Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

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Voigt
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Voigt »

Das ist eigentlich auch ganz netter Gedanke, wie verhält sich die Darstellung von Slenderman als untergewichtige Horrorfigur gegenüber den Duke als übergewichtige Horrorfigur? Kenne selber halt nur Slenderman, daher kann ich selber nix dazu sagen.
Urlaub_in_Italien
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

Wenn ich so durch meine Videospiele gehe, finde ich dann doch eigentlich in den meisten auch dicke Figuren und traurigerweise meistens als comic relief. Aber zumindest nicht negativ, oft als ernstzunehmender Gegner oder Verbündeter. Hier mal 4 Beispiele aus Spielen, die vermutlich auch Kinder spielen:

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Papu Papu aus den Crash Spielen (hier Crash Team Racing Nitro-Fueled). Lustigerweise sind ja dicke Fahrer meistens die mit der höchsten Maximalgeschwindigkeit. Konnte ich selber beim Fahrradfahren nie so bestätigen.

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Generischer Käfer Trainer aus Pokemon Let's Go Pikachu.

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King K. Rool aus Donkey Kong, hier der Amiibo aus Smash Bros. Er ist selbstbewusst und ein bisschen wahnsinnig und hat sich seinen Platz auf meinem Schreibtisch verdient ^^

https://youtu.be/INqdpStiuc8
Magnus aus der Spyro Reignited Trilogy.
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Terranigma
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Terranigma »

Heretic hat geschrieben: 12. Jul 2021, 11:21Gute Frage. Der Duke müsste nicht dick sein, um seinen Zweck im Spiel zu erfüllen. Die Entwickler haben sich aber dazu entschieden, ihn als stark übergewichtige Person darzustellen. Kann man machen, ist quasi der Gegenentwurf zum Slender Man. Über die Art und Weise der Darstellung kann man sicherlich streiten. Aber schmatzen und schlürfen sind in Japan nicht negativ konnotiert, soviel ich weiß. Keine Ahnung, ob das auch auf Darmwinde zutrifft.
Sagen wir's so. Es wurde ja schon einmal an anderer Stelle über die Themenwahl japanischer Malerei gesprochen - Stichwort: Tentakelmonster - und es gibt auch ne' bekannte Bildrolle aus der Edo-Zeit namens he-gassen 屁合戦: Furz-Wettkampf. Der Name ist Programm. Die auf der Bildrolle dargestellte Geschichte handelt von Männern, die sich offenbar für'n Furzwettkampf verabreden und sich dann gegenseitig ins Gesicht furzen, vom Pferd wegfurzen und, ... ja. Das könnte auch ne' South Park-Episode der 1. Staffel sein. :ugly:
SpoilerShow
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Ansonsten ist's heute aber ein Tabu, ebenso wie in Deutschland. Was üblich und akzeptabel ist, dass ist die (Nudel-)Suppe zu schlürfen. Oder auch sonst Geräusche beim Essen machen. Auch für japanische Standards wirkt der Duke wie'ne Überzeichnung. Ob Japan, wie in der Folge angesprochen, Übergewichtige nun häufiger - im Vergleich wozu? - negativ darstellt und als Bösewichter verwendet, könnte ich aus'n Stehgreif so nicht beantworten. Ich glaube es liegt allenvoran am Medium. Japan hat eine Zeichentrick-Kultur und die Arbeit mit überzeichneten Proportionen - sehr groß, sehr schlank, sehr dick, u.Ä. - sind'n typisches Stilmittel des Zeichentrick. Auch hier gehört die überzogene Ess-Szene ja quasi zum Standard, d.h. dass Figuren sich das Essen reinschaufeln und dabei eben auch Geräusche machen. Videospiele lehnen sich oftmals daran an. Wenn ich an ältere Walt Disney-Filme denke, dann sind die Bösen dort auch öfters mal besonders dick (z.B. Ariel) oder auch besonders dürr (z.B. 101 Dalmatiner). Wenn's was aktuelles sein soll, könnte man z.B. auch Bob's Burgers nehmen, wo Gene erkennbar übergewichtig ist und sich u.a. dadurch auszeichnet, dass er halt gerne isst. Wenn ich wiederum an Live Action-Filme-/Serien aus Japan mit echten Schauspielern denke, dann fällt mir zumindest aus'n Stehgreif nicht viel ein, wo dicke Menschen negativ dargestellt werden - oder überhaupt. Weil's eben auch wirklich nicht viele gibt.

Wie in allerlei Bereichen mag deshalb aus unserer Sicht dort auch'ne gewisse Sensibilität für das Thema fehlen, weil adipöse Menschen - hier definiert als BMI über 30 - dort laut Zahlen von 2020 einen Anteil von ca. 3,5% ausmachen. Man muss sie im Alltag schon suchen. In Deutschland ist der Wert 7-fach höher bei ca. 25% mit einem BMI über 30. Ob die Zahlen so genau zutreffen oder es hier und dort'n wenig mehr oder weniger ist sei mal dahingestellt. Aber die Body Positivity-Bewegung gewinnt in vielen westlichen Gesellschaften derzeit wohl auch deshalb an Fahrt, weil's eben immer mehr - und in absoluten Zahlen auch ziemlich viele - Menschen gibt, die's betrifft.
Voigt hat geschrieben: 12. Jul 2021, 11:28 Das ist eigentlich auch ganz netter Gedanke, wie verhält sich die Darstellung von Slenderman als untergewichtige Horrorfigur gegenüber den Duke als übergewichtige Horrorfigur? Kenne selber halt nur Slenderman, daher kann ich selber nix dazu sagen.
Der Gedanke kam mir auch. Dürrheit ist ja durchaus auch ein typisches Horror-Design, z.B. sehr dürre Figuren mit knochigen Fingern. Was diese Figuren so auf'n ersten Blick für mich aber unterscheiden ist, dass ihre Dürrheit nicht mit Anorexie - d.h. ihrem Essverhalten - in Verbindung gebracht wird. Es gibt durchaus stark übergewichtige Figuren/Monster, die z.B. viel essen, ihre Gegner essen oder sogar - man denke an den Butcher aus Diablo - mit Kochuntensilien bewaffnet sind. Analog dazu wär's wohl so, als würde sich der Slenderman als Attacke den Finger in den Hals stecken. Mir fällt kein Beispiel ein, in dem mit Magersucht als Gegenkonzept gearbeitet wird.
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Edelknödel
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Edelknödel »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 11. Jul 2021, 20:05 Es braucht "nur" eine komplette Ernährungsumstellung, viel Sport/Bewegung, wenig bis gar keinen Alkohol und das Fachwissen um effektives, gesundes Abnehmen für den eigenen Metabolismus. [...]eine der einschneidensten Lebensumstellungen sind, die man gemeinhin machen kann. In vielen Fällen hat das gravierende Auswirkungen auf das Privat- und Sozialleben.
Je größer die Umstellung, die dafür notwendig ist, desto dringender sollte man sie aber angehen - ganz unabhängig davon, ob man jetzt Gewicht verlieren oder halten möchte. Das Übergewicht ist dann ja nur ein Symptom eines grundsätzlich ungesunden Lebensstils. Gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung und auch genug, erholsamer Schlaf sollten immer erstrebenswert sein.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Heretic hat geschrieben: 12. Jul 2021, 11:21
Was den BMI betrifft: Ich bin da laut BMI-Rechner im grünen Bereich, würde mich selbst aber als leicht übergewichtig einstufen. Nach einem langen Corona-Winter ging die bei den ersten Sonnenstrahlen frohgemut aus dem Schrank geholte kurze Hose plötzlich nicht mehr zu. Also stellte ich mich mal wieder auf die Waage und siehe da: vier Kilo zugelegt. Hab' ich nicht bemerkt. Oder vielleicht wollte ich es nicht bemerken. ;)
Der BMI als grobe Richtlinie mag ok sein, aber wirklich aussagekräftig ist er nicht.
Das ist genau das, was Studien belegen. Er ist Aussagekräftig, wenn er Übergewicht anzeigt. Er ist nicht aussagekräftig, wenn er Normalgewicht anzeigt. Skinny Fat kann er nicht diagnostizieren. Allerdings ist ein geringer BMI statistisch gesehen gesünder. Wer irgendwo bei 24-25 rumdümpelt, ist nicht im sicheren Bereich :D
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Floki hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:30 Mal so am Rande, wenn man sich die Statistiken - https://cfcdn.aerzteblatt.de/bilder/201 ... 393280.jpg - anschaut, was Betroffene selber sagen, warum sie fettleibig sind, dann sind das alles vermeidbare und - ja - selbstverschuldete Gründe. Ich zähle mich nicht selbst dazu, weiß aber, wenn da was dran ist, dann ist das meine Schuld, da ich weiß wie man es ändert. Daher stört mich auch die Darstellung nicht wirklich, denn verzehrte Darstellungen nur der Diversität wegen man die Sache auch nicht glaubwürdiger.
Das ist aber halt auch nur eine Befragung, die ein offensichtliches Problem aufzeigt. Wenn einem jemand ein Rauschmittel in den Drink tut, von dem man süchtig wird, dann ist man an der Sucht auch nicht selbst schuld. Viele ungesunde Ernährungsweisen sind angelernt, teilweise sogar direkt im Mutterleib mitgegeben. Man hat zum Beispiel festgestellt, dass eine übergewichtige, schwangere Frau den weiteren Lebenswerk ihres Kindes positiv beeinflussen kann, wenn sie wenigstens in der Schwangerschaft Diät hält. Umgekehrt funktioniert das aber leider auch.

Übergewichtige sind nicht alle einfach nur allein schuld.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Maestro84 »

Ich finde das Thema lustig. Ich wiege auch zehn Kilo zu viel, eher fünfzehn, aber ich kam mir nie diskriminiert vor. Darf ich mich als mittelalter, weißer Mann eigentlich diskriminiert fühlen? Ich bin doch der, der alle Anderen diskriminiert und belästigt und für hunderttausend Jahre Elend der Welt verantwortlich ist.
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Heretic
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Heretic »

Dr_Hasenbein hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:30 Das ist genau das, was Studien belegen. Er ist Aussagekräftig, wenn er Übergewicht anzeigt. Er ist nicht aussagekräftig, wenn er Normalgewicht anzeigt. Skinny Fat kann er nicht diagnostizieren. Allerdings ist ein geringer BMI statistisch gesehen gesünder. Wer irgendwo bei 24-25 rumdümpelt, ist nicht im sicheren Bereich :D
Ich liege bei 23,53. McDonald's, ich komme! :mrgreen:
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Heretic hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:44
Dr_Hasenbein hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:30 Das ist genau das, was Studien belegen. Er ist Aussagekräftig, wenn er Übergewicht anzeigt. Er ist nicht aussagekräftig, wenn er Normalgewicht anzeigt. Skinny Fat kann er nicht diagnostizieren. Allerdings ist ein geringer BMI statistisch gesehen gesünder. Wer irgendwo bei 24-25 rumdümpelt, ist nicht im sicheren Bereich :D
Ich liege bei 23,53. McDonald's, ich komme! :mrgreen:
Wenn Du mit dem Fahrrad hinfährst, sei es dir gegönnt :P
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Gonas
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Gonas »

BlackSun84 hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:44 Ich finde das Thema lustig. Ich wiege auch zehn Kilo zu viel, eher fünfzehn, aber ich kam mir nie diskriminiert vor. Darf ich mich als mittelalter, weißer Mann eigentlich diskriminiert fühlen? Ich bin doch der, der alle Anderen diskriminiert und belästigt und für hunderttausend Jahre Elend der Welt verantwortlich ist.
Ooooook? Brauchte es denn so dringend einen Möglichkeit eine Opferhaltung anzunehmen obwohl es keinen Grund gab?

Super Einstieg in eine Diskussion.
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Gonas
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Gonas »

Floki hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:55
Gonas hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:53
BlackSun84 hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:44 Ich finde das Thema lustig. Ich wiege auch zehn Kilo zu viel, eher fünfzehn, aber ich kam mir nie diskriminiert vor. Darf ich mich als mittelalter, weißer Mann eigentlich diskriminiert fühlen? Ich bin doch der, der alle Anderen diskriminiert und belästigt und für hunderttausend Jahre Elend der Welt verantwortlich ist.
Ooooook? Brauchte es denn so dringend einen Möglichkeit eine Opferhaltung anzunehmen obwohl es keinen Grund gab?

Super Einstieg in eine Diskussion.
Ich finde den Gedankenanstoß schon gerechtfertigt. Nur weil es nicht opportun ist, ist es eine nicht beleidigende Frage, die vielleicht auch möglich absurde Strömungen aufzeigt. Auch das gehört zu einer Diskussion.
Das Erlebnis nicht für sein Gewicht diskriminiert zu werden ist auf jeden Fall interessant für die Diskussion, aber ich sehe nicht wie die Umkehrung der Privilegiertheit in eine Opferrolle die als Schutzreflex in vielen gesellschaftlichen Diskussionen genutzt wird bei diesem Thema weiterhilft, bzw. zu irgendetwas führt.
Zuletzt geändert von Gonas am 12. Jul 2021, 13:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Maestro84 »

Floki hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:53
BlackSun84 hat geschrieben: 12. Jul 2021, 12:44 Ich finde das Thema lustig. Ich wiege auch zehn Kilo zu viel, eher fünfzehn, aber ich kam mir nie diskriminiert vor. Darf ich mich als mittelalter, weißer Mann eigentlich diskriminiert fühlen? Ich bin doch der, der alle Anderen diskriminiert und belästigt und für hunderttausend Jahre Elend der Welt verantwortlich ist.
Such Dir Deine von der Norm abweichende Nische, inszeniere Dich als Opfer und sei dadurch unantastbar und laut. Klappt immer. Nischen können scheinbar auch identitätsstiftend sein. Da tun sich ganz neue Wege auf. ;-)
Hm, ich bin ein dicker, mittelalter Mann der Teenieanimemädels mag, also hebephil ist. Damit müsste ich doch zu einer Minderheit gehören, oder?
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Edelknödel »

BlackSun84 hat geschrieben: 12. Jul 2021, 13:41 Hm, ich bin ein dicker, mittelalter Mann der Teenieanimemädels mag, also hebephil ist. Damit müsste ich doch zu einer Minderheit gehören, oder?
Ja super Beitrag von dir, danke.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Gonas »

BlackSun84 hat geschrieben: 12. Jul 2021, 13:41 Hm, ich bin ein dicker, mittelalter Mann der Teenieanimemädels mag, also hebephil ist. Damit müsste ich doch zu einer Minderheit gehören, oder?
Zu irgendeiner Minderheit gehört man immer. ;)
Und sei die Minderheit nur, dass man Lakritz mag.

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Felidae
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Felidae »

Gonas hat geschrieben: 12. Jul 2021, 13:45
BlackSun84 hat geschrieben: 12. Jul 2021, 13:41 Hm, ich bin ein dicker, mittelalter Mann der Teenieanimemädels mag, also hebephil ist. Damit müsste ich doch zu einer Minderheit gehören, oder?
Zu irgendeiner Minderheit gehört man immer. ;)
Und sei die Minderheit nur, dass man Lakritz mag.

Worauf willst du hinaus?
Er ist halt ein (halb)alter weißer Mann, der nicht versteht, warum man auf andere Menschen und ihre Gefühle Rücksicht nehmen soll.

Das eine schreibt er ja selbst, das andere schließe ich aus dem Rest.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Mastertronic »

Gonas hat geschrieben: 12. Jul 2021, 13:45
Und sei die Minderheit nur, dass man Lakritz mag.
Die Minderheit gehört aber wirklich ernsthaft gehated & gedissed - wer mag denn Lakritz.. :D
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TheDarkShadow
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von TheDarkShadow »

Herje, hier schießen sich aber wieder mal BEIDE Seiten ins Knie.
Der eine bringt einen etwas sehr lockeren Spruch und die andere Seite schreit wie aufgeschrecke Hühner ob dessen und fängt direkt mit Angriffen und Unterstellungen an:
Felidae hat geschrieben: 12. Jul 2021, 14:16 [...]
Er ist halt ein (halb)alter weißer Mann, der nicht versteht, warum man auf andere Menschen und ihre Gefühle Rücksicht nehmen soll.

Das eine schreibt er ja selbst, das andere schließe ich aus dem Rest.
Vielleicht können stattdessen einfach mal beide Sachen sich zurück zum Sachthema begeben?

Aber um auch was zu der Diskussion beizutragen.

Ich selbst war schon als Kind übergewichtig. Nicht Kugelrund, aber genug um permanen Opfer von dämlichen Sprüchen, Ausgrenzung (besonders bei Schulsport, Teamwahlen als Paradebeispiel) und schlussendlich von aktivem Mobbing (sowohl via noch extremeren Sprüchen und 'Klassiker' wie Klebstoff in den Turnbeutel...).
Und ja, dies war bekannt und von der einen Seite hervorgeführt und von den anderen toleriert oder halt aktiv weggeschaut (inkl. Lehrer, versteht sich).
Und ja, das hat massive Narben hinterlassen und mein Selbstwertgefühl bis Heute massiv negativ beeinträchtigt. Und nein, man muss nicht glauben dass dies besser im Erwachsenenalter wird. Ich hatte sogar eine Phase wo mir dass so sehr auf den Magen geschlagen ist, dass ich gar nichts mehr gegessen habe, dies führte zu einem massiven Gewichtsverlust, jedoch rein in eine Esstörung, war schlussendlich so weit bis ich mich selbst hab sagen hören, asl das Thema 'was essen' aufkam "Iiih, Ihr wollt was essen?" . Just danach ist der Groschen gefallen, kurz vor knapp im übrigen. Hat aber später nur auch wieder dazu geführt dass es wieder in die andere Richtung ging (auch noch massiv verstärkt davon dass durch Umzug wegen Ausbildung mein gesamtes soziales Umfeld auf einen Schlag weg war, bei gleichzeitig minimalsten Geld, was ja logisch ist, wenn man von der Ausbildung gleich die Miete bezahlen muss um die Ausbildung überhaupt machen zu können...).
Und ja, ich kann sagen, auch bis Heute, wo es sogar wieder schlimmer geworden ist, die Gesellschaft ist weiterhin alles andere als Nett zu Menschen welche übergewichtig sind. Nur weil man dass als dünner Mensch nicht mitbekommt, ist es nicht automatisch der Fall, dass es das nicht gibt. Ich könnte von diversen Erlebnisssen erzählen, mein Paradebeispiel hier war wohl in der Disco, wo ich all meinen Mut zusammen genommen hatte und eine Dame angesprochen habe. Heraus kam ein wildes Gelächter und ein Spruch der grob folgend war "Hahahahahahahaha, Du willst was von mir? Verschwinde Du Fetti, als ob Dich jemand haben will." Natürlich laut rausposaunt. Ebenfalls ein Erlebnis was nicht nur ein wenig mein Selbstbewusstsein geprägt hat, soviel kannn ich versichern und wie gesagt, auch nur exemplarisch stehend.

All die werten Damen und Herren, welche hier also nun davon sprechen dass es doch so gut wie keine Probleme für übergewichtige Menschen in unserer Gesellschaft mehr gibt, seid versichert, die gibt es sehr wohl noch.

Tante EDIT sagt: Dies ist ein recht emotionaler Text von mir und alleine wieder an all die Gegegebenheiten zu denken zieht mich auch direkt wieder ziemlich herunter, also bitte ich Euch, nehmt Euch das geschriebene ruhig zu Herzen.

Wenns interessiert kann ich auch was dazu schreiben warum auch diese Erlebnisse dafür gesorgt haben dass es einen noch schwieriger fällt etwas für den eigenen Körper zu tun.
Klonky
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Klonky »

Im Podcast wurde leider kaum/gar nicht über den Production value gesprochen bzw. wo macht es eigentlich Sinn, einen übergewichtigen Charakter ins Spiel zu implementieren. In der Regel kostet das aus einer Entwicklersicht nur mehr Geld, die Animationen etc. anzupassen. Schaut man sich solche Spiele wie GTA und Konsorten an, sieht man schnell, selbst dort, wo es sich lohnen würde, wurde es kaum gemacht. GTA im Fiktiven Amerika könnte ja viele übergewichtige Figuren haben, tut es aber scheinbar kaum.


Übergewichtige Charaktere kann man auch nur in Neuzeitspielen implementieren. Man darf nicht vergessen, wie diese Ganze Übergewicht Problematik entstanden ist, immer mehr Menschen der Gesellschaft bewegen sich gar nicht mehr oder kaum. Dazu die defekte Ernährung. Gladitartoren als Beispiel waren vielleicht etwas schwerer, aber nicht zu vergleichen wie heute, übergewichtig.
Ein Charaktere aus einem Videospiel, der viel unterwegs ist, verbraucht Automatisch genug Energie, um nicht zu viel anzulegen, um in diese Klasse fallen zu können. Übergewichtige Charaktere aus Filmen etc. sind meistens die, die ausgesorgt haben: Die Könige, die Landherren etc. Und selbst die werden in Spielen kaum so animiert bzw. dargestellt. In Filmen natürlich schon, da es dort einfacher ist, einfach so eine Person zu casten.


Schaut mal nach Read Dead - Dort kann man übergewichtige Charaktere haben. Bestimmt, weil eben Rockstar dort bestimmt hat, wir haben genug Geld für diese Art des Designs.
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Felidae
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 12. Jul 2021, 14:55
Dass es die "Ich bin gegen alles"-Fraktion gibt weiß ich. Ist einfach so und auf deren Nicht-Argument muss man gar nicht eingehen. Dabei bin ich nicht.

Die Frage, die ich mir aber stelle, ist wie weit man auf Befindlichkeiten Rücksicht nehmen muss(!), auch wenn sie teils noch so absurd sind.
Gutes Beispiel: Die Diskussion, ob Männern, die eine Transsexuelle nicht daten möchte gleich transphob sind.
Nehmen wir an, jemand möchte unbedingt, dass ihn ein jeder als Gummibärchen wahrnimmt und er regt sich tierisch darüber auf, wenn es jemand nicht tut. Leute pflichten ihm bei, es gibt Gummibärchen Profilrahmen bei facebook, der ganze Kram. Ist das angemessen und richtig? Schwer zu sagen, vermutlich nicht ,da es absurd ist.
Das ist ein Ende der Fahnenstange, das andere ist sicherlich das Beklagen der Homosexuellen auf Gleichberechtigung. Das kann man nachvollziehen und setzt sich für ihre Rechte auch im kleinen Umfeld und in Diskussionen ein.
Jetzt haben wir zwei Enden einer Skala und irgendwo versuchen wir gesellschaftlich eine Balance zwischen Sinnvoll und Schwachsinn zu ziehen. Und da müssen mehrere Kriterien berücksichtigt werden. Dieser Punkt verschiebt sich auch und muss sich verschieben, nur ist die Frage, ob wir nur eine vermeintlich tolerant richtige Antwort auf die Fragen nach dem "Ist doch ok" zulassen oder ob man die Befindlichkeiten mancher auch in Frage stellen oder süffisant ad absurdum führen darf?
Das wird jetzt zwar etwas arg OT - aber einmal will ich trotzdem drauf antworten (dabei bleibts aber auch). Ich für mich selbst habe beschlossen, einfach NIEMANDEN aufgrund dessen, wie diese Person sich selbst versteht, schaden zu wollen, solang diese Person nicht wiederum anderen Menschen schadet. Wenn sich jemand wie ein Gummibärchen fühlen sollte (wobei ich es bezeichnend finde, dass immer so absurde Vergleiche genommen werden - statt mit denen zu arbeiten, die tatsächlich in Deutschland zigtausend Menschen betreffen) - ja und? Warum sollte ich diesem Menschen das absprechen wollen, solange es mich absolut nicht betrifft? Und wie gesagt - es gibt zigtausend Menschen in Deutschland, die sich nicht als einem der beiden Geschlechter deutlich zuordenbar wahrnehmen. Kleine Minderheit? Ja. Na und? Mit welchem Recht kann ich mir rausnehmen, zu beschließen, dass diese kleine Minderheit nunmal damit leben soll, wenn man sie ständig spüren lässt, dass sie nicht "normal" sind? Schon das Wort "normal" - bei dem auch ein Tierse offensichtlich nicht verstanden hat, dass allein schon dieses Wort in dem Kontext eine aggressive Ausgrenzung darstellt.

Im Grunde läuft das alles auf zwei Dinge raus - entweder auf Angst, Privilegien zu verlieren, die man so schön jahrhundertelang hatte. Oder auf Faulheit, tatsächlich dazuzulernen und jahrzehntelange Gewohnheiten aus Rücksicht aufzugeben.

Okay - es gibt auch noch das dritte, Engstirnigkeit. "Das haben wir schon immer so gemacht, mir hats noch nie geschadet, also scheiß drauf".

Besonders sozial ist aber keine der drei Möglichkeiten.
rammmses
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von rammmses »

Habe noch einen ganz grundsätzlichen Gedanken zu dem Thema: Wie, ob und was in einem Spiel (Buch/Film/...) dargestellt wird obliegt einzig und allein dem schaffenden Künstler. Ich bin völlig gegen den Gedanken da von außen irgendwelche politisch oder gesellschaftlich genehmen Darstellungen zu fordern. Die Entwickler von Resident Evil 8 können den Duke darstellen, wie sie wollen. Wenn jemand damit ein Problem hat, ist das ausschließlich sein Problem. Klar kann man kritisch über solche Darstellungen nachdenken und reden, aber es darf nie und nimmer die Forderung gestellt werden, dass sich irgendjemand danach richten sollte, denn das wäre ein Eingriff in die künstlerische Freiheit.
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