Otis hat geschrieben:
Lag o.ä. hingegen wirft die Frage auf, inwieweit Casuals das überhaupt merken und identifizieren könnten, das und was das ist bzw. ob sie überhaupt nennenswert Games spielen, wo sich dieser Lag überhaupt spürbar auswirkt.
Spieler die keinerlei Spiele zocken bei denen Lag von Relevanz ist, sind aber doch eine komplett andere Zielgruppe, die wesentlich besser am Smartphone oder Tablet aufgehoben ist - auf Hardware die sie bereits für andere Zwecke besitzen und für die nicht über Monate die Steuerung per Joypad erlernt werden muss. Ich sehe nicht dass diese Zielgruppe irgendeinen direkten Einfluss auf den Konsolenmarkt oder dessen Relevanz und Größe hat.
Wer nur wenige Spiele spielt ist nicht automatisch ein Casual, sondern einfach eine spezielle Zielgruppe - egal ob es sich dabei jetzt um COD, FIFA, Fortnite, LOL, Minecraft oder ein anderes Spiel handelt. Gerade im Bereich der Online-Multiplayer-Spiele ist es durchaus nicht unüblich, dass eher wenige Spiele, diese dafür sehr intensiv und für lange Zeit gespielt werden. Um diese Gruppe anzusprechen sind IMO deutlich andere Strategien nötig als bei Usern deren Schwerpunkt bei Singleplayer-Exklusiv-Titeln der Playstation liegt.
IMO ist diese Gruppe auch jetzt schon deutlich näher am PC/XBOX-Lager dran, da viele dieser Spiele am PC besser funktionieren und diese Spiele dann auch eher aus der Ecke EA/Activison/Blizzard kommen, die beim typischen Single-Player-Gamer kein hohes Ansehen genießen und oftmals sogar fast vollständig ignoriert werden.
Das ist überhaupt ein Punkt der bei Microsofts Zukäufen auffällt. Minecraft/Activision/Blizzard haben einen sehr starken Schwerpunkt im Online-Multiplayer-Bereich. Und selbst Bethesda hat starke PC-Wurzeln und auch einige Titel die in diese Richtung gehen. Bisher hat Microsoft noch keine großen Anstrengung unternommen sich im Bereich der Single-Player-Konsolenspiele vergleichbar stark zu verstärken. Die Frage ist, ob sie diesen Bereich als unwichtig einstufen oder einfach nur erkannt haben, dass ihr Model mit Abo-Dienst und Streaming besser zum Bereich der Online-Multiplayer-Community passt.
Dr_Hasenbein hat geschrieben: ↑28. Jan 2022, 09:58
Das ist eine Diskussion, die häufig außer acht lässt, dass Casuals das sehr wohl wahrnehmen, das sogar als schlecht empfinden, den Fachterminus dafür aber nicht kennen und das Problem häufig nicht richtig beschreiben können. Als ich noch sehr viel jünger war und noch gar nicht soviel gespielt habe sondern nur alle viertel Jahr mal bei meinem Onkel auf dem NES oder SNES, hätte ich das als "Schwammig" bezeichnet. Trotzdem habe ich das Spiel natürlich gespielt und dennoch hat mich das gestört. Warum auch nicht, denn ich sehe ja, dass mein ableben gar nicht meine Schuld war sondern die des Spiels oder der HW, denn wäre ich zur rechten Zeit gesprungen, nämlich auf meine Eingabe hin, hätte ich gewonnen.
Das deckt sich mit meiner Beobachtung. Ich hatte damals die Mega Man X Reihe ausgelassen und diese erst später im Emulator nachgeholt, empfand das Spielgefühl aber nicht sonderlich befriedigend und habe die Spiele beiseite gelegt. Später habe ich mir dann einen MiSTer FPGA geholt und auch dort nochmal einen Versuch gestartet - durch den fast vollständigen Wegfall von Lag (im Prinzip nur noch der geringe Lag meines Gaming Monitors und TVs im Gaming Mode) hatte ich plötzlich riesigen Spaß mit den Spielen und würde sie inzwischen als Essentials der 16bit Zeit einstufen. Dieses verbesserte Spielgefühl durch den Wegfall zusätzlichen Lags zieht sich eigentlich durch den kompletten 8-16bit Bereich und auch in den Bereich späterer 2D-Spiele z.B. auf PSX und Saturn.
Bei 3D Spielen ist es nicht ganz so extrem, da diese Spiele grundsätzlich schon einen höheren Lag aufweisen und auch die frühen Wireless-Pads hier nicht gerade gut optimiert waren, aber auch dort merkt man noch den reduzierten Lag höherer Framerates. Ein Doom in 30fps spielt sich schlechter als in 60fps und das wiederum schlechter als 120fps. Und das liegt nicht nur an der höheren Bewegtbildschärfe, sondern eben auch an der viel direkteren Reaktion auf Eingaben.
Man braucht keine Messgeräte und Fachbegriffe um Lag als unangenehm zu empfinden. Und immer auch bedenken, dass sich Lag addiert. Es ist also nicht so, dass der Lag des Eingabegeräts egal wird, nur weil man am TV mit Zwischenbildberechung oder anderen "Bildverbesserern" spielt (in der Richtung hatte Sebastian etwas erwähnt). Der Lag von Eingabegerät, Schnittstellen, Game-Engine und Bildschirm addiert sich und eine Erhöhung an jeder einzelnen Stelle macht das Spiel schwammiger und weniger direkt spielbar.
Ein gutes Beispiel ist auch das im Podcast genannte Red Dead Redemption 2 - dort ist die Eingabe (nicht auf Grund von Input-Lag) so verzögert, dass es die Entwickler nicht einmal mehr geschafft haben ein vernünftiges Gunplay hinzubekommen. Stattdessen gibt einem das Spiel gleich zwei Hilfsmittel um die Feuergefechte irgendwie noch spielbar zu machen: Zeitlupe und Click-To-Aim (also die massivste Form von Auto-Aim). Klar ist das ein Extremfall, aber es zeigt, dass es nicht gerade wünschenswert ist Lag dadurch zu lösen, dass man einfach das Spiel entsprechend umgestaltet. Ich bezweifle stark, dass es sehr viele Spieler geben wird die das Gunplay in RDR2 als positiv empfinden.