Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

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Alienloeffel
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Alienloeffel »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 12. Jul 2021, 19:11
Alienloeffel hat geschrieben: 12. Jul 2021, 19:04Mir geht es nicht darum zu sagen, dass eh alles bullshit ist was du sagst. Ist es nicht, habe ich nie gesagt. Ich finde es aber anstrengend wenn so absolut referiert wird, wenn selbst Experten sich beim bmi zb nicht völlig einig sind
Aber bei Sachen, wo sich selbst Experten nicht einig sind, sprechen wir das doch extra und explizit an. Siehe unsere Diskussion um den BMI. Und natürlich kommen keine harten Zahlen über den Prozentsatz von Übergewicht, weil man die nicht wirklich seriös treffen kann. Auch darüber sprechen wir doch explizit im Podcast (Definitionen von Übergewicht usw.)? Dein Eindruck sei dir unbenommen, aber ich verstehe wirklich nicht, woher er kommt bzw. was ich hätte besser machen können, außer mein zufällig vorhandenes Wissen in diesem Bereich zu unterschlagen.
Da sind wir uns wohl einfach uneins und ich glaube nicht, dass das über Forenbeiträge jetzt besser kommunizierbar ist. Es muss ja nicht jedem jede Folge gefallen.
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TheDarkShadow
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von TheDarkShadow »

Mastertronic hat geschrieben: 12. Jul 2021, 16:02
TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 14:49 [...]
Wenns interessiert kann ich auch was dazu schreiben warum auch diese Erlebnisse dafür gesorgt haben dass es einen noch schwieriger fällt etwas für den eigenen Körper zu tun.
Tut mir echt leid zu hören, was Du erleben musstest.. ja würde mich schon interessieren was Dich davon abgehalten hat etwas für Deinen Körper zu tun.
Mir hatte bei einer Größe von ca. 180 cm und einem Kampfgewicht von ca. 110 kg.. gemäß BMI adipös... Yazio (Kalorienzähler..) und Sportstudio gut geholfen, um mich zumindest wieder auf 90Kg runterzubringen.. Habe mich aber wieder gehen lassen und zack jetzt wieder bei 99 Kg (BMI adipös again) :evil: Jetzt heißt es dann wieder Yazio , neuerdings Joggen, Fitness und leider auch kein Bier. Will diesmal die 90 knacken. Wie gesagt - erzähl mal warum es bei Dir nicht klappt..
Erstmal danke für die netten Worte von Euch :)
Ansonsten versuche ich das gerne zu erklären. Generell ist es sehr schwer jetzt anzufanen ohne in das alte Verhaltensmuster reinzurutschen, sprich dann wieder (fast) gar nichts zu essen und dies bis zum im vorherigen Post erklärten Punkt, vor allem da ich mir nicht sicher bin ob ich dann da wieder rauskomme.
Dann kommt hinzu, Sport wäre zusätzlich relevant bei mir, da hab ich aber wirklich das Problem dass ich mich mittlerweile so sehr für mein Gewicht schäme, dass ich mich gar nicht mehr traue dies in zB einen Fitnesscenter (was sich anbieten würde, direkt neben der Arbeit ist eines) oder generell dort zu machen, wo mich andere sehen. Dafür hab ich schon zu oft zu ekelhafte Kommentare bekommen und irgendwann ist man schlicht an einem Punkt, da kann man das nicht mehr hören und nein, ich schaffe es nicht dass ich mir nichts draus mache, dafür bin ich zu sehr hin, fühle mich da sofort an früher zurückversetzt. Dann kommt noch etwas ganz anderes hinzu, ich denke mir mittlerweile, warum? Es interessiert sich doch eh kein Mensch dafür wie ich aussehe oder was mit mir ist, ändert doch nichts. Ja, ist objektiv totaler quatsch und ja ich weiß! sogar dass man sich dünner dann wieder besser fühlt, aber dennoch komme ich von dem Gedanken nicht weg, er ist immer da. Dass sind so die Gründe die schlicht durch die Vergangenheit hervorgeführt wurden.
Dann gibts aber auch die normalen Gründe, ich arbeite im Schnitt 10 Stunden am Tag und hab dabei noch 2-2,5 Stunden ÖPNV Fahrt daily, sehe da nicht wie ich das noch unterbringen soll (auch hier, klar, man hat immer Zeit, mann muss sie sich nur nehmen, aber hey, denke jeder weiß warum dies dennoch nicht so klappt). Dann noch eine gesundheitliche Sache, welche dafür sorgt dass ich eh grundsätzlich platt bin, was durch meine massiven Schlafapnoe zurückzuführen ist und sich aktuell wieder verstärkt hat, trotz Atemmaske beim Schlafen (im übrigen nicht Gewichtsbedingt, sondern meine Atemwege sind viel zu klein, ein Problem was gut 10 Jahre gedauert hat, biss es aufgefallen ist, war vorher so platt dass ich trotz vermeintlichen 10+ Stunden Schlaf permanent darum kämpfen musste nicht einzuschlafen, auch beim Schlafen). Hilft nicht sich anzuspornen wenn man permanent platt ist.
Wie man sieht, alles von Psychisch zu Ausreden und zurück zum Gesundheitszustand. Dass ich aktuell, seit ich hier nach Bayern gezogen bin, auch kein wirkliches Sozialleben habe, macht es vermutlich auch nicht besser. Aber ich will Euch damit nicht weiter langweilen, dies hier nur weil explizit danach gefragt wurde.
Otis
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Otis »

Entschuldige, wenn ich da doch nochmal zwischen presche, aber da hast Du tatsächlich etliche Faktoren, die Dir das Abnehmen erschweren und allg. das Leben. Klingt für mich, als wäre Zeit das dringendste. Ich komme mir blöd vor, 'nem fremden übers Internet schlaue Ratschläge zu erteilen, aber kannst Du nicht irgendetwas daran verbessern? Näher zum Job ziehen oder so? (Wobei, wenn das München ist, dann geht das wohl eher nicht.)
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TheDarkShadow
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von TheDarkShadow »

Otis hat geschrieben: 12. Jul 2021, 20:10 Entschuldige, wenn ich da doch nochmal zwischen presche, aber da hast Du tatsächlich etliche Faktoren, die Dir das Abnehmen erschweren und allg. das Leben. Klingt für mich, als wäre Zeit das dringendste. Ich komme mir blöd vor, 'nem fremden übers Internet schlaue Ratschläge zu erteilen, aber kannst Du nicht irgendetwas daran verbessern? Näher zum Job ziehen oder so? (Wobei, wenn das München ist, dann geht das wohl eher nicht.)
Würde ich aber den Grund warum das nicht geht hast Du schon genannt :D
Irgendwer Anders
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Irgendwer Anders »

Was mir an übergewichtigen NPCs in Spielen so einfällt:

- Jonah in der Tomb-Raider-Reboot-Trilogie
- Alex Yu und der falsche Koch im Prey-Reboot
- die Hiker in Pokemon
- die meisten Schmiede, viele Assassinen und noch ein paar andere in Gothic 3
- Sokolov in Dishonored
- Sidorovich und der Wirt in S.T.A.L.K.E.R. - Shadow of Chernobyl
- eine Einsiedlerin in Syberia 2 (ich glaube, es war der Zweite)

Grenzt man es auf Protagonisten*innen ein, kommt mir allerdings überhaupt kein Titel in den Sinn.
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Early
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Early »

TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 20:21
Würde ich aber den Grund warum das nicht geht hast Du schon genannt :D
Klingt natürlich nach einem anstrengenden Tagesplan, aber wie wäre es, wenn du einen Teil deines Arbeitswegs mit dem Rad zurücklegen würdest? Könnte man dann ja ein bisschen verbinden.

Auf der anderen Seite bleibt zudem natürlich auch noch so fast die Hälfte des Tages übrig. Ich kann dir versichern, dass du mit Kindern beispielsweise noch weniger Stunden am Tag zur Verfügung hast und da geht's dann am Ende des Tages auch irgendwie. Wobei es mit Kindern sowieso immer nur "irgendwie" funktioniert. :ugly:
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bluttrinker13
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von bluttrinker13 »

Ich will mich mal bedanken für all diese persönlichen Eindrücke hier, @DarkShadow und andere. Top top top, ich nehme da wirklich was mit.

Ich komme übrigens aus der "anderen Ecke", untergewichtig, BMI < 18, d.h. ein Spargeltarzan, Hänfling, Dürrling, Hühnerbrust oder weißichwas ich so genannt wurde. In jungen Jahre, vor allem Schulzeit und danach sehr drunter gelitten, bis ich mir dann mein Selbstvertrauen darum aufgebaut habe, aber auch erst so mit Ende 20. Lustig, wie ich manche Geschichten wie das Kichern im Fitnesstudio, die (eingebildeten?) Blicke am Strand, oder die Abfuhren einiger Mädels nachempfinden kann weil selbst erlebt, nur eben als "Ausreißer" auf dem anderen Ende der Normalverteilung. :D Hab auch viel dafür getan, den Körper zu ändern. Gehe seit ich 16 bin in's Fitnesstudio, habe monatelang widerwärtige Eiweiss-Shakes konsumiert, aber alles ohne sichtbaren Erfolg. Also, relativ fit und drahtig wie Sau aber ich wollte ja zunehmen und nicht mit Daumen und kleinem Finger mein Handgelenk umfassen können. :ugly:

Wahrscheinlich sind zu dünne Leute auch viel weniger oft stigmatisiert und diskriminiert in den Medien, als Übergewichtige, von daher "Glück gehabt" :oops: Allein, ich könnte so einige Beispiele nennen von denen ich mich gerade damals auch immer karikiert gefühlt habe, seien das jetzt Steve Urkel oder der dürre Typ aus Road Trip.

Heute btw, mit Ende 30, bin ich normalgewichtig und durch Kraftraining in den letzten Jahren "endlich" ordentlich breit geworden. Aktuell feiere ich, wie woanders geschrieben, daher meine Zunahmen und Corona-Gewichtszunahme auch entsprechend, obwohl man eindeutig sieht das es "mir schmeckt" :D Fühle mich einfach wohler so, schade natürlich, dass das wahrscheinlich eher eine normale Alters- und Büroarbeitsbegleiterscheinung ist, statt irgendwas von mir tatsächlich erbrachtes. Lol, wahrscheinlich kommt irgendwann der Punkt an dem ich gern wieder so "drahtig" wäre wie mit Mitte 20.

Insofern, sorry für's Dazwischenflanken aus der Hühnerbrustecke und danke für die Einsichten hier.
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TheDarkShadow
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von TheDarkShadow »

Early hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:07
TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 20:21
Würde ich aber den Grund warum das nicht geht hast Du schon genannt :D
Klingt natürlich nach einem anstrengenden Tagesplan, aber wie wäre es, wenn du einen Teil deines Arbeitswegs mit dem Rad zurücklegen würdest? Könnte man dann ja ein bisschen verbinden.

Auf der anderen Seite bleibt zudem natürlich auch noch so fast die Hälfte des Tages übrig. Ich kann dir versichern, dass du mit Kindern beispielsweise noch weniger Stunden am Tag zur Verfügung hast und da geht's dann am Ende des Tages auch irgendwie. Wobei es mit Kindern sowieso immer nur "irgendwie" funktioniert. :ugly:
Jain, rechne den zusätzlichen Schlaf noch ein, welchen ich durch meine Schlafapnoe leider brauche um nicht ganz unter die Räder zu kommen und dann vielleicht noch die Zeit die man generell so brauch (aufstehen, wach werden, etc), da bleibt fast nichts mehr übrig und ab und an will ich auch noch Mal meinen Hobbies nachgehen, weil sonst würde ich kirre werden. Aber auch wahr, man hat immer Zeit, man muss sie sich nur nehmen, aber das hatte ich ja auch schon geschrieben, das dass zwar stimmt, aber halt auch nicht ;)
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Voigt »

Gerade mal getestet.. ist es ein Problem sein Handgelenk mit Kleinen Finger und Daumen zu umfassen? ^^
Weil das geht easy bei mir.
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Early
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Early »

TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:16
Jain, rechne den zusätzlichen Schlaf noch ein, welchen ich durch meine Schlafapnoe leider brauche um nicht ganz unter die Räder zu kommen und dann vielleicht noch die Zeit die man generell so brauch (aufstehen, wach werden, etc), da bleibt fast nichts mehr übrig und ab und an will ich auch noch Mal meinen Hobbies nachgehen, weil sonst würde ich kirre werden. Aber auch wahr, man hat immer Zeit, man muss sie sich nur nehmen, aber das hatte ich ja auch schon geschrieben, das dass zwar stimmt, aber halt auch nicht ;)
Ja, das ist natürlich zäh, wenn dann mit dem Schlafen auch so viel Zeit draufgeht. :( Seit wir Kinder haben schlafe ich nur mehr 4-6 Stunden am Tag, weil sonst auch nicht mehr wirklich Zeit für irgendwas wäre. Aber wenn man diese Möglichkeit nicht hat, ist das natürlich blöd. :(
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Feamorn
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Feamorn »

TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 19:33 Dann kommt hinzu, Sport wäre zusätzlich relevant bei mir, da hab ich aber wirklich das Problem dass ich mich mittlerweile so sehr für mein Gewicht schäme, dass ich mich gar nicht mehr traue dies in zB einen Fitnesscenter (was sich anbieten würde, direkt neben der Arbeit ist eines) oder generell dort zu machen, wo mich andere sehen. Dafür hab ich schon zu oft zu ekelhafte Kommentare bekommen und irgendwann ist man schlicht an einem Punkt, da kann man das nicht mehr hören und nein, ich schaffe es nicht dass ich mir nichts draus mache, dafür bin ich zu sehr hin, fühle mich da sofort an früher zurückversetzt. Dann kommt noch etwas ganz anderes hinzu, ich denke mir mittlerweile, warum? Es interessiert sich doch eh kein Mensch dafür wie ich aussehe oder was mit mir ist, ändert doch nichts. Ja, ist objektiv totaler quatsch und ja ich weiß! sogar dass man sich dünner dann wieder besser fühlt, aber dennoch komme ich von dem Gedanken nicht weg, er ist immer da. Dass sind so die Gründe die schlicht durch die Vergangenheit hervorgeführt wurden.
Zu dem Fitness-Studio vielleicht eine Idee, keine Ahnung, ob das hilfreich ist, aber ich dachte, ich schildere dennoch mal kurz, wie es bei mir gelaufen ist, hatte da nämlich quasi eine glückliche Verkettung von Umständen. Ich konnte mir selbst nie vorstellen, ins Fitnessstudio zu gehen, da ich auch immer die Mucki-Buden mit entsprechendem Klientel vor Augen hatte, und ich mich deren Augen wiederum nicht aussetzen wollte.
Ich habe allerdings vor ein paar Jahren einen Bandscheibenvorfall gehabt und hatte dann vom Orthopäden Rückensport verschrieben bekommen, das war zunächst in Bonn, aber nur kurz, da ich sehr zeitnah nach Bergisch Gladbach umgezogen bin, da ging dann der glückliche Zufall los. Ich bin im Rückensport des hiesigen Sportvereins gelandet und habe darüber erfahren, dass die auch ein eigenes Fitnessstudio haben, dazu war die Trainerin echt nett und hat uns das auch ans Herz gelegt, auch mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass es keine "Mucki-Bude" ist. Die haben Ärzte vor Ort, man hat Trainer da, die einmal eine ordentliche Einführung mit komplettem Check der aktuellen Fähigkeiten machen etc. Lange Rede kurzer Sinn, ich hab das probiert und dann (bis eben vor Corona) auch tatsächlich regelmäßig wahrgenommen, denn das war wirklich völlig anders, als was man sonst meist so zu sehen bekommt. Ich vermute, das liegt vor allem an der anderen Klientel, da hier eben alle Vereinsmitglied sein mussten (wodurch das Gesamtpaket nicht unbedingt günstig war, andererseits hätte ich viele andere Kurse des Vereins ohne oder nur mit wenig Kosten dazu machen können). Der Altersschnitt war relativ hoch (ich war mit mitte-ende Dreißig gefühlt meist unter den Jüngeren) und ich hatte nicht einmal das Gefühl, da komisch angeschaut zu werden (selbst bei den paar fitten, jüngeren Mitgliedern, die regelmäßig dort waren)!
Keine Ahnung, ob es ein ähnliches Konstrukt bei dir in der Nähe auch gibt, aber das hat mich super positiv überrascht, dass es das so gibt. (Kannte in die Richtung höchstens Fitnessstudios für Frauen.)
Wie gesagt, der einzige Haken waren die relativ hohen Kosten pro Monat (waren mit Verein + Studio am Ende etwas über 50€). Näher dran als gerne am Sport machen als dort war ich noch nie. (Auch wenn ich mich bislang hauptsächlich auf die Geräte im Zirkeltraining und Ausdauertraining auf Stepper/Ergometer beschränkt hatte, Gewichtsmaschinen waren noch in der Ferne.) Plane auch, mich da jetzt wieder anzumelden, wo ich durchgeimpft bin.
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Heretic
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Heretic »

bluttrinker13 hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:10 Insofern, sorry für's Dazwischenflanken aus der Hühnerbrustecke und danke für die Einsichten hier.
Ich hatte mal 'ne sehr dünne Freundin, die durfte sich auch öfters dumme Sprüche anhören, obwohl sie keineswegs krank oder gar magersüchtig aussah. Hauptsächlich von älteren Semestern, so in der Richtung "Mädchen, iss' doch mal was!". Das ging ihr auch gewaltig auf die Nerven. Aber klar, mit Übergewicht ist man häufig deutlich derberen Sprüchen ausgesetzt. Ich hab' sie diesbezüglich eher beneidet, weil sie essen konnte, was sie wollte, ohne ein Gramm zuzulegen. Das Leben ist oft ungerecht... :D
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Edelknödel
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Edelknödel »

TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 19:33 ich arbeite im Schnitt 10 Stunden am Tag und hab dabei noch 2-2,5 Stunden ÖPNV Fahrt daily
Ist das hier nicht das Hauptproblem? Das ist keine gesunde Work-Life Balance... Ist jetzt natürlich auch leicht gesagt, aber da würde ich mir wirklich überlegen, ob es mir der Job wert ist, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Zum Thema Schlafapnoe... hängt das nicht auch oft mit Übergewicht zusammen und würde zumindest besser werden wenn man Gewicht verliert?
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Jochen Gebauer »

Early hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:26Ja, das ist natürlich zäh, wenn dann mit dem Schlafen auch so viel Zeit draufgeht
Tatsächlich scheint viel Schlaf zunächst einmal ziemlich gut, um Gewicht abzubauen. Hier die Zusammenfassung einer Studie der Uni Chicago von 2010:

https://www.acpjournals.org/doi/10.7326 ... 006?aimhp=&

Was bei der ganzen Diskussion in meinen Augen auch noch eine ziemlich gewichtige, aber normalerweise selten bis nie erwähnte Rolle spielt: die Fähigkeit, sich selbst zu quälen. Denn die ist vielen Menschen nicht in die Wiege gelegt, spielt aber beim Abnehmen im größeren Rahmen eine ziemlich elementare Rolle. Denn um im größeren Maßstab effektiv und dauerhaft Gewicht zu verlieren, muss man:

- Sport treiben, der körperlich unangenehm ist und geistig langweilig
- angenehme Freizeitaktivitäten einschränken oder zumindest eine Weile einstellen
- auf Lebensmittel, die man gerne mag und/oder die einen emotionalen Wert besitzen, verzichten
- sich stattdessen überwiegend von Dingen ernähren, die man nicht mag
- Sozialkontakte einschränken
- nicht ganz wenig Geld ausgeben (gescheite Laufschuhe, gescheite Klamotten im Winter usw.)

Natürlich trifft nicht zwingend die ganze Liste auf jeden Einzelnen zu, aber gerade in den ersten Wochen eines solchen Unterfangens übersteigen die kurzfristigen negativen Auswirkungen die kurzfristigen positiven bei weitem. Ich bin an dem Punkt, wo ich gerne jogge oder radfahre, aber da musste ich mich ein halbes Jahr hinquälen. Ich kann inzwischen gut auf Pizza, Fast Food und Co. verzichten und das sehr dosiert genießen, aber bis ich beim Joggen keinen Heißhunger mehr auf irgendeine Kohlenhydratbombe hatte, hat echt gedauert. Ich kann mittlerweile gut mit Kumpels in die Kneipe gehen und nur ein, zwei gespritzte Apfelwein trinken, ohne dauernd Lust zu haben, mir mit ihnen sechs Halbe reinzuorgeln - aber am Anfang war's echt besser, sie alleine in die Kneipe gehen zu lassen.

Nach einigen Wochen oder Monaten merkt man natürlich die ganzen positiven Effekte der Umstellung. Aber bis dahin ist es Quälerei - und nicht jeder kann sich ohne Hilfe wochen- oder monatelang quälen. Das hat nix mit am Riemen reißen oder fehlendem Willen o.ä. zu tun - das ist ein Skill, den schlicht nicht jeder besitzt, so wie nicht jeder musikalisch ist. Dummerweise hat sich aber gleichzeitig eine ganze Lügenindustrie gebildet, die diesen Leuten mit tausend Abnehmen-in-nur-vier-Wochen-Wegen das Geld aus der Tasche zieht. Dabei kann ich erstmal jeden sehr gut verstehen, der bei einem Blick auf die obere Liste sagt: Nee, das will ich nicht alles in Kauf nehmen, dann bleibe ich lieber übergewichtig. Denn die ganzen positiven Effekte des körperlichen Wohlbefindes sind ja perfiderweise welche, die man im Zweifelsfall schon so lange nicht mehr hatte, dass man sie nicht kennt und in der Gleichung schlechterdings nicht bewerten kann.

Und wenn man dann noch einen stressigen 10-Stunden-Job mit zwei Stunden Fahrtzeit jeden Tag hat - klar will man sich sowas dann auch vielleicht nicht unbedingt noch on top zumuten.
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Early
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Early »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 12. Jul 2021, 22:00Tatsächlich scheint viel Schlaf zunächst einmal ziemlich gut, um Gewicht abzubauen. Hier die Zusammenfassung einer Studie der Uni Chicago von 2010:
Ja, das stimmt natürlich auch. Ist wahrscheinlich auch mit ein Grund, warum man mit Kindern schneller zunimmt. ;)
Jochen Gebauer hat geschrieben: 12. Jul 2021, 22:00Was bei der ganzen Diskussion in meinen Augen auch noch eine ziemlich gewichtige, aber normalerweise selten bis nie erwähnte Rolle spielt: die Fähigkeit, sich selbst zu quälen. Denn die ist vielen Menschen nicht in die Wiege gelegt, spielt aber beim Abnehmen im größeren Rahmen eine ziemlich elementare Rolle.
Jein. Natürlich hat so jeder seine persönlichen charakterlichen Eigenschaften, wenn die Eltern aber Wert auf Ernährung, Sport und ein gesundes Körperbewusstsein legen, dann werden die Kinder in einem späteren Erwachsenenleben auch relativ gut mit diesen Dingen umgehen können. Selbst wenn's dann mal ein paar Jahre ein bisschen nachlässiger zugeht, können diese Menschen deutlich leichter wieder zurück in die Spur finden. Teils aus körperlichen, teils aus mentalen Gründen.

Wenn einer in seinen ersten 30 Lebensjahren nichts gemacht hat, ist es mit Sicherheit sauschwer, da wieder aus der Sache rauszukommen. Da benötigt's dann schon einen großen Hang zur Selbstquälerei.

Aber ist natürlich auch keine Hilfe für jene, die sich gerade jetzt in so einer Situation befinden.
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Terranigma
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Terranigma »

Edelknödel hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:54Ist das hier nicht das Hauptproblem? Das ist keine gesunde Work-Life Balance... Ist jetzt natürlich auch leicht gesagt, aber da würde ich mir wirklich überlegen, ob es mir der Job wert ist, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.
Denke mal, diese Überlegung hat man früher oder später. Aber die äußeren Umstände machen's nicht leicht. Deutschland hat sich zu einer Pendler-Republik entwickelt, d.h. das Gros benötigt ca. weniger als 30 Minuten zur Arbeit. Allerdings ist's knapp ein Viertel, dass zwischen 30 bis 60 Minuten pro Strecke zurücklegt. Wenn man Stau, Zugausfälle, o.Ä. dazu rechnet ist man im Durchschnitt wohl eher am oberen Ende der Skala. Der Anteil der Berufspendler nimmt insb. seit den 90ern stetig zu - nicht unbedingt freiwillig, sondern weil "Flexibilität" im höheren Maße erfordert wird.

Während meines Studiums habe ich täglich ca. 7h gependelt plus ca. 6 Stunden vor Ort an der Uni. Die Tage gingen i.d.R. von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr Abends. Das war absolut ungesund, aber anders nicht machbar. Heutzutage dürften Mietpreise oder andere naheliegende Gründe - z.B. Arbeitsplatz des Partners, Verpflichtungen vor Ort, um Eltern kümmern, u.Ä. - dafür sorgen, dass man nicht direkt zum Arbeitsplatz ziehen kann. Ich bin körperlich recht fit, aber wenn an der Schule wieder Arbeitspeaks anstehen - Dienstbesprechungen, Klausurphase, u.Ä. - dann habe ich auch keine Kraft mehr auch nur mal ein 30-minütiges Sportprogramm einzuschieben. Der Anteil an Menschen, die unter psychischen Problemen - insb. einem anhaltend hohem Stress-Level - leiden, nimmt ja ebenso zu.


Übergewicht scheint mir unter'm Strich eher das Symptom der Summe von Problemen zu sein, die ihren Ursprung in sozialen Rahmenbedingungen haben. Der Einzelne kann entscheiden, wie er sich innerhalb der Rahmenbedingungen verhält, den Rahmen aber verändert er nicht.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
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TheDarkShadow
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von TheDarkShadow »

Feamorn hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:39
TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 19:33 [...]
Zu dem Fitness-Studio vielleicht eine Idee, keine Ahnung, ob das hilfreich ist, aber ich dachte, ich schildere dennoch mal kurz, wie es bei mir gelaufen ist, hatte da nämlich quasi eine glückliche Verkettung von Umständen. Ich konnte mir selbst nie vorstellen, ins Fitnessstudio zu gehen, da ich auch immer die Mucki-Buden mit entsprechendem Klientel vor Augen hatte, und ich mich deren Augen wiederum nicht aussetzen wollte.
Ich habe allerdings vor ein paar Jahren einen Bandscheibenvorfall gehabt und hatte dann vom Orthopäden Rückensport verschrieben bekommen, das war zunächst in Bonn, aber nur kurz, da ich sehr zeitnah nach Bergisch Gladbach umgezogen bin, da ging dann der glückliche Zufall los. Ich bin im Rückensport des hiesigen Sportvereins gelandet und habe darüber erfahren, dass die auch ein eigenes Fitnessstudio haben, dazu war die Trainerin echt nett und hat uns das auch ans Herz gelegt, auch mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass es keine "Mucki-Bude" ist. Die haben Ärzte vor Ort, man hat Trainer da, die einmal eine ordentliche Einführung mit komplettem Check der aktuellen Fähigkeiten machen etc. Lange Rede kurzer Sinn, ich hab das probiert und dann (bis eben vor Corona) auch tatsächlich regelmäßig wahrgenommen, denn das war wirklich völlig anders, als was man sonst meist so zu sehen bekommt. Ich vermute, das liegt vor allem an der anderen Klientel, da hier eben alle Vereinsmitglied sein mussten (wodurch das Gesamtpaket nicht unbedingt günstig war, andererseits hätte ich viele andere Kurse des Vereins ohne oder nur mit wenig Kosten dazu machen können). Der Altersschnitt war relativ hoch (ich war mit mitte-ende Dreißig gefühlt meist unter den Jüngeren) und ich hatte nicht einmal das Gefühl, da komisch angeschaut zu werden (selbst bei den paar fitten, jüngeren Mitgliedern, die regelmäßig dort waren)!
Keine Ahnung, ob es ein ähnliches Konstrukt bei dir in der Nähe auch gibt, aber das hat mich super positiv überrascht, dass es das so gibt. (Kannte in die Richtung höchstens Fitnessstudios für Frauen.)
Wie gesagt, der einzige Haken waren die relativ hohen Kosten pro Monat (waren mit Verein + Studio am Ende etwas über 50€). Näher dran als gerne am Sport machen als dort war ich noch nie. (Auch wenn ich mich bislang hauptsächlich auf die Geräte im Zirkeltraining und Ausdauertraining auf Stepper/Ergometer beschränkt hatte, Gewichtsmaschinen waren noch in der Ferne.) Plane auch, mich da jetzt wieder anzumelden, wo ich durchgeimpft bin.
Klingt an sich nicht schlecht, weiß nicht ob es hier sowas gibt, aber wenn ich wirklich das Los anfangen will, dann würde ich das Fitnesscenter neben der Arbeit nehmen, denn das wäre auch vom Timing für mich das einzige, was umsetzbar ist und ich komme so auch nicht in die Lage, "och, jetzt bins ich zu Hause, jetzt noch mal zum Training, nöö", sondern könnte einfach zwei Schritte weiter gehen und bin da. Vermutlich bräuchte ich da aber auch noch jemanden der mich da jedes Mal reintreten würde, damit ich die Motiviation dazu finde, da bin ich ganz ehrlich.
Edelknödel hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:54
TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 19:33 ich arbeite im Schnitt 10 Stunden am Tag und hab dabei noch 2-2,5 Stunden ÖPNV Fahrt daily
Ist das hier nicht das Hauptproblem? Das ist keine gesunde Work-Life Balance... Ist jetzt natürlich auch leicht gesagt, aber da würde ich mir wirklich überlegen, ob es mir der Job wert ist, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Zum Thema Schlafapnoe... hängt das nicht auch oft mit Übergewicht zusammen und würde zumindest besser werden wenn man Gewicht verliert?
Ahju, die Arbeit selbst macht mir Spaß, endlich habe ich eine Arbeit wo ich passabel verdiene und spaß habe, bis ich dahin kam hat es zwei Ausbildungen und sehr viel schlechte Zeiten gekostet. Der Weg weg und die Balance wäre gegeben, aber wenn nicht zufällig jemand jemanden kennt der eine bezahlbare Wohnung in oder um Brunnthal hat mit ÖPNV Anbindung, dann wird das so schnell nicht passieren.
Wegen der Apnoe, an sich richtig, aber der Effekt ist in meinen Fall relativ gering, da er primär nicht durch mein Gewicht verursacht wird. Ansonsten gilt halt dummerweise, wer müde ist, kann sich noch schlechter aufrappeln Sport zu machen und wer kein Sport macht wird nicht fitter, etwas ungünstig, aber halt auch etwas selbst Schuld, von daher wohl verdient.
Jochen Gebauer hat geschrieben: 12. Jul 2021, 22:00
Early hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:26Ja, das ist natürlich zäh, wenn dann mit dem Schlafen auch so viel Zeit draufgeht
Tatsächlich scheint viel Schlaf zunächst einmal ziemlich gut, um Gewicht abzubauen. Hier die Zusammenfassung einer Studie der Uni Chicago von 2010:

https://www.acpjournals.org/doi/10.7326 ... 006?aimhp=&
Stimmt, aber vermutich verschiebt sich das etwas, wenn der Schlaf von sich aus nicht den gleichen Effekt hat, wie bei jemand gesunden :)
Jochen Gebauer hat geschrieben: 12. Jul 2021, 22:00 Was bei der ganzen Diskussion in meinen Augen auch noch eine ziemlich gewichtige, aber normalerweise selten bis nie erwähnte Rolle spielt: die Fähigkeit, sich selbst zu quälen. Denn die ist vielen Menschen nicht in die Wiege gelegt, spielt aber beim Abnehmen im größeren Rahmen eine ziemlich elementare Rolle. Denn um im größeren Maßstab effektiv und dauerhaft Gewicht zu verlieren, muss man:

- Sport treiben, der körperlich unangenehm ist und geistig langweilig
- angenehme Freizeitaktivitäten einschränken oder zumindest eine Weile einstellen
- auf Lebensmittel, die man gerne mag und/oder die einen emotionalen Wert besitzen, verzichten
- sich stattdessen überwiegend von Dingen ernähren, die man nicht mag
- Sozialkontakte einschränken
- nicht ganz wenig Geld ausgeben (gescheite Laufschuhe, gescheite Klamotten im Winter usw.)

Natürlich trifft nicht zwingend die ganze Liste auf jeden Einzelnen zu, aber gerade in den ersten Wochen eines solchen Unterfangens übersteigen die kurzfristigen negativen Auswirkungen die kurzfristigen positiven bei weitem. Ich bin an dem Punkt, wo ich gerne jogge oder radfahre, aber da musste ich mich ein halbes Jahr hinquälen. Ich kann inzwischen gut auf Pizza, Fast Food und Co. verzichten und das sehr dosiert genießen, aber bis ich beim Joggen keinen Heißhunger mehr auf irgendeine Kohlenhydratbombe hatte, hat echt gedauert. Ich kann mittlerweile gut mit Kumpels in die Kneipe gehen und nur ein, zwei gespritzte Apfelwein trinken, ohne dauernd Lust zu haben, mir mit ihnen sechs Halbe reinzuorgeln - aber am Anfang war's echt besser, sie alleine in die Kneipe gehen zu lassen.

Nach einigen Wochen oder Monaten merkt man natürlich die ganzen positiven Effekte der Umstellung. Aber bis dahin ist es Quälerei - und nicht jeder kann sich ohne Hilfe wochen- oder monatelang quälen. Das hat nix mit am Riemen reißen oder fehlendem Willen o.ä. zu tun - das ist ein Skill, den schlicht nicht jeder besitzt, so wie nicht jeder musikalisch ist. Dummerweise hat sich aber gleichzeitig eine ganze Lügenindustrie gebildet, die diesen Leuten mit tausend Abnehmen-in-nur-vier-Wochen-Wegen das Geld aus der Tasche zieht. Dabei kann ich erstmal jeden sehr gut verstehen, der bei einem Blick auf die obere Liste sagt: Nee, das will ich nicht alles in Kauf nehmen, dann bleibe ich lieber übergewichtig. Denn die ganzen positiven Effekte des körperlichen Wohlbefindes sind ja perfiderweise welche, die man im Zweifelsfall schon so lange nicht mehr hatte, dass man sie nicht kennt und in der Gleichung schlechterdings nicht bewerten kann.

Und wenn man dann noch einen stressigen 10-Stunden-Job mit zwei Stunden Fahrtzeit jeden Tag hat - klar will man sich sowas dann auch vielleicht nicht unbedingt noch on top zumuten.
Die benannte Fähigkeit fehlt mir zusätzlich auch noch ^^°
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Andre Peschke
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Andre Peschke »

Early hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:26
TheDarkShadow hat geschrieben: 12. Jul 2021, 21:16
Jain, rechne den zusätzlichen Schlaf noch ein, welchen ich durch meine Schlafapnoe leider brauche um nicht ganz unter die Räder zu kommen und dann vielleicht noch die Zeit die man generell so brauch (aufstehen, wach werden, etc), da bleibt fast nichts mehr übrig und ab und an will ich auch noch Mal meinen Hobbies nachgehen, weil sonst würde ich kirre werden. Aber auch wahr, man hat immer Zeit, man muss sie sich nur nehmen, aber das hatte ich ja auch schon geschrieben, das dass zwar stimmt, aber halt auch nicht ;)
Ja, das ist natürlich zäh, wenn dann mit dem Schlafen auch so viel Zeit draufgeht. :( Seit wir Kinder haben schlafe ich nur mehr 4-6 Stunden am Tag, weil sonst auch nicht mehr wirklich Zeit für irgendwas wäre. Aber wenn man diese Möglichkeit nicht hat, ist das natürlich blöd. :(
Ist, meine ich mal gelesen zu haben, auch noch ein zusätzlicher Faktor für Gewichtszunahme (zu wenig Schlaf).

Andre
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TheDarkShadow
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von TheDarkShadow »

Ich muss mich übrigens entschuldigen, ich hatte nicht vor den Thread hier so sehr auf mich zu zentrieren, hier geht es ja eigentlich auch um ganz andere Sachen, denn um ein Einzelschicksal.
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Ironic Maiden
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Re: Runde #327: Über Gewicht & Der Duke aus Resi VIII - oder: Fettleibigkeit stigmatisieren?

Beitrag von Ironic Maiden »

Hm, also ich will den Thread jetzt nicht zum "Abnehmtipps mit 'The Pod'" entgleisen lassen, aber ich finde nicht, dass man sich zum Abnehmen ganz furchbar kasteien muss. Das mag typabhängig sein und natürlich ist es leichter, zuzunehmen als abzunehmen, aber die Vorstellung, dass Abnehmen immer nur aus Askese bestehen muss, baut mMn unnötige Hürden auf.

Ich will meine Klappe da auch nicht zu weit aufreißen, denn auch ich war lange stark übergewichtig und auch wenn ich jetzt viel abgenommen habe, kann ich nicht ausschließen, dass das in einem Jahr schon wieder ganz anders aussieht.
Was bei mir gut geholfen hat, ist erstmal wirklich nur auf das meiste Fast Food und Zucker zu verzichten. Früher habe ich jeden Tag mehrere Becher Kaffee mit Milch und vier Löffeln Zucker getrunken. Dann mittags noch Kuchen von Bäcker weil ich von der Arbeit müde und genervt war und abends ab und zu noch ein paar Chips. Das hat für mich ausgereicht, um irgendwann bei 80 +X Kilo anzukommen.

Nachdem ich den Zucker und den Kuchen gestrichen hatte ging es gewichtstechnisch schonmal runter. Wenn ich in einer Phase bin, in der ich abnehmen möchte, esse ich morgens drei Löffel Haferflocken mit Milch, ein paar Mandeln und Rosinen und einem Apfel oder einer Banane. Mittags gibt es zwei belegte Brote (eins mit Schinken und eins mit Ei... :D ) und abends dann was Warmes, wobei ich aber darauf achte, dass mein Teller ungefähr zur Hälfte mit Salat voll ist und ich den Rest nicht nur mit Kohlehydraten bestreite sondern anderen Kram wie Kichererbsen oder Bohnen dabei habe, die stopfen. Zwischendurch gibt es nix mehr zu essen. Am Wochenende esse ich einmal Kuchen, Kekse oder Eis oder sowas. Auf Alkohol habe ich nicht verzichtet, aber ich trinke auch nur, wenn ich mich mit Freunden treffe, das klassische Feierabendbier kenne ich sowieso nicht.
Auf diese Weise nehme ich zwar nicht schnell ab, vielleicht so ein Kilo in zwei Wochen, manchmal auch einen ganzen Monat gar nicht, aber es ist eine Schiene, die ich lange durchhalten kann, ohne genervt oder ständig hungrig zu sein. Es ginge vielleicht schneller, wenn ich Zucker noch konsequenter weglassen und auch auf Sachen wie Barbecuesoße und so verzichten würde, aber dann hätte ich wieder das Gefühl, richtig auf Diät zu sein, würde ungeduldig und frustriert usw.
Mittlerweile bin ich bei etwa 64 kg angekommen und hoffe, dass es noch etwas weiter abwärts geht. Allerdings will ich im Moment auch erstmal Spaß im Biergarten haben, solange das noch geht.

Was ich damit eigentlich sagen will ist, dass es viele Möglichkeiten gibt, abzunehmen und man schauen muss, welche für einen selbst passt. Und, zumindest für mich ist das wichtig, dass man einen Weg findet, den Alltag so zu organisieren, dass man das gesündere Essen ohne Riesenaufwand und Frust hinbekommt. Es mag Leute geben, für die striktere Diäten mit schnelleren Resultaten besser sind, aber ich persönlich denke, dass man auch auf weniger einschränkende Weise abnehmen kann, wenn man Geduld hat.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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