Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

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Dr_Hasenbein
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Phliege hat geschrieben: 15. Jul 2021, 15:12
lnhh hat geschrieben: 15. Jul 2021, 12:50
Einerseits ist dein "Mut" da so zuzustehen ja gut, anderseits finde ich es extrem fragwuerdig einen ungesunden Lebensstil so in Teilen schoen zu reden / zu idealisieren.
Da gibt es auch nichts wegzureden, 110kg bei 180cm oder 120kg bei einer Frau ist ganz klar deutlich zu viel - aus einer rein objektiven / medizinischen Perspektive.
Und diese Aussage ist ebenfalls extrem schwierig, "rein objektiv" kannst du hier nämlich gar nichts bewerten. Denn die Beschreibungen deuten ja erstmal auf einen gesunden und Bewegungsreichen Alltag und Lebensstil hin. Diese führen nur nicht dazu, dass man abnimmt. Nennst du es jetzt ungesunden Lebensstil nur wegen des Übergewichts? Das ist nämlich auch nur einer von ganz vielen Faktoren. Und mit deiner Aussage stellst du deine Einschätzung (woher rührt die?) ja über die der angesprochenen Ärztin.
Klar ist das nur einer von vielen Faktoren aber meist so ziemlich der größte. Übergewicht ist Auslöser von Diabetes, Schlaganfällen, Krebs, Alzheimer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht, Arthrose…um nur mal einige zu nennen. Übergewicht ist in Industrienationen eine Pandemie. Der ständige Vergleich zwischen fitten Übergewichtigen und unfitten Normalgewichtigen hat überhaupt keine Aussagekraft. Sowohl statistisch als auch individuell ist ein normales Körpergewicht immer besser. Individuell ist es ja nicht so, dass man abnimmt und von einem fitten Übergewichtigen zum unfitten Normalgewichtigen wird. Insofern ist seine Aussage schon korrekt, dass das Übergewicht objektiv betrachtet problematisch ist. Denn die gleiche Person mit Normalgewicht ist erstmal gesünder, bzw. lebt gesünder, einzig und allein wegen des verlorenen Gewichts. Klar kann die Person dann immer noch tragischerweise trotzdem an Krebs sterben oder einen Schlaganfall bekommen oder Ähnliches aber die Wahrscheinlichkeit ist drastisch verringert, wenn man abnimmt.

Im Übrigen kenne ich auch sehr gesund (aber viel) essende, Übergewichtige Wanderer die mich beim Wandern aber mal sowas von stehen lassen. Die haben halt bei der Bewegung Übung. Andererseits haben die schon Zipperleinchen, die bei Normalgewichtigen in deren Alter nicht so häufig auftreten. Aber das ist halt alles nur anekdotische Evidenz.

Dazu muss man auch feststellen, dass immer wieder normale Praxisärzte ohne Spezialisierung auf Adipositas gar nicht wirklich gute Berater auf dem Gebiet sind.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Jochen Gebauer »

cornwell hat geschrieben: 13. Jul 2021, 11:26Das klingt ja schrecklich - hast du dafür dein Sabbatical freiwillig verlängert?
Dafür? Nee, garantiert nicht :mrgreen:

Und klar klingt es schrecklich - aber das ist erstmal die Realität. Wenn man nicht viel Glück hat, wird man im Zweifel nicht den Ausdauersport finden, der einem sofort Spaß macht, das kohlenhydratarme Essen, das einem sofort schmeckt, die Freizeitbeschäftigung, die man sofort cooler findet als mit Kumpels in der Kneipe einen heben. Und daran ist auch nichts schlimm. Lebensumstellungen sind schwierig und tun weh. Das Problem ist nicht dieser Umstand, sondern die mediale Haltung, es ginge eigentlich ganz easy, man müsse nur wollen. Denn das stimmt nicht. Es ist schwierig, und es tut weh. Niemanden ist damit geholfen, das klein zu reden, im Gegenteil. Deshalb fühlt sich eine solche Umstellung am Ende ja auch so cool und befriedigend an: Weil man weiß, dass sie mehr ist als eine Bagatelle. Weil man weiß, was man dafür getan hat. Wäre es einfach, gäbe es kein gesamtgesellschaftliches Problem mit Übergewicht. Der große Fehler besteht imho darin, zu suggerieren, es sei alles so einfach - richtig ist, dass es schwierig, aber unglaublich befriedigend ist.
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Edelknödel
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Edelknödel »

Phliege hat geschrieben: 15. Jul 2021, 15:12 Und diese Aussage ist ebenfalls extrem schwierig, "rein objektiv" kannst du hier nämlich gar nichts bewerten. Denn die Beschreibungen deuten ja erstmal auf einen gesunden und Bewegungsreichen Alltag und Lebensstil hin. Diese führen nur nicht dazu, dass man abnimmt. Nennst du es jetzt ungesunden Lebensstil nur wegen des Übergewichts? Das ist nämlich auch nur einer von ganz vielen Faktoren. Und mit deiner Aussage stellst du deine Einschätzung (woher rührt die?) ja über die der angesprochenen Ärztin.
Es gibt bestimmt auch Raucher, die sagen, dass es ihnen damit super geht.

Jochen Gebauer hat geschrieben: 16. Jul 2021, 00:21 Und klar klingt es schrecklich - aber das ist erstmal die Realität. Wenn man nicht viel Glück hat, wird man im Zweifel nicht den Ausdauersport finden, der einem sofort Spaß macht, das kohlenhydratarme Essen, das einem sofort schmeckt, die Freizeitbeschäftigung, die man sofort cooler findet als mit Kumpels in der Kneipe einen heben. Und daran ist auch nichts schlimm. Lebensumstellungen sind schwierig und tun weh. Das Problem ist nicht dieser Umstand, sondern die mediale Haltung, es ginge eigentlich ganz easy, man müsse nur wollen. Denn das stimmt nicht. Es ist schwierig, und es tut weh. Niemanden ist damit geholfen, das klein zu reden, im Gegenteil. Deshalb fühlt sich eine solche Umstellung am Ende ja auch so cool und befriedigend an: Weil man weiß, dass sie mehr ist als eine Bagatelle. Weil man weiß, was man dafür getan hat. Wäre es einfach, gäbe es kein gesamtgesellschaftliches Problem mit Übergewicht. Der große Fehler besteht imho darin, zu suggerieren, es sei alles so einfach - richtig ist, dass es schwierig, aber unglaublich befriedigend ist.
Kann man so auch nicht verallgemeinern. Ich kann ganz ehrlich behaupten, dass es mir leicht gefallen ist. Ich hab aber auch nicht gewartet, bis ich 30 oder 40kg zu viel drauf hab, sondern es waren nur 10kg. Natürlich wäre es einfacher gewesen nichts zu ändern und einfach so weiter zu machen, aber es war trotzdem nicht schwer :D Offensichtlich geht es nicht jedem so, aber zu sagen, es ist immer schlimm und schwierig stimmt halt auch nicht.

Wie weiter oben schon geschrieben, kommt es glaube ich sehr darauf an, warum man es macht. Intrinsische vs extrinsische Motivation.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Edelknödel hat geschrieben: 16. Jul 2021, 08:42
Kann man so auch nicht verallgemeinern. Ich kann ganz ehrlich behaupten, dass es mir leicht gefallen ist. Ich hab aber auch nicht gewartet, bis ich 30 oder 40kg zu viel drauf hab, sondern es waren nur 10kg. Natürlich wäre es einfacher gewesen nichts zu ändern und einfach so weiter zu machen, aber es war trotzdem nicht schwer :D Offensichtlich geht es nicht jedem so, aber zu sagen, es ist immer schlimm und schwierig stimmt halt auch nicht.

Wie weiter oben schon geschrieben, kommt es glaube ich sehr darauf an, warum man es macht. Intrinsische vs extrinsische Motivation.
Ich glaube das Level ist schon entscheidend. 10 Kilo zu viel auf 180 ist nicht das Drama, und das hat man zum Sommer weg. Wenn Du aber Adipös bist, dann hast Du das zum Sommer nicht weg, bist aber insgesamt einen ziemlich schmerzvollen Weg gegangen. Adipösität ist nämlich, wie Jochen angedeutet hat, ein Lebensstil der tief verwurzelt und teilweise genetisch verankert ist. Wenn Du ein Ende sehen kannst, motiviert das ungemein, aber Abnehmen mit viel Übergewicht kann man vergleichen mit dem KSK Training, wo man die Soldaten einen Berg einen Baumstamm hochtragen lässt und ihnen bewusst das Ziel nicht zeigt.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von eXodus »

Ich habe 1 Jahr lang über Übergewicht geforscht und darüber meine Masterarbeit verfasst, von der auch ein Teil publiziert worden ist. Insofern ein spannendes Thema. Das ganze ist allerdings schon 8 Jahre her, daher ist mein Wissen vielleicht nicht mehr so up to date.

Ich habe hier im Thread sehr viel interessantes gelesen, aber leider auch viel Halbwissen. Ein Aspekt, der mir hier deutlich zu kurz kam, ist der Aspekt des Hungers. Dieser macht insbesondere die therapeutische Auseinandersetzung mit Übergewicht zu einer extrem diffizilen Angelenheit. Die Erfahrung durfte ich nach meiner wissenschaftlichen Beschäftigung dann auch in der praktischen Therapie mit Patienten machen.

Im Kontext zu Videogames ärgert mich natürlich nicht, dass Übergewicht dargestellt wird - was mich ärgert, dass Übergewicht mit anderen als negativ konnotierten Charaktermerkmalen kombiniert wird: Kontrollverlust, Gier, Korruption. Häufig wird Übergewicht als sehr einfaches Mittel verwendet, um beim Zuschauer Ekel hervorzurufen. Das ist dann keine "kritische" Auseinandersetzung mit Übergewicht und dient auch nicht dazu, auf die Gefahren von Übergewicht hinzuwesein. Das ist ein Zeichen von eklantanter Faulheit und Kreativlosigkeit der entsprechenden Writer und Designer.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

eXodus hat geschrieben: 16. Jul 2021, 12:45 Im Kontext zu Videogames ärgert mich natürlich nicht, dass Übergewicht dargestellt wird - was mich ärgert, dass Übergewicht mit anderen als negativ konnotierten Charaktermerkmalen kombiniert wird: Kontrollverlust, Gier, Korruption. Häufig wird Übergewicht als sehr einfaches Mittel verwendet, um beim Zuschauer Ekel hervorzurufen. Das ist dann keine "kritische" Auseinandersetzung mit Übergewicht und dient auch nicht dazu, auf die Gefahren von Übergewicht hinzuwesein. Das ist ein Zeichen von eklantanter Faulheit und Kreativlosigkeit der entsprechenden Writer und Designer.
Das ist eine spannende Beobachtung. In meiner eigenen Linse auf die Realität ist es nämlich bewusst anders, dicke Männer und Frauen betrachte ich eher als: Warm, Gemütlich, Verschmust, Nachgiebig, Genussmensch, usw...
Ich plädiere für einen Bud Spencer oder eine Beth Ditto als Hauptcharakter für das nächste Action-Spiel!
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von lnhh »

Urlaub_in_Italien hat geschrieben: 16. Jul 2021, 22:11 Das ist eine spannende Beobachtung. In meiner eigenen Linse auf die Realität ist es nämlich bewusst anders, dicke Männer und Frauen betrachte ich eher als: Warm, Gemütlich, Verschmust, Nachgiebig, Genussmensch, usw...
Ich plädiere für einen Bud Spencer oder eine Beth Ditto als Hauptcharakter für das nächste Action-Spiel!
Das ist schon interessant! Ich verbinde mit dicken Menschen adhoc nur negative Adjektive.
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mrz
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von mrz »

Höre gerade die Folge:
Der Ernährungskompass ist tatsächlich sehr gut.

Ansonsten taugt für den Schnitt schon der BMI ganz gut. Leute, die da die Skala mit Muskelmasse sprengen dürften eher im Promillebereich liegen.

Hab selber gerade nach meinem BMI geschaut und bin bei 29.1 und momentan schon sehr fett unterwegs und damit nur leichtes Übergewicht. Habe aber auch n FFMI von 25...

Für den Schnitt macht der BMI schon Sinn. Aufs Individuum betrachtet dann halt unterschiedlich. Sind ja nicht 60% der deutschen Männer und Frauen auf einmal Powerlifter und Bodybuilder 😂

Bis sich Muskelmasse auf den BMI auswirkt, sieht man schon außergewöhnlich fit aus.
Urlaub_in_Italien
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

Ich habe grad Little Nightmares durchgespielt. Meine Güte, also das Spiel war ja ganz nett, aber es war überhaupt nicht gruselig. Ich fand es stellenweise sogar eher unfreiwillig komisch, wenn sich z.B. ein verfetteter Koch in Richtung der Spielfigur wuchtet während aus dem Off Tubamusik kommt. Dagegen war der Duke auf jeden Fall eine elegant inszenierte Erscheinung >.<
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von joe-max »

Das hier ist wieder einer der tragischen Fälle, wo ich eine Folge erst so viel später höre, dass die Forumsdiskussion im Wesentlichen schon vorüber ist. War dennoch sehr interessant die elf Seiten hier nachzuholen. Völlig zusammenhangslos mein Senf dazu:
  • Die Rechnung "mehr Kalorien reinschaufeln als verbrennen = Gewichtszunahme" (O-Ton Prof. Weineck) ist zwar grundsätzlich richtig, darf aber nicht so interpretiert werden, dass der Einzelne die Gesamtverantwortung für seine körperliche Verfassung trägt. Da kommen Politik, Gesellschaft und Industrie zu leicht davon. Ich stimme Jochen zu, dass Körpergewicht von anderen Eigenschaften zu entkoppeln, es gleichzeitig aber als Problem, v.a. bei Kindern anzuerkennen.
  • Die Faktoren "Wissen" und "Gewöhnung" werden unterschätzt. Nein, nicht jeder weiß, was ungesättigte Fettsäuren sind, wo wie viele Kohlehydrate drinstecken und welche Funktion Öl im Salat erfüllt. Viele Gerichte und Essensgewohnheiten aus der Kindheit behält man bei, auch wenn man irgendwann weiß, dass sie ungesund sind. Hier sind v.a. die Eltern gefragt, ihre eigenen Gewohnheiten zu überdenken und anzupassen, sobald Kinder da sind. Sie sind die Vorbilder und die Hauptverantwortlichen für das, was die Kinder lernen. Es gibt Kids, die ernähren sich von Zuckerkram und weißen Nudeln. Ausschließlich. Ich sehe Kinder, die hatten kein Frühstück und pfeifen sich dann auf dem Schulweg eine Tüte Chips rein.
  • Die Schulen müssten viel mehr leisten, in dem, was sie vermitteln und in dem, was sie zu essen anbieten. Zudem schwankt die Qualität und Varianz der Essensangebote ganz erheblich. Ein Problem ist, dass ganz viele Anbieter gewinnorientierte Unternehmen sind, die verdienen mit der Schulküche ihr Geld und konkurrieren mit dem Dönermann, dem Bäcker und der Pizzastube von Nebenan. Dementsprechend biedern sie sich bei den Schülern an: Leberkäs, Pizza, Nudeln mit Käsesoße usw.
  • Nein, der Sumoringer steht nicht fröhlich jauchzend in der Küche während er sich bergeweise Burger reinschaufelt. Das Essen ist ein fester Teil des Training und des Trainingsrhythmus. I.d.R. Aufstehen - hart trainieren - viel Essen (Reise, Gemüse, Säfte)- schlafen (dann setzts besser an). Die Abkürzung über Fast-Food führt zwar auch zur Gewichtszunahme, birgt aber das Risiko massiver Folgeschäden. Die besten Sumoringer sind übrigens nicht die fettesten (150+ kg), sondern diejenigen, die bei 130kg topfit, stark, schnell und beweglich sind.
  • Übergewicht und Folgeschäden korrelieren zwar häufig, aber nicht zwangsläufig. Entscheidend ist, wie es im Körperinneren (Arteriosklersoe) aussieht. Ein Körpertyp, der leicht Fett ansetzt, aber sich gesund ernährt, mag ein wesentlich geringeres Infarktrisiko haben als ein Ektomorph, der sich nur von Fast-Food und Zigaretten ernährt.
  • Wie geht's besser? In Finnland gibt es das Schulfach Gesundheitslehre, dazu gehören u.a. die Themen Ernährung und Übergewicht. Warum nicht in Deutschland. Das Schulessen ist kostenlos, die Zubereitung obliegt den Städten, keinen privaten Anbietern. Zudem wird von staatlicher Seite ganz streng vorgegeben, in welchen Verhältnissen Nährstoffe, Fleischanteil, Zucker etc. in den Schulküchen angeboten werden. Jeder ist da, und wenn es am dritten Donnerstag im Monat Linsensuppe gibt, dann wird sie halt gegessen. Mit ausreichend Send drin, geht das schon...
  • Wenn ich schon dabei bin: Nutella, CocaCola, Chipsindustrie und FastFood-Ketten sollte untersagt werden, Werbung mit Sportlern zu zeigen. Deutsche Fußballnationalmannschaft u.ä. sollten sich verpflichten, derartige Produkte nicht zu bewerben.
@DarkShadow: Eine Frau, die so reagiert war sowieso nicht die richtige. Da muss man fast froh sein, dass das nichts geworden ist. Es gibt auch andere.
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Morty
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Morty »

eXodus hat geschrieben: 16. Jul 2021, 12:45

Ich habe hier im Thread sehr viel interessantes gelesen, aber leider auch viel Halbwissen. Ein Aspekt, der mir hier deutlich zu kurz kam, ist der Aspekt des Hungers. Dieser macht insbesondere die therapeutische Auseinandersetzung mit Übergewicht zu einer extrem diffizilen Angelenheit. Die Erfahrung durfte ich nach meiner wissenschaftlichen Beschäftigung dann auch in der praktischen Therapie mit Patienten machen.
Ja, das ist immer das Problem. Besondes lange Zeiten des Verzichts fördern Heißhungerattacken enorm. Mir hat es geholfen meine Ernährung auf Produkte mit geringere Energiedichte umzustellen, die mir aber dennoch schmecken. So kann ich mich jeden Tag mit hohem Volumen sattessen und bleibe immer noch in einem Kaloriendefizit. Richtig effektiv ist das jedoch nur mit viel Grünzeug, ich stehe darauf, aber es gibt ja auch viele, die da nicht so heiß drauf sind. Dann wird so eine Umstellung natürlich zu einer richtigen Herausforderung.

Was man auch nicht außer Achst lassen sollte, ist Sport während der Diät. Da Muskelgewebe ca. 30 % mehr Energie als bspw. Fett verbraucht, wird in reinen Hungerphasen ohne Sport eher Muskelmasse als Fett abgebaut. Unterm Strich ist der Gewichtsverlust natürlich trotzdem da, aber auf Kostes der Muskelmasse, was man natürlich vermieden will. Stockwort: skinny fat
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Lurtz
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Lurtz »

Ich hole gerade die Wolfenstein-Reihe nach und bin gerade am Anfang von The New Colossus. Schon die Anfangsszenen mit der übergewichtigen Tochter der Antagonistin sind ja mal heftiges Fat Shaming (und queer soll sie wohl auch noch sein). Kaum zu glauben, dass das noch 2017 so raus kam...
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Smutje187 »

Lurtz hat geschrieben: 20. Okt 2021, 23:03 Schon die Anfangsszenen mit der übergewichtigen Tochter der Antagonistin sind ja mal heftiges Fat Shaming (und queer soll sie wohl auch noch sein).
Ich sag mal: Wenn, dann ist sie bisexuell - ja, es gibt später noch eine ziemlich fremdschämige Szene mit einem Mann.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von kami »

Lurtz hat geschrieben: 20. Okt 2021, 23:03 Ich hole gerade die Wolfenstein-Reihe nach und bin gerade am Anfang von The New Colossus. Schon die Anfangsszenen mit der übergewichtigen Tochter der Antagonistin sind ja mal heftiges Fat Shaming (und queer soll sie wohl auch noch sein). Kaum zu glauben, dass das noch 2017 so raus kam...
Wird die nicht von ihrer Mutter, also der bösartigen Gegenspielerin gedemütigt? Warum sollte das nicht auch heute noch so erscheinen können?
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Lurtz »

Weil es für die Wirkung keine Rolle spielt ob die Aussagen von der in der Story nominell Bösen kommen. Sie bedient sich exakt der Klischees, die beim Fat Shaming verwendet werden, und die Zielperson ist objektiv in Aussehen und Verhalten auch genau darauf gemünzt gestaltet.
Die Lacher sind da klar auf Seiten der Bösen und gegen ihre Tochter gerichtet, zumal der besondere Spott noch dazu kommt, dass sie als mächtige Nazi-Generälin mit so einer feigen und willensschwachen Tochter gestraft ist (ebenfalls klare Vorurteile gegenüber Übergewichtigen).

Aber gut, die Reihe hat abgesehen von The Old Blood, das war einfach perfekter Old-school Trash eh enorme Tonalitätsprobleme, siehe das Arbeitslager in The New Order.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von kami »

Das ist wirklich die Art absurder Argumentation, die den Kampf um sozialen Fortschritt diskreditiert. Also auch die "Bösen" haben sich jetzt an die "guten" Moralmaßstäbe zu halten? Man kämpft gegen die Nazis, tötet sie, da ist doch klar, dass das Spiel nicht hinter ihren Werten und Aussagen steht.
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von lolaldanee »

Das war nicht die Aussage
Die Aussage war unter anderem: Sie wird als willensschwach und deshalb als fett dargestellt. Das ist das Klischee.
Dass sie darüber hinaus von den Nazis dafür gehänselt wird ist davon unabhängig.
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Andre Peschke
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Andre Peschke »

lolaldanee hat geschrieben: 21. Okt 2021, 10:46 Das war nicht die Aussage
Die Aussage war unter anderem: Sie wird als willensschwach und deshalb als fett dargestellt. Das ist das Klischee.
Dass sie darüber hinaus von den Nazis dafür gehänselt wird ist davon unabhängig.
IIRC fand ich damals auch die Sexszene zwischen ihr und dem schwarzen Crew-Mitglied fremdschämig. Das schien mir (!) recht eindeutig auf einen Lacher gemünzt. Glaube aber, das war der "Dissenting Vote" im Podcast damals. Also, der Rest hat die Figur nicht (so) problematisch gesehen.

Man muss sich aber auch erinnern, dass in New Colossus ja das ganze Team aus den "Geächteten" dieser Nazi-Zukunft besteht. Das sie am Anfang erniedrigt wird, ist also erzählerisch folgerichtig, weil das quasi ihre Eintrittskarte ins Team ist. Sie gehört zu den Entrechteten, weil sie nach der Nazi-Lehre ebenfalls "minderwertig" ist - sogar als Tochter einer hohen Funktionärin.

Andre
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Gonas »

lolaldanee hat geschrieben: 21. Okt 2021, 10:46 Das war nicht die Aussage
Die Aussage war unter anderem: Sie wird als willensschwach und deshalb als fett dargestellt. Das ist das Klischee.
Dass sie darüber hinaus von den Nazis dafür gehänselt wird ist davon unabhängig.
Das Klischee ja, und ich fand den Charakter auch peinlich, platt und (fast) alles um ihn einfach nicht lustig. Aber wenn ich mich recht erinnere wird der Charakter im Verlauf des Spiels durchaus gestärkt, er emanzipiert sich von ihrer Mutter und auch den negativen Sichtweise auf sie und zeigt, dass sie nicht willensschwach ist.

Aber nur soweit ich mich noch erinnern kann und erwarte da absolut keine geniale Chatakterentwicklung. Aber ist jetzt nicht so, als würden sie diese Zuschreibungen einfach als reiner Witz dass ganze Spiel stehen lassen.
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