So, nach rund 72 Stunden und Level 143 habe ich die Reise gestern beendet und den letzten zwingenden Boss besiegt. Den Haligbaum habe ich zwar gefunden und erreicht, aber nicht mehr erkundet. Da ist jetzt bei mir dir Luft raus und die Aussicht auf den vermeintlich schwersten Bosskampf im Spiel macht mir die Erfahrung mit den letzten beiden Bossen auch nicht gerade schmackhaft. Auch habe ich, um die Reise für mich wirklich abzuschließen, danach meinen Speicherstand und das Spiel von der Platte gehauen.
(Okay, das hat jetzt nicht direkt etwas mit Elden Ring zu tun, sondern dass mache bei allen Spielen, die ich für mich persönlich beendet habe um Platz auf der PS4 frei zu haben.) Und vielleicht auch ganz gut für meine Zeit, heute hat es mich schon wieder ganz leicht in den Fingern gejuckt.
Zum Schluss war es eine echt krasse Endrunde an Bossen. Zuerst das Duo der Götterskalpe und Maliketh in Falum Azula, danach Godfrey/Hoarah Loux und dann noch Radagon und das Eldenbiest. Das wirkte auf mich, als ob sich da ein Sadist bei From Software austoben durfte. Vermutlich bin ich ab dem Duo der Götterskalpe so oft im Spiel gestorben, wie die ganze Zeit davor nicht.
Nach dem ich gemerkt habe, dass man für die Götterskalpe neben der Asche auch einen NPC beschwören darf, ging der Kampf dann sogar. Gegen Maliketh und Godfrey bin ich immer wieder angerannt und gemerkt, da geht was. Am Ende war es immer eine ganz knappe Kiste, ich aber bin mit meiner Herangehensweise noch zu recht gekommen.
Radagon und das Eldenbiest haben mich hingegen am Samstag (wollt da nur mal kurz das Spiel beenden
) mehrere Stunden gegen eine Wand rennen lassen. Man, war ich da gefrustet. Immer wenn ich Radagon geschafft habe, fehlten mir genug Heil- und Fokusflaschen für das Eldenbiest und auch meine Asche war schon zu sehr angeschlagen. Habe zwischendurch schon kurz überlegt, ob ich es einfach sein lasse, aber das hätte mich dann doch zu sehr gewurmt, so kurz vorm Ende. Dann habe ich nach Cheeses gesucht nur um festzustellen, dass der Radagoncheese schon gefixt wurde. Habe danach überlegt, mir einen Monat PS-Plus zu besorgen, um die Koop-Hilfe nutzen zu können. Aber war dann zu geizig und ehrgeizig, um für das Ende des Spiels nochmals extra zu bezahlen, wenn ich doch den Rest alleine geschafft habe. Das fühlte sich auch falsch an.
Also bin ich nochmals einen Schritt zurückgegangen und habe ein paar Guides gewälzt um meine Ausrüstung und ein wenig meinen Charakterbau anzupassen. Habe mir eine ordentliche Rüstung geholt (davor habe ich das komplette Spiel nur in irgendwelchen luftigen Klamotten ohne nennenswerten Schutz gespielt); habe mich mit paar nützlichen Talismanen und noch paar weiteren Zaubern und Arznei-Tränen versorgt; und habe so 10-12 Skillpunkte von Gesundheit, Fokus und Intelligenz auf Kondition umgeskillt, damit ich in der Rüstung beweglicher bin.
Und dann wurde es so langsam besser. Mit der Zeit sah ich Land. Musste mir zwar immer noch eine gute Taktik für beide Kämpfe zurechtlegen, die besten Zauber durch ausprobieren herausfinden, und zumindest ein wenig das Gefühl für die Angriffe der Bosse bekommen und überlegen, wie ich meine Taktik am besten umsetze. Es war immer noch fordernd und kein Selbstläufer für mich, aber gestern Abend lag das Eldenbiest dann im Staub. Danach habe ich Rannis Ende gewählt.
Und anscheinend habe ich mir den totalen OP-Charakter zusammengebaut, mit dem wohl das ganze Spiel vor dem Endboss ein Spaziergang wäre. Um noch ein Gefühl für den angepassten Charakter zu bekommen, bin ich nach dem Eldenbiest zu dem Drachenfürsten in Falum Azula gegangen, denn ich vorher ausgeklammert habe. Ojej, der hatte nichts zu lachen. Mit meiner Asche hatte ich den nach rund einer Minute weggebrutzelt. Ist halt nur erstaunlich, dass man es mit so ein Charakterbau trotzdem noch so schwer im letzten Bosskampf hat. Der Sprung schien mir schon gewaltig.
Dabei hat mir das taktische Überlegen, was kann man noch machen und wie geht man vor, sehr gefallen. Aber der eher mechanische Teil, Angriffsmuster erkennen und darauf zu reagieren, hat mich abgeschreckt und frustriert.
Auch wenn ich nach der Erfahrung mit den letzten beiden Bossen bestimmt kein Freund mehr von klassischen Soulslikes werde, hat mir Elden Ring sehr gut gefallen. Ein eindrückliches und ästhetisches Spielerlebnis, dass ich definitiv nicht missen möchte und an dem sich actionlastige Rollenspiele sicherlich bei mir messen lassen müssen. Die spielerische Freiheit, wie man die Dinge angeht, hat mir neben der ganzen Weltgestaltung mit am meisten gefallen.
Ich bleibe bei meiner Einschätzung, Story und Lore sind für die Tonne, und die Welt ist sehr mechanisch. Die Gegner stehen in der Welt herum, nur um auf die Spieler/innen zu warten. Und der Versuch, die Spielsysteme in die Lore einzubeziehen, wirkt auf ich sehr bemüht und künstlich.
Dieser eher mechanische und doch künstliche Ansatz hat aber den Vorteil, dass die Macher/innen bei der Gestaltung der Welt aus den Vollen schöpfen konnten. Es gab kaum ein Gebiet, was ich nicht ansprechend fand und was nicht einen gewissen optischen und atmosphärischen Reiz hatte.
Besonders gefallen haben mir da Nokron und Nokstella, Leyndell, Haus Vulkan, Liurnia und auch das Schneefeld der Riesen, was hier im Forum bisher nicht so gut weggekommen ist. Die Farbgebung aus weiß-grauem Boden und kaltblau-goldenem Himmel einerseits, und anderseits die Leere dieses Areals haben meine Stimmung nach der Anspannung in Leyndell voll getroffen. Alles lud schon rein optisch zum Angucken und Erkunden ein. Ebenfalls hat es mir die letzte Bossarena, inkl. Boss und musikalischer Untermalung angetan.
Diese sternenhimmelartige, leuchtende Mischung aus Amöbe und Bärtierchen, nur riesenhaft vergrößert, als Eldenbiest. Einfach nur schön.
Aber selbst die anderen Gebiete waren optisch eindrücklich und haben in mir fast immer irgendwelche Gefühle ausgelöst. Bis hin zu dieser unangenehmen Beklemmung in Cealid. Nur die Dungeons und Katakomben haben mich gar nicht angesprochen, was vermutlich auch der Grund war, dass ich nur verhältnismäßig wenige durchforstet habe.
Dabei wollte ich es ursprünglich gar nicht spielen (Soulslike). Nach dem ganzen initialen Hype wollte ich dann aber zumindest mal schauen, ob denn was dran ist. Jochens Einschätzung, dass es auch für Leute ist, die sonst eher einen Bogen um Soulslikes machen, war da ziemlich ausschlaggebend, Elden Ring mal eine Chance zu geben. Als ich dann gleich am Anfang gut reingekommen bin und ich den Sog der Welt gespürt habe, wollte ich schauen, völlig ohne Ambitionen, wie weit das Spiel mich trägt, immer bereit, es bei der geringsten Frustgefahr fallen zu lassen. Und am Ende hat es mich gepackt. So sehr, dass ich das jetzt irgendwie mit euch teilen musste, auch wenn es lang geworden ist.
Technisch konnte ich es auf der PS4 genießen. Graphisch war es sicherlich nicht das maximal Mögliche, aber es lief stabil und rund, vor allem bei den Bosskämpfen. Beleuchtung und Fernsicht sahen gut aus. Framerateeinbrüche waren wirklich selten, Abstürze hatte ich keine und die Ladezeiten waren okay. Kein Vergleich zu AC Valhalla mit seinen elendig langen Ladezeiten und Abstürzen und Cyberpunkt 2077, dass ich zwei, drei Monate nach Release gespielt habe, und dass zwar zu dem Zeitpunkt bei mir voll spielbar auf der PS4 war, aber schon mit Abstürzen und einer eher schwachen Framerate zu kämpfen hatte.
Hängt jetzt nur noch an Victoria 3, ob Elden RIng völlig unverhofft mein persönliches GotY 2022 wird. Aber die Chancen stehen gut, so sehr wie es nachwirkt, trotz aller Schwächen und Gamedesignentscheidungen, die mich in anderen Spielen schon längst verloren hätten. Zwar nicht das alles in Grund und Boden stampfende Meisterwerk, als das es hier und da gehandelt wird, aber auf alle Fälle ein sehr gutes Spiel und ein schönes Erlebnis.