GamingLord80 hat geschrieben: ↑7. Dez 2021, 11:04
Das aber eine ständige Gefahr für Leib und Leben angenommen wird ist für mich einfach zu viel.
Isses? Ich finde, das eigentlich stichhaltigere Argument kam bereits auf einer der vorigen Seiten: Wenn dein Name auf so einer Liste auftaucht, dann ist das Psychoterror. Wie man die Wahrscheinlichkeit bewertet, dass einer solchen Drohgebärde auch Taten folgen, ist IMO für die Diskussion ziemlich irrelevant. Man sollte IMO verstehen können, dass allein die Existenz der Liste jemanden belasten oder einschüchtern kann. Das ist ja auch Sinn und Zweck - vermutlich in der absoluten Mehrzahl der Fälle vorrangig.
Schritt 2: Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand auf so einer Liste landet. Gemessen am Gesamtvolumen von Äußerungen in Social Media, muss man vermutlich schon irgendwie hervorstechen, damit das passiert - vielleicht aber auch einfach Pech haben. Man kann also natürlich argumentieren, dass die Wahrscheinlichkeit für den normalen, gegen Rechts engagierten User recht niedrig ist. Das man aber daraus ableitet, dass dies deswegen hinzunehmen sei oder kein großes Gewicht haben sollte... ich denke, man kann auch hier die Position zumindest nachvollziehen, dass es nicht den Bedrohten zuzumuten ist, solche Einschüchterungsversuche (best case) einfach hinzunehmen, nur weil das Risiko stochastisch gesehen vielleicht vernachlässigbar wäre. Nicht jeder kann sowas einfach ausblenden. Deswegen ist es ja IMO auch ein perfides Mittel im Kampf um Meinungshoheit. Wer ein Klima von Angst erzeugen kann - auch wenn es nur eine Kulisse wäre - kann den Gegner hier in Teilen Mundtot machen. Und da muss man beim Täter ansetzen und sagen: DAS darf nicht sein. Nicht beim Opfer und sagen: "Ignorier das, du bildest dir die Gefahr nur ein, das wollen die doch". Im Gegenteil ist dafür zu sorgen, dass sie sich sicher fühlen können.
Wie man das nun herstellt / überhaupt herstellen kann und ob sowas wie eine Klarnamenpflicht hier ein geeignetes Mittel ist oder Anonymität eben notwendiges Schutzinstrument: Darüber kann man dann viel diskutieren. Aber ich finde es sehr nachvollziehbar, wenn jemand sich exponiert fühlt, wenn er sich in besonderem Maße gegen Rechts einsetzt und deswewgen Anonymität als wichtigen Schutz befürwortet. "Dann lass es halt bleiben" / "Halte dich von der Plattform fern", sollte da dann auch nicht die Lösung sein.
Insofern kann ich verstehen, dass hier unterschiedliche Bewertungen Pro/Kontra Klarnamen etc existieren. Aber ich finde es nicht schwer, die geäußerten Sorgen nachzuvollziehen, egal ob man sie nun teilt.
Andre