Patruso hat geschrieben: ↑22. Feb 2022, 14:11"Mary Sue" finde ich tatsächlich keine passende Bezeichnung.
Ja, Mary Sue ist ein schon zu eng gefasster Begriff, der Grundgedanke, dass Aloy in allem besser ist als alle anderen und aller Leute Probleme löst, obwohl das narrativ oft nicht viel Sinn ergibt, bleibt jedoch bestehen. Klar steckt da auch viel Videogame-Protagonist-Syndrom mit drin, aber letztlich sind das einzige, was sie besonders macht, ihre DNA, die ihr Zugriff auf bestimmte Daten/Schlösser verschafft, und ihr Codex. (Wovon sie sich innerhalb von sechs Monaten plötzlich so viele aus dem Hintern zieht, dass sie buchstäblich zu Wegwerfartikeln verkommen.)
Und gerade weil sie die einzige mit Sobeks DNA ist, ist es komplett unlogisch, dass sie alles alleine macht bzw. alleine machen will und, wenn doch mal Helfer dabei sind, diese weg schickt, sobald es gefährlich wird usw. — sie ist von der Erzählung her keine Superheldin o.ä., benimmt sich aber ständig so, obwohl sie weiß, wenn sie drauf geht, ist alles Leben dem Untergang geweiht, weil niemand anderes an die Programme in den alten Computern ran kommt.
Man merkt diesen Bruch auch sehr schön, wenn man mal mit Kollegen unterwegs oder durch Quests in Kämpfe verwickelt wird, wo die anderen plötzlich komplett unfähig sind, auch nur ein schlafendes Kleinkind alleine zu besiegen, obwohl das alles in dieser Spielwelt ausgebildete, trainierte und erfahrene Killerroboterschlächter und Krieger sind. Ohne Aloy schaffen die nix, obwohl sie im Prinzip ein 17-jähriges (?) Mädchen ist, was aus dem Wald gestolpert kam.
Wie gesagt, der Abstand zu anderen Protagonisten mit ähnlichen Problemen ist nicht allzu groß, aber hier passt sie so, wie sie ist, oft nicht so recht in die Erzählung.