Schöne Unterhaltung. Mir gefällt wie stark ihr darauf achtet, zwischen Meinungen, Überzeugungen und Fakten zu unterscheiden. Und dass ihr euch die Mühe macht, auszuholen und zu erklären von wo ihr gerade kommt und argumentiert.
Zeitweise musste ich an uralte Antikriegswertungen aus der Powerplay denken. Da kam mir beispielsweise der geschätzte Heinrich Lenhardt immer sehr ...hmm... spielverderberisch piefig vor. Irgendwann wurde mir klar, dass das mit dem Altersunterschied zu tun haben kann und wie Deutschland gesellschaftlich zum Thema Krieg stand und steht. Heute sehe ich darin den Versuch kritisch mit dem Spagat zwischen Unterhaltungsprodukt und zivilisatorischem Zusammenbruch umzugehen, für den leider wenig Platz vorgesehen war und (um von mir auf Andere zu schließen) keine Leserschaft.
Habe bei 1:03:00 angehalten und wollte schnell ein Beispiel bringen für das "Abseilen, Boss umlegen, Welt retten": Operation Storm-333.
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Storm-333
Imho ist Krieg in Computerspielen ein Skin. Sowohl was die Produktion angeht als auch der Vertrieb. Nicht weniger zynisch als die Filmbranche, aber auch nicht mehr. Einen Bildungsauftrag wird das Spiel nie erfüllen können (auch wenn wir das unserem Geschichtslehrer bezüglich History Line 1914-1918 einredeten, der sich daraufhin das Intro interessiert vorführen lies), genauso wenig wie es der Film kann. Komplexität und Unterhaltung sind halt schwer vereinbar.
Mir wäre es lieber, das Thema Krieg in der Schule zu behandeln und da den Unterschied zwischen Realität und Unterhaltungsprodukt herauszuarbeiten, auch wenn das sehr schwierig wird.
Ansonsten sollte jeder spielen was ihm Spaß macht, und wenn ein Spiel plötzlich keinen Spaß mehr macht, aufgrund eines Krieges, dann ist das doch etwas sehr positives. Hier hat jemand noch ein Gewissen/Sensitivität/Menschlichkeit. Soll nicht heißen dass jeder Andere kein Gewissen hat oder ein Unmensch ist; man könnte auch einfach nur stark abstrahiert denken, Realität von Fiktion besser unterscheiden, usw.