Runde #360: Im Westen nix Neues (Horizon: Forbidden West)

Alles, was nicht in ein anderes Forum gehört: Hier rein
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1364
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Jochen Gebauer »

Rince81 hat geschrieben: 28. Feb 2022, 14:331. Ex Machina
2. The Expanse, insbesondere die ersten Staffeln
3. Nausicaä aus dem Tal der Winde - Film und Manga
4. Her
5. Guardians of the Galaxy :ugly:

Keine Ahnung ob der in die Kernausrichtung passt aber Eternal Sunshine of a Spotless Mind darf in keiner "coole Story" Liste fehlen.
Kommt jetzt nicht ganz unerwartet. Keinen davon hätte ich auch nur in den Top 50 oder 100, würde ich tippen (wobei ich Nausicaa nicht kenne) :mrgreen:

Expanse ist ein schönes Beispiel. Das mögen ja sehr viele Leute. Hab ich die ersten Staffeln gerne geguckt? Jeppers. Shohreh Aghdashloo und Jared Harris könnte ich vermutlich stundenlang beim Schuhegucken zuschauen. Aber die Story war in meinen Augen generische Stangenware, die schlecht bis mittelmäßig bei zig besseren Vorbildern abschreibt und nicht einen Funken Originalität besitzt.

Edit: Um Gottes willen nicht als Diss an deinem Geschmack intendiert. You do you! Ist halt von meinen Sternstunden des Genres Galaxien entfernt, und das passt dann ja auch wieder zu den unterschiedlichen Eindrücken von Horizon 2.
Patruso
Beiträge: 147
Registriert: 20. Dez 2021, 19:58

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Patruso »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 28. Feb 2022, 14:02 Was mich ja mal interessieren würde, wenn man die Story/Logs/Nebenquests von Horizon 2 gut, spannend, überraschend usw findet: Was ist denn so der eigene interne Maßstab an gut erzählte Geschichten in einem (Science-)Fantasy-Setting? Wenn ich jetzt sagen würde, nenn mir mal fünf richtig geile Fantasy- und/oder Science-Fiction-Stories, welche würden dir zuerst einfallen?

Edit: Also nicht nur Spiele. Bücher, Filme, Serien usw.
Schwierig, da beides eigentlich gar nicht soooo mein Steckenpferd ist - bei den ersten Trailern zu Zero Dawn habe ich vermutlich mit dem Kopf geschüttelt.

Musste oben spontan nicken, als ich von Spotless Mind gelesen habe, wobei ich da nie daran gedacht habe, es in dieses Genre zu packen. Blade Runner, natürlich. Mass Effect, zumindest teilweise. Dune (Buch). Serien wären LOST (zumindest die ersten Staffeln), Handmaid's Tale,... Bei Fantasy sind es eher Bücher... Last Unicorn, LotR, Song of Ice and Fire (wobei stark abnehmend...), Königsmörder-Chronik.

Ich weiß nicht, ob das wirklich was über mein Gefallen an den FW Stories sagt... oder doch: vielleicht ist denen allen gemein, dass das Worldbuilding dort mindestens so faszinierend ist (und öfters besser) als der reine Plot. Vielleicht fasziniert mich die Gesamtwelt und die Geschichte um das Zero-Dawn-Projekt einfach so sehr, dass ich Geschichten, die ich in anderen Kontexten schlechter bewerten würde, höher einschätze? Möglich.
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1364
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Jochen Gebauer »

Patruso hat geschrieben: 28. Feb 2022, 15:09Ich weiß nicht, ob das wirklich was über mein Gefallen an den FW Stories sagt... oder doch: vielleicht ist denen allen gemein, dass das Worldbuilding dort mindestens so faszinierend ist (und öfters besser) als der reine Plot. Vielleicht fasziniert mich die Gesamtwelt und die Geschichte um das Zero-Dawn-Projekt einfach so sehr, dass ich Geschichten, die ich in anderen Kontexten schlechter bewerten würde, höher einschätze? Möglich.
Das ist zumindest ein guter Ansatzpunkt, denn drei deiner vier Fantasy-Beispiele haben - würde ich jedenfalls argumentieren - einen bestenfalls funktionalen Plot. Dito Bladerunner. Dito Handmaiden's Tale. Aber alle ein wunderbares Worldbuilding mit sehr viel faszinierender Lore.

Ich neige dazu, das in der Analyse erstmal unabhängig voneinander zu betrachten (da kommt wahrscheinlich der olle Literaturwissenschaftler wieder raus und raucht eine billige Zigarre ^^), aber das muss man freilich nicht. Für viele gehört das auch untrennbar zusammen, und wenn man sagt, dass Herr der Ringe einen sturzlangweiligen Plot hat, wollen sie einen am nächsten Ent aufknüpfen.
Patruso
Beiträge: 147
Registriert: 20. Dez 2021, 19:58

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Patruso »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 28. Feb 2022, 15:14
Patruso hat geschrieben: 28. Feb 2022, 15:09Ich weiß nicht, ob das wirklich was über mein Gefallen an den FW Stories sagt... oder doch: vielleicht ist denen allen gemein, dass das Worldbuilding dort mindestens so faszinierend ist (und öfters besser) als der reine Plot. Vielleicht fasziniert mich die Gesamtwelt und die Geschichte um das Zero-Dawn-Projekt einfach so sehr, dass ich Geschichten, die ich in anderen Kontexten schlechter bewerten würde, höher einschätze? Möglich.

Ich neige dazu, das in der Analyse erstmal unabhängig voneinander zu betrachten (da kommt wahrscheinlich der olle Literaturwissenschaftler wieder raus und raucht eine billige Zigarre ^^), aber das muss man freilich nicht. Für viele gehört das auch untrennbar zusammen, und wenn man sagt, dass Herr der Ringe einen sturzlangweiligen Plot hat, wollen sie einen am nächsten Ent aufknüpfen.

Würde das eigentlich auch trennen wollen, aber schließe für mich nicht aus, dass ich die Trennung nicht mehr sauber hinbekomme (und als Nicht-Kritiker, sondern "reiner" Konsument) auch nicht unbedingt hinterfrage, so lange es mir gefällt.

Und: vielleicht ist es auch die fehlende tiefere Auseinandersetzung mit dem Genre - da ist es ggfs einfacher, diese Faszination zu entwickeln. Was mir außerdem gefällt: wenn Thematiken in World-Building, Lore und Geschichte gleichsam verwoben sind. Das würde ich den meisten Beispielen zusprechen und sind mMn zum Beispiel der Grund für die Meisterhaftigkeit von LotR.

Wenn es um LotR insgesamt geht... aber nein, falsches Thema und wir wollen den Ent nicht verletzen ;)
Rince81
Beiträge: 8667
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Rince81 »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 28. Feb 2022, 14:43 Edit: Um Gottes willen nicht als Diss an deinem Geschmack intendiert. You do you! Ist halt von meinen Sternstunden des Genres Galaxien entfernt, und das passt dann ja auch wieder zu den unterschiedlichen Eindrücken von Horizon 2.
:ugly: Ich habe es vor dem Edit gelesen und musste grinsen. Habe aber auch so verstanden was Du meinst. ;)
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Rince81
Beiträge: 8667
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Rince81 »

Patruso hat geschrieben: 28. Feb 2022, 15:09 Ich weiß nicht, ob das wirklich was über mein Gefallen an den FW Stories sagt... oder doch: vielleicht ist denen allen gemein, dass das Worldbuilding dort mindestens so faszinierend ist (und öfters besser) als der reine Plot. Vielleicht fasziniert mich die Gesamtwelt und die Geschichte um das Zero-Dawn-Projekt einfach so sehr, dass ich Geschichten, die ich in anderen Kontexten schlechter bewerten würde, höher einschätze? Möglich.
Würde ich auch zustimmen. Ich finde Worldbuilding und Lore in dem Universum wirklich cool und sehe das ganz klar im Kontext der Story. Das war im ersten Teil ein bißchen rudimentär, Nora hier, Carja da und hier kann man, gerade in den Nebenquests richtig in die Lore tauchen.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Benutzeravatar
nachtgiger
Beiträge: 168
Registriert: 25. Jan 2019, 08:42

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von nachtgiger »

Bin noch im ersten Viertel (zweite Region) und habe einen Heidenspaß, nur eins nervt gewaltig: gefühlt spielt seit etwa 6-7 Stunden der immer gleiche Soundtrack rauf und runter. Damit meine ich dieses Gitarre-Klavier-Geklimper, das sich in ca. 10-minütigen Loops wiederholt. Nur im Kampf und in den Vaults pausiert die Musik. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ändert sich die Musik je nach Region? Habe Angst, dass es sich um einen Bug handelt.
Patruso
Beiträge: 147
Registriert: 20. Dez 2021, 19:58

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Patruso »

nachtgiger hat geschrieben: 28. Feb 2022, 16:51 Bin noch im ersten Viertel (zweite Region) und habe einen Heidenspaß, nur eins nervt gewaltig: gefühlt spielt seit etwa 6-7 Stunden der immer gleiche Soundtrack rauf und runter. Damit meine ich dieses Gitarre-Klavier-Geklimper, das sich in ca. 10-minütigen Loops wiederholt. Nur im Kampf und in den Vaults pausiert die Musik. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ändert sich die Musik je nach Region? Habe Angst, dass es sich um einen Bug handelt.
Die Musik stellt dich eigentlich sehr genau darauf ein, was du gerade tust bzw wo du bist. Hast du Spotify? Da gibt es schon den Soundtrack... da kannst du vielleicht mal gegenchecken, ob nur eins der Stücke immer wieder läuft bei dir.
Benutzeravatar
nachtgiger
Beiträge: 168
Registriert: 25. Jan 2019, 08:42

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von nachtgiger »

Patruso hat geschrieben: 28. Feb 2022, 18:10
nachtgiger hat geschrieben: 28. Feb 2022, 16:51 Bin noch im ersten Viertel (zweite Region) und habe einen Heidenspaß, nur eins nervt gewaltig: gefühlt spielt seit etwa 6-7 Stunden der immer gleiche Soundtrack rauf und runter. Damit meine ich dieses Gitarre-Klavier-Geklimper, das sich in ca. 10-minütigen Loops wiederholt. Nur im Kampf und in den Vaults pausiert die Musik. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ändert sich die Musik je nach Region? Habe Angst, dass es sich um einen Bug handelt.
Die Musik stellt dich eigentlich sehr genau darauf ein, was du gerade tust bzw wo du bist. Hast du Spotify? Da gibt es schon den Soundtrack... da kannst du vielleicht mal gegenchecken, ob nur eins der Stücke immer wieder läuft bei dir.
Ah fuck. Danke für den Tipp. Ja, es handelt sich um den Track "The World on Her Shoulders". Ein Gegencheck auf Reddit sagt mir, dass es sich dabei um einen Bug handelt... Das treibt mich gerade in den Wahnsinn und ruiniert mir echt das Spiel. Das erste Mal seit Ewigkeit, dass ich mir einen AAA-Titel in der Release-Woche kaufe, und das hat man nun davon.
TimF
Beiträge: 14
Registriert: 27. Feb 2022, 15:33

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von TimF »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 28. Feb 2022, 15:14
Patruso hat geschrieben: 28. Feb 2022, 15:09Ich weiß nicht, ob das wirklich was über mein Gefallen an den FW Stories sagt... oder doch: vielleicht ist denen allen gemein, dass das Worldbuilding dort mindestens so faszinierend ist (und öfters besser) als der reine Plot. Vielleicht fasziniert mich die Gesamtwelt und die Geschichte um das Zero-Dawn-Projekt einfach so sehr, dass ich Geschichten, die ich in anderen Kontexten schlechter bewerten würde, höher einschätze? Möglich.
Das ist zumindest ein guter Ansatzpunkt, denn drei deiner vier Fantasy-Beispiele haben - würde ich jedenfalls argumentieren - einen bestenfalls funktionalen Plot. Dito Bladerunner. Dito Handmaiden's Tale. Aber alle ein wunderbares Worldbuilding mit sehr viel faszinierender Lore.

Ich neige dazu, das in der Analyse erstmal unabhängig voneinander zu betrachten (da kommt wahrscheinlich der olle Literaturwissenschaftler wieder raus und raucht eine billige Zigarre ^^), aber das muss man freilich nicht. Für viele gehört das auch untrennbar zusammen, und wenn man sagt, dass Herr der Ringe einen sturzlangweiligen Plot hat, wollen sie einen am nächsten Ent aufknüpfen.
Ich denke es ist wirklich ein unterschiedliches Anspruchsdenken. Ich fühle mich z.B. von R.A. Salvatore Romanen gut unterhalten - aber ich weiß natürlich dass das jetzt kein brilliant geschriebenes Zeug ist. So geht mir das bei Spielen auch. Auch wenn mir die Main Story von HZD besser als die von HFW gefallen hat heißt das nicht dass ich die von HFW schlecht fand - sie hat mich super unterhalten. MIR persönlich reicht das um das Spiel gut zu finden.

By the way Jochen... meinen ersten Beitrag hier im Thread gelesen? ;)
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1364
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Jochen Gebauer »

TimF hat geschrieben: 1. Mär 2022, 17:40By the way Jochen... meinen ersten Beitrag hier im Thread gelesen?
Oh. Übersehen. Aber jetzt:

Interessantes Gegenargument, das leider vom Spiel nicht gestützt wird. Konkret vom ersten Teil. Denn Aloy wächst zwar als Outcast auf, will aber unbedingt zum Stamm gehören. Sie verachtet ihn nicht, sie will Teil davon werden. Der erste Storyteil dreht sich ja explizit darum, wie sie 12 Jahre (!) verbissen für den Initiationsritus trainiert, der ihr endlich den ersehnten Platz in der Stammesgemeinschaft sichert.

Insofern erscheint mir deine These, dass Aloy Stammeskulturen per se verachtet, weil sie als Outcast aufgewachsen ist, nicht stichhaltig. Im Gegenteil: Den überwältigenden Teil ihres Lebens hat Aloy bewusst und konkret auf die Mitgliedschaft in einer Stammeskultur hingearbeitet.
Benutzeravatar
Dee'N'bee
Beiträge: 957
Registriert: 3. Sep 2016, 21:03

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Dee'N'bee »

Ich bin jetzt nach 72 Stunden fertig mit allem, außer Waffen verbessern hab ich nichts mehr zu tun...was schade ist, ich könnte mich noch länger in der Welt von Horizon aufhalten.

Ich fand das Spiel auf jeden Fall großartig, genau meine Art von Spiel und jetzt schon Goty Anwärter...da könnte vieleicht nur noch God of War dran rütteln, voraugesetzt es erscheint noch dieses Jahr.

Ich kann auch nichts negatives an Forbidden West finden, das Spiel ist für mich nahezu perfekt. Das einzige was ich sehr entäuschend fand ist der reitbare Krallenschreiter, der ist viel zu langsam...war dadurch als Reittier völlig unbrauchbar.

Jetzt hoffe ich dass die Geschichte über einen dlc fertig erzählt wird und nicht durch einen dritten Teil. Wie sollte der aussehen? Komplett Amerika ist als Schauplatz abgedeckt. Und selbst wenn sie den Kontinent wechseln würden...wie soll der aussehen? HFW deckt alles an Biomen schon ab.
Benutzeravatar
rekuzar
Beiträge: 140
Registriert: 2. Dez 2016, 00:19

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von rekuzar »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 1. Mär 2022, 18:36 Oh. Übersehen. Aber jetzt:

Interessantes Gegenargument, das leider vom Spiel nicht gestützt wird. Konkret vom ersten Teil. Denn Aloy wächst zwar als Outcast auf, will aber unbedingt zum Stamm gehören. Sie verachtet ihn nicht, sie will Teil davon werden. Der erste Storyteil dreht sich ja explizit darum, wie sie 12 Jahre (!) verbissen für den Initiationsritus trainiert, der ihr endlich den ersehnten Platz in der Stammesgemeinschaft sichert.

Insofern erscheint mir deine These, dass Aloy Stammeskulturen per se verachtet, weil sie als Outcast aufgewachsen ist, nicht stichhaltig. Im Gegenteil: Den überwältigenden Teil ihres Lebens hat Aloy bewusst und konkret auf die Mitgliedschaft in einer Stammeskultur hingearbeitet.
Aber war ihre Hauptmotivation nicht immer nur, etwas über ihre Mutter zu erfahren? Von den Regeln des Stammes hielt sie ja nicht viel und versprach auch direkt ihrem Ziehvater, sie für ihn zu brechen. Ich glaube nicht, dass sie ihren Stamm als Ganzes gehasst hat aber das Verhältnis war schon sehr ambivalent. Insbesondere für ihre Bräuche und religiösen Lehren hatte sie definitiv nie etwas übrig.
Benutzeravatar
Guthwulf
Beiträge: 4000
Registriert: 20. Dez 2016, 12:41
Wohnort: Berlin

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Guthwulf »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 1. Mär 2022, 18:36Aloy wächst zwar als Outcast auf, will aber unbedingt zum Stamm gehören. Sie verachtet ihn nicht, sie will Teil davon werden. Der erste Storyteil dreht sich ja explizit darum, wie sie 12 Jahre (!) verbissen für den Initiationsritus trainiert, der ihr endlich den ersehnten Platz in der Stammesgemeinschaft sichert.

Insofern erscheint mir deine These, dass Aloy Stammeskulturen per se verachtet, weil sie als Outcast aufgewachsen ist, nicht stichhaltig. Im Gegenteil: Den überwältigenden Teil ihres Lebens hat Aloy bewusst und konkret auf die Mitgliedschaft in einer Stammeskultur hingearbeitet.
Ja, ABER:

Lernt sie nach dem Initiationsritus und dem Überfall nicht auch, dass die Stammesältesten (mit einer Ausnahme) ihr nicht glauben, sie beinahe nochmal verstoßen und sie nicht Teil der Stammeskultur werden kann, weil sie als seltsam und anders angesehen wird, mit ihrem magischen "Blutooth Headset" und ihren "Visionen"? Entwächst sie im Laufe des ersten Teils dann nicht deshalb schrittweise den Stammeskulturen? Sie lernt immer mehr über die alte Welt, dass die Artefakte nicht Götter sondern Technologie sind und wird damit doch erst recht zum Außenseiter?

Insofern: Ja sie wollte in ihrer Kindheit unbedingt Teil der Stammeskultur werden, die Story des Spiels dreht sich dann aber doch eben grade um Aloy's Emanzipation von den Stammeskulturen? Wie ein Kind irgendwann lernt, dass die Eltern auch nicht unfehlbar oder allwissend sind... Das sie am Ende "Stammeskulturen per se verachtet" (weil die "primitiv" und "verblendet" sind sowie ihre "Weisheit" nicht verstehen wollen) erscheint mir nachvollziehbar.
Zuletzt geändert von Guthwulf am 1. Mär 2022, 19:14, insgesamt 1-mal geändert.
guthwulf04 (Steam), dreosan (PSN), Guthwulf06 (Xbox), Guthwulf16 (Switch: SW-7403-8257-5609)
Benutzeravatar
Jochen Gebauer
Beiträge: 1364
Registriert: 1. Nov 2020, 17:41

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Jochen Gebauer »

Guthwulf hat geschrieben: 1. Mär 2022, 19:09Insofern: Ja sie wollte in ihrer Kindheit unbedingt Teil der Stammeskultur werden, die Story des Spiels dreht sich dann aber doch eben grade um Aloy's Emanzipation von den Stammeskulturen? Wie ein Kind irgendwann lernt, dass die Eltern auch nicht unfehlbar oder allwissend sind... Das sie am Ende "Stammeskulturen per se verachtet" (weil die "primitiv" und "verblendet" sind sowie ihre "Weisheit" nicht verstehen wollen) erscheint mir nachvollziehbar.
Den ersten Teil - die Emanzipation insbesondere von den reaktionären Werten ihrer Stammeskultur - finde ich schlüssig. Den zweiten Teil nicht. Zwischen Emanzipation und Verachtung ist eine Menge Land, und den Weg vom einen zum anderen zeichnet das Spiel nicht nach. Verständlich oder nachvollziehbar finde ich vieles, aber das Werk muss diese Interpretation auch handfest hergeben, und weder Horizon 1 noch 2 tun das.
Benutzeravatar
Guthwulf
Beiträge: 4000
Registriert: 20. Dez 2016, 12:41
Wohnort: Berlin

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Guthwulf »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 1. Mär 2022, 19:13
Guthwulf hat geschrieben: 1. Mär 2022, 19:09Insofern: Ja sie wollte in ihrer Kindheit unbedingt Teil der Stammeskultur werden, die Story des Spiels dreht sich dann aber doch eben grade um Aloy's Emanzipation von den Stammeskulturen? Wie ein Kind irgendwann lernt, dass die Eltern auch nicht unfehlbar oder allwissend sind... Das sie am Ende "Stammeskulturen per se verachtet" (weil die "primitiv" und "verblendet" sind sowie ihre "Weisheit" nicht verstehen wollen) erscheint mir nachvollziehbar.
Den ersten Teil - die Emanzipation insbesondere von den reaktionären Werten ihrer Stammeskultur - finde ich schlüssig. Den zweiten Teil nicht. Zwischen Emanzipation und Verachtung ist eine Menge Land, und den Weg vom einen zum anderen zeichnet das Spiel nicht nach. Verständlich oder nachvollziehbar finde ich vieles, aber das Werk muss diese Interpretation auch handfest hergeben, und weder Horizon 1 noch 2 tun das.
Kenne bisher nur Teil 1. Kann deshalb nix zu "Verachtung" in Teil 2 sagen. Das aus Emanzipation von den reaktionären Werten der Stammeskulturen, ihrem Wissensvorsprung (den ihr niemand glauben will) und ihrer Außenseiterposition gegenüber allen Stämmen, dann mit Zeitablauf eine Ablehnung bis hin zu Verachtung der Stammeskulturen entstehen kann, erscheint mir erstmal, nur aus Teil 1 heraus gesprochen, glaubhaft (ohne Teil 2 zu kennen).
guthwulf04 (Steam), dreosan (PSN), Guthwulf06 (Xbox), Guthwulf16 (Switch: SW-7403-8257-5609)
Otis
Beiträge: 1294
Registriert: 23. Mai 2021, 19:30

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Otis »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 1. Mär 2022, 18:36Aloy wächst zwar als Outcast auf, will aber unbedingt zum Stamm gehören. Sie verachtet ihn nicht, sie will Teil davon werden. Der erste Storyteil dreht sich ja explizit darum, wie sie 12 Jahre (!) verbissen für den Initiationsritus trainiert, der ihr endlich den ersehnten Platz in der Stammesgemeinschaft sichert.

Insofern erscheint mir deine These, dass Aloy Stammeskulturen per se verachtet, weil sie als Outcast aufgewachsen ist, nicht stichhaltig. Im Gegenteil: Den überwältigenden Teil ihres Lebens hat Aloy bewusst und konkret auf die Mitgliedschaft in einer Stammeskultur hingearbeitet.
Ich hatte den starken Eindruck, dass nicht sie das will, sondern Rost und sie macht das ihm zuliebe bzw. weil sie ja auch nichts anderes kennt, als auf diesen Tag hin trainiert zu werden. Den eigenen Wunsch, zum Stamm zu gehören, habe bei Aloy nicht erkannt und sie äußert sich oft genug abfällig darüber.
TimF
Beiträge: 14
Registriert: 27. Feb 2022, 15:33

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von TimF »

Korrekt - meiner Meinung nach hat Aloy in Teil 1 das Proving nur gemacht weil sie wissen wollte wer ihre Mutter ist. Sie bettelt Rost an eine Lösung zu finden und er sagt: "Es gibt eine Möglichkeit" und erzählt von dem Proving wo die Matriarchen dem Gewinner ein "Boon" versprechen. Und NUR deswegen macht sie das ganze Training. Sie will wissen warum sie ausgestoßen wurde, sie will wissen warum sie keine Mutter hat, oder wo ihre Mutter ist. Nicht weil sie zum Stamm gehören will.
Ich finde das vor ALLEM ihr Aufwachsen und ihre Erlebnisse mit den Nora dazu führen dass sie Stammesreligionen einfach nicht ausstehen kann weil diese ihr nur Leid zugefügt haben. Die Nora haben bis auf einzelne Individuen NICHTS für sie getan bis zu dem Zeitpunkt als Aloy sie gerettet hat. Und selbst dann bekommt sie von vielen nur Verachtung zu spüren und muss sich auf so zweifelhafte Dinge einlassen wie: Werde mal ein Seeker, ansonsten darfst du nichtmal tot in unser Tal zurückkommen.
Rince81
Beiträge: 8667
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Rince81 »

Jochen Gebauer hat geschrieben: 1. Mär 2022, 18:36 Interessantes Gegenargument, das leider vom Spiel nicht gestützt wird. Konkret vom ersten Teil. Denn Aloy wächst zwar als Outcast auf, will aber unbedingt zum Stamm gehören. Sie verachtet ihn nicht, sie will Teil davon werden. Der erste Storyteil dreht sich ja explizit darum, wie sie 12 Jahre (!) verbissen für den Initiationsritus trainiert, der ihr endlich den ersehnten Platz in der Stammesgemeinschaft sichert.
Nein, das stimmt nicht. Ihre Motivation ist ihre Suche nach ihrer Herkunft. Sie will von Rost antworten haben, die er ihr nicht geben kann. Er verweist darauf, dass die Matriarchinnen das vielleicht können und wenn Aloy diesen Ritus gewinnt, würden die Matriarchinnen ihr einen Wunsch erfüllen müssen und ihre Fragen beantworten, siehe hier:
https://youtu.be/UvHxVNw1My4?t=79

Das IHR der Stamm dabei egal war, sieht man in der Szene hier kurz vor der Prüfung - "my tribe"?:
https://www.youtube.com/watch?v=Hkgsw09zbDk
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Benutzeravatar
Gonas
Beiträge: 1520
Registriert: 2. Okt 2016, 14:47

Re: Horizon: Forbidden West

Beitrag von Gonas »

TimF hat geschrieben: 1. Mär 2022, 20:40 Korrekt - meiner Meinung nach hat Aloy in Teil 1 das Proving nur gemacht weil sie wissen wollte wer ihre Mutter ist. Sie bettelt Rost an eine Lösung zu finden und er sagt: "Es gibt eine Möglichkeit" und erzählt von dem Proving wo die Matriarchen dem Gewinner ein "Boon" versprechen. Und NUR deswegen macht sie das ganze Training. Sie will wissen warum sie ausgestoßen wurde, sie will wissen warum sie keine Mutter hat, oder wo ihre Mutter ist. Nicht weil sie zum Stamm gehören will.
Ich finde das vor ALLEM ihr Aufwachsen und ihre Erlebnisse mit den Nora dazu führen dass sie Stammesreligionen einfach nicht ausstehen kann weil diese ihr nur Leid zugefügt haben. Die Nora haben bis auf einzelne Individuen NICHTS für sie getan bis zu dem Zeitpunkt als Aloy sie gerettet hat. Und selbst dann bekommt sie von vielen nur Verachtung zu spüren und muss sich auf so zweifelhafte Dinge einlassen wie: Werde mal ein Seeker, ansonsten darfst du nichtmal tot in unser Tal zurückkommen.
So habe ich das im ersten Teil auch immer wahrgenommen. Ihr Stamm und die Strukturen waren ihr auch im ersten sehr egal, das wurde auch gegen Ende höchstens marginal 'besser'.
Antworten