Tom hat geschrieben: ↑28. Jul 2021, 18:34
Das Video sollte man in seinem zeitlichen Kontext sehen. Im Jahr 2010 (prä-MeToo, prä-Gamergate, prä-Anita Sarkeesian), war die Forderung nach dieser Art von Inklusion eine Randgruppenforderung, über die kaum jemand nachgedacht oder diskutiert hat. Entsprechend schwer tun sich die Entwickler auch mit ihrer Antwort, die zwar ulkend, aber auch nicht übermäßig abweisend ist. Wäre es ihnen in den Sinn gekommen hätten sie auch auf die Figuren von Zwerginnen und Gnominnen verweisen können.
Du sprichst von Randgruppen. Meines Wissens nach waren 2010 ungefähr ein Viertel der Spieler von WoW Frauen. Korrigier mich gerne, wenn ich da falsch liege. Aber die Wahrnehmungen von Frauen in Games als Randgruppe finde ich problematisch. Die Folge davon sieht man ja in dem Video. Und es hätte definitiv respektvollere Arten gegeben mit der Frage umzugehen. Auch schon in 2010. Das bezeugt schon ein gewisses Mindset. Mich erinnert dieses Video jedenfalls schmerzhaft daran, wieso ich WoW damals nach ein paar Wochen weggelegt und nie wieder angefasst habe.
Tom hat geschrieben: ↑28. Jul 2021, 18:34
Bezüglich der Unternehmenskultur stellt sich mMn vor allem die Frage, ab wann sich ein Unternehmen vorwerfen lassen muss, ein sexistisches Klima geschaffen zu haben. Sollte es z.B. möglich sein, im Unternehmen zu erlauben dass zu regelmäßigen Anlässen am Arbeitsplatz Alkohol getrunken und rumgeblödelt werden darf (cube crawls)?
Rumblödeln mit diesen Cube Crawls gleichzusetzen finde ich grob fahrlässig und wenig sensibel den Betroffenen gegenüber. Ich bin mir doch auch ziemlich sicher, dass du doch bestimmt auch noch nicht vergleichbares auf Arbeit erlebt oder gmacht hast. Und das hat auch einen sehr guten Grund! Außerdem geht es bei Blizzard ja nicht um Einzelfälle. Dieses Verhalten ist häufig genug aufgetreten, dass es einen eigenen Namen hat!
Übrigens solte auch "Rumblödeln" einen gewissen Kontext erfüllen, wie im Thread schon öfter besprochen. Hier ein dürftiger und vielleicht provokanter Leitfaden, wann etwas Rumblödeln ist und wann etwas gefährlich in Richtung Belästigung kippt:
1. Das, was man vorhat, unterschreitet den menschlichen Sicherheitsabstand oder erfordert irgendeine Form der Berührung.
a) Man kennt die Person sehr gut, sie zählt zum engeren Bekanntenkreis und fühlt sich in der Öffentlichkeit damit wohl. Ganz sicher -> Ja, okay
b) Wenn nicht a) dann: Einfach nein. Berührungen und Nähe nie ohne Zustimmung. Niemals. No. Finger weg. Außer bei CPR-Maßnahmen und anderen Lebensrettenden Maßnahmen.
2. Man will einen sexistischen/rassistischen/antisemitischen/homofeindlichen/o.Ä. Witz machen/Spruch bringen?
a) Man ist unter Freunden und alle sind einverstanden damit. -> Ganz sicher? ->Ja, okay.
b) Man ist auf Arbeit? -> Lieber nicht.
3. Ja, aberman kennt die Kollegen und sie zählen auch irgendwie zu Freunden o.Ä.?
a) Nur besagte Kollegen können zuhören und man ist ganz sicher, dass alle Beteiligten das lustig finden? -> Ja, okay.
b) Es sind andere Kollegen im Raum, bei denen man die Grenzen nicht ausgelotet hat, die man nicht einschätzen kannt, die neu sind oder denen gegenüber man weisungsberechtigt ist? -> Lieber nicht.
4. Ja, aber es ist wirklich witzig!
a) Man kannt gut und respektvoll damit umgehen, wenn Kollegen darauf hinweisen, dass der Spruch unangemessen war. Man akzeptiert die Grenzen der anderen, auch wenn man anderer Meinung ist und muss nicht unbedingt noch nachsetzen? -> Wenn man so verständnisvoll ist: Nicht riskieren.
b) Es ist egal was andere sagen und denken, man will sein Ding unbedingt durchziehen; die anderen sollen sich mal nicht so blöd haben? -> Definitiv 100% nein!
Generell gilt: Eine "Blödelei" kann sicher mal daneben gehen. Wahrnehmungen sind unterschiedlich, Grenzen nicht für jeden gleich ersichtlich. Dann ist der Arbeitgeber aber in der Pflicht, diese Konflikte respektvoll und rücksichtsvoll zu lösen und eine professionelle Arbeitsumgebung zu schaffen. Er muss Beschwerden ernst nehmen! Fälle von Sexismus am Arbeitsplatz müssen ja nicht automatisch auf eine sexistische Unternehmenskultur hinweisen. Dazu muss aber der Wille da sein, diese Vorfälle vernünftig aufzuarbeiten. Bei Blizzard wurde das offensichtlich nicht getan und das schlechte Abreitsklima noch gefördert und unterstützt.
Ich verstehe ja wirklich, dass man Dinge diskutiert, um sie zu verstehen. Aber mich macht die Diskussion im Thread echt fertig. Ich weiß, da stehen keine bösen Absichten dahinter. Aber das Gefühl, dass solch ein Verhalten verteidigt wird, ist furchtbar. Jeder von uns hat bestimmt schon unangebrachte Sprüche gerissen (mich eingeschlossen). Aber das, was bei Blizzard passiert ist, heißt doch niemand hier gut, oder? So verhält sich hier doch bestimmt niemand auf Arbeit? Warum wird dann über die Legitimität der Vorwürfe diskutiert? Warum sprechen wir dann hier über einzelne Aspekte?