Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

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Ingoknito
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Ingoknito »

Kronpr1nz hat geschrieben: 7. Dez 2021, 10:46
Floki hat geschrieben: 7. Dez 2021, 10:28
Wieso liegt da eigentlich ganz häufig der Fokus auf der Zeit zwischen Ender der 90er Jahre bis ca. 2010?
Ich nehme mal an dass ab diesem Zeitraum Spielemagazine und deren Wertung nicht mehr relevant für den Umsatz der Spiele sind.
Warum kompliziert versuchen Einfluss auf Wertungen zu nehmen, wenn man Influencern ganz offen Geld in die Hand drücken können die mehr Menschen erreichen.
denke es liegt vor allem daran dass man bei etwas was länger zurückliegt leichter Interna ausplaudern kann. Viele arbeiten dann auch nicht beim selben Unternehmen. Ein Jörg kann jetzt z.B viel freier reden als er es bei 4players getan hat.
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Heretic
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Heretic »

Mich würde mal interessieren, wieviele Leute heutzutage noch auf korrekt gekennzeichnete Advertorials "reinfallen". Ich kenne jetzt nur Beispiele von der Gamestar (z. B. dieses: Klick), und die unterscheiden sich imo auch vom Schreibstil von den sonstigen Tests. Das liest sich wie eine relativ nüchterne Spielbeschreibung, mit der ein oder anderen Lobhudelei dazwischen. Es gibt keinen Wertungskasten, kein persönliches Fazit eines bestimmten Redakteurs und natürlich auch keine Zahlenwertung. Der Verfasser des Textes heißt Sponsored Story ( ;) ) und in der Überschrift steht klar und deutlich "Anzeige". Deutlicher kann man's eigentlich nicht machen, dass es sich um Werbung handelt.

Ich will gar nicht bestreiten, dass Advertorials an sich irgendwie schäbig wirken. Als Zielgruppe kann ich mir nur den unbedarften Gelegenheitsspieler vorstellen, der auf die eigene Webseite gelockt werden soll. Aber es scheint sich ja zu lohnen...
Otis
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Otis »

Wenn's ein Problem war, das einen Großteil der Spielepresse betraf, wäre es evtl. auch gar nicht sinnvoll gewesen, einen einzelnen Redakteur an den Pranger zu stellen, nur weil man in dessen Fall halt gerade einen schriftlichen Beweis in der Hand hatte.

Wir wissen doch, wie sowas abläuft. Der Arbeitgeber distanziert sich irgendwas von values und represents not auf twitter faselnd von und feuert den Redakteur, Mutti schickt aus Kulanz noch eine Betroffenheitsbekundung aus dem Ruhestand und die blutdürstige Gamerschaft schwört mit dem Mauszeiger schon auf dem Pre-Order-Button den heiligen Boykott.

Ist das Bauernopfer dann bestattet, geht es fröhlich weiter wie zuvor. Insofern war die Ungewissheit der Anklage vielleicht nicht so verkehrt.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Jochen Gebauer »

Heretic hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:06Deutlicher kann man's eigentlich nicht machen, dass es sich um Werbung handelt
Nun, dass man es nicht deutlicher machen kann (und klar kann man: das muss nicht auf den ersten Blick aussehen wie ein redaktioneller Text), heißt ja noch lange nicht, dass es unbedenklich ist.

Gerade Native Advertising halte ich grundsätzlich für verwerflich. Denn das Ziel ist immer eine bewusste Irreführung. Ein Journalist bzw. eine Redaktion sollte dabei nicht mitspielen, ganz gleich, wie deutlich sie das kennzeichnet. Denn der Werbetreibende hat immer eine Irreführung der eigenen Leser im Sinn, und wenn er nicht überzeugt wäre, dass die trotz der Kennzeichnung funktioniert, würde er dafür nicht bezahlen. Ich muss also mindestens davon ausgehen, dass die Irreführung funktionieren könnte.

Das Argument "da ist man ja schön blöd, wenn man drauf reinfällt", finde ich dann immer irgendwo zwischen zynisch und erschreckend. Das ist nämlich genau die Ratio von Kaffeefahrtbetreibern. Es muss ja keiner die Heizdecke kaufen. Und in diesem Fall haben wir's nicht mit zwielichtigen Heizdeckenverkäufern zu tun, sondern mit Leuten, die einen Job ausüben, der von der Verfassung explizit eine Sonderrolle zuerkannt bekommt. Natürlich ist ein Spiele-Journalist kein Polit-Whistleblower, aber er ist Journalist, und wenn er eine bewusste Irreführung der eigenen Leser mindestens billigend in Kauf nimmt, dann verrät das in meinen Augen schlicht das Fundamentalste, wofür ein Journalist stehen sollte. Auch wenn er sich nur mit Spielchen beschäftigt.

In der Frage gibt's in meinen Augen wirklich keine zwei Meinungen. Zumindest nicht auf ethischer Ebene.
Ingoknito
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Ingoknito »

Kronpr1nz hat geschrieben: 7. Dez 2021, 10:46
Floki hat geschrieben: 7. Dez 2021, 10:28
Wieso liegt da eigentlich ganz häufig der Fokus auf der Zeit zwischen Ender der 90er Jahre bis ca. 2010?
Ich nehme mal an dass ab diesem Zeitraum Spielemagazine und deren Wertung nicht mehr relevant für den Umsatz der Spiele sind.
Wertungen sind immer noch sehr relevant für den finanziellen Erfolg. Es hat sich nur etwas verschoben hin von der einzelnen Wertung zu Metacritic.
Nicht umsonst weinen Entwickler wenn sie sehen dass ihr Spiel eine 90+ bei Metacritic hat (Cory Barlog). Auch werden Boni für Mitarbeiter anhand der Metacritic-Wertung ausgezahlt.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Jochen Gebauer »

Heretic hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:06Als Zielgruppe kann ich mir nur den unbedarften Gelegenheitsspieler vorstellen
Noch als kleine Anmerkung: Wenn ich einen Monat lang dein Internetverhalten tracken und auswerten würde, würde ich viel Geld wetten, dass du mindestens auf ein Native Advertisement reingefallen bist, ohne es zu merken. Und trotz Kenntlichmachung.
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Peter
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Peter »

Ich hatte mich gewundert, was hier eigentlich gemeint ist. Tatsächlich blockt nämlich der adblocker auch das alles und es bleibt fast nichts übrig.
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Heretic
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Heretic »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:18 Gerade Native Advertising halte ich grundsätzlich für verwerflich. Denn das Ziel ist immer eine bewusste Irreführung. Ein Journalist bzw. eine Redaktion sollte dabei nicht mitspielen, ganz gleich, wie deutlich sie das kennzeichnet. Denn der Werbetreibende hat immer eine Irreführung der eigenen Leser im Sinn, und wenn er nicht überzeugt wäre, dass die trotz der Kennzeichnung funktioniert, würde er dafür nicht bezahlen. Ich muss also mindestens davon ausgehen, dass die Irreführung funktionieren könnte.
Da stimme ich voll und ganz zu. Advertorials sind Mist, keine Frage. Aber sie existieren nunmal. Hat denn z. B. ein Heiko Klinge als Chefredakteur überhaupt Einfluss darauf? Oder muss er (eventuell zähneknirschend) hinnehmen, was die Chefetage und die Anzeigenabteilung so wünschen und treiben? Ansonsten würde mich noch interessieren, wer genau die Advertorials schreibt. Werbeagenturen? Oder Spieledakteure im Werbeagentur-Modus?
Jochen Gebauer hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:18 Das Argument "da ist man ja schön blöd, wenn man drauf reinfällt", finde ich dann immer irgendwo zwischen zynisch und erschreckend.
Ich meinte ja nur die korrekt und deutlich gekennzeichneten Advertorials. Nicht die, wo der Hinweis darauf irgendwo im Kleingedruckten versteckt ist. Ein Mindestmaß an Eigenverantwortung kann man kann man doch auch vom Leser erwarten. Ein "Warnung: Das Lesen dieses Textes könnte zu Fehlkäufen führen!" wäre doch leicht übertrieben. Das wäre auf einer Stufe mit dem Hinweis, man solle sein Haustier nicht in der Mikrowelle trocknen...
Jochen Gebauer hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:18 Noch als kleine Anmerkung: Wenn ich einen Monat lang dein Internetverhalten tracken und auswerten würde, würde ich viel Geld wetten, dass du mindestens auf ein Native Advertisement reingefallen bist, ohne es zu merken. Und trotz Kenntlichmachung.
Inwiefern "reingefallen"?

Ich vertraue bei meinen Kaufentscheidungen nur Amazon-Kundenbewertungen. Die sind auch viel unterhaltsamer. :mrgreen:
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Smutje187
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Smutje187 »

Floki hat geschrieben: 7. Dez 2021, 12:39
Smutje187 hat geschrieben: 7. Dez 2021, 12:23
Floki hat geschrieben: 7. Dez 2021, 11:52Betreffend 4 Players und dem kritischem Herbst ist es auch da genau das, dass ich mich frage, wieso hier keine Namen genannt werden? Ich weiß, wurde auch in dem Cast mit Jörg thematisiert und die Beweggründe meine ich noch zu kennen, aber generelle finde ich, man kann nur den Finger in die Wunde legen, wenn man auch die Wunde benennt und es nicht abstrakt lässt, oder wie es in amerikanischen Gerichtssälen heißt bei der Verwertbarkeit von Zeugenaussagen: "Einspruch, Hörensagen."
Ja eben, ein Magazin ist nun mal kein Gerichtssaal :D vermutlich hätte es dann Unterlassungsklagen gegeben und bis dann alles aufgeklärt ist, hätten die Anwaltskosten ein schwarzes Loch in das Portemonnaie gebrannt - Recht haben und Recht bekommen sind ja auch nochmal 2 paar Schuhe.
Die Bewertung solcher Hörensagen-Aussagen ist oder sollte aber gleich sein. Wenn mir jemand als fundiertes Wissen darreicht und mir aber nicht sagt von wem oder wie er an die Informationen gekommen ist, dann wird das ein Richter entsprechend bewerten und ich als Lesender ebenso.
Nichts anderes hab ich geschrieben, aber bis du recht hast bist du vielleicht einfach pleite dank der Unterlassungsklage und den einhergehenden Anwaltskosten.

Letzten Endes ist es für Außenstehende einfach, 4P vorzuwerfen, dass sie sich nicht bis zur Selbstaufgabe getrieben haben, um da einzelne Namen lang und breit durch die Gegend zu reiten, aber das ist halt kurzsichtig und realitätsfern. 4P hat versucht, aus dem so viel zu machen wie es ihnen machbar schien und das ist auch voll OK. Hätten sie durch so eine Affäre zumachen müssen, hätte den Redakteuren keiner der Kritiker die Miete bezahlt, davon gehe ich fest aus - Mut muss man sich auch immer leisten können.
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Lurtz
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Lurtz »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 6. Dez 2021, 23:25 Naja, aber gerade das Aneinandervorbeireden finde ich spannend. Denn es zeigt wunderbar, dass es hier einfach keinen gemeinsamen "Common Ground" geben kann. Natürlich wird Rae nicht sagen, dass die Gamepro nicht unabhängig ist. Weil sie wahrscheinlich (ich kenne sie nicht persönlich) zutiefst überzeugt ist, sie sei das. Und natürlich wird Jörg nicht sagen, dass reichweitenorientierter, von Werbekunden aus der Industrie mitfinanzierter Journalismus unabhängig ist. Weil er zutiefst überzeugt ist, dass der das nicht ist. Diesen gordischen Knoten wird natürlich keine Diskussionsrunde auflösen, aber gerade aus der Unvereinbarkeit der Positionen entsteht der Wert. Denn dann kann sich der geneigte Zuschauer eine eigene Meinung darüber bilden, was ihm/ihr wichtig ist. Individualismus und Unabhängigkeit in der Kritik? Vielfalt und Service?
Schon. Aber Jörg wirkt da halt auch etwas salty.

Wenn da eine Mitarbeiterin von Webedia sitzt, und du wirfst ihr mehr oder weniger offensiv derartiges vor, dann komm doch mit harten Fakten - die gibt es genug. Sonst bleibt wieder nur hängen, dass jemand mal wieder Korruption ohne Belege schreit,und der Empfänger das mit einem "davon habe ich ja noch nie gehört" kontert.
Mir das am Ende immer noch lieber ist als Raes "wir sind alle nur Menschen, passieren halt mal Fehler", während Webedias Geschäftsmodell auf diesen "Fehlern" basiert, und "es gibt keinen schlechten Journalismus, nur unterschiedliche Zielgruppen"-Haltung. Aber Jörg hätte seine Position da deutlich besser untermauern können als mit der Art von Andeutungen, die ihr schon zum kritischen Herbst rückwirkend kritisiert habt. Wobei ein Talk auch nicht das geeignete Format ist, um das zu belegen.
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Gonas
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Gonas »

Was ich in der ganzen Diskussion interessant finde ist, dass Gamestar ja immer mehr (zumindest gefühlt) Werbung mit Gaming fremden Produkten macht. Vor kurzem gab es zum Beispiel eine ganze Reihe von Kelloggs gesponserte Videos und in einem Streamformat wurde unglaublich offensiv Pfanner Eistee in die Kamera gehalten.

Und ich bin mir nicht sicher ob ich diese Entwicklung jetzt positiv oder negativ finde. Sowas kann Zuschauer nerven weil es halt so direkt und unzusammenhängend ist, gleichzeitig hebt es ein bisschen die Abhängigkeiten zu Spieleentwicklern/Publishern auf weil die Gamestar nicht in die Verlegenheit kommen wird Kelloggs Produkte schlechte Noten ausstellen zu müssen.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Jochen Gebauer »

Floki hat geschrieben: 7. Dez 2021, 17:02Ich bin ja auch nicht dabei, dass man seine Quellen nicht schützen soll. Natürlich muss man das, Jason Schreyer kriegt das ja auch verlässlich hin scheinbar. Aber die Studios hätte man mMn benennen können.
Jason Schreier kriegt das in den USA des Jahres 2021 hin. Im Deutschland des Jahres 2006 einen Richter zu finden, der Spiele-Tests und Co. als Journalismus anerkennt, wäre wahrscheinlich nicht unmöglich, aber zumindest ziemlich fragwürdig gewesen. Da wäre ich mir auch heute nicht sicher, ob man da nicht in manchen Gerichtssäälen ausgelacht werden würde. Das hätte ich damals auch nicht riskiert, das hätte einen Kopf und Kragen kosten können, und das sogar ziemlich wahrscheinlich.
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Felidae
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Felidae »

Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, warum es derart wichtig ist, welcher Publisher damals genau welchem Magazin nachweislich unmoralische Angebote unterbreitet hat. Die Kernaussage war - und ist! - doch vor allem, "2006 war das nichts ungewöhnliches". Der springende Punkt ist doch letztlich, "hat sich danach etwas gebessert?". Im Optimalfall führt so ein Scoop nicht dazu, dass EIN Magazin jetzt der Buhmann ist. Sondern, dass sich das Bewusstsein der ganzen Sparte wandelt. Damit ist auch den Konsument:innen wesentlich mehr gedient als mit "haha, XY ist aufgeflogen!".
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Lurtz
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Lurtz »

Heretic hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:06 Mich würde mal interessieren, wieviele Leute heutzutage noch auf korrekt gekennzeichnete Advertorials "reinfallen". Ich kenne jetzt nur Beispiele von der Gamestar (z. B. dieses: Klick), und die unterscheiden sich imo auch vom Schreibstil von den sonstigen Tests. Das liest sich wie eine relativ nüchterne Spielbeschreibung, mit der ein oder anderen Lobhudelei dazwischen. Es gibt keinen Wertungskasten, kein persönliches Fazit eines bestimmten Redakteurs und natürlich auch keine Zahlenwertung. Der Verfasser des Textes heißt Sponsored Story ( ;) ) und in der Überschrift steht klar und deutlich "Anzeige". Deutlicher kann man's eigentlich nicht machen, dass es sich um Werbung handelt.

Ich will gar nicht bestreiten, dass Advertorials an sich irgendwie schäbig wirken. Als Zielgruppe kann ich mir nur den unbedarften Gelegenheitsspieler vorstellen, der auf die eigene Webseite gelockt werden soll. Aber es scheint sich ja zu lohnen...
Indirekte Herleitung.

Wenn es nichts bringen würde, wieso sollten die Hesteller (aktuell) so viel mehr Geld für diese Formate bezahlen?

So relativ häufig, wie man auf Feedback-Kanälen der Magazine Konsumenten sieht, die wegen solchen Formaten nachfragen und sich unsicher sind, was es damit auf sich hat, scheint es für viele eben doch nicht so eindeutig zu sein, trotz Kennzeichnung als Anzeige. Und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs, die sich überhaupt die Mühe macht, sich deshalb zu registrieren und einen Kommentar zu schreiben.
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von philoponus »

Heretic hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:06 Mich würde mal interessieren, wieviele Leute heutzutage noch auf korrekt gekennzeichnete Advertorials "reinfallen".
https://www.sn.at/panorama/medien/neue- ... -113358715
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Jochen Gebauer »

Heretic hat geschrieben: 7. Dez 2021, 14:35Da stimme ich voll und ganz zu. Advertorials sind Mist, keine Frage. Aber sie existieren nunmal. Hat denn z. B. ein Heiko Klinge als Chefredakteur überhaupt Einfluss darauf?
Das weiß ich nicht.
Ansonsten würde mich noch interessieren, wer genau die Advertorials schreibt
Man würde hoffen: der Werbekunde. Aus meiner GS-Zeit wäre mir auch kein Fall bekannt, wo ein Redakteur einen Werbetext gedichtet hätte. Aber das ist/war nicht überall so.

https://forum.pcgames.de/threads/werbun ... t-10291753
Ich meinte ja nur die korrekt und deutlich gekennzeichneten Advertorials. Nicht die, wo der Hinweis darauf irgendwo im Kleingedruckten versteckt ist. Ein Mindestmaß an Eigenverantwortung kann man kann man doch auch vom Leser erwarten
Umgekehrt wird in meinen Augen ein Schuh draus: Als Leser eines journalistischen Angebots kann ich erwarten, dass ich nicht erst nach Keywords fahnden muss, um einen redaktionellen von einem gekauften Text zu unterscheiden, sondern dass erst gar kein Versuch unternommen wird, mich hinters Licht zu führen. Von diesem Urvertrauen lebt Journalismus. Natürlich kann man sagen, der Text liest sich anders, es fehlt das gewohnte Element X, da steht "Sponsored Story" (warum da wohl nicht Werbung steht? ^^) ... aber Journalismus ist in meinen Augen halt keine Mikrowelle, sondern ein aus guten Gründen besonders priviligiertes und geschütztes Berufsfeld, aus dem sich auch eine besondere Sorgfaltspflicht ergibt.

Selbst wenn man mal davon ausgeht, dass wirklich nur Hastige/Naive/Gutgläubige/Deppen auf so etwas reinfallen (was mir - siehe philiponus - als relativ unhaltbare Behauptung erscheint), dann wäre es erst recht Aufgabe von Journalismus, die davor zu schützen.
Jochen Gebauer hat geschrieben: 7. Dez 2021, 13:18Inwiefern "reingefallen"?
Insofern dass du trotz deines erheblichen Vorwissens in diesem Bereich, das nicht repräsentativ sein dürfte, garantiert regelmäßig ein Advertorial mit einem redaktionellen Text verwechselst, ohne es zu merken.
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Heretic
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Heretic »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 7. Dez 2021, 19:03 Insofern dass du trotz deines erheblichen Vorwissens in diesem Bereich, das nicht repräsentativ sein dürfte, garantiert regelmäßig ein Advertorial mit einem redaktionellen Text verwechselst, ohne es zu merken.
Das ist gut möglich, wenn ich die entsprechende Kennzeichnung übersehe. Advertorials können ja auch gut geschrieben und informativ sein. Wenn mir ein Artikel aber bei einer Kaufentscheidung helfen soll, schaue ich aufmerksamer hin und lese mehrere Berichte aus unterschiedlichen Quellen.

Interessant beim von philoponus verlinkten Artikel finde ich aber besonders den letzten Absatz. Ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass eine entsprechende Kennzeichnung unterbewusst ignoriert wird. Ist mir das selbst schon passiert? Möglich. Glaube ich, dass es mir schonmal passiert ist? Eher nicht. Aber hundertprozentig sicher kann man sich nie sein.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Jochen Gebauer »

Heretic hat geschrieben: 7. Dez 2021, 19:36Interessant beim von philoponus verlinkten Artikel finde ich aber besonders den letzten Absatz. Ich kann mir ehrlich gesagt kaum vorstellen, dass eine entsprechende Kennzeichnung unterbewusst ignoriert wird. Ist mir das selbst schon passiert? Möglich. Glaube ich, dass es mir schonmal passiert ist? Eher nicht. Aber hundertprozentig sicher kann man sich nie sein.
Genau deshalb wird ja mit Begriffen wie "Native Content" oder "Sponsoring" o.ä. gearbeitet. Du sollst das unterbewusst ignorieren, weil der Begriff bei dir im Gegensatz zu "Werbung" oder "Anzeige" keine interne Warnglocke läutet, die über 10, 20, 30 Jahre konditioniert wurde. Bei der schieren Masse an Infos, die wir täglich im Netz konsumieren, aufschnappen, überfliegen usw. wundert es mich überhaupt nicht, dass solche Tricks erfolgreich sind.
Rick Wertz
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von Rick Wertz »

Heretic hat geschrieben: 7. Dez 2021, 14:35 Inwiefern "reingefallen"?

Ich vertraue bei meinen Kaufentscheidungen nur Amazon-Kundenbewertungen. Die sind auch viel unterhaltsamer. :mrgreen:
Ich nehme an das war ein scherzhafter Hinweis? Denn gerade Amazon Kundenbewertungen sind auch massenhaft gekauft, entweder ausdrücklich ("Vine-Rezension eines kostenfreien Produkts") oder indem der Hersteller Kunden einen Vorteil (etwa Warengutschein) verspricht für das Abgeben einer positiven Rezension. Solche Rezensionseinladungen finden sich in sehr vielen Produkten, insbesondere generische OEM-Importware die nur durch das aufgedruckte Label unterscheidbar ist.
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derFuchsi
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Re: Runde #334: 4Players – Abgang mit erhobenem Haupt

Beitrag von derFuchsi »

Ich lese da nur die 2-4 Sterne Bewertungen die sind in der Regel etwas differenzierter ;)
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