Ich habe eine halbe Stunde in
Dyson Sphere Program hineingespielt habe und es hat mir überhaupt nicht gefallen. Das liegt an zwei Faktoren:
1. Man ist an den Mech gebunden, man kann keine Aktionen außerhalb seines Radius ausführen. Das beschränkt ein Aufbauspiel enorm und wird dann eher zu einem isometrischen Minecraft, welches den gleichen "Kniff" nutzt, nur in der Ego-Perspektive. Ich will lieber im "Gott-Modus" überall bauen und agieren und nicht darauf angewiesen sein, dass eine Figur noch erst dahin watscheln muss.
Bei Dyson Sphere Progam muss man diese anfangs noch ständig mit "Energie" versorgen und was mich besonders nervte war, dass es an meinem Startort keine Kupferstelle gab, so musste mein Mech ständig herumlaufen, nur dass die Produktion läuft.
2. Man baut etwas, um etwas Besseres zu bauen, nicht
um zu bauen. Ich möchte in Aufbauspiele etwas aufbauen, nicht ein neues Produkt erschaffen, um dann ein anderes neues Produkt zu erschaffen usw..
Also habe ich nach einem Aufbauspiel gesucht, indem man im "Gottmodus" etwas aufbauen kann. Klingt verrückt, ist es aber in Zeiten von Minecraft, Oxygen not included oder Factorio nicht. Roller Coaster und OpenTTD kamen mir in den Kopf mit ihren neueren Inkarnationen
Parkitect und
Railway Empire. Lezteres habe ich dann wieder gespielt mit dem Deutschland DLC.
In Railway Empire baut man als Eisenbahngesellschaft ein in der Industriealisierung Streckennetz auf, welches Städte und Betriebe miteinander verbindet. Dadurch können die Städte wachsen, bieten mehr Passagiere und Post und möchten mehr Güter geliefert bekommen.
Dabei vergeht Zeit, neue Züge werden erforscht und man rüstet seinen Fuhrpark mit immer schnelleren, zuverlässigeren und kräftigeren Eisenbahnen aus.
Es gibt konkurrierende Eisenbahngesellschaften, die man Schwächen (z.B. ihr einen Shitstorm andichten lassen kann, Technologien stehlen, etc.) oder aufkaufen kann. Besonders nervig ist es im Positiven Sinne, wenn eine feindliche Gesellschaft die gleiche Stadt ansteuert.
Railway Empire hat dabei 3 Schwächen, die mich schon beim letzten mal ärgerten (ich habe dazu schon etwas ca. 2018 hier im Thread geschrieben
), deshalb packe ich es in den Spoiler:
1. Der Streckenbau funktioniert oft nicht, obwohl er es sollte. Besonders wenn man einen Bahnhof vergrößert und die Schienen miteinander kreuzen lassen möchte. Nicht selten endet das im "Bahnhof und halbe Strecke abreißen, Neubauen!
". Wenn man jeden Bahnhof in einer etwas teureren Variante baut, geht man diesem Problem aus dem Weg. Trotzdem kommen solche Schienenbugs immer wieder vor. Das ist auch kein direkter Bug, sonder liegt vermutlich tiefer. An anderen Stellen funktioniert das Verlegen der Schienen dagegen einfach und sehr intelligent.
(oben im Bild das kreuzen/vereinigen aller 4 Gleise ist an dieser Stelle nicht möglich)
2. Es wird nur nach Zügen sortiert, nicht nach Strecken. Hat man 5 Strecken mit je 3 Zügen, sieht man so immer 15 Züge. Dadurch werden die Listen unübersichtlich. Es ist z.B. nicht möglich ein neueres Zugmodell für die Linie zu kaufen oder den neuen Speisewagen auszurüsten. Stattdessen muss man sich dann durch vielleicht 50 Züge klicken und alle einzeln modernisieren.
3. Zugpersonal. Feature-Creep: Das Beispiel. Man kann im Laufe des Spiels bis zu 4 Positionen pro Zug mit Personal besetzen, um Boni zu bekommen. Die müssen alle einzeln besetzt und angeworben werden. Manche mögen sich auch nicht, dann muss man einen anderen Zug für die Person finden. Bei nur 50 Zügen (die man in 8 Stunden locker zusammenkriegt) macht das schon 200 Personen, die man einzeln, händisch verwalten muss. Das ist das Gegenteil von Gamedesign Eleganz (Total War Three Kingdoms kann davon mit seinen Items und Generälen ein Lied singen).
Trotzdem ist es ein gutes Spiel, was keine großen Innovationen bringt, aber für das grafisch sehr angestaubte Open TTD eine gute Alternative bietet. Konkurrenz würde dem Zug-Aufbau-Spiel gut tun. Ich dachte, es gäbe so viele Zugfans? Naja, ich bin es nicht mehr, seitdem ich ca. 12 oder 13 bin.
Der DLC spielt einem historischen deutschprachigem Raum, zeitlich zuerst angesiedelt mit den meisten Grenzen des Wiener Kongress, bzw. des deutschen Bundes (also keine Tausend Ministaaten, keine Kirchenfürstentümer, aber noch kein "Über-Preußen", wie nach 1866), vgl. diese Karte:
https://de.wikipedia.org/wiki/1866#/med ... r_Bund.svg (mit Schweiz und den Preusischen Ostgebieten).
Der Einfachheit halber wurden viele der Grenzen vereinfacht. Das liegt leider am Maßstab von Railway Empire. Die Entfernungen sind zu klein und es gibt zu viele Städte nicht (bzw. es gibt nur 59 Städte).
Beispielsweise fängt im Szenario mit der Stadt Cassel (heute mit K geschrieben) in "Hessen" an. Die erste Strecke, die man baut, ist die nach Frankfurt, die sogenannte "
Main-Weser-Bahn".
Für mich persönlich ist das toll, ist das nämlich meine Haus- und Hofstrecke. Historisch war eine der größten Hürden für den Bau dieser Strecke, dass sie über 3 Staatsgebiete ging: Kurfürstentum Hessen-Kassel, Großherzogtum Hessen und Freie Stadt Frankfurt.
In Railway Empire sind die Grenzen stark vereinfacht, es gibt nur "ein Hessen", indem auch Waldeck und Nassau inbegriffen sind (aber ohne eigene Städte - Wer kennt schon Wiesbaden?). Erwähnenswert dagegen ist, dass immerhin Rheinhessen zu Hessen gehört, zwar nicht mit der damals wichtigsten Stadt Mainz, aber mit Worms (warum auch immer).
Die nächst wichtigsten Stadt für den damaligen hessischen Eisenbahnbau (zumindest von Frankfurt aus) waren Darmstadt (gibt's nicht) und Mannheim oder Heidelberg (gibt's natürlich beide auch nicht
).
Der Taunus hört übrigens auch schon direkt hinter Frankfurt auf und die Weser ist bereits südlich von Kassel ein großer Strom - gut die Landschaft stimmt in Teilen (achja den Vogelsberg gibt's auch nicht), aber es soll nun mal eine starke Vereinfachung der deutschsprachigen Lande darstellen.
Positiv dagegen ist anzumerken, dass die innerdeutschen Grenzen doch eine Bedetung haben - möchte man von Hessen ins Rheinland, muss man eine Konzession für viel Geld erwerben. Das bildet die Schwierigkeiten des deutschen Eisenbahnbaus der damiligen Zeit gut wider (außerdem waren die meisten Bahngesellschaften im Besitz von Staaten und nicht Privat).
Viel besser wäre jedoch gewesen wäre der Maßstab der Karte größer ausgefallen, diese halb-vereinfachte Karte ist zwar in Ansätzen richtig, aber man merkt, dass das ein DLC ist und kein aufwendig designtes Spiel - es wurde dem amerikanischen Setting aufgepfropft.
Zum Gameplay. Das deutsche Szenario ist für Fortgeschrittene gedacht. Als Wiedereinsteiger, der zuvor weniger als 20 Stunden das Spiel gespielt habe, habe ich in zwei Anläufen zweimal verloren - trotz jeweils bester Wirtschaft - nur die Ziele waren andere:
240.000 Einwohner innerhalb so kurzer Zeit - dafür muss man einen genauen Plan haben, wie man die Stadte mit Fracht (und nicht mit Passagieren) versorgt, damit die Bedürftnisse der Bürger gedeckt werden. Hessen besteht nur aus 3 Städte (Cassel, Frankfurt, Worms) und ein paar Betrieben. Die Industriebetriebe der jeweiligen Nachbarstädte überschneiden sich (Cassel und Weimar in Thürigen mit Fleisch, Frankfurt, Worms und Saarbrücken im Rheinland machen alle Gebäck), was nichts bringt. Also muss man wohl die Industriebetriebe innerhalb kürzester Zeit kaufen, abreißen, neue aufbauen und mit Betrieben versorgen, die wiederum in anderen Ländern beheimatet sind, man also weitere Konzessionsgebühren zahlen muss.
Deswegen habe ich den freien Spielmodus gewählt. So funktioniert es besser, ich kann über die Schwächen leichter hinwegsehen und vor mich hinbauen. So macht es süchtig nach mehr.