Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

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Tungdil1981
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Tungdil1981 »

mart.n hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:48 Ich halte Diversität der Diversität willen immer noch für absoluten Schwachsinn. Macht Diversität in einem Spiel Sinn, was im modernen New York spielt? Ja. Macht es in einer SciFi Serie wie The Expanse Sinn, wo ein Abbild der Menschheit in der Zukunft dargestellt wird? Na klar. Macht es in einer mittlelalterlich, osteuropäisch angehauchten Welt wie von The Witcher Sinn? Nein. Macht es Sinn, einen englischen Adelsroman mit überwiegend schwarzen Schauspielern zu besetzen? Nein, absolut gar nicht. Genau so wenig, wie ein Squid Game mit so einem komischen Diversity Tool funktionieren würde. Das ganze ist nur ein Marketing Instrument, um die aufgebrachten Twitter- und Medienaktivisten zu beruhigen. Die Leute, die Dave Chapelle unmöglich finden weil er Witze über die "Alphabet People" macht. Es muss halt auch nicht in jedem Film/Spiel ein Transgender Charakter auftauchen, einfach weil die tatsächliche Verbreitung auch extrem gering ist. Da muss man die Leute nicht einsetzen, um eine Checkbox füllen zu können.

Gilt für Spiele in Bezug auf dieses Tool wie auch für Filme, Serien und alles, was Netflix, Amazon und Co mit ihren Exceltabellen anstellen.
Du sagst es. Genau das denke ich mir auch. Habe die Diskussion bei Kingdom Come zB nie verstanden.
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Felidae
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Tungdil1981 hat geschrieben: 23. Mai 2022, 07:45
Du sagst es. Genau das denke ich mir auch. Habe die Diskussion bei Kingdom Come zB nie verstanden.
Schade, dass Du nicht weitergelesen hast - in dem Thread gibts nämlich durchaus paar Antworten und Erklärungen.
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Felidae
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 23. Mai 2022, 09:38 Natürlich kann das ein Entwickler machen. Nur würde das für mich oder vermutlich auch für einen Großteil der (zahlenden) Kunden als Projektionsfläche im Fall Geralt nicht mehr funktionieren.
Und so ist es eben auch genau umgekehrt. Alle abseits des weißen heterosexuellen Cismann finden sich kaum bis gar nicht wieder. Deshalb wäre mehr Vielfalt um ihrer selbst Willen durchaus begrüßenswert.

Und ich denke, die Befürchtung, dass es gar keine weiße heterosexuelle Cismänner mehr geben wird, ist sehr unbegründet. Höchstens wird Deine Spielauswahl kleiner. Dafür die für andere Menschen größer.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von meieiro »

Floki hat geschrieben: 23. Mai 2022, 09:38 Sorry, kam über eine Antwort weg, wollte aber die Punkte nicht unbeantwortet lassen, weil ich sie natürlich verstehe.

Unsere Diskussionen hier auf dem Forum, die wir in verschiedenen Threads führen, zeigen für mich relativ gut - auch wenn es in dem konkreten Fall eine andere Nuance gibt, woher die Diskussion stammt, wie zumindest manche Leute den Punkt Diversität sehen. Jochen hat es ja auch in ein paar Casts erwähnt, wäre Zwerge bspw. schwarz "wäre das noch der interessanteste Aspekt". Da gehe ich nicht mit bei der Annahme. Sie wirkt eher für mich dem PC geschuldet. Aber ich finde einfach nicht, dass Diversität per se eine sinnvolle Sache ist. Wenn man sich bewusst dazu entschließt als Entwickler/Creator oder wer auch immer, Leute zu diskriminieren oder durch Rollenklischees zu diskreditieren, bin ich dabei, dass da entschieden gegen vorgegangen werden muss.
Am Beispiel Trans finde ich wird es deutlich: Eine verhältnismäßig kleine Gruppe der Gesellschaft würde möglicherweise überrepräsentiert, würde man einfach einen Protagonisten unter dem "Warum denn nicht?"-Aspekt so zeichnen. Natürlich kann das ein Entwickler machen. Nur würde das für mich oder vermutlich auch für einen Großteil der (zahlenden) Kunden als Projektionsfläche im Fall Geralt nicht mehr funktionieren.
Aber das tut es im Moment ja auch nicht. Für mich als weißer heterosexueller Mann funktioniert Geralt überhaupt nicht als Projektionsfläche.

Und die andere Frage die sich stellt: Muss der Spieler-Charakter in einem Videospiel als Projektionsfläche dienen? Und ich würde behaupten nein.
Videospiel geben mir die Möglichkeit Geschichten aus anderen Perspektiven zu erleben, die in meinem Alltag einfach nicht stattfinden. Das sehe ich durchaus als Bereicherung an. Das kann auch helfen andere Perspektiven besser zu verstehen.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von MaxDetroit »

Man darf nicht vergessen, das sind Entertainment Produkte die man weltweit verkaufen möchte und die möglichst viele Zielgruppen ansprechen sollen. Das man dafür natürlich Diversität braucht um den z.B. den südamerikanischen, indischen, chinesischen, Markt usw. ansprechen zu können, ist ja auch irgendwie klar. Das man dann auch versucht möglichst viele Sexualitäten abzubilden um die LGTB Zielgruppe zu bedienen, auch okay. Das ist für mich jetzt kein Negativpunkt, das kann ja ein Win-Win für alle sein. Das Unternehmen bedient mehr Zielgruppen, wir bekommen weniger Stereotypen zu sehen.

Das Problem kommt nur wenn es dann solche Checklisten gibt und das Drehbuch gibt irgendwas gerade nicht her und man muss jetzt noch zwei Häkchen auf der Checkliste irgendwie bedienen. Solche Charaktere stechen dann auch irgendwie heraus, weil man merkt das sie nachträglich eingeführt wurden, nur um die Diversity Regeln zu erfüllen. Das merken dann auch viele Zuschauer. Und dann wird wieder im Internet diskutiert. Und ich brauche diese ganzen politischen Diskussionen nicht in meinem Entertainment Produkt das ich auch mal zum Eskapismus von der ganzen Scheiße benutzen möchte.

Ich bin so und so ein alter Star Trek Fan, besonders von Next Generation, Deep Space Nine und Voyager. Die Serien waren in den 90ern schon divers und ich schaue die heute bald immer noch lieber als alles andere. Das ist für mich auch immer noch eine Utopie für die Menschheit hinter der ich stehen kann. Das man heute unterstützende Tools dafür braucht, wo für mich eigentlich gesunder Menschenverstand und etwas kreatives Talent ausreichen sollte, na ja, ist dann halt so.

Und PS: Jeder Charakter, der sich nur über Hautfarbe und Sexualität definiert (das gilt auch für weiß und hetero) ist für mich erstmal uninteressant.
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Felidae
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

MaxDetroit hat geschrieben: 23. Mai 2022, 10:07
Das Problem kommt nur wenn es dann solche Checklisten gibt und das Drehbuch gibt irgendwas gerade nicht her und man muss jetzt noch zwei Häkchen auf der Checkliste irgendwie bedienen. Solche Charaktere stechen dann auch irgendwie heraus, weil man merkt das sie nachträglich eingeführt wurden, nur um die Diversity Regeln zu erfüllen. Das merken dann auch viele Zuschauer. Und dann wird wieder im Internet diskutiert. Und ich brauche diese ganzen politischen Diskussionen nicht in meinem Entertainment Produkt das ich auch mal zum Eskapismus von der ganzen Scheiße benutzen möchte.
Aber Checklisten gibt es doch in Bezug auf alles.

Mal bewusst von Spielen weg, hin zum Film: Das hochangesehene MIRAMAX, amerikanischer Vertrieb und Produktionsfirma für qualitativ hochwertige Filme, hat STÄNDIG nach Checklisten gearbeitet. Hat andere Filme, die erfolgreich waren, minutiös analysiert und dann einzelne Elemente genau kopiert. Alles nur mit Blick auf Einnahmen.

Wir reden von einer milliardenschweren Industrie. "Künstlerische Integrität" ist eine hübsche Idee, wird aber so gut wie immer dem Kommerz geopfert, wenns um "entweder oder" geht. Das akzeptieren wir auch alle. Nur immer dann, wenn sich etwas in Richtung "progressiv" ändern soll - DANN kommen sofort die Bedenken, "Aber Checklisten sind böse, die künstlerische Integrität!!!".

Checklisten bestimmen jede Produktion von vorn bis hinten. "Diversität" wäre nur eine weitere.

Und wenn Du keine Internetdiskussionen brauchst - dann lies sie nicht.

Edit: Und andere Menschen haben eventuell ein anderes Bedürfnis als Du - nicht jeder will sich bei Michael Bay-Scheiße entspannen, manche genießen auch ein Drama über die Bürgerrechtsbewegung wie "Selma". Es muss nicht JEDER Film die Michael Bay-Fraktion ansprechen.
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Heretic
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Heretic »

MaxDetroit hat geschrieben: 23. Mai 2022, 10:07 Das Problem kommt nur wenn es dann solche Checklisten gibt und das Drehbuch gibt irgendwas gerade nicht her und man muss jetzt noch zwei Häkchen auf der Checkliste irgendwie bedienen. Solche Charaktere stechen dann auch irgendwie heraus, weil man merkt das sie nachträglich eingeführt wurden, nur um die Diversity Regeln zu erfüllen. Das merken dann auch viele Zuschauer. Und dann wird wieder im Internet diskutiert. Und ich brauche diese ganzen politischen Diskussionen nicht in meinem Entertainment Produkt das ich auch mal zum Eskapismus von der ganzen Scheiße benutzen möchte.
Ich würde das schlicht und einfach unter "schlechtes Writing" verbuchen. Ein aus "Diversity-Gründen" eingefügter Charakter kann ja auch gut geschrieben sein und die Hauptstory bereichern. Der fällt nur negativ auf, wenn er schlecht geschrieben ist. Ich schaue gerade die Serie "The Wilds", und da laufen ein ganzer Haufen klischeehafter Charaktere mit einem noch größeren Haufen individueller Probleme herum. Das wirkt in der Menge und Ausprägung einfach unglaubwürdig und aufgesetzt, obwohl es für die Hauptstory sogar einen gewissen Sinn ergibt. Die Serie wäre so gerne tiefgründig, scheitert aber am meiner Meinung nach miserablen Writing. An Diversity-Regeln liegt's nicht, auch wenn offensichtlich stark drauf geachtet wurde, möglichst viele davon zu erfüllen. In diesem Fall versagen auch die "Standard-Charaktere".
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von MaxDetroit »

Heretic hat geschrieben: 23. Mai 2022, 10:49
MaxDetroit hat geschrieben: 23. Mai 2022, 10:07 Das Problem kommt nur wenn es dann solche Checklisten gibt und das Drehbuch gibt irgendwas gerade nicht her und man muss jetzt noch zwei Häkchen auf der Checkliste irgendwie bedienen. Solche Charaktere stechen dann auch irgendwie heraus, weil man merkt das sie nachträglich eingeführt wurden, nur um die Diversity Regeln zu erfüllen. Das merken dann auch viele Zuschauer. Und dann wird wieder im Internet diskutiert. Und ich brauche diese ganzen politischen Diskussionen nicht in meinem Entertainment Produkt das ich auch mal zum Eskapismus von der ganzen Scheiße benutzen möchte.
Ich würde das schlicht und einfach unter "schlechtes Writing" verbuchen. Ein aus "Diversity-Gründen" eingefügter Charakter kann ja auch gut geschrieben sein und die Hauptstory bereichern. Der fällt nur negativ auf, wenn er schlecht geschrieben ist. Ich schaue gerade die Serie "The Wilds", und da laufen ein ganzer Haufen klischeehafter Charaktere mit einem noch größeren Haufen individueller Probleme herum. Das wirkt in der Menge und Ausprägung einfach unglaubwürdig und aufgesetzt, obwohl es für die Hauptstory sogar einen gewissen Sinn ergibt. Die Serie wäre so gerne tiefgründig, scheitert aber am meiner Meinung nach miserablen Writing. An Diversity-Regeln liegt's nicht, auch wenn offensichtlich stark drauf geachtet wurde, möglichst viele davon zu erfüllen. In diesem Fall versagen auch die "Standard-Charaktere".
Ja, hast absolut Recht. Mir fällt schlechtes Writing nur immer besonders dann auf, wenn es durch Eingriffe von "oben" geschehen ist, sei es von den Producern oder durch irgendwelche Checklisten.
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Felidae
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Ich vermute, die Identifikation mit Hauptcharakteren ist für viele Menschen sehr wichtig - es hat ja einen Grund, dass Black Panther von der schwarzen Community derart gefeiert wurde: Zum ersten Mal einer von "ihnen", der in einem Megablockbuster der Superheld war.

Umso trauriger, wie selbstverständlich hier hingenommen oder sogar quasi gefordert wird, dass auch zukünftig vor allem der hellhäutige heterosexuelle Cismann dieses Vergnügen haben soll. Ganz gleich, ob das mit wirtschaftlichen Zwängen (Zielgruppe) oder "ich will den Scheiß in meinen Spielen nicht" begründet wird. Und da ja immer wieder die Frage auftaucht, wo denn bitteschön eben diese weißen heterosexuellen Cis-Männer privilegiert sein sollen: In praktisch allen Medien ganz selbstverständlich mit hoher Wahrscheinlichkeit den Hauptcharakter zu sein, IST so ein Privileg. Und wie man sieht: Auch das eins, um dessen Erhalt gekämpft wird.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

MaxDetroit hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:29 Ja, hast absolut Recht. Mir fällt schlechtes Writing nur immer besonders dann auf, wenn es durch Eingriffe von "oben" geschehen ist, sei es von den Producern oder durch irgendwelche Checklisten.
Wie oben geschrieben - diese Checklisten gibt es für praktisch alles. Und zwar seit Jahrzehnten. Sie ändern sich nur im Lauf der Zeit.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von MaxDetroit »

Felidae hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:36
MaxDetroit hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:29 Ja, hast absolut Recht. Mir fällt schlechtes Writing nur immer besonders dann auf, wenn es durch Eingriffe von "oben" geschehen ist, sei es von den Producern oder durch irgendwelche Checklisten.
Wie oben geschrieben - diese Checklisten gibt es für praktisch alles. Und zwar seit Jahrzehnten. Sie ändern sich nur im Lauf der Zeit.
Ja, es gibt seit Jahrzehnten auch schon Filme und Serien mit schlechtem Writing. ;)
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

MaxDetroit hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:41
Ja, es gibt seit Jahrzehnten auch schon Filme und Serien mit schlechtem Writing. ;)
Richtig. Und deshalb wärs doch wesentlich sinnvoller, gegen schlechtes Writing ins Feld zu ziehen statt gegen Diversitäts-Checklisten. Wenn jemand nicht schreiben kann und es trotzdem tut, ist es nämlich völlig unerheblich, ob er diverse Charaktere schreibt oder immer nur den weißen Heterotypen.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von meieiro »

Felidae hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:35 Ich vermute, die Identifikation mit Hauptcharakteren ist für viele Menschen sehr wichtig - es hat ja einen Grund, dass Black Panther von der schwarzen Community derart gefeiert wurde: Zum ersten Mal einer von "ihnen", der in einem Megablockbuster der Superheld war.

Umso trauriger, wie selbstverständlich hier hingenommen oder sogar quasi gefordert wird, dass auch zukünftig vor allem der hellhäutige heterosexuelle Cismann dieses Vergnügen haben soll. Ganz gleich, ob das mit wirtschaftlichen Zwängen (Zielgruppe) oder "ich will den Scheiß in meinen Spielen nicht" begründet wird. Und da ja immer wieder die Frage auftaucht, wo denn bitteschön eben diese weißen heterosexuellen Cis-Männer privilegiert sein sollen: In praktisch allen Medien ganz selbstverständlich mit hoher Wahrscheinlichkeit den Hauptcharakter zu sein, IST so ein Privileg. Und wie man sieht: Auch das eins, um dessen Erhalt gekämpft wird.
Black Panther ist ein gutes Beispiel. Das ist der 18.Film im MCU und der Erste in dem nicht ein weißer Mann im Mittelpunkt steht. Bis zur ersten weiblichen Hauptdarstellerin hats noch 3 weitere Filme gedauert. (Und ja es gab die Ensemble Filme wie Avengers und Guardians, aber da stehen auch eher die weißen Männer im Vordergrund)
Es geht meiner Ansicht nach ja darum überall mit Gewalt einen diversen Charakter rein zu bauen. Es geht darum, da krasse Ungleichgewicht etwas auszugleichen.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:51

Hm, ich verstehe Deinen Punkt, Aber wenn wir jetzt einmal ausblenden, dass die Entwickler (und Publisher) als Wirtschaftsunternehmen nun einmal die größte Zielgruppe erreichen und mitnehmen wollen, dann ging es bei der Integration von unterrepräsentierten Gruppen um das Statement. Und dann geht es um die Frage, ob das die Zielgruppe akzeptiert oder ob es zu "Boykotts" führt und was dann einem wichtiger ist. Dabei spielt sicher auch etwas mit rein, wie das Urpsrungsthema dieses Threads hier. Bei dem Thema verbrennt man sich in beide Richtung schnell die Finger.

Und zu dem Punkt: "In praktisch allen Medien ganz selbstverständlich mit hoher Wahrscheinlichkeit den Hauptcharakter zu sein, IST so ein Privileg."
Ganz nüchterne Frage, ohne Unterton: Hat das nicht primär damit zu tun, dass auch 2022 nun einmal der größte Teil der Zielgruppe heterosexuelle Cismänner sind? Ich meine es gibt auch andere Beispiel wenn auch aus Nebenrollen, Omar aus The Wire bspw., die zeigen, dass nicht immer zwingend, wenn ein Charakter homosexuell ist, dieses auch das USP des Charakters sein muss.
Das Problem, was glaube ich viele, naja, zumindest mich, nervt, ist, dass die Sexualität in den Vordergrund gedrängt wird und mich einfach die Sexualität einer Person nicht interessiert, was ja eigentlich im Sinne der Gleichberechtigung, denke ich, erstrebenswert ist. Omar ist wirklich ein schönes Beispiel, wie es gut funktionieren kann.

Hier einmal die YouTube Suche zu dem Charakter, falls der einem nichts sagt: https://www.youtube.com/results?search_ ... r+the+wire

Nunja. Erstens ist weltweit gesehen die Gruppe "hellhäutig heterosexuell Cis-Mann" die absolute Minderheit. Insofern wäre da eine verdammt große potentielle Zielgruppe abseits dieses Rollenbildes. (Zumal ja auch dieser Thread schon beweist, dass nicht automatisch JEDER heterosexuelle Mann genau das auch spielen will.)

Zweitens - ich find das Argument "Sexualität wird in den Vordergrund gedrängt" ja schon putzig. Gehen wir doch mal kurz paar erfolgreiche Sitcoms der letzten Jahrzehnte durch.

Friends. Married with children. Scrubs. How I met your mother. Big Bang Theory. In ALL denen wird DAUERND Sexualität in den Vordergrund gedrängt. Weils in den meisten Storiebögen um Beziehungen etc. geht. Genauso in jedem Hollywoodfilm, in dem eine Liebesgeschichte vorkommt. Nur - es ist halt immer die HETEROsexuelle Sexualität. Barney, Joey, Howard - sexuell mehr im Vordergrund geht es kaum. Aber halt "hetero" - und wir finden es cool und lustig. Merkst Du was?

Genau darum geht es letztlich - die immergleichen Darstellungen aufzubrechen.

Edit: Kleine Anekdote zu Omar. Ich hab "Wire" zweimal komplett gesehen. Und könnte Dir eine Menge zum Charakter "Omar" sagen. Nur dass er schwul ist - daran erinnere ich mich nicht mal jetzt, wo Du es explizit erwähnt hast. Wohingegen ich Dir aus dem Stand vermutlich 50 eindeutig heterosexuell definierte Männer aus Serien und Filmen nennen könnte....
Zuletzt geändert von Felidae am 23. Mai 2022, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von meieiro »

Floki hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:51 Das Problem, was glaube ich viele, naja, zumindest mich, nervt, ist, dass die Sexualität in den Vordergrund gedrängt wird und mich einfach die Sexualität einer Person nicht interessiert, was ja eigentlich im Sinne der Gleichberechtigung, denke ich, erstrebenswert ist. Omar ist wirklich ein schönes Beispiel, wie es gut funktionieren kann.
Die Sexualität ist aber bei heterosexuellen Männer doch auch immer ein entscheidender Bestandteil. Geralt, Kratos, Duke Nukem alles Charaktere in deren Spielen ihre Sexualität deutlich kommuniziert wird und auch immer wieder betonnt wird.

So nebenbei die Serie Brooklyn 99 hat es für mich bisher am besten umgesetzt. Captain Holt ist homosexuell und es gibt noch einen bisexuell Charakter(wäre Spoiler das zu verraten). Die Sexualität der beiden Charaktere ist ein entscheidender Bestandteil ihrer Persönlichkeiten. Sie werden dadurch aber nicht definiert. Wenn ich die Beiden beschreiben müsste, würde ich die Sexualität wahrscheinlich ansprechen, aber ich würde nicht damit starten
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von MaxDetroit »

Felidae hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:46 Richtig. Und deshalb wärs doch wesentlich sinnvoller, gegen schlechtes Writing ins Feld zu ziehen statt gegen Diversitäts-Checklisten. Wenn jemand nicht schreiben kann und es trotzdem tut, ist es nämlich völlig unerheblich, ob er diverse Charaktere schreibt oder immer nur den weißen Heterotypen.
Ja, da bin ich voll bei Dir, am Ende möchte auch nur gegen schlechtes Writing ins Feld ziehen. Ich halte nur irgendwelche Tools und noch mehr Checklisten nicht für den richtigen Weg da etwas zu verbessern, eher im Gegenteil.

Floki hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:51 Und zu dem Punkt: "In praktisch allen Medien ganz selbstverständlich mit hoher Wahrscheinlichkeit den Hauptcharakter zu sein, IST so ein Privileg."
Ganz nüchterne Frage, ohne Unterton: Hat das nicht primär damit zu tun, dass auch 2022 nun einmal der größte Teil der Zielgruppe heterosexuelle Cismänner sind?
Das würde ich ganz klar für 2022 verneinen. Ich glaube die Zielgruppe von heterosexuellen Cisfrauen ist erstmal genauso groß. Kinder, und damit familientaugliche Unterhaltung, ist allgemein fast immer noch die größte "Zielgruppe" - es wird heute mehr in der ganzen Familie zusammen geschaut und gezockt.

Dann, wie gesagt, wurden Spiele, Serien und Filme noch bis in die 2000er hinein erstmal primär für den amerikanischen Markt produziert, durch die Internationalisierung ist besonders der asiatische Markt jetzt genauso wichtig geworden, wenn nicht bald sogar wichtiger (z.B. für Mobile Games). Der weiße, heterosexuelle Mann ist vielleicht jetzt schon ein Auslaufmodell was Zielgruppen angeht ;)
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Voigt »

Persönlich finde ich Hetereosexuelle Sexualität im Vordergrund gedrängt, genauso nervig
Aber das gilt für mich persönlich.

Ein Gedanke der mir bei der Diskussion allgemein kam. ist der Vergleich zu Anime.
Tropige Charaktere sind auch da teils anstrengend ernervend, und Abwechslung ist da immer gerne zu sehen.

Ein "Ausländer", gar etwa einer Deutscher in Animes, ist immer ganz neat, brauche ich aber jetzt nicht als Identifikationsfigur. Können von mir aus ruhig in den meisten Fällen Japaner sein, solange die trotzdem individuell sind.

Könnte aber auch sein, dass es da genügend andere Merkmale gibt die ähnlich genug sind.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

meieiro hat geschrieben: 23. Mai 2022, 12:06 Die Sexualität ist aber bei heterosexuellen Männer doch auch immer ein entscheidender Bestandteil. Geralt, Kratos, Duke Nukem alles Charaktere in deren Spielen ihre Sexualität deutlich kommuniziert wird und auch immer wieder betonnt wird.

So nebenbei die Serie Brooklyn 99 hat es für mich bisher am besten umgesetzt. Captain Holt ist homosexuell und es gibt noch einen bisexuell Charakter(wäre Spoiler das zu verraten). Die Sexualität der beiden Charaktere ist ein entscheidender Bestandteil ihrer Persönlichkeiten. Sie werden dadurch aber nicht definiert. Wenn ich die Beiden beschreiben müsste, würde ich die Sexualität wahrscheinlich ansprechen, aber ich würde nicht damit starten
Danke - wir ergänzen uns hier grade ziemlich gut. :)
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

MaxDetroit hat geschrieben: 23. Mai 2022, 12:08
Ja, da bin ich voll bei Dir, am Ende möchte auch nur gegen schlechtes Writing ins Feld ziehen. Ich halte nur irgendwelche Tools und noch mehr Checklisten nicht für den richtigen Weg da etwas zu verbessern, eher im Gegenteil.
Nur wird DAS ein Kampf gegen Windmühlen. Du kannst Dir sicher sein - es werden auch zukünftig ständig Checklisten dazukommen und andere dafür rausfallen.

Wohingegen der Sturm der Entrüstung "bezahlt endlich anständige Autoren anständig, damit wir bessere Stories bekommen" wesentlich höhere Chancen auf Erfolg haben dürfte. Dafür müsste den Produktionsfirmen nur klar gemacht werden, "wir kaufen Euren Storyrotz nicht mehr". Aber komisch - SO Shitstorms gibts irgendwie nie... :)
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von arparso »

Floki hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:51Hat das nicht primär damit zu tun, dass auch 2022 nun einmal der größte Teil der Zielgruppe heterosexuelle Cismänner sind?
Klar, das wird für die Studios der relevante Knackpunkt sein. Andererseits aber impliziert dieses Argument eine Kapitulation vorm Rassimus-/Minderheiten-Problem. In einer Welt, in der alle Menschen gleich sind und gleich behandelt werden, würde es schlichtweg egal sein, welche Hautfarbe, welches Geschlecht oder welche Sexualität der Held hat. Es würde rein gar nichts dagegensprechen, wenn der Held eben schwarz ist, oder Latino, oder Asiate, oder Frau, oder Trans, etc. (außer vielleicht es ist ein Historien-Epos mit bestimmten Ethnien oder basiert auf realen Personen).

Wenn wir jetzt sagen, dass wir meist einen weißen, männliche Hetero-Helden sehen wollen, weil das nunmal die Mehrheit ist, offenbart das doch nur, dass eben doch nicht alle Menschen gleich und Hautfarbe, Geschlecht und Sexualität alles andere als egal sind.
Floki hat geschrieben: 23. Mai 2022, 11:51Das Problem, was glaube ich viele, naja, zumindest mich, nervt, ist, dass die Sexualität in den Vordergrund gedrängt wird und mich einfach die Sexualität einer Person nicht interessiert, was ja eigentlich im Sinne der Gleichberechtigung, denke ich, erstrebenswert ist.
Sowas wird allerdings oft einseitig bei LGBTQ+ Charakteren bemängelt, stört bei Hetero-Charakteren hingegen kaum. Ein James Bond schläft halt ganz selbstverständlich in jedem seiner Filme mit mindestens 2 verschiedenen Frauen, was oft nicht relevant für den Plot ist. Das wird einfach akzeptiert. In vielen Genres gehört das einfach dazu, dass unser starker Held seine Flamme mindestens einmal flachlegen muss. Ein schwuler Nebencharakter, der seine Sexualität in Film oder Serie auch mal ausleben darf? Da gibts regelmäßig Beschwerden, warum das unbedingt sein muss.

... wobei es natürlich Unterschiede zwischen Neben- und Hauptcharakteren gibt und dass man oftmals den Eindruck hat, dass entsprechende Minderheiten-Charaktere oft auf nur ein oder zwei Merkmale reduziert werden. Der Job solcher Charaktere ist es dann halt, möglichst schwul oder lesbisch oder schwarz zu sein, aber weist wenig andere Qualitäten / Merkmale auf. Das kann definitiv ein Problem sein, auch in Spielen (IMHO aber viel seltener).
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