Ich habe gestern S.T.A.L.K.E.R. Shadow of Chernobyl - im wahrsten Sinne des Wortes - bezwungen.
Eigentlich wollte ich ein gemischtes, aber durchaus nicht negatives Fazit ziehen. Am seltsamsten fand ich folgende Probleme/Bugs:
- So ungefähr im dritten Viertel des Spiels war ich an einem Punkt, an dem die Gegner kein Scheunentor getroffen haben, gefühlt sogar schlechter geschossen haben als die Banditen zu Beginn des Spiels, aber wenn sie mal trafen, war ich quasi ein One-Hit. Nach meinem Empfinden war ich nicht zu schlecht ausgerüstet, das damit verbundene Problem war auch nicht, dass das Spiel zu schwer wurde (weil die Gegner ja eben kaum getroffen haben), aber es fühlte sich irgendwie falsch an.
- Einmal bekam ich als Mitglied der Duty-Fraktion den Auftrag, mich in die Freedom-Basis zu begeben um dort mit jemandem zu reden. Der Auftraggeber sagte sogar noch explizit: 'Du bist neu hier, sie werden nicht sofort auf dich schießen'. Ich gehe also hin - und besorge mir vorher sogar extra einen Freedom-Anzug zur Tarnung - und ganz Freedom ballert sofort auf mich los, sobald ich den ersten Fuß in ihre Basis setze.
- Durch Wände schießende Gegner, bzw. präziser: Durch Wände sehende und dann auf besagte Wand schießende Gegner. Irgendwas muss mit der KI falsch gelaufen sein, denn obwohl (mehrere) Wände zwischen mir und ihnen lagen, haben manche Gegner in meine Richtung geschossen. Es ist sehr seltsam, wenn nach Abschalten des Brain Scorchers auf einmal alle 20 Monolith-Truppen in der Nähe versuchen auf mich zu schießen und von überall Schussgeräusche ertönen. Ich hab mich mehrmals komplett verjagt, als auf einmal Schüsse von hinter mir zu kommen schienen, wo letztendlich aber nur der Gegner im nächsten Raum sein Magazin fröhlich in die Wand geballert hat. Dieser Bug hat mich sehr gestört, vor allem hat dies die Ortung der tatsächlich aktuell gefährlichen Gegner erschwert; ich dachte mehrmals 'Ach, der Gegner ist bestimmt erst hinter der nächsten Wand' und hatte im nächsten Moment eine Kugel gefangen.
Doch auch wenn ich mich aufgrund dieser und anderer kleinerer Probleme, die das Spiel unfertig wirken lassen, zwischenzeitlich echt durchbeißen musste und auch für mehrere Tage die Motivation verlor, so wollte ich nach einiger Zeit doch immer weiterspielen, weil ich grundsätzlich mag, was Shadow of Chernobyl darzustellen versucht. Vor allem die Atmosphäre in Pripyat hat mir sehr gefallen (ich kam an bei Nacht, wodurch der Weg hinein noch fieser wurde, und als ich dann die Tiefgarage erreicht hatte und es Tag wurde, fing es an zu regnen - das Grau des Himmels vermischte sich mit dem Grau der Stadt). Die unterirdischen Anlagen waren stets beklemmend, genauso wie es sein soll - auch wenn mir das Muster im Ablauf der dort spielenden Missionen ein Stück zu offensichtlich war und das Spiel seine spielerischen Stärken für mich eigentlich nicht in den engen, hakelig zu manövrierenden Gängen hat, sondern in den weitläufigen Arealen. So war ich bis kurz vor Schluss trotz aller Probleme durchaus nicht unzufrieden. Das wäre also mein grundsätzliches Fazit bis kurz vor Schluss gewesen, das Ende hat mich aber dann massivst frustriert, die Details dazu im folgenden Absatz packe ich vorsichtshalber in einen Spoiler-Tag.
Endlich war Chernobyl NPP erreicht: Nicht nur der Protagonist hat seit Beginn des Spiels darauf hingearbeitet, auch ich selber war super gespannt darauf, was mich dort erwartet. Zunächst war ich dann davon enttäuscht, dass ich wieder durch unterirdische Gänge geschickt wurde, ich wollte doch endlich Block 4 sehen. Den habe ich übrigens in meinem Spieldurchlauf komplett verpasst, weil ich direkt in das Labor gegangen bin, auch wenn die Reise über den Sarkophagus schon ziemlich cool war und mich da ein bisschen entschädigt hat; das Ende (die Enden) im Sarkophagus selbst habe ich dann bei YouTube nachgeholt, weil ich keine Motivation habe, das Spiel nochmal anzuwerfen.
Mein Problem mit dem letzten Level ist nämlich der Difficulty Spike, der bei mir durch einen sehr nervigen Bug noch verstärkt wurde: Ich kam ziemlich schlecht ausgerüstet dort an, denn meine Wissenschaftler-Rüstung hatte im Red Forest auf dem Weg zum Brain Scorcher (von mir unbemerkt) meinen gesamten Vorrat an Strahlenschutzmitteln und Science Medpacks aufgebraucht. Außerdem waren mir nach dem Weg in den Sarkophagus hinein, vorbei an den Monolith-Truppen und Armeehubschraubern, auch die normalen Medpacks ausgegangen. Schon allein dadurch wurden die Gänge unter dem Kraftwerk zu einer ziemlichen Qual, und natürlich auch zu einer Quicksave-Orgie. Das Problem war nur: Das Spiel ist mit den Quickloads überhaupt nicht klargekommen. Viele Dinge scheinen dabei nicht gespeichert zu werden. Die Aggro der Gegner beispielsweise, was dafür sorgte, dass manche Monoliths mit dem Rücken zu mir standen und seltsamerweise auch auf Beschuss kaum reagiert haben. Das war aber natürlich nicht das, was mich so zur Weißglut getrieben hat, sondern vielmehr folgendes Problem: Scheinbar wurden auch die Gegnerpositionen beim Quicksave/-load nicht mitgespeichert bzw. mitgeladen. Das führte dazu, dass in der 'Realität', in der ich den Quicksave anlegte, alle drei Gegner hinter mir erledigt waren, der vierte Gegner, der offenbar ebenfalls in diesem Raum spawnt, aufgrund einer Patrouillenroutine o.Ä. aber in den nächsten Raum gewandert ist. Wenn ich nun sterbe, nachdem ich den Quicksave angelegt habe, und diesen wieder lade, merkt sich das Spiel zwar, welche Gegner tot sind und wo sie gestorben sind, aber nicht, wo die aktuelle Position der noch lebenden Gegnern war. Das bedeutet: Hinter mir spawnen die drei bereits erledigten Gegner neu - aber eben auch der noch lebende Gegner, der bei meinem Quicksave überhaupt nicht in diesem Raum war. Ihr könnt euch denken, was dann passiert. Ich musste das Level drei mal von ganz vorne anfangen, weil ein Gegner direkt hinter meinem Quickloadpunkt gespawnt ist und mich von hinten erschossen hat, bevor ich irgendwie reagieren konnte (ich hatte meist eben sowieso schon wenig Leben und daher haben ein oder zwei Schüsse häufig gereicht). Und weil das ganze zu diesem Zeitpunkt sowieso schon so frustrierend schwer war, hätte ich das Spiel so kurz vor Ende beinahe abgebrochen. Dieser Bug hat mich zu mehreren ausgewachsenen Rage Quits gebracht, was eigentlich so gar nicht meine Art ist. Irgendwann hat es dann doch mal geklappt, mich zum Labor durchzuzergen (den Weg zum Wish Granter habe ich gar nicht gefunden), und da bin ich dann eigentlich auch ganz gut durchgekommen, aber der Weg dahin war die Hölle.
Zu dem, was am Ende geschieht: Die plötzliche Einführung der C-Consciousness und die Erklärbar-Einlage war mir persönlich viel zu random. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich dann auch nicht mehr wirklich fair dem Spiel gegenüber.
Nunja, schade, dass mir Bugs das Spiel am Ende doch so vermiest haben (sie waren ja auch reproduzierbar und sind nach jedem kompletten Spielneustart genauso wieder aufgetreten). Denn auch wenn ich mich auf Spiele dieser Art grundsätzlich nur in einer gewissen Stimmung einlassen kann, finde ich diese rohen, unfertigen Spielerfahrungen aus Osteuropa sehr faszinierend. Insgesamt muss ich aber sagen, dass mir Metro 2033 selbst ohne Einbeziehung der ganzen Bugs um einiges mehr zugesagt hat.
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, leider fast das ganze Wochenende unterwegs. Hoffentlich dauert die Alpha etwas länger.
