Shadow of the Tomb Raider
Ich mag den Reboot von Tomb Raider wirklich sehr sehr gerne. Hat mich damals echt kalt erwischt, nachdem es "nur ein weiteres Uncharted" sein sollte (mal spitz formuliert) und ich es extrem gut fand und es gar nicht so genau erklären kann, woran es genau liegt. Mit dem Nachfolger bin dann nicht mehr so klar gekommen. Diverse Kleinigkeiten, die den Vorgänger für mich so besonders gemacht hatten, wurden verändert. Und am schlimmsten, diese bescheuerte Geschichte rund um Trinity, die so klischeebeladen war, dass es weh tut.
Teil 3 lockte mich mit einer interessanten Idee.
Verschiedene Schwierigkeitsgrade für Kampf, Erkundung und Rätsel. Ich hab alles auf schwierig gestellt, in der Hoffnung, dass Kletterpassagen und Puzzle so entsprechend anspruchsvoll werden. Leider stimmt das nur für die Puzzle. Bei der Erkundung krank das Spiel an seiner grundlegenden Spielmechanik. Das Klettern ist in sich nicht anspruchsvoll. Es gib ein paar getimte Sprünge, aber nichts, was nur entfernt an ein vernünftiges Jump'n'Run erinnert. Dazu kommt, dass das Spiel die Hinweise im Level entfernt, wo man genau klettern kann (s. Spoiler).
Leider ist das Spiel in seinen Texturen und Geometrien so detailliert, dass man wahrscheinlich überall hochklettern könnte. Das Spiel hat aber nur eine (!) Route vorgesehen. Und das wiederum führt dazu, dass man öfters ins leere Springt oder die nächste Kante einfach nicht erkennt, denn da sind ja überall kanten.
Fazit: Idee gut, Umsetzung mangelhaft, zumindest fürs Klettern.
Als ich das Spiel das erste mal gestartet habe, war ich außerdem etwas ernüchtert. Sah das nicht mal besser aus? Sah der Vorgänger nicht besser aus. Ich habe ja die Vermutung, dass ich von The Last of Us 2 etwas versaut wurde, denn schlecht sieht das Spiel beileibe nicht aus. Aber es ist eben schon 2 Jahre alt. Aber überzeugt euch selbst im Screenshot Thread
viewtopic.php?p=162665#p162665
Was mir deutlich negativer aufgefallen ist, sind die Animationen. Die Gesichter sind nicht so lebensecht, wie ein Last of Us 2, bei den Kletterpassagen, insbesondere den Sprüngen, sieht es oft haklig aus und die Animationsphasen laufen einfach nicht so smooth ineinander über. Am schlimmsten war imo aber die Tatsache, dass Lara viel, viel, viel zu weit springt. Unnatürlich weit. Das hat mich am Anfang immer rausgebracht, irgendwann hat man sich daran gewöhnt.
Zudem ist das Anfang des Spiel imo nicht seine Stärke. Man besitzt kaum Items, die Level sind ein einziger Schlauch und wenig inspiriert aufgebaut. Die interessanten Gebiete kommen alle später im Spiel. Das mit den Levelschläuchen wir nie wirklich gut, aber wie in den Vorgänger kommt man später in größere Hub-Areale, in denen man frei erkunden kann.
Und das ist eine stärke des Spiel. Es gib zwar abnormal viele Sammelgegenstände, aber es macht einfach
Spaß die Level zu erkunden. Irgendwo gibt es immer ein Geheimnis, eine Abkürzung, etc.
Womit sie es übertrieben haben und wo wohl der Wille zum Rotstift gefehlt hat, ist bei den ganzen
Crafting und XP Gedöns. Man kann so viel Sammeln für sinnloses Zeug.
Irgendwelche Kostüme, die einem nicht spürbare Vorteile im Kampf geben und meist scheiße aussehen.
Aufwertungen, für Waffen, die man aufgrund der seltenen Kämpfe eh nie braucht und wenn dann meuchelt man alles lautlos nieder.
Und die ganzen Perks. Wer braucht die. Es gibt eine Handvoll sinnvoller Fähigkeiten, aber man könnte das Spiel problemlos ohne eine davon durchspielen. Und wer kam bitte auf die Idee, es sei cool, wenn man XP für einfach alles bekommt und das dann auch noch ständig groß auf dem Bildschirm auftaucht (man gewöhnt sich irgendwann dran).
Das Spiel hat einfach
zu viele Systeme. Und das schlimme, 90% davon zielen auf etwas ab, das im Spiel massiv reduziert wurde. Die Kämpfe. Was ich, das sei bemerkt, für die beste Entscheidung im ganzen Spiel halte. Aber warum kann man nur das Kämpfen verbessern und nicht auch das Klettern? Ist da keiner drauf gekommen?
Aber zurück zu den Kämpfen. Man tötet nicht mehr 700, sondern eher 150 Gegner. Und das verteilt auf entsprechend weniger Kämpfe. Das empfinde ich als sehr angenehm und verleiht den Gameplayabschnitten entsprechend mehr Gewicht. Gerade gegen Ende gibt es wieder einen Abschnitt, in dem man alles in Schutt und Asche schießt. Es fühlt sich sehr befriedigend an, wie Rambo durch den Dschungel zu metzeln.
Es wurde im Vorfeld stark mit den neuen Kampfsystemen geworben. Dass man sich im Dschungel verstecken kann, um einen Lautlos Kill nach dem anderen zu vollführen. Wie Rambo eben. Andere Spiele machen das aber besser. Die Kämpfe und insbesondere die Waffen fühlen sich nicht so wuchtig an. Außerdem ist man selbst auf "schwierig" schnell über alle Zähne bewaffnet und viel zu mächtig, da man zu viel Schaden einstecken kann.
Jetzt habe ich viel gemeckert und das Spiel trotzdem mit
96% abgeschlossen. Heißt, ich bin in alte Areale, hab nach Geheimnissen gesucht, hab alle Gräber besucht usw. Denn das ist das beste am Spiel. Die Erkundung, die Rätsel und die einzelnen Setpieces. Klar, es ist vor allem Dschungel und Inkas und Maya. Mehr Abwechslung wäre cool gewesen. Aber es muss auch ins Spiel passen und so ist es eine Runde Sache. Das Spiel weiß seine Level in Szene zu setzen.
Und die Rätsel in den Gräbern sind nicht immer selbsterklärend, da die zugunde liegenden Mechaniken nicht logisch herleitbar sind. Da muss man z.B. ein an einem Seil hängendes Objekt zu sich herziehen, damit es auf dem Rückweg eine Blockade zerstört. Leider reagiert das Objekt nur in einem bestimmen Moment und aus einer bestimmen Richtung auf meine Ziehversuche. Ich hab das einmal ausprobiert, ging nicht und wieder vergessen, bis ich frustriert in die Komplettlösung schauen musste. Aber grundsätzlich sind die Rätsel cool gemacht.
Selbst die Geschichte war nicht so dämlich wie befürchtet. Versteht mich nicht falsch, sie ist lange nicht gut. Aber nicht so abstrus und voll von "Aber warum?" Momenten, wie noch Teil 2. Sie hat sogar ein paar gut Ansätze, indem Lara als diejenige dargestellt wird, die sie auch ist. Killerin und respektlose Plünderin jahrtausendalter Kulturschätze. Leider zieht es das Spiel nicht durch und es bleibt nur bei gut gemeinten, aber schlecht gemachten Ansätzen.
FAZIT
Insgesamt war ich am Ende dann doch recht angetan von dem Spiel. Mehr Erkundung und weniger Kämpfe tuen dem Spiel gut. Das Setting und die Grafik überzeugen und über den Overload an Spielsystemen und Upgrades kann man zum Glück hinwegsehen, wenn man verstanden hat, dass man ihn nicht braucht. Ich mag Teil 1 mit Abstand immer noch am lieben. Aber Teil 3 geht wieder in die richtige Richtung mit einigen interessanten, wenn auch unausgegorenen Ideen
PS: Kann es sein, dass Lara mehr Oberweite und Muskeln bekommen hat?