ZiggyStardust hat geschrieben: ↑26. Jul 2021, 17:49
Ist Dein Beitrag wirklich ernst gemeint oder erkenne ich einfach nur nicht die Ironie?
Humor gehört zum Menschsein dazu und in JEDEM Unternehmen in dem ich war wurde in der Mittagspause herumgeblödelt. Das Problem ist doch nicht, dass Witze gemacht werden, sondern dass es bei manchen Spielestudios zugeht wie beim Bund. Wenn 99% der Belegschaft männlich oder weiblich sind und Diversität ein Fremdwort ist, dann ist das der perfekte Nährboden für toxische Bubbles. In reinen Männer- und Frauenrunden werden Zoten rausgehauen, die man bei einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis niemals von sich geben würde. Wenn man eine vernünftige Arbeitskultur schaffen möchte, dann sollte man als Personalabteilung darauf achten, dass solche Bubbles erst gar nicht entstehen können.
Im großen und ganzen meine ich das tatsächlich ernst - und zwar als Konsequenz aus diesem Thread, in dem ja auch drauf bestanden wird, dass Humor selbst übers Thema Vergewaltigungen ja erst mal okay sein muss, auch am Arbeitsplatz. Davon ausgehend: Wir leben nunmal nicht mehr in den 80ern - in denen man im kleinen Kreis seinen Sexismus, Rassismus, seine Homophobie in fröhlichen Scherzen ungezwungen loswerden kann und evtl. betroffene entweder die Klappe halten oder verzwungen mitlachen. Heute erdreisten sich die Betroffenen tatsächlich, sich zu wehren - und dank Internet ist das mit dem "kleinen Kreis" auch mehr oder weniger erledigt.
Man könnte natürlich sagen, "Das Problem ist nicht, dass Witze gemacht werden - das Problem ist, welche Art Witze gemacht werden". Wurde hier im Thread ja mehrfach geschrieben. Aber ebenfalls hier im Thread findet sich ja durchaus die Position, dass im Zweifel die Mehrheit entscheiden darf, was lustig ist. Womit wir bei "Drei Wölfe und ein Schaf entscheiden demokratisch, was es zu essen gibt" wären. Erschwerend kommt dazu, dass erfahrungsgemäß viele Menschen gar nicht blicken, dass ihre harmlosen Witze die Macht haben, auf sexistische, rassistische, homophobe Weise zu verletzen. Weil viele Menschen ja nicht mal blicken, WENN sie etwas rassistisches, sexistisches, homophobes sagen. (Aus dem Netz könnte ich da Beispiele en masse zitieren, mein Lieblingsbeispiel ist immer noch, "Da werd ich als 'Rassist' beleidigt, nur weil ich denke, dass
der Musel hier...".)
Da Mensch offenbar nicht in der Lage ist, abschätzen zu können, wann er sein Gegenüber mit einem Witz verletzt, wärs vielleicht tatsächlich hilfreich, wenn Mensch dort, wo er rein professionell unterwegs ist, sich auch genauso verhält. Wär ja mal n Versuch wert. Und wenn einzelne Betriebe dann wirklich merken sollten, dass sie aber ohne herabsetzenden Humor weniger produktiv sind - tja, die gehen dann eventuell halt auch zurecht pleite.
Die Alternative wäre natürlich immer noch, einfach auf jeglichen menschenherabsetzenden "Humor" bei der Arbeit zu verzichten. Aber das scheint ja für manche unvorstellbar zu sein.