Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

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MikeKapan
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Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von MikeKapan »

Grandioses Format.

fand sehr gut, dass Dom ein bisschen Kontext zu den Magazinen gegeben hat bspw. dass der Spiegel-Artikel auch für Spiele-ferne Menschen geschrieben worden ist. Allerdings fehlte für mich der aller wichtigste Kontext, gerade für Leute die nicht so in dem Thema drin sind. Und zwar wie unabhängig und frei kann das Magazin das entsprechende Produkt besprechen. Der Spiegel, der von euch hier eher kritisch gesehen wurde, hat von den genannten den größten Vorteil- Weder wird auf der Spiegel-Webseite Werbung von Pubishern wie Capcom geschaltet (oder nur zu einem sehr geringen Maße), noch gibt es eine Stammleserschaft zu dem Thema wie bei anderen Spiele-Magazinen, die eine bestimmte Erwartung hat.
Das findet sich dann auch auf inhaltlicher Ebene im Geschriebenen wieder. Die 4Players-Redaktion hat schon oft darüber gesprochen wie sie von Publishern geblacklisted oder anders benachteiligt wurden, weil sie kritischer als andere mit den Spielen ins Gericht gehen. Es kommt also nicht von ungefähr, dass auch bei Resident Evil Village 4Players am kritischsten war.

Zum Gamestar-Artikel möchte ich gerne etwas weiter ausholen und euch in eurer Analyse widersprechen. Die Gamestar relativiert ständig: in Überschriften, im Test selbst und sogar in Antworten auf Leser-Kommentare. Als Grund dafür sehe eine versuchte Immunisierung gegen die oft vorgebrachte Kritik man sei zu Industrie-nah und deshalb zu unkritisch. Um so auf diese Fisch-nicht-Fleisch-Argumentation im Text verweisen zu können ("wir sind unabhängig, sonst würden wir als Gamestar ja nicht ständig uns selbst relativieren, nicht wahr?". man überhöht erst drastisch mit Wörtern wie "Kunstwerk", nur um es dann wieder etwas zu relativieren "aber mit Abstrichen". inhaltlich hingegen gibt es keine Kritik.
Das Nächste ist das von euch angesprochene "Fantum" der Gamestar ("wir gehören zu euch"), was für mich nur ein Trick ist um vom eigentlichen Inhalt und Kritik abzulenken. Gerade mit irgendwelchen Insidern zu hantieren, empfand ich schon als sehr unangenehm. Allerdings verrät sich die Gamestar im selben Absatz tatsächlich etwas selbst und mich hat etwas gewundert dass ihr darauf nicht eingegangen seid.

hier nochmal der Absatz:
Dass der nächste Hauptteil der Resident-Evil-Reihe aber auch abseits überdimensionaler Schurken und viel, viel Internet-Liebe eure Aufmerksamkeit verdient hat, verraten wir euch in unserem Test. Denn immerhin will Village eine eierlegende Wollmilchsau werden: Jeder Fan soll bedient werden, indem das Gameplay-Gerüst aus Resident Evil 7 klassischen Horror mit der Action modernerer Teile kombiniert.

habe die entscheidenden Stellen unterstrichen. man nimmt die Perspektive des Publishers und eben nicht die Rolle des Spielers ein. Das ist 1zu1 Klischee Publisher/Marketing-Talk, dass jede Zielgruppe angesprochen werden soll etc- Hinzu kommt, dass dies keine klare Aussage der Gamestar ist. man schreibt ja nicht "es ist die eierlegende Wollmilchsau", sondern es soll sie nur aus der Perspektive von Capcom werden. Und hier greift wieder die vorher angesprochene Immunisierung mit der Relativierung, dass man selbst ja kleine klare Aussage getroffen hat und sich die Hintertür offen gelassen hat. Ich persönlich finde dies aber noch problematischer als z.B blinden Hype, weil es so perfide ist.


eine Sache hat mich auch noch etwas in eurer Analyse überrascht. Dass ihr den "Ich"-Autor so schätzt, war mir von Dom schon klar, aber bei Jochen hätte ich es nicht erwartet. Hatte immer den Eindruck, dass gerade Jochen wenn es um Spiele-Besprechungen geht nicht viel Wert darauf legt klar zu machen, dass es nur aus seiner Perspektive so ist. Weil es, wie für mich auch, eigentlich logisch ist dass man nur für sich und nicht für alle sprechen kann.
Ich finde es jedenfalls wichtig, dass man nicht aus einer persönlichen Sicht schreibt, sondern stattdessen den Fokus auf das Spiel legt und nicht auf seinen persönlichen Geschmack oder Erfahrungen, die nicht aus dem Spiel selbst resultieren bspw. wenn man persönlich einen schlechten Tag hatte und dies Einfluss auf die Spielerfahrung hat. Man sollte sich jedoch nicht in objektive und messbare Kriterien wie "Grafik-Qualität flüchten, sondern eine klare eigene Haltung zum Medium Videospiel haben und sich dann einzig am Spiel selbst abzuarbeiten.

Aber bin gespannt welches Spiel ihr als nächstes auswählt. macht ihr auch was zu Klassikern oder nur zu Neuerscheinungen? :dance:
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Heretic
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Re: Blattkritik Prototyp: Resident Evil Village

Beitrag von Heretic »

MikeKapan hat geschrieben: 29. Jun 2021, 02:39 hier nochmal der Absatz:
Dass der nächste Hauptteil der Resident-Evil-Reihe aber auch abseits überdimensionaler Schurken und viel, viel Internet-Liebe eure Aufmerksamkeit verdient hat, verraten wir euch in unserem Test. Denn immerhin will Village eine eierlegende Wollmilchsau werden: Jeder Fan soll bedient werden, indem das Gameplay-Gerüst aus Resident Evil 7 klassischen Horror mit der Action modernerer Teile kombiniert.

habe die entscheidenden Stellen unterstrichen. man nimmt die Perspektive des Publishers und eben nicht die Rolle des Spielers ein. Das ist 1zu1 Klischee Publisher/Marketing-Talk, dass jede Zielgruppe angesprochen werden soll etc- Hinzu kommt, dass dies keine klare Aussage der Gamestar ist. man schreibt ja nicht "es ist die eierlegende Wollmilchsau", sondern es soll sie nur aus der Perspektive von Capcom werden. Und hier greift wieder die vorher angesprochene Immunisierung mit der Relativierung, dass man selbst ja kleine klare Aussage getroffen hat und sich die Hintertür offen gelassen hat. Ich persönlich finde dies aber noch problematischer als z.B blinden Hype, weil es so perfide ist.
Meiner Meinung nach beschreibt der zitierte Abschnitt nur, wie Capcom das Spiel einordnet und anpreist. Der Gamestar-Test soll dann klären, ob das stimmt. Mehr lese ich da nicht raus. Und natürlich soll diese Art und Weise der Formulierung auch den Leser dazu bringen, den Test zu lesen. Finde ich nicht verwerflich und auch nicht übertrieben reißerisch.
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Jochen Gebauer
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Jochen Gebauer »

Nur kurz weil zwischen Podcasts: Finde den Abschnitt auch nicht problematisch. Hier wird lediglich die Intention des Publishers etabliert, nicht seine Position eingenommen. Das kann und darf man schon machen, wenn man im Anschluss die Ausführung dieser Intention beurteilen will.

Man könnte freilich fragen: Woher kennt der Autor die Intention des Publishers? Ist das nicht viel Spekulation? Aber das wäre ja eine andere Baustelle.
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sleepnt
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von sleepnt »

Finde das Format sehr gut! Für mich als Hörer und Leser von Kritiken ist das Format in sofern etwas besonderes, dass mir auch das keative Schaffen eines Autors verdeutlicht. Nicht nur das "was" sondern einen Einblick des "wie", hier anhand von Vergleichen, zu bekommen ist unheimlich spannend. Auch den Konflikt zwischen persönlichen Ausdruck und den formellen Anforderungen mal so nahe gebracht zubekommen ist für mich eine Bereicherung.

Danke dafür!
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Viscro
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Viscro »

Das ständige Relativieren bei GameStar und Co. (schaue z.B. gelegentlich die "Before you buy"-Videos eines größeren YT-Channels, da ist das genauso schlimm) zeugt meinem Eindruck nach von einer Angst vor dem Leser/Zuschauer. Bloß nicht angreifbar machen, sonst gibt's bestimmt einen Shitstorm. Erinnere mich an einen GameStar-Test, bei dem sich erstmal eine halbe Seite lang gerechtfertigt wird, warum die Wertung vom Metacritic-Schnitt abweicht. Was soll der Scheiß? Das nervt und entwertet für mich auch den jeweiligen Inhalt. Wieso sollte ich etwas auf die Meinung eines Kritikers geben, der mir – oder irgendwem – nach dem Mund redet. Überzeug mich doch bitte mit Argumenten.

Zum Thema: ich fand die erste Folge okay. Meines Erachtens wäre es allerdings strukturell angenehmer, wenn ihr jeden Artikel einzeln von vorn bis hinten durchgeht, anstatt jeden Teil (Headline, Vortext, Text) einzeln zu vergleichen. Das häufige Gespringe kann gerade zu Beginn verwirren, wenn man mal eine Sekunde lang weghört, weil man nebenbei was anderes macht.

Inhaltlich fand ich's in Ordnung, muss aber auch sagen, dass es mich persönlich nicht so anspricht. Die Grundidee ist interessant, aber es kommt für mich weder an Heft in die Hand noch an die Stay Forever-Heftbesprechungen heran. Mir fehlt das inhaltlich Wertende, das den anderen beiden Formaten ihre Würze gibt. Das ist natürlich im Sinne des Erfinders; es wäre es wohl etwas vermessen über aktuelle Texte von Kollegen inhaltlich wertend urteilen.
Wie wär's denn, wenn ihr stattdessen einige eurer eigenen (insb. Jochens und vielleicht auch Andres) alten Texte aus heutiger Sicht besprecht? Nur mal so als unkonkreter Ansatz. Oder einfach generell ältere Texte. Mit größerem Abstand wären vielleicht auch einige der Autoren eher bereit, mit euch zu sprechen.
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Flo
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Wohnort: Leipzig

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Flo »

Ausgezeichnetes Format, gute Ausführung. Das Springen zwischen den unterschiedlichen Artikeln ist in diesem Fall imho nicht tragisch gewesen, weil die vier Artikel in ihrer Unterschiedlichkeit so klar definiert scheinen. Ich möchte allerdings nicht ausschließen, dass zukünftige Episoden noch besser in der Ausführung sein könnten, wenn man irgendwie die Artikel klarer abgrenzt. Wenn in bestimmten Aspekten die direkte Gegenüberstellung mehrer Texte wichtig sind, lässt sich das dann ja immer noch machen.

Aber gerade für einen Prototyp eine erstaunliche superduperige Episode!
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Laflamme
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Laflamme »

Interessantes Format, das allerdings für eine Einführungsfolge für mich einen Ticken zu lange geraten ist. Da wären vielleicht drei statt vier Artikel mehr gewesen. Es wird an Dom und Jochen liegen, wie viel mehr an Textanalyse sie in zukünftigen Folgen aus dem Konzept noch rausholen können bevor es repetitiv wirkt. Dass sich wiederum aktive Redakteure solchen Diskussionen nicht stellen wollen kann ich nachvollziehen - gerade der Vertreter der Gamestar wäre da wohl aus der Defensive nicht mehr rausgekommen.

Wobei es schon eine große Kunst sein muss, von der ausgehenden eierlegenden Wollmilchsau, die jeden Fan mit Abstrichen zufrieden stellt über jede Menge Relativierungen dann doch wieder zu einer 88 zu kommen. Da ist es für mich spannend zu beaobachten, ob das ein Ausrutscher war oder ob sich das bei dem Heft durchzieht.
Einer der OGs des Hörerbiers (André Peschke in "Zwei Jahre The Pod")
Kronpr1nz
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Registriert: 22. Jul 2018, 14:07

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Kronpr1nz »

Ich habe die Folge noch nicht durch aber ich bin nach auch einer Stunde noch nicht mal beim eigentlichen Text angekommen.
Und diese erste Stunde hatte bis jetzt nicht den großen Erkenntnisgewinn und war eher eine trockene Textanalyse mit Verweisen darauf dass im Zweifel die SEO Vorrang hat.

Ich glaube auch, dass eine Textanalyse zu Produktjournalismus ohne eine kritische Auseinandersetzung eurerseits mit dem Spiel auf Dauer nicht funktioniert. Wie weiter oben schon erwähnt wäre es vielleicht besser ältere Spiele zu nehmen weil man da in der Retrospektive sagen kann ob der Tester recht hatte.

Oder vielleicht wäre es besser nur ein Spielemagazin als Referenz zu nehmen und dem 2 oder 3 „General-Interest“ Magazine gegenüber zu stellen.
Zu oft ähneln sich die Tests in der Spielepresse einfach und eigentlich sind in der Regel die Verrisse die interessanteren Texte.
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Jochen Gebauer
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Jochen Gebauer »

Ich finde es erstaunlich, dass einige von euch immer noch argumentieren, ein Tester könne irgendwie objektivierbar "Recht" haben. Das kann er nicht; wenn der Eindruck aus Heft in die Hand ist, dass es Christian und mir darum auch nur im Entferntesten ginge, ist er falsch - und wir haben was falsch gemacht. Das wäre nämlich der Versuch, in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist.

Ein Kritiker hat dann "Recht", wenn er seine Kritik nachvollziehbar anhand von plausiblen Thesen, Argumenten und Beispielen hinreichend belegt. Genau das untersuchen wir in diesem Format. Kritik ist kein Whodunnit, es gibt am Ende nicht den einen wahren Täter und lauter Irrlichter. Man kann Resident Evil Village total super, total scheiße und irgendwas in der Mitte finden. Entscheidend ist, wie man es begründet und herleitet. Ein schlechter Test hat nicht das falsche Urteil. Er hat eine schlechte Argumentation.

Dass man das nach sieben Jahre Podcast immer noch diskutieren muss, bestärkt mich in der Überzeugung, dass Dom und ich hier alles richtig gemacht haben :mrgreen:

Zur Textanalyse: ajo. Das ist gewissermaßen der Sinn dahinter. Ich analysiere gerne Texte, Dom anaylsiert gerne Texte, einige von euch hören gerne Textanalysen. Ich fände es übrigens nicht vermessen, inhaltlich wertend über die Artikel der Kollegen zu sprechen. Kritik muss sich schon kritisieren lassen, so lange diese Kritik an der Kritik sachlich ist. Ich fände es nur sehr, sehr sinnlos. Dann kann man auch gleich ein 100er-System einführen, unter jeden Test eine vermeintlich sachliche zweistellige Zahl als endgültige Wahrheit schreiben und so tun, als wüssten nicht Gott und die Welt, dass das eigentlich pseudo-objektiver Bullshit ... ups :mrgreen:
MikeKapan
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von MikeKapan »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 29. Jun 2021, 12:38 Nur kurz weil zwischen Podcasts: Finde den Abschnitt auch nicht problematisch. Hier wird lediglich die Intention des Publishers etabliert, nicht seine Position eingenommen. Das kann und darf man schon machen, wenn man im Anschluss die Ausführung dieser Intention beurteilen will.

Man könnte freilich fragen: Woher kennt der Autor die Intention des Publishers? Ist das nicht viel Spekulation? Aber das wäre ja eine andere Baustelle.
komisch, ein Jörg Luibl benutzt dieses Stil-Mittel nie und wenn dann in einem kritischen Zusammenhang.
Schroffer Reinhold
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Registriert: 18. Aug 2020, 17:41

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Schroffer Reinhold »

Ich finde das Format hervorragend! Würde ich über Videospiele schreiben wollen, säße ich sicherlich mit Stift und Papier daneben. Ihr arbeitet wunderbar heraus, wie die Sprache der Artikel funktioniert und welche Wirkung damit erzeugt wird, zum Beispiel wie der Leser adressiert wird.

Auch das angedachte Thema der feministischen Perspektive auf Videospiele finde ich spannend.

Mir ist die Folge mit 2 1/2 Stunden etwas zu lang, da sie aktives Zuhören erfordert und das dann schon viel Zeit ist... Da fänd ich drei Artikel dann auch besser als vier.

Bitte bleibt dabei aktuelle Artikel zu besprechen. Ich kenne sonst kein Format, das sich mit dem aktuellen Videospieldiskurs auseinandersetzt. Retropodcasts über alte Magazine gibt’s doch genug(schätze ich auch).
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Jochen Gebauer
Beiträge: 1364
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Jochen Gebauer »

MikeKapan hat geschrieben: 29. Jun 2021, 16:44komisch, ein Jörg Luibl benutzt dieses Stil-Mittel nie und wenn dann in einem kritischen Zusammenhang.
Dafür spricht Jörg Luibl in seinem Text den Publisher direkt an, als habe man ihn persönlich gekränkt. Könnte man jetzt am anderen Ende des Spektrums als unkritische Distanz gegenüber dem inneren Fanboy interepretieren, ist aber - wenn gut umgesetzt - einfach ein legitimes Stilmittel.

Edit: Nur zur Klarstellung. Ich bin auch kein Fan der Publisher-Intention. Denn das, was gerne von jungen Autoren und Autorinnen als de facto Vorhaben des Herstellers klassifiziert wird, ist häufig ihre Vermutung davon. Und das ist eben nicht das selbe. Und gerade wenn diese Vermutung zum Zentrum der Argumentation wird, wird's kritisch, denn dann reichte schon eine Widerlegung der Vermutung, damit die ganze Argumentation den Weg des Dodo geht. Als Gegenleser/Chefred würde ich in so einem Fall immer sagen: Kannst du das belegen? Wenn ja, okay, dann bitte Beleg in den Artikel. Wenn nein, dann deutlich kennzeichnen, dass es deine Interpretation ist und nicht zum zentralen Aspekt des Artikels machen.
Mutantenjupp
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Mutantenjupp »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 29. Jun 2021, 16:28 Ein Kritiker hat dann "Recht", wenn er seine Kritik nachvollziehbar anhand von plausiblen Thesen, Argumenten und Beispielen hinreichend belegt. Genau das untersuchen wir in diesem Format. Kritik ist kein Whodunnit, es gibt am Ende nicht den einen wahren Täter und lauter Irrlichter. Man kann Resident Evil Village total super, total scheiße und irgendwas in der Mitte finden. Entscheidend ist, wie man es begründet und herleitet. Ein schlechter Test hat nicht das falsche Urteil. Er hat eine schlechte Argumentation.
Das ist gewiss der springende Punkt aber was mir immer wieder auffällt: die Tester sind sich über ihren eigenen "Werteraum" innerhalb derer sie ihre Argumente bringen nicht so ganz im Klaren oder kommunizieren diesen nicht. Zudem ändert sich dieser im Laufe der Jahre und sah in der Vergangenheit sicherlich anders aus als heutzutage.

Nehmen wir mal den Punkt Open-World-Müdigkeit am Beispiel von Ubisoft-Spielen. Ein Tester, der ein neues Ubisoft-Spiel testet und kurz vorher ein ähnliches Spiel getestet hat. Das Argument, dass man das neue Spiel langweilig findet, weil man kurz vorher ein ähnliches Spiel getestet hat, ist ja nur deshalb gültig, weil es zu dem Zeitpunkt im Werteraum des Testers eine Relevanz hat.
Würde er das Spiel vielleicht ein paar Monate/Jahre später testen, sähe die Welt wieder ganz anders aus. Wenn sowas dann nicht vom Tester explizit genannt wird, kann ich Argumentationen bzgl. "langweiliger" Open-World vielleicht nicht wirklich nachvollziehen, brauche ein sehr ähnliches Erfahrungsspektrum oder muss den Tester gut kennen.
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Viscro
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Viscro »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 29. Jun 2021, 16:28 Ich finde es erstaunlich, dass einige von euch immer noch argumentieren, ein Tester könne irgendwie objektivierbar "Recht" haben. Das kann er nicht; wenn der Eindruck aus Heft in die Hand ist, dass es Christian und mir darum auch nur im Entferntesten ginge, ist er falsch - und wir haben was falsch gemacht. Das wäre nämlich der Versuch, in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist.
Ich weiß nicht, ob ich mich hier jetzt angesprochen fühlen sollte, aber falls ja: so war es jedenfalls nicht gemeint. Hatte vergessen, wie anstrengend Forendiskussionen im Vergleich zu Gesprächen sind und wie leicht es ist, missverstanden zu werden.

Also belasse ich es einfach hierbei: Das Format ist bisher nicht so meins, es ist aus meiner Sicht einfach nicht sonderlich unterhaltsam, aber vielleicht werde ich ja mit der nächsten Folge warm.
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Heliantha
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Registriert: 9. Apr 2021, 11:04

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Heliantha »

Ich habe ein wenig über die bei deutschen Spieletests unübliche direkte Ansprache der Leser nachgedacht - ich schreibe auch gelegentlich Texte an eine Gruppe von Menschen, die ich nicht persönlich kenne und tue mich damit sehr schwer. Die Frage, die es für mich so schwer macht, ist "duzen oder siezen". Generell ist es ein Umfeld, in dem ein "Du" üblicher ist, aber jeder mag das auch nicht. Andere irritiert ein "Sie". Irgendwie fühle ich mich dann mit beidem unwohl und versuche, es zu vermeiden.

Zum Podcast an sich: hat mir sehr, sehr gut gefallen - gerade, dass es eine Textanalyse ist und nicht die Frage, ob Ihr inhaltlich dem zum Spiel Gesagten zustimmt. Zu lang ... hm ... nö. Ich war habe über die gesamte Dauer interessiert zugehört :).
Not my circus, not my monkeys.
Bormioli
Beiträge: 32
Registriert: 13. Jan 2020, 21:21

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Bormioli »

Gefällt mir, gerne mehr.
Die länge ist gut. Ich finde 4 Tests ist auch die richtige Anzahl um einen Vergleich zu haben aber auch noch gut folgen zu können ohne selbst mitlesen zu müssen.

Eigentlich möchte ich aber hauptsächlich eine Lesetipp abgeben - für eine Seite mit einer ganz speziellen Sicht auf Spiele:
Vor kurzem bin ich zufällig über christcenteredgamer.com gestolpert.
Mein erster Gedanke war natürlich "Oh Gott! Religiöse Fanatiker reden über Spiele, das kann ja nichts gutes sein."
Ich wollte ich den Unfall genauer sehen und war dann überrascht, dass da nicht nur böse Spiele schlechtgemacht werden.
Stattdessen werden Spiele "normal" getestet und es fließen moralische Aspekte mit ein.
In der Bewertung wird dann sauber zwischen Game-Score und Moral-Score getrennt.
Getestet werden nicht nur moralisch einwandfreie Spiele wie Rise of Industry, sondern auch moralisch schwierige wie Hatred oder HuniePop 2.
Einen Vergleichstetxt zu Resident Evil Village gibt aber leider nicht.
Alles in allem finde ich die Seite faszinierend und mal einen Blick wert.

Sorry, dass der Lesetipp länger geworden ist als das Lob an euch. Aber ich wäre nicht hier und schriebe euch, wenn ihr nicht die besten wärt ;)
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hynek
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von hynek »

Ich muss sagen, dass mir solche Meta-Themen immer besser gefallen! Ich glaube ich bin auch einer von denen geworden, die mehr an der Kultur, als an Spielen interessiert sind und mehr Podcasts hören, als selbst zu spielen. Ich hoffe auch, dass das nicht bedeutet, dass ich auf dem Weg zum Feuilleton-Leser bin. 🤪

Einen wichtigen Wunsch hätte ich: könntet ihr in der Zukunft bitte die besprochenen Artikel in den Shownotes verlinken? Ich wollte schnell etwas nachschauen beim Hören und musste es mir dann er-Googlen.
Mastertronic
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Registriert: 18. Nov 2019, 16:54

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Mastertronic »

Ja mir hat das Format auch sehr gefallen. Man vergisst manchmal Euren professionellen, journalistischen Hintergrund, wenn Ihr z.B. launig über Bier plaudert. Bei Blattkritik kommt Eure Expertise gut zum Vorschein und daher ist es spannend mitzubekommen, wie Ihr aus "Chefredakteurssicht" die Arbeiten Eurer Kollegen seziert.
Finde Ihr macht dies auch mit dem gebotenen Respekt. Trotzdem wäre es für mich interessant zu hören, wie die Autoren der besprochenen Artikel Eure Kommentare empfinden.. gut aber dann sind wir ja schon in der Kritik - der Kritik - der Kritik :shifty:

Drei Artikel hätten meiner Ansicht nach gelangt, fand aber gut , dass Ihr mit Spiegel Online auch ein Branchen ferneres Medium gewählt habt.

Ich würde AC Valhalla gut finden - vielleicht kann ja ein Artikel auch der angesprochene Spon Artikel von Dom sein - dann könnte er uns einen guten Einblick in sein journalistisches Schaffen geben.
Zuletzt geändert von Mastertronic am 30. Jun 2021, 11:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Corvus
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Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Corvus »

Ich mag das Format auch sehr, auch wenn ich ein paar Flashbacks an den Deutsch LK vor über 10 Jahren hatte :ugly:
Gerne fortführen und gerne auch mal eure eigenen Artikel unter die Lupe nehmen
hynek hat geschrieben: 30. Jun 2021, 06:28
Einen wichtigen Wunsch hätte ich: könntet ihr in der Zukunft bitte die besprochenen Artikel in den Shownotes verlinken? Ich wollte schnell etwas nachschauen beim Hören und musste es mir dann er-Googlen.

Dem Wunsch schließe ich mich an. Klar es ist eine Komfortfunktion, aber es wäre schon schön nicht selbst googlen müssen :)
Classical lurker ... not anymore :ugly:
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Phliege
Beiträge: 43
Registriert: 20. Mai 2021, 16:14

Re: Blattkritik: Resident Evil Village (Prototyp)

Beitrag von Phliege »

Ich habe die erste Blattkritik sehr genossen und freue mich auf weitere Folgen! Zeitlich war ich auch sehr glücklich damit und finde auch vier Artikel als Anzahl super (mein Herz wünscht mehr, aber ich weiß, es sprengt den Rahmen^^)

Ich würde besser finden, wenn ihr noch deutlicher die Struktur etablieren würdet, die ich meine, erkannt zu haben (?). Also von: "Was will der Text, wen spricht der Autor an" zu den inhaltlichen Schwerpunkten. Mein Eindruck war, dass ihr ein bisschen gesprungen seid. (Zum Beispiel der Teil über die verwendeten Personalpronomen. Den fand ich super, hätte das aber am Anfang besser gefunden).

So, und zum Schluss lass ich noch einen unrealistischen Wunsch da als mögliches Thema: Monster Hunter Rise.

Ich habe unterschiedliche Bewertungen gefunden, aber eines hatten die Artikel gemeinsam: Dieser Ableger der Reihe gilt als der einsteigerfreundlichste. Die Reviews, die ich gelesen habe, wurden aber von Menschen geschrieben, die mind. schon ein MH gespielt haben und eben nicht von Einsteigern. Das wäre für mich aber die wertvollste Perspektive gewesen.

Da fände ich eure Sicht auf die Berichterstattung spannend. Vielleicht gibt es ja auch eine andere Spielreihe, bei der die Komplexität von Spielmechaniken die Bewertung für die Einsteigerfreundlichkeit besonders interessant macht. Ich hab ja gehört, Crusader Kings 3 soll man auch erstmal lernen müssen? :D

Einen großes Danke an euch beide für diese wunderbare Folge!
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