Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

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Lurtz
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Lurtz »

Torgau hat geschrieben: 2. Jul 2021, 23:16Während sich das Problembewusstsein in der Gesellschaft verstärken muss, so wie auch der „lustige Säufer“ irgendwann aus dem komödiantischen Ensemble weitestgehend verschwunden ist,
Aber im Inidividuellen Bereich sind die negativen Konsequenzen doch da, bzw. schon immer da gewesen. Übergewichtige werden bewusst und unbewusst automatisch mit weiteren negativen Konnotationen besetzt, Übergewichtige leiden gesellschaftlich und emotional extrem unter ihrem Zustand. Das fängt bei mieser Behandlung beim Arzt an
This phenomenon is not merely anecdotal. Doctors have shorter appointments with fat patients and show less emotional rapport in the minutes they do have. Negative words—“noncompliant,” “overindulgent,” “weak willed”—pop up in their medical histories with higher frequency. In one study, researchers presented doctors with case histories of patients suffering from migraines. With everything else being equal, the doctors reported that the patients who were also classified as fat had a worse attitude and were less likely to follow their advice. And that’s when they see fat patients at all: In 2011, the Sun-Sentinel polled OB-GYNs in South Florida and discovered that 14 percent had barred all new patients weighing more than 200 pounds.
, geht über Mobbing und Beschimpfungen im Alltag
Forty-five percent of adults say they’re preoccupied with their weight some or all of the time—an 11-point rise since 1990. Nearly half of 3- to 6- year old girls say they worry about being fat.
, oft auch im Beruf weiter, und endet noch nicht in den Familien selbst.
And the abuse from loved ones continues well into adulthood. A 2017 survey found that 89 percent of obese adults had been bullied by their romantic partners.
würde ich eine positiv verstärkende Lobby für vollkommen irrgeleitet halten. Und das sage ich in voller Sympathie aus der Sicht von jemandem, der wie Kirby aus dem Lockdown gerollt ist und sich dafür seit mehreren Monaten einschränken will und muss.
Ich wüsste nicht, dass jemand eine positiv verstärkende Lobby fordert. Die wenigsten Übergewichtigen sind selbst mit sich zufrieden.

Wenn aber ein positiver Umgang, statt ein negativ bestrafender hilfreich für die Therapie ist, wieso den dann nicht umsetzen?
Nach diesem Problembewusstsein würde ich nicht unbedingt vorrangig in einem Land suchen, dass sich Selbstdisziplin zur karrikaturhaft überhöhten Tugend erkoren hat. Ich halte diese Problematik nach wie vor für vollkommen unvergleichbar hinsichtlich des Umgangs mit den vorgenannten "Minderheiten" wobei Frauen nicht einmal eine sind. Auch hinter Problemfällen völlig anderen Kalibers japanischen Ursprungs wie der sexualisierten Darstellung von Kindern tritt die vorliegende weit zurück.
Mag sein, das war auch gar nicht mein primärer Punkt (ich weiß, deine Antwort, die ich geqoutet habe, war darauf bezogen).

Ein besserer Vergleich wären andere Public Health-Anliegen wie Rauchen. Und da wird Fettleibigkeit halt immer noch unglaublich archaisch behandelt, vor allem dafür, dass sie so weit verbreitet ist mittlerweile.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
ZiggyStardust
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von ZiggyStardust »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 1. Jul 2021, 22:03 Ähnlich ist es bei der Fettleibigkeit. Darunter leiden so viele Menschen jeden Tag, aber weil es einfach keine geeignet große Lobby gibt, die sagt, wartet mal, es ist NICHT cool, sich darüber auch noch lustig zu machen, wird sich darüber lustig gemacht.
62 Prozent aller erwachsenen Männer in Deutschland sind übergewichtig. Das ist in meinen Augen nicht vergleichbar mit Schwarzen oder Homosexuellen, die ja wirklich eine Minderheit sind und nur einen Bruchteil der Gesellschaft ausmachen. Es gibt auch keine Lobby für Heterosexuelle oder Weiße, weil die eh schon die Mehrheit stellen in diesem Land. Lustig gemacht wird sich nur, wenn es auch noch andere soziale Defizite gibt wie z.B. männliche Jungfräulichkeit. Über Luciano Pavarotti hat sich niemand lustig gemacht, anders als über die Typen in "Bauer sucht Frau".

Das Problem betrifft hauptsächlich junge Frauen, an die gewisse Schönheitsvorstellungen gestellt werden von der Gesellschaft. Trotzdem sehe ich diese "Body positivity" in sozialen Medien etwas fragwürdig. Anders als Homosexualität oder die Hautfarbe ist starkes Übergewicht ja tatsächlich ein Problem. Und wenn man es nicht mehr als Problem sieht welchen Grund gibt es dann noch auf die Industrie Druck zu machen weniger Glukose-Fruktose-Sirup in ihren Produkten zu verwenden? Würde eine Partei, die dem Übergewicht und der Zuckerlobby den Kampf ansagt, nicht sofort medial vernichtet werden? Wenn man alle Menschen so akzeptieren soll wie sie sind, dann darf man auch Übergewicht nicht mehr negativ konnotieren. Einem Homosexuellen sagt man ja auch nicht, dass man ihn akzeptiert, aber es besser fände wenn es weniger Homosexuelle gäbe. Falsche Schönheitsvorstellungen kann man ja auch bekämpfen indem man mehr weibliche Models mit Normalgewicht bucht und nicht immer nur diese extrem schlanken Frauen.

Die sieben Todsünden sind einfach ein klassisches Horror-Trope. Glaube nicht, dass es die Absicht von Capcom war dicke Menschen zu beleidigen. Insbesondere Zocker haben ja gerne mal etwas mehr auf den Rippen.
Zuletzt geändert von ZiggyStardust am 3. Jul 2021, 11:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Jochen Gebauer
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Jochen Gebauer »

ZiggyStardust hat geschrieben: 3. Jul 2021, 11:4862 Prozent aller erwachsenen Männer in Deutschland sind übergewichtig. Das ist in meinen Augen nicht vergleichbar mit Schwarzen oder Homosexuellen, die ja wirklich eine Minderheit sind und nur einen Bruchteil der Gesellschaft ausmachen
Das funktioniert aber auch nur, wenn du willkürlich Deutschland zum Maßstab nimmst und nicht z.B. die USA oder auch Frankreich, wo die PoC längst nicht nur einen Bruchteil der Gesellschaft ausmachen ;)

Und auch eine gesellschaftliche Mehrheit kann sehr wohl eine starke, laute Lobby haben. Da muss man nur bis zu den Autofahrern gucken, um zu sehen, dass die These "Mehrheit = keine Lobby" nicht sattelfest ist. Bei Übergewichtigen/Fettleibigkeiten existiert nicht nur gar keine wahrnehmbare Lobby, sondern allenthalben auch noch der wissenschaftlich längst nicht mehr haltbare Habitus, die Speckis sollten halt abnehmen/Ernährung umstellen/usw. Ich wüsste gar keine andere breite Gesellschaftsgruppe, die so sehr stigmatisiert wird, ohne dafür in der Breite wirklich was zu können.
ZiggyStardust
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von ZiggyStardust »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 3. Jul 2021, 11:55 Ich wüsste gar keine andere breite Gesellschaftsgruppe, die so sehr stigmatisiert wird, ohne dafür in der Breite wirklich was zu können.
Persönlich finde ich, dass kleine Männer in dieser Gesellschaft viel mehr stigmatisiert werden als dicke Männer. Auch in Serien und Spielfilmen im Fernsehen sieht man öfter dicke Männer als erfolgreiche Chefs. Und auch Frauen schreiben in Dating-Portalen viel öfter über die Wunschgröße ihres zukünftigen Partners als über dessen BMI. Und für seine Körpergröße kann man ja noch viel weniger als für sein Gewicht, wo es ja auch medizinische Möglichkeiten wie die Magenverkleinerung gibt.
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Ironic Maiden
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Ironic Maiden »

ZiggyStardust hat geschrieben: 3. Jul 2021, 12:08
Persönlich finde ich, dass kleine Männer in dieser Gesellschaft viel mehr stigmatisiert werden als dicke Männer. Auch in Serien und Spielfilmen im Fernsehen sieht man öfter dicke Männer als erfolgreiche Chefs. Und auch Frauen schreiben in Dating-Portalen viel öfter über die Wunschgröße ihres zukünftigen Partners als über dessen BMI.
Im Endeffekt gehen alle diese Stigmatisierungen ja auf ein sehr enges normatives Bild davon zurück, wie Menschen sein sollten, und viele davon sind sexistisch und patriarchalisch geprägt. Männer sollen größer sein als ihre Partnerin, denn sie sind ja der starke, dominante Part in der Beziehung und müssen ihre Freundin vor Höhlenbären und anderen Männern beschützen. Frauen sollen schlank sein (außer den letzten drei Kilo Fett, die sich dann bitte harmonisch auf Brüste und Hintern verteilen...) Außerdem müssen Körper zunächst mal attraktiv wirken, und was wir attraktiv zu finden haben, wird uns von Kindheit an eingetrichtert. Und ein attraktiver Partner ist dann auch noch eine Trophäe, die bestätigt, dass man selbst alles richtig gemacht hat.

All das führt zu unglaublich viel Leid und Druck bei allen Beteiligten. Ich bin neulich zufällig auf einer Seite im Internet auf massenhaft Threads a la "ich bin 14 und mein Oberschenkelumfang sind XY cm, ist das noch ok" gestoßen und das hat mich sehr traurig gemacht. Auch ich habe immer wieder den Eindruck, dass ich als Frau machen kann was ich will, die Vorraussetzung dafür, überhaupt irgendwie relevant zu sein, ist erstmal schlank und hübsch und (im richtigen Moment) submissiv zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass es kleinen Männern vielleicht ähnlich geht.

Und um nochmal auf die Darstellung im Horror zurückzukommen: Das Monster im Horror ist immer durch eine Abweichung von einer Norm gekennzeichnet, häufig auch dadurch, dass feste Kategorien verletzt werden. Vampire und Zombies sind gleichzeitig lebendig und tot, Werwölfe gleichzeitig menschlich und tierisch, usw. Wenn man dies dann auf real existierende Gruppen überträgt, wird es schwierig, weil man damit eine Norm und Kategorien bestätigt, die eigentlich überflüssig und schädlich sind. Wenn z.B. Figuren als trans konnotiert werden, und dies dann u.a. ihre Monstrosität zeigen soll, weil sie nicht als eindeutig männlich oder weiblich gesehen werden, dann bestätigt das, dass diese Kategorien wichtig sind und Abweichungen tatsächlich gefährlich sind. Wenn sehr Dicke Personen als monströs dargestellt werden, nimmt ihnen das einen Teil ihrer Menschlichkeit und bestätigt eine Körpernorm, die vielen Menschen in der Realität Schaden zufügt.

(Damit das klar ist, ich kann mir solche Darstellungen im Horrorkontext durchaus anschauen und habe oft auch viel Spaß damit, aber das ändert nichts daran, dass sie eigentlich nicht besonders gut für die Welt sind.)
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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WhiteNoise
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von WhiteNoise »

gelöscht
bernhard
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von bernhard »

gelöscht
Voigt
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Voigt »

Zwei brrs, zum einen nach sowas zu suchen, aber auch dass sowas überhaupt zu finden ist.
Ich bin bei weitem nich perfekt mit meinem persönlichen Datenschutz, aber ich versuche zumindest, dass nich alles öffentlich ist.
Naja, wenn mich nach meinen Gewicht fragt würde ich auch antworten, aber trotzdem fühlt es sich für mich merkwürdig wenn das komplett offen einfach so online steht anscheinend.
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Felidae
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Felidae »

Wäre ich Dom, fände ich das Gespräch hier, glaube ich, nicht so cool.
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Dom Schott
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dom Schott »

Finde ich auch nicht.
Katzen sind super, Zitronenlimo auch und Archäologie ebenfalls.
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Dennis Diel
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dennis Diel »

Ich habe eben zehn Minuten des Podcasts gehört und bin etwas irritiert. Jochen möchte nicht, dass übergewichtige Menschen ständig klischeebehaftete Figuren vor die Nase gesetzt bekommen, wirbt für mehr Feingefühl, und beschreibt das Aussehen des Dukes zum Teil so: „Eleganz in der Kleidung kann ich da nicht erkennen, da hängt ihm ja sogar die fette schwabbelige Wampe raus.“

Kinners, ich bin Zeit meines Lebens übergewichtig. Wenn mir jemand glaubhaft machen will, dass er das nicht abstoßend findet und nicht will, dass adipöse Menschen ständig geshamed werden, dann benutze ich andere Termini, um das Aussehen einer dicken Figur zu beschreiben und nicht die, mit denen Kinder und Jugendliche schon immer fertiggemacht werden. Bei keiner anderen „Randgruppe“ würde das so passieren, auch euch nicht. Überall wird auf mehr Sensibilität in der Sprache geachtet, zu recht, nur bei den fetten, schwabbelbäuchigen Menschen ist das nicht so wichtig? Schade.
MikeKapan
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von MikeKapan »

Dennis Diel hat geschrieben: 11. Jul 2021, 14:40 Ich habe eben zehn Minuten des Podcasts gehört und bin etwas irritiert. Jochen möchte nicht, dass übergewichtige Menschen ständig klischeebehaftete Figuren vor die Nase gesetzt bekommen, wirbt für mehr Feingefühl, und beschreibt das Aussehen des Dukes zum Teil so: „Eleganz in der Kleidung kann ich da nicht erkennen, da hängt ihm ja sogar die fette schwabbelige Wampe raus.“

Kinners, ich bin Zeit meines Lebens übergewichtig. Wenn mir jemand glaubhaft machen will, dass er das nicht abstoßend findet und nicht will, dass adipöse Menschen ständig geshamed werden, dann benutze ich andere Termini, um das Aussehen einer dicken Figur zu beschreiben und nicht die, mit denen Kinder und Jugendliche schon immer fertiggemacht werden. Bei keiner anderen „Randgruppe“ würde das so passieren, auch euch nicht. Überall wird auf mehr Sensibilität in der Sprache geachtet, zu recht, nur bei den fetten, schwabbelbäuchigen Menschen ist das nicht so wichtig? Schade.
sehe ich anders. das Spiel will doch genau dieses Groteske auslösen, was Jochen da beschreibt und kritisiert.
Dennis Diel
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dennis Diel »

Ich weiß, was Jochen ausdrücken wollte und unterstelle ihm auch keinerlei böse Absicht, finde aber auch, dass gewisse Begriffe jetzt nicht unbedingt sein müssen, um deutlich zu machen, was man meint. Vielleicht bin ich aber auch als jemand, der als Kind und Teenager ständig gehört hat, wie „schwabbelig“ ich und meine Brüste sind, dahingehend zu sensibel.
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Edelknödel
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Edelknödel »

Ein paar Gedanken zum Podcast:

Niemand sollte schlechter oder auch nur anders behandelt werden wegen seines Körpergewichts. Auch bin ich total dafür dass vom Körpergewicht nicht automatisch auf andere Eigenschaften einer Person geschlossen werden sollte und auch bei fiktiven Figuren nicht automatisch bestimmte andere (negative) Eigenschaften damit einhergehen sollten. Gleichzeitgig sollte man Übergewicht aber auch nicht verharmlosen. Denn auch wenn jemand mit Übergewicht deshalb kein schlechter Mensch ist, so ist das Übergewicht selbst meiner Meinung nach durchaus eine negative Eigenschaft. Es ist deshalb eine schwierige Gratwanderung wie man Übergewicht in Medien darstellt. Es gibt nämlich bestimmt auch Raucher die sich damit super fühlen, keinen Krebs davon bekommen und ein hohes Alter erreichen. Trotzdem findet Rauchen aus gutem Grund mittlerweile kaum noch in Filmen oder Serien statt. Als Fazit vielleicht: Dicke Menschen sind total okay, Dicksein ist aber trotzdem schlecht.

Zum Thema BMI: Ja der BMI ist bestimmt nicht perfekt, aber er ist für den Großteil der Menschen wahrscheinlich trotzdem ein ganz okayer Richtwert. Bevor man wegen zu viel Muskeln laut BMI übergewichtig ist, muss man schon sehr viel trainieren. Ich denke die betroffenen Personen wissen dann auch, wie sie das einzuordnen haben. Also kein relevanter Kritikpunkt am BMI ;) Ansonsten funktioniert meiner Meinung nach auch ein Spiegel ganz gut um sich selbst einzuschätzen - wenn man ehrlich zu sich selbst ist.

Schönheitsideale in den (sozialen) Medien: Hier muss man meiner Meinung nach auch differenzieren. Das Problem ist ja nicht, dass da hauptsächlich schlanke oder sportliche / athletische Menschen dargestellt werden. Das Problem ist doch, dass nicht mal die Models in echt so aussehen wie auf den Fotos, sondern selbst die noch massiv gephotoshoppt werden. Plus im Fitnessbereich werden irgendwelche Trainigs- und Ernährungsprogramme verkauft, während die Person, die dafür wirbt vor allem wegen Anabolika so aussieht, wie sie aussieht...

Wenn man sich die Zahlen des RKI anschaut ("Zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) in Deutschland sind übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen (23 % der Männer und 24 % der Frauen) ist stark übergewichtig (adipös).") ist es sicherlich ein gesamtgesellschaftliches Problem und sollte von der Politik angegangen werden. Mehr Aufklärung zum Thema Gesunde Ernährung oder allgemein Lebensmittel in den Schulen. Bessere Kennzeichnung von ungesunden Lebensmitteln oder vielleicht sogar so Dinge wie eine Zuckersteuer.

Gleichzeitgig glaube ich, dass jeder, der ansonsten einigermaßen gesund ist, es absolut selbst in der Hand hat, ob er übergewichtig ist oder nicht. Vielen ist es einfach nicht wichtig - und das ist ja auch total okay. Aber Übergewicht ist in den allermeisten Fällen vermeidbar, wenn man es denn nur möchte.

Abnehmen und Gewicht halten ist eigentlich ziemlich einfach... Da der menschliche Körper auch den Naturgesetzen unterworfen ist, muss man einfach wissen wieviel Kalorien man verbraucht und wieviele Kalorien man zu sich nimmt. Das muss nicht mal super exakt sein. Man beobachtet das einfach über ein paar Wochen (täglich wiegen und Kalorien zählen) und je nachdem wie sich das Gewicht verändert passt man eben die Menge an Kalorien an die man zu sich nimmt.

Der Trick ist dann, sich das ganze so leicht und angenehm wie möglich zu machen. Einen Sport finden, der einem wirklich Spaß macht. Zusätzliche Bewegung in den Alltag einbauen (zu Fuß gehen oder Rad fahren anstatt Auto) usw. Bei der Ernährung nur ein moderates Kaloriendefizit und trotz aller Einschränkungen kann man trotzdem lecker essen und sich auch satt essen.
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Early
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Early »

Torgau hat geschrieben: 11. Jul 2021, 14:20
Felidae hat geschrieben: 11. Jul 2021, 13:55 Wäre ich Dom, fände ich das Gespräch hier, glaube ich, nicht so cool.
Ich finde es als Nicht-Dom auch nicht so cool. Ich habe schon etwas zerknirscht geguckt, als Sebastian bei der Gängelei mit Jochen etwas defensiv und auch nur halb scherzhaft wirkend seinen BMI genannt hat.
Naja, dann muss man sich aber schon fragen, wie man zu einem offenen Umgang mit dem Thema kommen soll, wenn sich Einzelne nicht mal trauen, offen über ihr Gewicht bzw. ihr BMI sprechen zu können.

Mir stieß beim Podcast etwas sauer auf, dass - wie so oft bei diesen Diskussionen - zig Mal herausgestrichen wurde, dass es Menschen gibt, die aufgrund krankheitsbedingter Umstände nichts für ihr erhöhtes Körpergewicht können. Ich würde sagen, dass dieser Umstand so gut wie jedem bewusst ist, denn meistens ist es auch die Standard-Aussage, die man von jedem Übergewichtigen hört. Wenn jemand auf seine Ernährung achtet und sich auch dementsprechend bewegt, hat sich das mit dem Übergewicht in den meisten Fällen erledigt.

Deshalb finde ich auch diese Body-positivity etwas befremdlich. Für mich ist das eine simple Schönrednerei, die am Ende nichts Gute bewirkt, weil sich die Menschen damit selbst belügen und im Endeffekt ihrer Gesundheit, ihrem Körper und ihrem allgemeinen Wohlbefinden schaden.

Das Schlimme ist ja, dass der Grundstein für dieses Verhalten schon bei den Kindern gelegt wird - Jochen hat das eh mehrmals angesprochen. Es wäre viel wichtiger aufzuzeigen, dass die meisten Menschen ganz simpel etwas dagegen tun können, anstatt sich die Situation schönzureden. Auch Andres Aussagen haben mir ein bisschen die Haare aufgestellt. Nur weil man sich aktuell wohl fühlt, heißt das nicht, dass dieses Verhalten nicht mittel- und langfristig gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Das Problem ist ja bei vielen Menschen, dass sie sich in den ersten 30-40 Lebensjahren nicht um ihr Gewicht bzw. ihren FItnesslevel kümmern und dann langsam mit den gesundheitlichen Folgen konfrontiert werden. Je später man dann aber beginnt, umso schwieriger wird es bzw. ist für manche Sachen einfach der Zug schon abgefahren (beispielsweise Muskelaufbau - vor allem im höheren Alter wäre es wichtig, über eine gute Muskelmasse zu verfügen).

Zum Fat-Shaming und Vorurteilen kann ich nur sagen, dass der Mensch von Natur aus seine Lehren aus persönlichen Erfahrungen zieht und man dadurch natürlich sowieso immer drauf aufpassen muss, die Menschen nicht vorschnell in irgendwelche Schubladen zu stecken. Das ist aber ein allgemeines Problem und betrifft Fat-Shaming genauso wie Vorurteile gegenüber Frauen, Ausländern, Männern, Kinder, etc.
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

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Im 2018 erschienenen Addon "Battle for Azeroth" wurde endlich diese beleibte (im Nachgang sehr beliebte) Rasse "Kul Tiran" implementiert, deren male und female Figuren übergewichtig aussehen.
Man könnte generell eine Abhandlung über Körperbilder in WoW schreiben (z.B. Hypermaskulinität bei male Menschen/Orks), aber für mich immer noch das stärkste MMO von den verschiedenen Körpertypen her. Ein untoter ohne Unterkiefer, ein stämmig-felliger Tauren oder einen ganz kleinen Gnom mit pinkem Iro... Dagegen sind die meisten anderen MMOs total langweilig, da gibts nur hübsche Variationen von Barbie und Ken und sehr selten kann man auch mal ein unförmiges Monster spielen.
Für mich ganz klar ein Grund weshalb WoW so erfolgreich war.
Zuletzt geändert von Urlaub_in_Italien am 11. Jul 2021, 15:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Early
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Early »

Edelknödel hat geschrieben: 11. Jul 2021, 15:35 Es ist deshalb eine schwierige Gratwanderung wie man Übergewicht in Medien darstellt. Es gibt nämlich bestimmt auch Raucher die sich damit super fühlen, keinen Krebs davon bekommen und ein hohes Alter erreichen. Trotzdem findet Rauchen aus gutem Grund mittlerweile kaum noch in Filmen oder Serien statt. Als Fazit vielleicht: Dicke Menschen sind total okay, Dicksein ist aber trotzdem schlecht.
Sehr interessanter Vergleich, der eigentlich genau das Gegenteil vorschlägt, was im Podcast besprochen wurde. ;) Und ich muss gestehen, dass ich diesem Gedanken einiges abgewinnen kann. Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft davon profitiert, wenn ich Dicksein noch populärer und gesellschaftstauglicher mache. Bei den Zigaretten hat's ja wirklich ganz gut funktioniert, dass man die Dinger in den letzten Jahrzehnten uncool machte. Übergewicht ist genauso wenig uncool und sollte nicht auch noch gefördert werden, indem man das medial positiv in Szene setzt.
Edelknödel hat geschrieben: 11. Jul 2021, 15:35Der Trick ist dann, sich das ganze so leicht und angenehm wie möglich zu machen. Einen Sport finden, der einem wirklich Spaß macht. Zusätzliche Bewegung in den Alltag einbauen (zu Fuß gehen oder Rad fahren anstatt Auto) usw. Bei der Ernährung nur ein moderates Kaloriendefizit und trotz aller Einschränkungen kann man trotzdem lecker essen und sich auch satt essen.
Es ist einfach unglaublich wichtig, dass die Menschen in Bewegung kommen. Ohne Sport ist es extrem schwierig. Viele können zwar rein mit ihren Ernährungsgewohnheiten ihr Gewicht halten, gerade von der gesundheitlichen Seite ist Bewegung aber unabdingbar wichtig. Zumindest 2-3 Stunden pro Woche sind auf jeden Fall zu empfehlen. Sollte dank der heutigen Möglichkeiten auch kein Problem sein, da etwas passendes für einen zu finden.
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Smutje187 »

Bin ein bisschen verwirrt, was manche Argumente angeht: Jochen hat doch im heutigen Podcast klar gesagt, dass Übergewicht an sich nicht gut ist und gesundheitlich abzulehnen wäre - es ging aber darum, dass übergewichtige Menschen nicht gleich als fette, furzende, Kinder-Essende Nichtsnutze dargestellt werden und dass übergewichtige Menschen in Medien eben oft so dargestellt werden, als sei „Übergewicht“ eine eigene Charakterklasse und abseits der Übergewichtigkeit haben derlei Menschen keine anderen (positiven) Eigenschaften - stumpfe Vereinfachung eben.

Positives Beispiel, was mir direkt einfiel: Alex Yu (Prey 2016): Erfolgreicher Wissenschaftler „trotz“ Übergewicht (um mal beim Klischee zu bleiben).
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Early »

Torgau hat geschrieben: 11. Jul 2021, 15:56
Du müsstest definieren, was unter offenem Umgang verstehst. Augenblicklich befinden wir uns in dem Status Quo, dass sich wildfremde Menschen bemüßigt fühlen das Gewicht ihrer Mitbürger zu kommentieren und öffentlich auf dessen Ursachenforschung zu gehen.
Selbstverständlich ist jeder angehalten jede Facette seines Lebens zu thematisieren mit der er sich selbst wohlfühlt. Die Erwartungshaltung das Thema wäre für Dritte sensationistisches Free Real Estate hat für mich nichts mit Offenheit zu tun.
Ist dann halt ein Henne-Ei-Problem. ;) Je mehr Menschen offen darüber sprechen, umso eher wird man eine Offenheit zu diesem Thema bekommen.

Grundsätzlich ist es in diesem Fall natürlich so, dass ich mich, wenn ich mich in die Öffentlichkeit begebe, auch damit umgehen muss, dass meine Person öffentlich kommentiert wird. Ob das jetzt klug oder vernünftig ist, sei einmal dahingestellt. Fakt ist aber, dass ich als öffentliche Person mit so etwas leben werden muss.

BTW: Wo kritisieren wildfremde Menschen das Gewicht ihrer Mitbürger? Oder meinst du da die allgemeine Kritik aufgrund der hohen Anzahl an Übergewichtigen in der Gesellschaft? Das ist ja aus gesundheitspolitischer Sicht sogar extrem wichtig, dass auf diese Thematik aufmerksam gemacht wird.
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Early
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Re: Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Early »

Torgau hat geschrieben: 11. Jul 2021, 16:14
Das Problem betrifft keineswegs nur Personen die sich freiwillig dem Rampenlicht aussetzen.
In der Öffentlichkeit gegenüber Passanten oder Mitfahrern in der U-Bahn als Zuruf, sehr beliebt am Arbeitsplatz. Eine ältere Arbeitskollegin hat sich erdreistet einem Kumpel über den Bauch zu streicheln und zu fragen womit er schwanger ist. Scherzhaft hat es Jochen ja auch bei Sebastian angeschnitten.
Das ist für mich kein Henne-Ei Problem. Die Henne hat die Waffel zu halten, das Ei wird sich schon melden, wenn es was zu sagen hat.
Das halte ich aber eher allgemein als Problem des schlechten Benehmens. Gibt ja genauso gut ein paar Idioten, die sich auch über die fehlende Haarpracht oder andere "Schwächen" anderer lustig machen.
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