sehr unterschiedlich sind.
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Felidae
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Felidae »

Schön, dass jetzt die Abneigung gegen diesen Disclaimer losgeht. :)

Fun fact: Zu Beginn von Anno 1800 steht der NICHT.

Ansonsten, bevor ich mich wieder aus diesem Thread verabschiede: Es ist toll, dass hier lauter Menschen versammelt sind, die alle über ausreichend Bildung verfügen, um ganz genau jederzeit beurteilen zu können, welches Detail Ubisoft 1 : 1 übernommen hat, welches sie dezent verändert haben und welches sie komplett erfunden haben. Glückwunsch, beeindruckend. Wenn wir uns jetzt allerdings kurz vergegenwärtigen, dass dieses Forum nun in wirklich keinster Weise irgendwie repräsentativ für "die Spieler:innen" ist, könnte man vielleicht mal vom hohen Ross runterkommen.

Oder, um es ganz deutlich zu sagen: In diesem Forum wird sich mit großer Begeisterung über die Gamestar lustig gemacht, über deren Art, für Spieler:innen zu schreiben, etc. Gleichzeitig hat die Gamestar eine Kund:innenmenge (vor allem online), da kommt The Pod nicht mal in die Nähe. Wenn die Gamestar so schlecht ist, wie hier allenthalben behauptet wird, liegt der Verdacht nahe, dass auch die Kund:innen entsprechend weniger Anspruch haben. (Und die Kund:innen, die stattdessen lieber gleich die CBS gelesen haben, weil die eher auf deren Niveau war, lassen wir grade komplett außen vor.) Ich bewundere Euch wirklich, wenn Ihr in einem Spiel, einem Film, einem Roman auf Anhieb die Stellen identifizieren könnt, bei denen die Autor:innen Blödsinn erzählen. Aber glaubt Ihr allen Ernstes, dass das wirklich auf ALLE Spieler:innen oder auch nur einen Großteil übertragbar ist?
TheDarkShadow hat geschrieben: 17. Mai 2021, 11:03
Guter Punkt! Denke aber auch dass sich die Sichtweisen immer wieder ins Gehege kommen und bin mir nicht sicher ob es da überhaupt eine Annäherung gibt, da diese ja doch sehr unterschiedlich sind.
Der "Kompromiss" wäre, dass "Anno" nunmal gar nicht mehr den Versuch unternimmt, so zu tun, als wären sie historisch authentisch. DASS "Anno" das tut, wurde nun wirklich mehrfach belegt - einerseits durch die hier zitierten PR-Aussagen (und sorry, aber ein Produkt muss sich nunmal unter anderem an dem messen lassen, als das es beworben wird), andererseits durch das tatsächliche sehr genaue Abbilden von einzelnen Aspekten (siehe meieiro auf der letzten Seite).

Aber solang sich "Anno" die Kirschen rauspickt, solang kann man auch genau das kritisieren. :)
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2021, 11:17Ansonsten, bevor ich mich wieder aus diesem Thread verabschiede: Es ist toll, dass hier lauter Menschen versammelt sind, die alle über ausreichend Bildung verfügen, um ganz genau jederzeit beurteilen zu können, welches Detail Ubisoft 1 : 1 übernommen hat, welches sie dezent verändert haben und welches sie komplett erfunden haben. Glückwunsch, beeindruckend. Wenn wir uns jetzt allerdings kurz vergegenwärtigen, dass dieses Forum nun in wirklich keinster Weise irgendwie repräsentativ für "die Spieler:innen" ist, könnte man vielleicht mal vom hohen Ross runterkommen.

Das alles hat hier genau überhaupt niemand getan und ist in dieser allgemeinen, passiv-aggressiven Form auch nicht geneigt, die Diskussion sachlich zu belassen bzw. zu führen. Bitte nicht der Gegenseite erdachte Aussagen in die Schuhe schieben, diesen Strohmann dann verhauen und am Ende auch noch persönlich werden. Das ist unfein.
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lolaldanee
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von lolaldanee »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2021, 11:17 Der "Kompromiss" wäre, dass "Anno" nunmal gar nicht mehr den Versuch unternimmt, so zu tun, als wären sie historisch authentisch. DASS "Anno" das tut, wurde nun wirklich mehrfach belegt - einerseits durch die hier zitierten PR-Aussagen (und sorry, aber ein Produkt muss sich nunmal unter anderem an dem messen lassen, als das es beworben wird), andererseits durch das tatsächliche sehr genaue Abbilden von einzelnen Aspekten (siehe meieiro auf der letzten Seite).

Aber solang sich "Anno" die Kirschen rauspickt, solang kann man auch genau das kritisieren. :)
Aber das ist doch genau der Punkt, das Spiel Anno macht es eben NICHT, und da ist auch nichts belegt worden, es ist im Gegenteil so meilenweit davon entfernt wie es nur geht das zu tun. Das Spiel selbst ist für jeden erkennbar offensichtlichste Fantasy.

Die PR von Ubisoft, DIE macht das wirklich, aber das ist doch ein ganz anderes Argument. Ich glaube du wirst hier nicht viele finden, die die dämlichen PR Aussagen von Ubisoft verteidigen :D Nur ist mir als Konsument bei der Beurteilung des Spiels die PR Ausage von Ubisoft ungefähr so wichtig wie die Sockenfarbe des PR Menschen. Es sorgt maximal für ein irritiertes Stirnrunzeln. Das Spiel muss sich mitnichten an seiner Werbung messen lassen. Wird der Herr der Ringe morgen kein Fantasybuch mehr, wenn jemand die neue Auflage als die historische Vorgeschichte von England bewirbt? Und was ist dann mit all den Menschen die die Werbung nie gesehen haben, und sich Anno z.B. aufgrund der Vorgänger gekauft haben, ist es für die dann ein anderes Spiel?

(Des weiteren sind alle Menschen, die der PR von Ubisoft glauben, dass ein Anno historisch korrekt wird, ans Unfassbare grenzend naiv, an die Existenz solcher Menschen in relevanten Mengen glaube ich einfach nicht so wirklich.)
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Voigt »

lolaldanee hat geschrieben: 17. Mai 2021, 10:54 Hehe, bei solchen Disclaimern packt mich immer fast die Raserei, weil sie mich so offensichtlich für dumm halten. Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm hällt. Auch bei Rennspielen gerne genommen in der Geschmacksrichtung "Bitte fahr in echt nicht so". Ach echt? Wär ich jetzt echt nicht draufgekommen...
Das ist das gleiche Niveau wie "Bitte den Hamster nicht in die Mikrowelle", oder "Der Kaffee ist heiß"
Man muss sich wirklich nicht immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.
Nur ganz kurze Seiteanmerkungen, das mit "Der Kaffe ist heiß" war eine ziemlich schmutzige Schmierenkampagne die McDonalds gegen die Klägerin gefahren hat, die 8 Tage im Krankenhaus saß aufgrund ihrer Verbrennungen und McDonalds wirklich den Kaffe deutlich heißer als andere Anbieter brühte. Die hießigen "Nachrichten" hatten das damals gerne aufgenommen und verbreitet, aufgrund von "clickbait". Hier bissel backround Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Stella_Liebeck (deutlich ausführlicher ist nochmal der Englische Artikel davon)
Mastertronic
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Mastertronic »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2021, 11:17 Schön, dass jetzt die Abneigung gegen diesen Disclaimer losgeht. :)


Fun fact: Zu Beginn von Anno 1800 steht der NICHT.

Ansonsten, bevor ich mich wieder aus diesem Thread verabschiede: Es ist toll, dass hier lauter Menschen versammelt sind, die alle über ausreichend Bildung verfügen, um ganz genau jederzeit beurteilen zu können, welches Detail Ubisoft 1 : 1 übernommen hat, welches sie dezent verändert haben und welches sie komplett erfunden haben. Glückwunsch, beeindruckend. Wenn wir uns jetzt allerdings kurz vergegenwärtigen, dass dieses Forum nun in wirklich keinster Weise irgendwie repräsentativ für "die Spieler:innen" ist, könnte man vielleicht mal vom hohen Ross runterkommen.

Oder, um es ganz deutlich zu sagen: In diesem Forum wird sich mit großer Begeisterung über die Gamestar lustig gemacht, über deren Art, für Spieler:innen zu schreiben, etc. Gleichzeitig hat die Gamestar eine Kund:innenmenge (vor allem online), da kommt The Pod nicht mal in die Nähe. Wenn die Gamestar so schlecht ist, wie hier allenthalben behauptet wird, liegt der Verdacht nahe, dass auch die Kund:innen entsprechend weniger Anspruch haben. (Und die Kund:innen, die stattdessen lieber gleich die CBS gelesen haben, weil die eher auf deren Niveau war, lassen wir grade komplett außen vor.) Ich bewundere Euch wirklich, wenn Ihr in einem Spiel, einem Film, einem Roman auf Anhieb die Stellen identifizieren könnt, bei denen die Autor:innen Blödsinn erzählen. Aber glaubt Ihr allen Ernstes, dass das wirklich auf ALLE Spieler:innen oder auch nur einen Großteil übertragbar ist?
Finde Quantitäts = Qualitäts Debatten nicht zielführend. Dieter Bohlen hat auch zig Millionen Platten verkauft und ist meines Erachtens musikalisch gleichzusetzen mit Baulärm.. und mit dieser Aussage verurteile ich nicht die Käuferinnen und Käufer - ich find die Musik schlicht Müll - aber kann sich doch jeder kaufen was er will
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Heretic
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Heretic »

Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2021, 11:17 Der "Kompromiss" wäre, dass "Anno" nunmal gar nicht mehr den Versuch unternimmt, so zu tun, als wären sie historisch authentisch. DASS "Anno" das tut, wurde nun wirklich mehrfach belegt - einerseits durch die hier zitierten PR-Aussagen (und sorry, aber ein Produkt muss sich nunmal unter anderem an dem messen lassen, als das es beworben wird), andererseits durch das tatsächliche sehr genaue Abbilden von einzelnen Aspekten (siehe meieiro auf der letzten Seite).

Aber solang sich "Anno" die Kirschen rauspickt, solang kann man auch genau das kritisieren. :)
Auch wenn sich Anno in Teilaspekten um Authentizität bemüht, bleibt es doch ein Unterhaltungsprodukt. Ein "Braveheart" oder ein "Gladiator" sind auch keine Geschichtsstunden, sondern sich an reale Geschehnisse anlehnende Unterhaltung. Würde Anno als historisch korrektes Lernspiel (ich hasse die Bezeichnung "Serious Game" :roll: ) vermarktet, würde die Sache anders aussehen. Dass Werbung nicht die Wahrheit spricht, dürfte inzwischen wirklich jeder mitbekommen haben. Also fantasiert auch Ubisoft das Blaue vom Himmel runter, ohne rot zu werden.

Natürlich darf man auch ein Unterhaltungsprodukt diesbezüglich kritisieren. Man muss dann aber wohl damit leben, dass es weder die breite Masse der Anno-Spielerschaft noch den Hersteller groß interessiert. Ich spiele keine Aubauspiele, aber mich würde es echt interessieren, ob man das Thema Sklaverei in diesem Genre (auch im Gameplay) einbauen könnte, ohne einen Shitstorm auszulösen.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Askaguel »

Ich denke die Beschränkungen eines Computerspiels sind der Komplexität geschuldet mit welcher eine akkurate Darstellung von optionalen historischen Ambiente eine gewisse Glaubwürdigkeit geschaffen werden kann, aber auch die monitären Interessen eines Unterhaltungsprodukts die Spielerschaft als Kerngruppe zu erreichen. Zielgruppe ist ein freiwilliger Konsument und Bildung bzw. Geschichtsunterricht eine geforderte im Rahmen des Staates. Cancel-Kultur ist eine ideologische Debatte welche gefordert werden kann, nicht etabliert werden muss, solange kein kultureller Konsens herrscht, Elemente davon als zwingende Mahnung oder Vergewissenschaftlichung als im Grunde ein (nur) mehr von Komplexität in einem freiwilligen Unterhaltungsprodukt aufgrund genannter Abwägung von Komplexität und Spielerlebnis einzubauen. Ansonsten kommt am Ende der akkurate Weltsimulator heraus der wenige Menschen am Cern-Institut glücklich machen würde. :mrgreen:
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von echtschlecht165 »

lolaldanee hat geschrieben: 17. Mai 2021, 10:54
Mastertronic hat geschrieben: 17. Mai 2021, 10:41 Zumindest bei AC verweist UBISOFT am Anfang darauf hin, dass dies Spiel eine Fiktion ist, inspiriert von historischen Begebenheiten. Habe Anno jetzt nicht gespielt, aber denke auch da kommt so eine Erklärung am Anfang, oder ?

Falls nein - sollten sie dies in Erwägung ziehen, so dass auch ich als nicht-Geschichte-studiert-Habender oder -gerade -Studierender verstehe, dass Anno ebenfalls eine Fiktion ist und es daher in Wahrheit wohl nicht so abgelaufen ist.. :D
Aber gut - denke auch ich habe mich an dem Satz des Herrn Prof. Zimmerer nun genug abgearbeitet.
Hehe, bei solchen Disclaimern packt mich immer fast die Raserei, weil sie mich so offensichtlich für dumm halten. Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm hällt. Auch bei Rennspielen gerne genommen in der Geschmacksrichtung "Bitte fahr in echt nicht so". Ach echt? Wär ich jetzt echt nicht draufgekommen...

Das ist das gleiche Niveau wie "Bitte den Hamster nicht in die Mikrowelle", oder "Der Kaffee ist heiß"
Man muss sich wirklich nicht immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.
geht mir auch so. Raserei war es vielleicht noch vor ein paar Jahren. Inzwischen habe ich mich dran gewöhnt und sehe es eher belustigt/verwundert.
Auch bei Wreckfest gibt es so eine Warnung.

Ein anderes Beispiel dass gerne zitiert wird: Assasins Creed und seine tolle Thematisierung von heiklen Themen wie Kinderarbeit zur Zeit der Industriellen Revolution.
Im frühindustriellen London befreit man Kinder aus ihren Arbeitsstätten, wie Gefangene aus den Lagern in Far Cry 4.
Die Arbeitgeber sind halt die Lagerleiter, und die Kinder werden alle gefangengehalten in ihren Arbeitsstätten, bis der heldenhafte Spieler sie befreit (wovon eigentlich, und wovon Leben die Kinder danach....?)

Ganz ehrlich: Bevor ich mir so einen Murks als historische Authentizität antun muss, dann hab ich lieber Anno, dass das einfach ausspart.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von echtschlecht165 »

Heretic hat geschrieben: 17. Mai 2021, 12:12
Felidae hat geschrieben: 17. Mai 2021, 11:17 Der "Kompromiss" wäre, dass "Anno" nunmal gar nicht mehr den Versuch unternimmt, so zu tun, als wären sie historisch authentisch. DASS "Anno" das tut, wurde nun wirklich mehrfach belegt - einerseits durch die hier zitierten PR-Aussagen (und sorry, aber ein Produkt muss sich nunmal unter anderem an dem messen lassen, als das es beworben wird), andererseits durch das tatsächliche sehr genaue Abbilden von einzelnen Aspekten (siehe meieiro auf der letzten Seite).

Aber solang sich "Anno" die Kirschen rauspickt, solang kann man auch genau das kritisieren. :)
Auch wenn sich Anno in Teilaspekten um Authentizität bemüht, bleibt es doch ein Unterhaltungsprodukt. Ein "Braveheart" oder ein "Gladiator" sind auch keine Geschichtsstunden, sondern sich an reale Geschehnisse anlehnende Unterhaltung. Würde Anno als historisch korrektes Lernspiel (ich hasse die Bezeichnung "Serious Game" :roll: ) vermarktet, würde die Sache anders aussehen. Dass Werbung nicht die Wahrheit spricht, dürfte inzwischen wirklich jeder mitbekommen haben. Also fantasiert auch Ubisoft das Blaue vom Himmel runter, ohne rot zu werden.

Natürlich darf man auch ein Unterhaltungsprodukt diesbezüglich kritisieren. Man muss dann aber wohl damit leben, dass es weder die breite Masse der Anno-Spielerschaft noch den Hersteller groß interessiert. Ich spiele keine Aubauspiele, aber mich würde es echt interessieren, ob man das Thema Sklaverei in diesem Genre (auch im Gameplay) einbauen könnte, ohne einen Shitstorm auszulösen.
das machen ja andere Spiele. Die sind halt im Grundaufbau und ihrer Grundstimmung halt ganz anders als Anno. In Anno ist alles fröhlich, jeder lächelt. Sogar der Korsar der nur dein schlechtestes will, lächelt dir ins Gesicht.
Es ist immer alles Grün, es blüht und gedeiht alles nach Plan, es gibt keine Hungersnöte, keine Ernteausfälle, keine Epidemien oder Katastrophen.
Du musst keine Kolonialkriege führen, und auch keine Kolonialpolitik betreiben.
Aber es hat keine Sklaverei!!!!

Aber es gibt Frostpunk, es gibt Banished, es gibt Rimworld etc.....
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Gonas
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Gonas »

echtschlecht165 hat geschrieben: 17. Mai 2021, 12:45
Ein anderes Beispiel dass gerne zitiert wird: Assasins Creed und seine tolle Thematisierung von heiklen Themen wie Kinderarbeit zur Zeit der Industriellen Revolution.
Im frühindustriellen London befreit man Kinder aus ihren Arbeitsstätten, wie Gefangene aus den Lagern in Far Cry 4.
Die Arbeitgeber sind halt die Lagerleiter, und die Kinder werden alle gefangengehalten in ihren Arbeitsstätten, bis der heldenhafte Spieler sie befreit (wovon eigentlich, und wovon Leben die Kinder danach....?)
Wobei genau diese Serie mit Museumsmodus und Infotexten während der Ladens diesen Bereich mittlerweile vielleicht vorbildlicher behandelt als jedes andere Spiel. :naughty:

Hier wird niemand aus der schönen Fiktion gerissen, aber jedem steht offen das durch weiteres Material in das 'reale' Licht zu rücken. Klar, kann man sicher noch besser machen als es bisher ist, aber finde das den perfekten Mittelweg für ein reales, historisches Setting.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Mastertronic »

echtschlecht165 hat geschrieben: 17. Mai 2021, 12:45
lolaldanee hat geschrieben: 17. Mai 2021, 10:54
Hehe, bei solchen Disclaimern packt mich immer fast die Raserei, weil sie mich so offensichtlich für dumm halten. Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm hällt. Auch bei Rennspielen gerne genommen in der Geschmacksrichtung "Bitte fahr in echt nicht so". Ach echt? Wär ich jetzt echt nicht draufgekommen...

Das ist das gleiche Niveau wie "Bitte den Hamster nicht in die Mikrowelle", oder "Der Kaffee ist heiß"
Man muss sich wirklich nicht immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.
geht mir auch so. Raserei war es vielleicht noch vor ein paar Jahren. Inzwischen habe ich mich dran gewöhnt und sehe es eher belustigt/verwundert.
Auch bei Wreckfest gibt es so eine Warnung.

Ein anderes Beispiel dass gerne zitiert wird: Assasins Creed und seine tolle Thematisierung von heiklen Themen wie Kinderarbeit zur Zeit der Industriellen Revolution.
Im frühindustriellen London befreit man Kinder aus ihren Arbeitsstätten, wie Gefangene aus den Lagern in Far Cry 4.
Die Arbeitgeber sind halt die Lagerleiter, und die Kinder werden alle gefangengehalten in ihren Arbeitsstätten, bis der heldenhafte Spieler sie befreit (wovon eigentlich, und wovon Leben die Kinder danach....?)

Ganz ehrlich: Bevor ich mir so einen Murks als historische Authentizität antun muss, dann hab ich lieber Anno, dass das einfach ausspart.
Naja ich finde es eher bezeichnend für die Userinnen und User und auch für die in Teilen sehr weltfremden Rechtssysteme, dass überhaupt mit solche Warnungen gearbeitet werden muss. Die Unternehmen machen die ja nicht zum Spaß, sondern weil dahinter oft abartige Klagen aufliegen oder irgendeine sich beleidigt gefühlte Minderheit den nächsten Shitstorm vorbereitet.
Könnte mir gut vorstellen, dass ein Helicopterelternteil Ubisoft verklagt , weil der Filius bei dem Thema industrielle Revolution in Geschichte eine 5 geschrieben hat, da er vehement die Realität des Sklavenhandels bestritten hat .. :D
Zuletzt geändert von Mastertronic am 17. Mai 2021, 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
monieu
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von monieu »

Heretic hat geschrieben: 17. Mai 2021, 12:12Auch wenn sich Anno in Teilaspekten um Authentizität bemüht, bleibt es doch ein Unterhaltungsprodukt. Ein "Braveheart" oder ein "Gladiator" sind auch keine Geschichtsstunden, sondern sich an reale Geschehnisse anlehnende Unterhaltung. Würde Anno als historisch korrektes Lernspiel (ich hasse die Bezeichnung "Serious Game" :roll: ) vermarktet, würde die Sache anders aussehen. Dass Werbung nicht die Wahrheit spricht, dürfte inzwischen wirklich jeder mitbekommen haben. Also fantasiert auch Ubisoft das Blaue vom Himmel runter, ohne rot zu werden.
Wenn man seine Spiele noch nicht selbst kauft und seine Spielzeit nicht selbst bestimmt, kann ein Argument - da kann man etwas über Geschichte lernen - durchaus ziehen. Ich würde auch sagen, dass diese Behauptung gefühlt naheliegender erscheint, als wenn man das über einen Unterhaltungsfilm sagt. Dass Computerspiele auch öfter mal mit einem zugeschrieben Bildungswert verteidigt wurden, scheint mir doch zu einem gewissen Maße verfangen zu haben.
Heretic hat geschrieben: 17. Mai 2021, 12:12Natürlich darf man auch ein Unterhaltungsprodukt diesbezüglich kritisieren. Man muss dann aber wohl damit leben, dass es weder die breite Masse der Anno-Spielerschaft noch den Hersteller groß interessiert. Ich spiele keine Aubauspiele, aber mich würde es echt interessieren, ob man das Thema Sklaverei in diesem Genre (auch im Gameplay) einbauen könnte, ohne einen Shitstorm auszulösen.
Rein passiv wäre das sicherlich möglich. Also einfach durch die bildliche, textliche Darstellung klarmachen, dass Sklaverei besteht, ohne dass Spieler etwas daran ändern können. Wenn man einen Zeitlauf hat, kann man vielleicht ein Datum setzen, zu dem die Sklaverei abgeschafft wird. Vermutlich gäbe es eine Skandalisierung, aber ich denke, man hätte - gerade mit Blick auf diese Diskussion - gute Chancen, die mit dem Argument abzuwehren, dass man diesen negativen Aspekt der Geschichte nicht bereinigen möchte. Wenn das alle Spiele da, wo es relevant ist, machen würden, wäre es für das Bewusstsein, dass Sklaverei ein typischer Teil der Geschichte ist, sicherlich sehr förderlich.

Wenn man die Sklaverei dagegen als Spielelement mit Kosten und Nutzen integriert, wo eine optimale Strategie den Einsatz vielleicht sogar erforderlich macht, hat man ohne Zweifel eine enorme Kontroverse. Ich stelle mir gerade vor, man hätte dann ein achievement Sklavenhalter.
Zuletzt geändert von monieu am 17. Mai 2021, 13:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von echtschlecht165 »

Gonas hat geschrieben: 17. Mai 2021, 13:02
echtschlecht165 hat geschrieben: 17. Mai 2021, 12:45
Ein anderes Beispiel dass gerne zitiert wird: Assasins Creed und seine tolle Thematisierung von heiklen Themen wie Kinderarbeit zur Zeit der Industriellen Revolution.
Im frühindustriellen London befreit man Kinder aus ihren Arbeitsstätten, wie Gefangene aus den Lagern in Far Cry 4.
Die Arbeitgeber sind halt die Lagerleiter, und die Kinder werden alle gefangengehalten in ihren Arbeitsstätten, bis der heldenhafte Spieler sie befreit (wovon eigentlich, und wovon Leben die Kinder danach....?)
Wobei genau diese Serie mit Museumsmodus und Infotexten während der Ladens diesen Bereich mittlerweile vielleicht vorbildlicher behandelt als jedes andere Spiel. :naughty:

Hier wird niemand aus der schönen Fiktion gerissen, aber jedem steht offen das durch weiteres Material in das 'reale' Licht zu rücken. Klar, kann man sicher noch besser machen als es bisher ist, aber finde das den perfekten Mittelweg für ein reales, historisches Setting.
mittlerweile hast du recht. In AC machen die das schon ganz gut.
Ich kenne nur den aus AC:Origins. Der gefiel mir richtig gut. Allerdings kann ich mangels tieferem Wissen in Agyptologie dessen echten Wert nicht wirklich beurteilen.
Der Unterschied ist halt echt, dass es bei AC komplett ausgelagert ist, als eigenes "Spiel". In einem Modus der explizit ein "Museumsmode" sein will und dementsprechend kritisiert wird (oder auch nicht).
Der Versuch , "echte Geschichte" ins Hauptspiel einzubetten, ist halt grandios gescheitert (mit diesen Kinderarbeitslagern).
Da von einem mechanischen Warenkreissimulator mit 1800er Optik dasselbe zu verlangen, halte ich für vermessen.

Auf Anno, seinen Stil, seine Präsentation und seine Athmosphäre bezogen: Was verlangt man da echt von den Entwicklern dieses Spiels ´mit 20jähriger Tradition? WIe kann man da Sklaverei einbauen, ohne die Grundessenz der Serie zu zerstören.
Am ehesten fallen mir fröhlich pfeifende, zur Musik im Takt tanzende Bananenplantagenarbeiter, die lustig auf deinen Überseeländereien herumwuseln, während die Anzahl an Bananen im Inventar steigt.

Ob das jemand will?
Zuletzt geändert von echtschlecht165 am 17. Mai 2021, 13:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Heretic »

echtschlecht165 hat geschrieben: 17. Mai 2021, 12:52 Aber es gibt Frostpunk, es gibt Banished, es gibt Rimworld etc.....
Dort passt die Sklaverei schon vom Grundprinzip besser ins spiel
Das sind im Vergleich zu Anno aber eher kostengünstige Nischenspiele, die nicht auf die breite Masse als Käuferschaft angewiesen sind. Im Mainstream werden nunmal Ecken und Kanten zugunsten der Gewinnmaximierung abgeschliffen. Gefällt mir ja auch nicht.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Heretic »

monieu hat geschrieben: 17. Mai 2021, 13:16 Wenn man seine Spiele noch nicht selbst kauft und seine Spielzeit nicht selbst bestimmt, kann ein Argument - da kann man etwas über Geschichte lernen - durchaus ziehen. Ich würde auch sagen, dass diese Behauptung gefühlt naheliegender erscheint, als wenn man das über einen Unterhaltungsfilm sagt. Dass Computerspiele auch öfter mal mit einem zugeschrieben Bildungswert verteidigt wurden, scheint mir doch zu einem gewissen Maße verfangen zu haben.
Jetzt hast du Ubisofts perfide Werbemasche enttarnt: Sie wollen den Kids Argumente liefern, damit die es leichter haben, ihre unbedarften Eltern zum Kauf eines Spiels zu bewegen. Wir haben den C64 damals ja auch unbedingt für die Schule gebraucht... :mrgreen:
Zuletzt geändert von Heretic am 17. Mai 2021, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Runde #317: Cancel Culture?

Beitrag von Mastertronic »

Wenn ich ein Aufbauspiel über die industrielle Revolution machen sollte, dann wäre Sklaverei sicher auch nicht das erste Themenfeld das ich zeigen würde. Natürlich gab es im 19 Jahrhundert noch starke Sklaverei & Sklavenhandel , ich persönlich denke da klischeehaft aber eher an rauchende Schlote, Arbeiterviertel -elend (ok auch ne Form der Sklaverei), Großindustrielle, Dampfmaschinen, Urbanisierung, Landflucht etc. Vielleicht haben die Anno Macher es ähnlich gesehen.
Wenn man ein Spiel z.B. über den Sezessionskrieg der USA machen würde, dann käme man um das Thema IMO deutlich schwieriger herum - aber gut da hat jeder vermutlich andere Klischeevorstellungen.
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