Ich bin jetzt selbst überhaupt kein Freund von Verboten, aber die Ergebnisse, die in der von dir verlinkten Studie beschrieben werden, haben natürlich ihren Grund in erster Linie gerade in der Nichtverfügbarkeit von synchronisierten Medien. Sowohl in Schweden (wie in ganz Skandinavien) als auch in den Niederlanden werden Filme schon immer nur in der Originalsprache gezeigt und mit Untertiteln versehen.Axel hat geschrieben:Umso mehr geht mir diese Arroganz in der Spiele- und Filmecommunity auf den Senkel, wenn Leute ernsthaft fordern, dass man doch deutsche Übersetzungen gänzlichst verbieten sollte. Das wirkt auf mich immer so, als ob diese Menschen ein Problem mit der eigenen Sprache hätten. Als ob sie deutsch nicht sonderlich mögen. Warum ist das so?
Natürlich, schlechte Übersetzungen sind mist. Game of Thrones war ja im letzten Podcast hier ein Thema.
Ich habe zum Beispiel nur durch Serien- und Spielekonsum in der Originalsprache, ohne Untertitel, meine Englischkenntnisse so sehr verbessert, dass ich eine Hand voll Kurse an der Uni überspringen konnte und kann dafür bürgen, dass man Sprache in erster Linie durch Assimilation lernen kann - und das auch unweigerlich tut, wenn man sich fordert.
Ich glaube, was die von dir zitierten "English-only-Cineasten" dazu bringt, ihre überzogene Forderung zu stellen, ist selbstverständlich auch die typische Überheblichkeit, die sich wahrscheinlich in jede Gruppe einschleicht, die sich als Abspaltung von einer größeren Gruppe gebildet hat, aber auch der Umstand, dass es durchaus schwierig ist, eine Kinovorstellung im Originalton zu finden und dass selbst Online-Serien-Bereitsteller (keine Ahnung, wie man die nennt^^) wie Amazon Prime immer noch längst nicht ihr gesamtes Angebot auch in der OV zur Verfügung stellen.
Hier in Erfurt, beispielsweise, bietet das größte örtliche Kino jede Woche genau eine Vorstellung genau eines Films auf Englisch an. Mittwochs um 00:00 Uhr. Scheiß die Wand an!
Ich kann zwar nicht für andere sprechen, aber ich mag die deutsche Sprache. In der Literatur und in der Mensch-zu-Mensch-Kommunikation. Ich hasse die deutsche Sprache im Film und in Spielen.
Das mag paradox klingen, aber ich kanns erklären. Filme und Serien (von den wenigen, ausdrücklich regionalen Produktionen mal abgesehen) weigern sich hartnäckig den ganzen dialektalen Reichtum der deutschen Sprache zu verwenden. Dabei verfällt gerade dann jeder in den Dialekt, den er als Kind aufgeschnappt hat, wenn er emotional wird. Dass Schauspieler bei deutschen Produktionen dann immernoch gestelzt und hochdeutsch jedes Wort mit Bedacht aussprechen, als stünden sie bei den Wagnerfestspielen auf der Bühne macht sie für mich unglaubwürdig. Selbst Hannoveraner reden nicht so!
Tja, und bei Spielen ist das tendenziell nur noch schlimmer. Erstens sind da die Dialoge von vornherein meistens bestenfalls mittelmäßig, zweitens werden die übersetzten Synchronspuren von Leuten aufgenommen, die meist keine Ahnung haben, was im Spiel vor sich geht, und drittens, selbstverständlich auch hier wieder in gestelzter Klaus-Kleber-Gedächtnis-Manier.
Sich beklagen bringt leider nichts. Vor allem, wenn man dann die Spiele trotzdem kauft, obwohl man weiß, dass die eigenen Englischkenntnisse wahrscheinlich nicht ausreichen werden, um an besagtem Spiel auch Spaß zu haben. Publisher lernen nur aus Verkauszahlen, wage ich mal zu behaupten, und wenn die ihnen nicht sagen, dass man für den eigentlich großen, lohnenswerten deutschen Markt eine anständige Lokalisation braucht, dann wirds die auch in Zukunft nicht geben.
Davon abgesehen, und ich hoffe, du denkst nicht, dass ich das überheblich meine, kann ich dir wirklich nur raten, deine Englischkenntnisse aufzupolieren. Jede Stunde, die du da hinein investierst, bekommst du später tausendfach vergolten, wenn du Romane, Filme und Spiele im Original genießen kannst!