Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

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Rigolax
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Rigolax »

Voigt hat geschrieben: 9. Nov 2021, 18:14 Kurz zurück, hatte Luibl überhaupt Prostitution gesagt, dachte nur, dass die Branche die Beine breitmachte. Bin jetzt aber auch nichmehr sicher.
Bloß bevor ihr über die Aussagekraft des Worts Prositution diskutiert.
"Diese News [bei GameStar] ist Keyword-Prostitution [...]" https://twitter.com/spielvertiefung/sta ... 2653379586

Ich mein, ich find die Diskussion auf einer abstrakten Ebene recht interessant, sie ist aber auch nicht sehr zielführend imho. Ich kann allerdings schon verstehen, wenn man die Formulierung sprachlich missglückt findet und so etwas darf man ja auch kritisieren imho.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Jochen Gebauer »

monieu hat geschrieben: 4. Nov 2021, 15:38Hm, also ich konnte das Gespräch gut durchhören. Der eine Moment, wo ich tatsächlich etwas gezuckt habe, war Luibls Verwendung der Formulierung "die Beine breit machen". Dazu passt dann wohl "Keyword-Prostitution". Hier geht es letztlich um einen Vorwurf der Korruption
Nein, nicht ganz. Es geht um den Vorwurf, etwas vermeintlich oder tatsächlich Wertvolles für einen zu geringen Gegenwert verkauft zu haben. Das ist qualitativ etwas anderes als Korruption. Man kann im bildhaften Sinne die Beine breit machen bzw. sich zu prostituieren, ohne korrupt zu sein. Die Vorwürfe liegen eng beinander, sind aber sprachlich nicht deckungsgleich.
Also funktioniert es als negatives Bild nur entweder über die Abwertung der entsprechenden sexuellen Handlungen oder eine Art Entweihung des Sexuellen
Nein, die bildhafte Redewendung funktioniert als negatives Bild über die Abwertung des Gegenwerts, den man für die Handlung erhalten hat. Es geht im Kern weder um die sexuelle Handlung an sich noch über eine Entweihung der Sexualität, sondern darum, dass ein hohes Gut (im ursprünglichen Wortsinne die eigene sexuelle Selbstbestimmung) für vergleichweise wenig Geld zur Disposition gestellt wird. Und das ist der Prostitution historisch kaum abzusprechen. Die Zahl der Prostituierten, die das aus völlig freien Stücken machen und weil sie gut dafür bezahlt werden und überhaupt kein Problem damit haben, ihren Körper den sexuellen Vorlieben anderer zu überlassen, dürfte - leider! - immer noch ziemlich gering sein im Vergleich zu jenen, die das machen, weil sie keine andere Wahl haben und/oder sehen.
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Aratirion
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Aratirion »

Rigolax hat geschrieben: 9. Nov 2021, 18:05 Wenn bei dem Begriff "Prostitution", in Abgrenzung zu "Sexarbeit", grundsätzlich etwas Negatives gesehen wird, dann ändert sich natürlich ebenso die Wahrnehmung von Vorwürfen einer "Keyword-Prostitution" stark. Insofern liegen hier wahrscheinlich (wie so oft in Diskussionen) wieder verschiedene semantische Annahmen zu Grunde.

(Am Rande: "Prostitution" leitet sich zwar von "prostituere" ab, laut Wikipedia "nach vorn/zur Schau stellen, preisgeben" und das könnte den Begriff ggf. für Vorwürfe wie dem von monieu monierten prädestinieren (anders als "Sexarbeit"), ich halte etymologische Determinationen aber grundsätzlich für wenig sinnig -- in der Praxis ist und darf (und vielleicht sogar sollte) die Genese eines Wortes für seine letztendliche Verwendung egal sein.)
Jochen Gebauer hat geschrieben: 9. Nov 2021, 19:25 Nein, die bildhafte Redewendung funktioniert als negatives Bild über die Abwertung des Gegenwerts, den man für die Handlung erhalten hat. Es geht im Kern weder um die sexuelle Handlung an sich noch über eine Entweihung der Sexualität, sondern darum, dass ein hohes Gut (im ursprünglichen Wortsinne die eigene sexuelle Selbstbestimmung) für vergleichweise wenig Geld zur Disposition gestellt wird. Und das ist der Prostitution historisch kaum abzusprechen. Die Zahl der Prostituierten, die das aus völlig freien Stücken machen und weil sie gut dafür bezahlt werden und überhaupt kein Problem damit haben, ihren Körper den sexuellen Vorlieben anderer zu überlassen, dürfte - leider! - immer noch ziemlich gering sein im Vergleich zu jenen, die das machen, weil sie keine andere Wahl haben und/oder sehen.
Mhm, gute Punkte. Etymologie an sich ist schon interessant, v.a. auch um die etwaig historischen assoziativen Bedeutungen besser am Schirm zu haben, die in manchen gegenwärtigen Kontexten durchaus noch durchschimmern können, selbst wenn es manche Kommunikationsteilnehmer gar nicht so wahrnehmen würden.

Gerade jener Aspekt der Entwertung eines hohen Gutes, das hatte ich gar nicht wirklich berücksichtigt. Aber es stimmt natürlich.

Gerade wenn ein solcher Begriff aber abwertend gebraucht wird - wie es in diesem Fall ja offensichtlich war - dann scheint mir hier schon auch ein Vorwurf der Selbstentwürdigung mitzuschwingen. Vielleicht ist das aber auch nur meine Assoziation zu einer derartigen Verwendung von "Prostitution" oder "die Beine breit machen".
MaxDetroit
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von MaxDetroit »

Hmm ... also, als Fazit kommt am Ende dann dabei raus (ich kann die Schlagzeile auf Twitter schon vor mir sehen): "Jörg Luibl beleidigt und diskriminiert Sexarbeiter:innen in einem Podcast, in dem er sie mit dem Spielejournalismus vergleicht." Totale Empörung. (Und wäre da der gute alte Hitler Verglich nicht angebrachter gewesen?) /s ;)
Zuletzt geändert von MaxDetroit am 10. Nov 2021, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.
monieu
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von monieu »

Rigolax hat geschrieben: 9. Nov 2021, 18:05 [...] ich halte etymologische Determinationen aber grundsätzlich für wenig sinnig -- in der Praxis ist und darf (und vielleicht sogar sollte) die Genese eines Wortes für seine letztendliche Verwendung egal sein.)
Kommt drauf an, ob man die Verwendung für legitim hält. Manchmal wird eine Bedeutung zum Beispiel durch ihr Missverständnis ersetzt. Das ist nicht für jeden leicht zu ertragen. Und ein Bedeutungswandel kann natürlich auch rückwärtsgewandt sein.
Voigt hat geschrieben: 9. Nov 2021, 18:14 Kurz zurück, hatte Luibl überhaupt Prostitution gesagt, dachte nur, dass die Branche die Beine breitmachte. Bin jetzt aber auch nichmehr sicher.
Bloß bevor ihr über die Aussagekraft des Worts Prositution diskutiert.
Seine Verwendung von "Keyword-Prostitution" bei Twitter hat mich an das Gespräch zurückerinnert und dass er dort von "die Beine breitmachen" sprach.
Rigolax hat geschrieben: 9. Nov 2021, 18:36 Ich mein, ich find die Diskussion auf einer abstrakten Ebene recht interessant, sie ist aber auch nicht sehr zielführend imho. Ich kann allerdings schon verstehen, wenn man die Formulierung sprachlich missglückt findet und so etwas darf man ja auch kritisieren imho.
Die Äußerungen selbst haben als Element der Außenpräsentation denke ich eine gewisse Relevanz. Aber ja wir nibbeln jetzt intepretatorisch daran herum, nur passiert ja offenbar sonst nichts bei dem Thema. Und ich wollte nochmal bekräfigten, dass ich mich zwar der Ausdruck gestört hat - wie gesagt einziger Stolperstein auf der Strecke, sicherlich der einzige, der in Erinnerung geblieben ist - aber es war weniger eine Kritik als eine Beobachtung.
Zuletzt geändert von monieu am 10. Nov 2021, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
monieu
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von monieu »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 9. Nov 2021, 19:25 Nein, nicht ganz. Es geht um den Vorwurf, etwas vermeintlich oder tatsächlich Wertvolles für einen zu geringen Gegenwert verkauft zu haben. Das ist qualitativ etwas anderes als Korruption. Man kann im bildhaften Sinne die Beine breit machen bzw. sich zu prostituieren, ohne korrupt zu sein. Die Vorwürfe liegen eng beinander, sind aber sprachlich nicht deckungsgleich.
Interessant. Aber ich denke als Überbegriff passt Korruption hier in jedem Fall. (Korrumpierung ist aber vermutlich der noch bessere Begriff, weil Korruption stärker auf ein do ut des abstellt.) Letztlich geht es darum, dass jemand eine bestimmte Funktion inne hat und gegen Vorteile in der Ausübung dieser Funktion von ihrem inhärenten Anspruch abweicht. Konkret man geht beim Verfassen von Meldungen nicht nach dem Nachrichtenwert, sondern nach der kommerziellen Bedeutung der zugehörigen Stichworte. Die Trennung von Redaktion und Vermarktung wird nicht umgesetzt. Wobei die Bedienung populärer Stichworte im Spektrum der Medienprodukte - möglicherweise bedauerlich - ihren Platz hat. Die Frage ist wohl, ob man das unter Journalismus fassen will.

Aber zurück zu deiner Deutung. Die bringe ich gerade mit "Keyword-Prostitution" nicht so ganz zusammen. Also wer ist die Gamestar in dieser Analogie? Verkaufen sie ihre Meldungen für keywords zu billig? Oder das was sie an Meldung liefern, liegt unter dem Wert der anhand des keyword möglichen Qualität, weil es nur darum geht überhaupt etwas zum Thema zu haben?

Jochen Gebauer hat geschrieben: 9. Nov 2021, 19:25 Nein, die bildhafte Redewendung funktioniert als negatives Bild über die Abwertung des Gegenwerts, den man für die Handlung erhalten hat. Es geht im Kern weder um die sexuelle Handlung an sich noch über eine Entweihung der Sexualität, sondern darum, dass ein hohes Gut (im ursprünglichen Wortsinne die eigene sexuelle Selbstbestimmung) für vergleichweise wenig Geld zur Disposition gestellt wird. Und das ist der Prostitution historisch kaum abzusprechen. Die Zahl der Prostituierten, die das aus völlig freien Stücken machen und weil sie gut dafür bezahlt werden und überhaupt kein Problem damit haben, ihren Körper den sexuellen Vorlieben anderer zu überlassen, dürfte - leider! - immer noch ziemlich gering sein im Vergleich zu jenen, die das machen, weil sie keine andere Wahl haben und/oder sehen.
Nur, dass man aus Not für einen zu geringen Gegenwart Arbeit macht, die vielleicht sogar tief die eigene Würde beeinträchtigt, tritt eben nicht nur im Bereich der Prostitution auf. Ein Unterschied ist, zumindestens bei allem was als legale Arbeit verstanden wird, dass man einen Wert, einen gesellschaftlichen Nutzen in dieser Arbeit sieht, selbst wenn ihre Bedingungen fragwürdig sind. So ein gesellschaftlicher Nutzen wird Prostitution oft abgesprochen. Und ich verstehe durchaus, wenn man hier die Nähe von Zwangsprostitution in der Bewertung heranzieht. Aber ich denke das läuft dennoch auf eine kategoriale Andersbewertung hinaus, denn da draußen gibt es wahrlich genug Beispiele für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, von Sklavenarbeit bis zu prekär Beschäftigten oder sogar gut bezahlte totale berufliche Vereinnahmung, wie man sie in der Spieleproduktion sieht. Nur sehen wir nicht-sexuelle Arbeitskraft nicht grundsätzlich davon berührt. Die andere Kategorie geht letztlich auf unsere Sicht auf Sexualität zurück.

Spätestens bei der Frage des Wertes des verkauften Guts sind wir in der moralischen Bewertung von Sexualität drin. Die sexuelle Selbstbestimmung ist nur bei der Zwangsprostitution berührt oder wenn man sich tatsächlich völlig außer Stande sieht, anders zu überleben. Sexuelle Selbstbestimmung bedeutet auch das eigene sexuelle Funktionieren zum Gegenstand einer kommerziellen Selbstausbeutung machen zu können. (Und diese sollte dann auch nur einer arbeitsrechtlichen oder kommerziellen Regulierung unterworfen sein, nicht der Umsetzung moralischer Ansprüche auf die Deutung des Sexuellen, wenn man diese Freiheit ernstnimmt.)

Wenn der Prostitutionsvergleich als negatives Bild also nicht über "Abwertung der entsprechenden sexuellen Handlungen oder eine Art Entweihung des Sexuellen" funktioniert, sondern ein Inbegriff für sich unter Wert verkaufen ist, sehe ich dahinter immer noch die Aufwertung einer Sexualität, die frei ist von kommerziellen Erwägungen, und die entsprechende Abwertung, einer, die es nicht ist. Das wäre ein Beispiel für Entweihung. Unabhängig davon, entspricht diese Verwendung als Analogie wohl nicht dem, was die meisten Menschen, die diese Arbeit ausüben, sich wünschen. Die brauchen das zusätzliche Stigma als Inbegriff für Billigkeit zu stehen nicht. Insofern würde ich so oder so dafür plädieren, das Sprachbild nicht zu gebrauchen.

Und wenn ich schließlich nochmal zu "die Beine breitmachen" zurückkomme. Bei Prostitution sehe ich durchaus, dass man mit einer neutraleren Haltung gegenüber der Art von Arbeit mit Blick auf die typischen oder historisch typischen Bedingungen der Arbeit ein anders funktionierendes Sprachbild erhalten kann. Bei "die Beine breitmachen" ist aber das viszerale Bild dominant und der Ausdruck ist sonst kontextfrei. Das Warum ist völlig unklar. Gleichzeitig gibt es für den Ausdruck meines Erachtens eine einzelne neutrale oder positive Verwendung, nämlich in der Beschreibung sexueller Handlungen. Sonst wird er stets negativ gebraucht. Wer die Beine breit macht, hat verloren. Genauso wie eine vergleichbare Formulierung ohne die sexuelle Konnotation wie "sich benutzen lassen" eigentlich auch nie positiv gemeint ist. Das sexuelle Element hinzu zu nehmen, ist einfach eine Steigerung, weil sich sexuell benutzen lassen als noch negativer verstanden wird. Ich würde sagen mit "sich verkaufen", "sich benutzen lassen" als Alternativen kann man darauf verzichten.
Ingoknito
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Ingoknito »

langsam sollte doch auch mal gut sein...
monieu
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von monieu »

Diese Diskussion transzendiert Luibl längst. :D
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Aratirion
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Aratirion »

monieu hat geschrieben: 10. Nov 2021, 11:13 Nur, dass man aus Not für einen zu geringen Gegenwart Arbeit macht, die vielleicht sogar tief die eigene Würde beeinträchtigt, tritt eben nicht nur im Bereich der Prostitution auf. Ein Unterschied ist, zumindestens bei allem was als legale Arbeit verstanden wird, dass man einen Wert, einen gesellschaftlichen Nutzen in dieser Arbeit sieht, selbst wenn ihre Bedingungen fragwürdig sind. So ein gesellschaftlicher Nutzen wird Prostitution oft abgesprochen. Und ich verstehe durchaus, wenn man hier die Nähe von Zwangsprostitution in der Bewertung heranzieht. Aber ich denke das läuft dennoch auf eine kategoriale Andersbewertung hinaus, denn da draußen gibt es wahrlich genug Beispiele für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, von Sklavenarbeit bis zu prekär Beschäftigten oder sogar gut bezahlte totale berufliche Vereinnahmung, wie man sie in der Spieleproduktion sieht. Nur sehen wir nicht-sexuelle Arbeitskraft nicht grundsätzlich davon berührt. Die andere Kategorie geht letztlich auf unsere Sicht auf Sexualität zurück.

Spätestens bei der Frage des Wertes des verkauften Guts sind wir in der moralischen Bewertung von Sexualität drin. Die sexuelle Selbstbestimmung ist nur bei der Zwangsprostitution berührt oder wenn man sich tatsächlich völlig außer Stande sieht, anders zu überleben. Sexuelle Selbstbestimmung bedeutet auch das eigene sexuelle Funktionieren zum Gegenstand einer kommerziellen Selbstausbeutung machen zu können. (Und diese sollte dann auch nur einer arbeitsrechtlichen oder kommerziellen Regulierung unterworfen sein, nicht der Umsetzung moralischer Ansprüche auf die Deutung des Sexuellen, wenn man diese Freiheit ernstnimmt.)

Wenn der Prostitutionsvergleich als negatives Bild also nicht über "Abwertung der entsprechenden sexuellen Handlungen oder eine Art Entweihung des Sexuellen" funktioniert, sondern ein Inbegriff für sich unter Wert verkaufen ist, sehe ich dahinter immer noch die Aufwertung einer Sexualität, die frei ist von kommerziellen Erwägungen, und die entsprechende Abwertung, einer, die es nicht ist. Das wäre ein Beispiel für Entweihung. Unabhängig davon, entspricht diese Verwendung als Analogie wohl nicht dem, was die meisten Menschen, die diese Arbeit ausüben, sich wünschen. Die brauchen das zusätzliche Stigma als Inbegriff für Billigkeit zu stehen nicht. Insofern würde ich so oder so dafür plädieren, das Sprachbild nicht zu gebrauchen.

Und wenn ich schließlich nochmal zu "die Beine breitmachen" zurückkomme. Bei Prostitution sehe ich durchaus, dass man mit einer neutraleren Haltung gegenüber der Art von Arbeit mit Blick auf die typischen oder historisch typischen Bedingungen der Arbeit ein anders funktionierendes Sprachbild erhalten kann. Bei "die Beine breitmachen" ist aber das viszerale Bild dominant und der Ausdruck ist sonst kontextfrei. Das Warum ist völlig unklar. Gleichzeitig gibt es für den Ausdruck meines Erachtens eine einzelne neutrale oder positive Verwendung, nämlich in der Beschreibung sexueller Handlungen. Sonst wird er stets negativ gebraucht. Wer die Beine breit macht, hat verloren. Genauso wie eine vergleichbare Formulierung ohne die sexuelle Konnotation wie "sich benutzen lassen" eigentlich auch nie positiv gemeint ist. Das sexuelle Element hinzu zu nehmen, ist einfach eine Steigerung, weil sich sexuell benutzen lassen als noch negativer verstanden wird. Ich würde sagen mit "sich verkaufen", "sich benutzen lassen" als Alternativen kann man darauf verzichten.
Ausführliche Darlegung, die ich so absolut unterstreichen würde. Danke dir!
Dennis Diel
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Dennis Diel »

Ich war in der neuesten Folge von „Auf einen Whisky“
zu Gast. Das hat sehr viel Spaß gemacht, und das sagt die Folgenbeschreibung:

Dennis Diel hat nach der Biographie "Gonzo" am 15.11.2021 sein zweites Buch "Schlage bitte weiter, Kämpferherz!" veröffentlicht. Er ist Autor, Zocker, Lovecraft-Fan und arbeitet bei der deutschen Rockband "Böhse Onkelz".
In diesem Podcast geht es um schwierige Kindheiten, um den Amiga 600 und Mortal Kombat, um Provokation und Kunst, um Gewalt und Musik, um Wut und Subkulturen, um The Last of Us: Part II und die Geschichte(n) von H.P. Lovecraft.
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Rince81 »

Floki hat geschrieben: 16. Feb 2022, 15:18 Auf den ersten Blick sieht es natürlich extrem so aus, dass man eine "alte" und vermeintlich teure Redaktion betriebsbedingt kündigt, abwartet bis die Rechtsmittelfristen und Verfahren auslaufen und dann startet man - Schelme würden behaupten: Wie von Anfang an geplant - eine neue, günstigere Redaktion. Winning!
Ist das so in etwas zu verstehen? Würde mich da über Input freuen.
Das wurde hier im Thread ausführlich besprochen.
viewtopic.php?f=2&t=7140&hilit=4players&start=480
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Indii
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Indii »

Hier geht es dann auch weiter: Funke kauft 4Players

https://www.gameswirtschaft.de/wirtscha ... me-290322/

Vom Regen in die Traufe oder so...
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bluttrinker13
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von bluttrinker13 »

Indii hat geschrieben: 29. Mär 2022, 13:30 Hier geht es dann auch weiter: Funke kauft 4Players

https://www.gameswirtschaft.de/wirtscha ... me-290322/

Vom Regen in die Traufe oder so...
Kann ich gar nicht einschätzen. Was weiß man über Funke?
Decius
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Decius »

bluttrinker13 hat geschrieben: 29. Mär 2022, 13:52
Indii hat geschrieben: 29. Mär 2022, 13:30 Hier geht es dann auch weiter: Funke kauft 4Players

https://www.gameswirtschaft.de/wirtscha ... me-290322/

Vom Regen in die Traufe oder so...
Kann ich gar nicht einschätzen. Was weiß man über Funke?
Einer der großen Verlage Deutschlands, und einer der großen Einsparer, Zusammenleger und Kürzer der Branche. Redaktionen, die 20 Blätter mit Einheitsforminhalt bestücken (“Regionalblätter” mit 80 % Zentralinhalt und Rest lokal angepasst, diverse Frauenklatschblätter zentral beliefert, viel Clickbait und Papier und online etc. Nix wo 4Players was zu gewinnen hätte fürchte ich.
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mausdoadschmatza
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von mausdoadschmatza »

Hier gibt es dann auch noch ein Video mit Statements aller Beteiligten mit dem üblichen Marketing-BlaBla.
https://youtu.be/oB_SRn52TUk

Man scheint wohl auch den Hardware Bereich ausbauen zu wollen oder halt von anderen Marken zweit zu verwerten und da Funke bisher im Gaming Bereich nicht so vertreten ist hat man dann ja eine Content Produktion, die man auch entsprechend weiter verwerten kann. Das würde dann ja einen gewissen Druck von der Seite nehmen komplett für sich stehen zu müssen.
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bluttrinker13
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von bluttrinker13 »

Decius hat geschrieben: 30. Mär 2022, 13:04 Einer der großen Verlage Deutschlands, und einer der großen Einsparer, Zusammenleger und Kürzer der Branche. Redaktionen, die 20 Blätter mit Einheitsforminhalt bestücken (“Regionalblätter” mit 80 % Zentralinhalt und Rest lokal angepasst, diverse Frauenklatschblätter zentral beliefert, viel Clickbait und Papier und online etc. Nix wo 4Players was zu gewinnen hätte fürchte ich.
OK, dank dir!
Hmja, dann klingt das wirklich eher nach Regen und Traufe.
Vielleicht bekommen wenigstens ein paar Leute einen Job dadurch, die einen brauchen. :think:
Ingoknito
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Ingoknito »

Christian Schiffer von Wasted bezeichnet es als "Boss Move" von Funke weil es sich bei 4players um "eine große Marke" handelt und deutet es als Zeichen wie gut der Spielejournalismus doch darstehe. :| Hat ja nicht umsonst einen Börsenpodcast mit Bezug zur Gaming Industrie.
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Jochen Gebauer
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Jochen Gebauer »

Aus Sicht von Funke ergibt das schon Sinn: Die wollen (und brauchen) Gaming im Portfolio. Eine eigene Marke aufbauen in diesem Marktumfeld? Keine Chance. Das kostet Millionen, um die auch nur halbwegs bekannt zu kriegen. Also eine etablierte kaufen. Und da ist außer 4Players eigentlich nichts zu haben, was a) bekannt wäre und b) nicht schon seit vielen Jahren brach liegen würde. Die Seite mag bis zu einem gewissen Grad scheintot zu sein, aber immerhin wurde sie nicht schon 2016 kremiert :mrgreen:

Ich habe nur echt keine Ahnung, was die damit wollen. Der Online-Reichweiten-Journalismus ist im Gaming seit Jahren massiv rückläufig. Und mit GameStar gibt es einen Platzhirsch, der a) immer noch nennenswert Reichweite hat und b) sich über Jahre eine hauseigene Expertise in dieser Form der Content Creation draufgeschaft hat. Alles andere dümpelt mehr schlecht als recht vor sich hin. Die Zeit solcher Portale ist eindeutig vorbei. Die führen schon seit Jahren nur noch Abwehrschlachten gegen Video, Podcast, Reddit usw usw.

Sieht für mich unterm Strich danach aus, als würde hier ein Verlag tun, was Verlage seit Angebinn der Digitalisierung eben so tun: Nämlich Dinge von gestern, die sie für Dinge von heute halten, weil sie selbst von vorgestern sind.

Aber hey! Vielleicht tue ich Funke auch total unrecht und die haben 'ne Idee, wie man das im Jahr 2022 gescheit aufzieht. Gäbe ja durchaus Beispiele von überm Teich. Alleine klingt es bislang nicht so.
Rince81
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Rince81 »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 31. Mär 2022, 14:30 Sieht für mich unterm Strich danach aus, als würde hier ein Verlag tun, was Verlage seit Angebinn der Digitalisierung eben so tun: Nämlich Dinge von gestern, die sie für Dinge von heute halten, weil sie selbst von vorgestern sind.
:lol: :clap: :clap:
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Lurtz
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Re: Runde #340: Auf ein Bier mit Jörg Luibl von 4Players

Beitrag von Lurtz »

Mit den üblichen Clicknews, auch aus dem aktuell offenbar ganz gut laufenden Hardware Bereich inklusive PS5-Livetickern wird es sich unter dem Strich schon lohnen.
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
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