Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

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Otis
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Otis »

Für andere kann ich nicht sprechen und was die vortragen, ist auch nicht mein Problem.

Für mich liegt da ein Unterschied in der Bedeutung. Ich wünsche mir keine Quoten oder lieber auch ohne Vorschriften mehr Diversität allgemein, damit ich öfter jemanden spiele "wie" mich - sonderlich "divers" bin ich eh nicht und selbst "diverse" Menschen würden sich ja trotzdem nur selten wiederfinden, wenn sie jetzt nicht zufällig zu zwanzig Minderheiten auf einmal gehören. Für mich geht es dabei zum einen um durch Abwechslung interessantere Spiele und zum anderen auch um das Thema Repräsentation in den Medien allgemein und nicht im individuellen Spiel.

Denn das ist, was ich oben meinte: wenn wir in den Spielen eine Repräsentation unserer Gesellschaft sehen, ist es ein Signal, dass wir, wann immer jemand im Rampenlicht steht, der nicht der "Norm" entspricht, zu diskutieren anfangen, warum der oder die jetzt da ist und was dahinter für eine Agenda stecken mag, das machen die ja nur wegen irgendeiner ominösen Quote, um sich bei der linksversifften PC-SJW-Meute anzubiedern usw.? Weil wir offenbar Menschen, die anders sind, die nicht der Mehrheit ensprechen, auch wenn es ja in Wirklichkeit nur Teile ihrer sind, in denen sie sich von anderen unterscheiden, nicht als natürlichen Teil unserer Gesellschaft betrachten, sondern erstmal eine Rechtfertigung oder gar Begründung für deren Existenz verlangen bzw. gleich eine finstere Motivation dahinter vermuten.

Und ja, das sagen diese Leute "nur" über Spiele (oder TV, Bücher usw.), aber sagt das nicht doch auch etwas über das Weltbild bzw. welche Welt sie sich wünschen, aus, wenn sie am Abbild unserer Welt etwas stört, was aber auch schon Teil des Originals ist? Von daher geht es zumindest mir dabei nicht darum, dass es mir irgendwie die Immersion bricht oder sonstwie den Spielspaß dämmt, wenn der Protagonist mir in manchen Aspekten nicht entspricht. Sondern darum, dass wir eine Medienlandschaft schaffen, durch die sich alle willkommen und einbezogen fühlen.

Ist es denn so schwer nachzuempfinden, wie es jemandem geht, der zu einer Minderheit gehört und sein ganzes Leben lang in Spielen als Mensch unterwegs war (Filme gesehen, Bücher gelesen hat...), die nicht zu dieser Minderheit gehören, und seinen Spaß dabei hatte, dann erscheint ein Spiel mit jemandem aus dieser Minderheit und die Gamerschaft bricht in kriegsähnliche Zustände aus, weil es jemand gewagt hat, so jemanden als Protagonisten zu wählen. Da fühlt man sich nicht allzu wertgeschätzt. (Und Minderheit ist meist ja eh noch nicht mal zutreffend, weltweit gesehen.) Vergessen wir eben nicht, dass die Spiele mit Standardcharakteren ohne nennenswerte Probleme seit Beginn des Mediums geschluckt werden, aber ein AAA-Game mit muskulöser Protagonistin (aka nicht Standard-Female, dazu noch die lesbische, andere Protagonistin ... GAU!) hat gereicht, um einen der fettesten Shitstorms der Gamingbranche ever und Morddrohungen an die Entwickler und Entwicklerinnen auszulösen. So sehr und so anhaltend regt man sich sonst nicht mal auf, wenn man von Publisher direkt beschissen wird. Extremfall, klar, aber Diskussionen entstehen halt doch jedesmal.

Und von daher, nein, das ist für mich nicht das gleiche, wenn nach hundert Spielen mit Caucasian Hetero Man jemand sagt, er würde gerne auch mal als jemand anderes spielen, wie wenn nach hundert Spielen mit Caucasian Hetero Man ein paar erscheinen, wo andere Figuren im Mittelpunkt stehen, und die Caucasian Hetero Men sich sofort beschweren, dass sie da nicht als Caucasian Hetero Man rumrennen können. Der Wunsch im ersten Fall entsteht aus der Gesamtlage, der Wunsch im zweiten Fall bezieht sich immer auf Einzelfälle. Gezielte Forderungen nach diversen Charakteren in bestimmten Spielen gab es meines Wissens nach eher selten und es sagt ja schon der Begriff "Quote", wenn wir darüber reden wollen, dass es dabei um das Gesamtbild geht. Gezielte Forderungen nach "nicht-diversen" Charakteren kommen hingegen jedesmal auch auf einzelne Spiele bezogen, wo irgendetwas nach "diversity" riecht.

Und der Vergleich mit all den anderen abstrusen Spielefiguren funktioniert nur in eine Richtung. Wenn sich der schwule Schwarze ein Spiel wünscht, in dem er als schwuler Schwarzer spielt, weil er sich damit besser identifizieren kann, wünscht er sich ja gezielt bestimmte Eigenheiten herbei, die auch bei Mario, Kratos und Rennwagen als Charakter nicht gegeben sind. Ihn "stört" da nicht das Vorkommen bestimmter Eigenheiten, sondern deren Fehlen. Wenn sich ein anderer dann aber beschwert, dass er sich damit nicht identifizieren kann, dann beschwert er sich über das Vorkommen von Eigenheiten, die er selber nicht hat, obwohl ihn die anderen Eigenheiten, die er auch nicht hat, nicht stören. Da ist der Widerspruch versteckt und dazu kommt eben der Umstand, dass letzterer bereits unzählige Spiele hat, wo diese Eigenschaften nicht gegeben sind, ersterer aber keines oder nur wenige, wo es so ist.
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Felidae
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Otis, nochmal danke!
Rigolax
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Rigolax »

Otis hat geschrieben: 29. Mai 2022, 14:42 Vergessen wir eben nicht, dass die Spiele mit Standardcharakteren ohne nennenswerte Probleme seit Beginn des Mediums geschluckt werden, aber ein AAA-Game mit muskulöser Protagonistin (aka nicht Standard-Female, dazu noch die lesbische, andere Protagonistin ... GAU!) hat gereicht, um einen der fettesten Shitstorms der Gamingbranche ever und Morddrohungen an die Entwickler und Entwicklerinnen auszulösen.
Dass sich mit einiger überzogener Vehemenz an der Darstellung von Abby abgearbeitet wurde und diese "Kritiken" oftmals auf rechte normierte Körper- bzw. Frauenbilder blicken ließen, ist nicht zu leugnen, aber der Shitstorm entfachte sich doch primär um die Story des Spieles in Bezug auf das Handling eines Hauptcharakters aus dem Vorgänger? Ich würde die Debatte um Abbys Physis ja eher als einen Nebenkriegsschauplatz werten, die so sehr auch wegen ihrer Stoyfunktion katalysiert wurde.

Man mag nun ja auch diskutieren, ob diese Gamer "bad faith" argumentierten in Bezug auf Abby, aber ich wunder mich nicht allgemein, wenn "diversere" Figuren oftmals (unnötig stark) hinterfragt werden: ein nicht geringer Teil der sog. progressiven Strömung bzw. der Zeitgeist dieser hat es halt geschafft, sich bei einen nicht geringen Teil halbwegs liberal gesinnter Menschen, und bei Konservativen sowieso, unbeliebt zu machen, durch Intransigenz, Dogmatismus, Anti-Liberalität, Ignoranz, sehr selektiver Empathie. Aber vielleicht geht Kulturkrieg nicht ohne Kollateralschäden.
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Guthwulf
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Guthwulf »

Rigolax hat geschrieben: 29. Mai 2022, 19:39Man mag nun ja auch diskutieren, ob diese Gamer "bad faith" argumentierten in Bezug auf Abby, aber ich wunder mich nicht allgemein, wenn "diversere" Figuren oftmals (unnötig stark) hinterfragt werden: ein nicht geringer Teil der sog. progressiven Strömung bzw. der Zeitgeist dieser hat es halt geschafft, sich bei einen nicht geringen Teil halbwegs liberal gesinnter Menschen, und bei Konservativen sowieso, unbeliebt zu machen, durch Intransigenz, Dogmatismus, Anti-Liberalität, Ignoranz, sehr selektiver Empathie. Aber vielleicht geht Kulturkrieg nicht ohne Kollateralschäden.
Wow... Wenn mal ne andere Figur im Mittelpunkt steht, als der übliche "Caucasian Hetero Men" ist es für dich direkt nen "Kulturkrieg"? Und Leute, die die Entwicklung hin zu mehr Diversität begrüßen, drücken damit "Intransigenz", "Dogmatismus", "Anti-Liberalität", "Ignoranz" und "sehr selektiver Empathie" aus? Weil sie damit den armen "Caucasian Hetero Men" unterdrücken? Bitte sag mir, das ich deinen Post völlig mißverstanden habe.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 29. Mai 2022, 20:43 Wow... Wenn mal ne andere Figur im Mittelpunkt steht, als der übliche "Caucasian Hetero Men" ist es für dich direkt nen "Kulturkrieg"? Und Leute, die die Entwicklung hin zu mehr Diversität begrüßen, drücken damit "Intransigenz", "Dogmatismus", "Anti-Liberalität", "Ignoranz" und "sehr selektiver Empathie" aus? Weil sie damit den armen "Caucasian Hetero Men" unterdrücken? Bitte sag mir, das ich deinen Post völlig mißverstanden habe.
Das projiziert meines Erachtens aber etwas und diese Entrüstung kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Dass es einen (gamingdiverstitätsbezogenen) "Kulturkrieg" gibt, kann man meines Erachtens nicht ernsthaft leugnen, höchstens die Terminologie ablehnen, weil sie zu mar­ti­a­lisch anmutet und die Dimensionen, Talking Points und Akteure abstecken. Und ich habe nicht pauschal geschrieben, dass 'Leute, die die Entwicklung hin zu mehr Diversität begrüßen, drücken damit "Intransigenz", "Dogmatismus", "Anti-Liberalität", "Ignoranz" und "sehr selektiver Empathie" aus'; ich schrieb: "ein nicht geringer Teil der sog. progressiven Strömung bzw. der Zeitgeist dieser hat es halt geschafft, sich bei einen nicht geringen Teil halbwegs liberal gesinnter Menschen, und bei Konservativen sowieso, unbeliebt zu machen, [...]". Nun liegt die Beweislast wohl bei mir diese Ansicht von mir argumentativ weiter zu untermauern, aber das ist nicht ganz so einfach mit Einzelbeispielen, es ist eher etwas, was man beobachtet und zumindest zu einem gewissen Grad zustimmt -- oder es schlicht ganz anders wahrnimmt, wieso genau auch immer. Vielleicht ist ja meine Wahrnehmung "falsch".
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Felidae
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 11:22 Die Diskussion generell kommt mir aber häufig so vor, als würde erwartet, dass bspw. CDPR bei V die sexuelle Präferenz einstellbar machen sollte, besser noch, sie als nicht hetero vorgeben, damit alle "gefälligst" ihr Mindset erweitern und das finde ich zum einen anmaßend und zum anderen funktioniert Zwang in den seltensten Fällen.
Es wird erwartet, dass EIN SPIEL WIE Cyberpunk77 einen zB klar definierten queeren Charakter hat, ja. Weil schlicht nicht einzusehen ist, dass bei der Fülle an Riesenblockbustern KEIN EINZIGES SPIEL diesen Gesellschaftsteil abbildet. Wohingegen alle Spieler:innen, die Muskelheteromänner spielen wollen, Auswahl noch und nöcher haben.

Wenn Du diese Erwartung für "anmaßend" hältst, sind wir halt wieder an dem Punkt, dass in Bezug auf Gleichberechtigung da noch ein bisschen Nachholbedarf besteht.

Edit: Okay, ja LoU. Eins. Der Tropfen auf dem heißen Stein.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 11:59
Felidae hat geschrieben: 30. Mai 2022, 11:46
Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 11:22 Die Diskussion generell kommt mir aber häufig so vor, als würde erwartet, dass bspw. CDPR bei V die sexuelle Präferenz einstellbar machen sollte, besser noch, sie als nicht hetero vorgeben, damit alle "gefälligst" ihr Mindset erweitern und das finde ich zum einen anmaßend und zum anderen funktioniert Zwang in den seltensten Fällen.
Es wird erwartet, dass EIN SPIEL WIE Cyberpunk77 einen zB klar definierten queeren Charakter hat, ja. Weil schlicht nicht einzusehen ist, dass bei der Fülle an Riesenblockbustern KEIN EINZIGES SPIEL diesen Gesellschaftsteil abbildet. Wohingegen alle Spieler:innen, die Muskelheteromänner spielen wollen, Auswahl noch und nöcher haben.

Wenn Du diese Erwartung für "anmaßend" hältst, sind wir halt wieder an dem Punkt, dass in Bezug auf Gleichberechtigung da noch ein bisschen Nachholbedarf besteht.

Edit: Okay, ja LoU. Eins. Der Tropfen auf dem heißen Stein.
Ich hab nicht gesagt, dass ich die Erwartung anmaßend finde, sondern die Vorgabe, dass ich bitte mein Mindset erweitere. Das impliziert, dass ich es nötig hätte und das obwohl ich dem Entwickler gar nicht bekannt bin. Wenn jedoch das wirklich die Forderung ist, um die es hier geht, ist diese militante Art das "Richtige" zu tun in meinen Augen erschreckend. Hat was von Extinction Rebellion.
Nur ist die Forderung nach solchen Charakteren nicht mit "mindset erweitern" begründet, das unterstellst Du die ganze Zeit nur. Womit die Forderung begründet wird, hab ich geschrieben - Abbildung ALLER Gesellschaftsgruppen. Einfach deshalb, weil sie EXISTIEREN.

Edit: Das mit dem "mindset erweitern" ist abgesehen davon eh Unsinn. Da Dich ja kein Mensch ZWINGT, ein Spiel mit einem queeren Maincharacter zu spielen. Sollte das nächste CP einen fest definierten queeren Maincharacter haben und Du keine "Gehirnwäsche" willst - dann spiel es eben nicht. Wie gesagt, Auswahl gibts ja zur Genüge.
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Felidae
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 12:45 Dass ich sage, dass es mir so vorkommt und Du mir sagst es wäre Unsinn ist interessant. Wundert mich aber auch nicht.

Und noch einmal: Es geht nicht darum, was ich will, sondern darum, was wohl die Beweggründe dahinter sind, dass wir Spiele so vorfinden, wie sie sind. Generell stört mich und hier einmal exemplarisch auf den Post gemünzt, dass Du Dich in meinen letzten Absatz verbeißt, reitest darauf rum und das obwohl, ich es bewusst als Eindruck gekennzeichnet habe und der Rest wird ignoriert. Diese Art der Diskussions"kultur" ist ermüdend und wirkt (Achtung, subjektive Wahrnehmung), als würde alles weggebissen, was nicht dem eigenen Weltbild entspricht.
Ich hab begründet, warum Deine Sorge Unsinn ist - da Du nicht gezwungen wirst, Dich diesem unterstellten "mindset erweitern"auszusetzen.

Und wir sind WIEDER an dem Punkt, an dem für Dich queere Charaktere höchstwahrscheinlich deshalb in Spielen sind, weil Du eine entsprechende politische Agenda vermutest. Wohingegen die zigtausend heterosexuellen Charaktere drin sind, weil sie eine innerhalb des Spiels vorhandene Berechtigung haben. DAS ist Ungleichbehandlung in Deinem Denken.

Aber wir drehen uns im Kreis. Deshalb klinke ich mich jetzt auch aus, bis irgendwas neues hier passiert.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Otis »

Rigolax hat geschrieben: 29. Mai 2022, 19:39Ich würde die Debatte um Abbys Physis ja eher als einen Nebenkriegsschauplatz werten, die so sehr auch wegen ihrer Stoyfunktion katalysiert wurde.


Das ist richtig, ändert aber auch nichts daran, dass diese Debatte nun mal geführt wurde. Ein Nebenkriegsschauplatz ist trotzdem noch ein Kriegsschauplatz.
ich wunder mich nicht allgemein, wenn "diversere" Figuren oftmals (unnötig stark) hinterfragt werden: ein nicht geringer Teil der sog. progressiven Strömung bzw. der Zeitgeist dieser hat es halt geschafft, sich bei einen nicht geringen Teil halbwegs liberal gesinnter Menschen, und bei Konservativen sowieso, unbeliebt zu machen, durch Intransigenz, Dogmatismus, Anti-Liberalität, Ignoranz, sehr selektiver Empathie.
Und wo sind der Dogmatismus und die Anti-Liberalität eher zu finden? Wer bekommt denn Morddrohungen, Social-Media-Hetzkampagnen und Shitstorms serviert, der Entwickler, der den weißen, heterosexuellen, fitten, dunkelhaarigen Mann mit (Dreitage)Bart einsetzt, oder doch eher der, der den schwulen Schwarzen in sein Spiel packt? Dieses Narrativ von der bösen PC-Meute, die einem überall mit ihren progressiven Anforderungen auflauert, weil eigentlich wollen wir ja schon die Inklusion feiern, aber jetzt fordern die irgendeine Quote und dann wollen wir doch nicht mehr, halte ich für unfair und unangemessen. Gleichberechtigung hat es ohne Forderungen in den meisten Bereichen nun mal nie gegeben, und denjenigen, die sich für gerechtere Darstellung einsetzen, daraus einen Vorwurf zu machen oder gar die Schuld in die Schuhe zu schieben, dass man sich ihnen widersetzt, hat für mich den Beigeschmack von: "Hör auf, Dich selbst zu schlagen."
Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 10:54Es ist sehr schwierig "gegen" eine vermeintlich moralisch erhöhte Position zu argumentieren, da sie immer wieder - zumindest im Subtext - davon anfangen wird, dass man gegen die gute Sache wäre, da man ja nicht der Sichtweise zu 100% folgt. Differenzierung ist dabei eher störend.
Um welche vermeintlich moralisch erhöhte Position geht es in diesem Fall?
Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 11:22Dein obiges Beispiel passt meiner Meinung nach aber nicht was die eigentlich Thematik angeht.
Ich stimme Dir zu, dass es unterschiedliche Formen von Spielen gibt, bei denen der Immersions- bzw. Repräsentationsgedanke unterschiedlich stark oder überhaupt ausgeprägt ist. Mir ging es mit diesen Beispielen doch auch nur um das Pauschalargument "da kann ich mich nicht einfühlen, das ist zu anders" oder wie auch immer das formuliert wird, während man nachweislich keine Probleme hatte, sich in die absurdesten Charaktere einzufühlen bzw. sich für die Spieldauer mit ihnen zu identifizieren. Wir suchen uns in der Narration oder am Charakter halt irgendetwas, was uns bindet, das dafür sorgt, dass es uns interessiert, was ihnen widerfährt. Das ist eben ein Grund, warum Mario nicht einfach nur ein Punkt ist, der durch den Level bewegt wird, sondern ein knuffiger Italiener, der die Prinzessin retten will.
Oder nehmen wir Kratos, der nun einmal im Bereich der griechischen Mythologie angesiedelt ist. Klar, jetzt könnte man - analog zu Sklaverei Diskussion in Anno - die Frage stellen, wieso griechische Knabenliebehier eigentlich nie Thematisiert wird?
Wie gesagt, dass ich diese Beispiele angeführt habe, bezog sich ja nicht auf irgendwelche Themendarstellungen, sondern auf die Aussage "als so einer will ich nicht spielen, der ist mir nicht ähnlich genug", während die Figuren, denen man sich offenbar ähnlich genug fühlt, um als sie spielen zu wollen, in Wirklichkeit oft kaum Übereinstimmungen mit einem selber haben. Wer von den begeisterten GoW-Fans hat mit Kratos als Figur und Charakter denn nennenswert Überschneidungen, die über "männlich" oder "heterosexuell" hinausgehen? Ein paar Bodybuilder vielleicht noch, was den Körperbau angeht, aber das sind doch alles sehr allgemeine, oberflächliche Gemeinsamkeiten. Wenn dann ein Homosexueller daherkommt und ich den sofort ablehne, weil er nicht wie ich ist ... das kann ich halt nicht nachvollziehen, wenn man sonst auch Charaktere akzeptiert, die letztlich noch fremdartiger sind.

Dann sollte man vielleicht einfach so ehrlich sein zu sagen, als Homosexueller (oder was auch immer es gerade ist, was einem nicht passt) zu spielen, interessiert mich nicht, weil - Thema nicht meins, hab' was gegen Schwule oder was auch immer es halt ist, warum man das nicht will - aber das Argument von wegen "kann mich nicht mit identifizieren" erscheint mir als Ausrede, denn Identifikationspunkte in Charakter und Story lassen sich fast immer auch abseits von einem bestimmten, meist eh äußerlichen Merkmal finden.
Aber mir geht es um einen anderen Punkt: Kratos entspricht den Klischees einen Heteromannes, zumindest hat er auch einen Sohn. Was würde sich nun ändern, wenn die Entwickler Bi- oder Homo-Tendenzen eingefügt hätten? ... Wird das Spiel dadurch besser?
Es geht doch auch gar nicht darum, jetzt überall wahllos bspw. Homosexuelle reinzuquetschen, klar muss das Thema in God of War nicht aufgegriffen werden und würde Kratos' Geschichte auch nicht zwangsläufig aufwerten, nur weil es dann da wäre. (Und dass Inklusion auch schlecht gemacht sein kann, streitet wohl auch keiner ab, gibt genug Beispiele.) Aber es hat die Leute eben auch niemand gezwungen, zwanzig Spiele mit Hete Kratos zu machen anstatt vielleicht nur 19 und zwischendurch eines mit einem homosexuellen Protagonisten.
Wenn ich bei V aus Cyberpunk nun seine sexuelle Orientierung festlegen kann, würde ich hetero nehmen. Wäre ich dagegen, dass man hier verschiedene Antworten auswählen kann? Nein. Es wäre nur lächerlich, wenn man hier etwas auswählen kann, dann wird es aber nicht thematisiert. Und wird es schlecht thematisiert oder oberflächlich, ist es einfach eine schlechtes Storyline.
Hm, kann das Spiel nicht bewerten, nicht gespielt. Wenn das dann im weiteren Verlauf wirklich gar nicht relevant ist, kann man sich die Abfrage sicherlich sparen, aber andererseits ist die Erwartung, da kann ich die Sexualität bzw. Geschlecht auswählen, das muss dann aber auch thematisiert werden usw. doch auch schon wieder schwierig, weil dann ja nicht jemand einfach nur z.B. transsexuell sein und ein Abenteuer erleben darf, sondern das muss dann schon einen Grund haben, dass diese Person so existiert. Ich frage mich, ob man es wirklich allen recht machen kann, denn wenn das im Spiel weiter thematisiert wird, wird sich ja auch beschwert, dass einem das unter die Nase gerieben wird. Wer da was reißen will, wird damit leben müssen, dass nicht allen alles gefällt, aber deswegen gar nichts machen ist auch keine Lösung.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Diskussion generell kommt mir aber häufig so vor, als würde erwartet, dass bspw. CDPR bei V die sexuelle Präferenz einstellbar machen sollte, besser noch, sie als nicht hetero vorgeben, damit alle "gefälligst" ihr Mindset erweitern und das finde ich zum einen anmaßend und zum anderen funktioniert Zwang in den seltensten Fällen.
Ich denke, das Problem ist weiterhin, dass man dabei "das eine Spiel" mit "Spiele insgesamt" verwechselt. Man erwartet nicht, dass CDPR in Cyberpunk gefälligst den Protagonisten als nicht hetero vorgibt, aber man erwartet, dass es wenigstens irgendwo mal wer macht. Um bei der Sexualität zu bleiben, im AAA-Bereich sucht man den homosexuellen Mann vergeblich. Wenn überhaupt, darf eine Frau mit Bi-Andeutungen kokettieren, Ellie in TLoU2 ist da schon eine extreme Ausnahme und das hat ja auch schon gereicht, um das Wespennest anzupieksen. (Ich kenne nicht jedes einzelne Spiel, das erschienen ist, aber der Grundgedanke ist wohl klar.) Und nein, die Lösung kann nicht sein, jetzt überall die Schwulen antanzen zu lassen, aber wenn man sieht, dass halt schon alleine der Gedanke, dass ein Entwickler in einem Spiel einen nicht hetero Protagonisten vorgibt, ausreicht, dass sofort von Zwang und die wollen uns umerziehen und überhaupt geredet wird und man einen Shitstorm befürchten müsste, wenn man das so macht, es umgekehrt aber seit Anbeginn der Zeitrechnung niemanden juckt, wenn der Hetero-Protagonist zwangsweise vorgegeben ist .. naja halt. Da sind wir dann bei der Gleichberechtigung.

Und klar, jetzt kann man kommen und sagen, das ist ein RPG, da will ich mir meinen Charakter selber ausdenken oder was auch immer, aber dann nehmen wir halt irgendein anderes Spiel.
Rigolax
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Rigolax »

Otis hat geschrieben: 30. Mai 2022, 13:22 Und wo sind der Dogmatismus und die Anti-Liberalität eher zu finden? Wer bekommt denn Morddrohungen, Social-Media-Hetzkampagnen und Shitstorms serviert, der Entwickler, der den weißen, heterosexuellen, fitten, dunkelhaarigen Mann mit (Dreitage)Bart einsetzt, oder doch eher der, der den schwulen Schwarzen in sein Spiel packt? Dieses Narrativ von der bösen PC-Meute, die einem überall mit ihren progressiven Anforderungen auflauert, weil eigentlich wollen wir ja schon die Inklusion feiern, aber jetzt fordern die irgendeine Quote und dann wollen wir doch nicht mehr, halte ich für unfair und unangemessen. Gleichberechtigung hat es ohne Forderungen in den meisten Bereichen nun mal nie gegeben, und denjenigen, die sich für gerechtere Darstellung einsetzen, daraus einen Vorwurf zu machen oder gar die Schuld in die Schuhe zu schieben, dass man sich ihnen widersetzt, hat für mich den Beigeschmack von: "Hör auf, Dich selbst zu schlagen."
Ich will ja nicht sagen, dass die "Anti-PC"-Meute weniger schlimm ist. Es gibt ein Zitat von irgendwem, glaub Chomsky, wo sinngemäß gefragt wurde, warum man sich nicht mehr an rechtsaußen Fake-News-Medien abarbeitet, sondern eher an als seriös geltende, eher linken/progressiven Medien und die Antwort ist, dass das ja ziemliche Zeitverschwendung wäre, die etablierten Medien das bessere Ziel, weil man die noch eher ernst nehmen muss und wenn die auf einem "dark path" sind, dann hat das auch noch ganz andere Folgen potentiell. Aber ja, die Frage ist schon, wo "Dogmatismus und die Anti-Liberalität eher zu finden" sind.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Heretic »

Man sollte den Spielern einfach die Wahl lassen, ob ihr Charakter hetero, schwul oder trans ist - ganz unabhängig davon, ob diese Wahl in der Story eine Rolle spielt oder nicht. Genau dasselbe mit Hautfarbe und Herkunft. Das sollte in RPGs oder auch Action-Adventures kein großes Problem darstellen. Wird eine Geschichte erzählt, in der die Sexualität und/oder Hautfarbe eine zentrale Rolle spielen, wird der Charakter fest vorgegeben. Wem das nicht passt, der möge andere Titel spielen. Bei Versoftungen von beispielsweise Literatur wird's schon schwieriger, weil die Fanbase (also die potentiellen Käufer) bereits eine bestimmte Erwartungshaltung mitbringen. Da besteht eine gewisse Vorstellung, wie z. B. ein Geralt von Riva auszusehen hat. In solchen Fällen finde ich es gut, wenn man sich an die Vorlage hält. Aber das ist nur meine persönliche Meinung und nicht als Zwang zu verstehen. Ich vermute auch einfach mal, dass ein homosexueller Spieler, der gleichzeitig Geralt-Fan ist, keine Probleme damit hat, einen heterosexuellen, der holden Weiblichkeit sehr zugeneigten Charakter zu spielen. So ist eben die Vorlage. Auch hier gilt: wem's nicht passt, der möge was anderes spielen. Ich habe allerdings auch kein Problem damit, wenn sich nicht sklavisch an die Vorlage geklammert wird. Ich hätte z. B. nichts gegen einen schwarzen James Bond einzuwenden. Völlig ohne Gemecker werden solche Entscheidungen aber wohl nie akzeptiert werden, aus welchen Gründen auch immer. Da würde ich nicht gleich generell die Rassismus- oder Homophobie-Keule auspacken.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von meieiro »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:08
Heretic hat geschrieben: 30. Mai 2022, 13:59 Man sollte den Spielern einfach die Wahl lassen, ob ihr Charakter hetero, schwul oder trans ist - ganz unabhängig davon, ob diese Wahl in der Story eine Rolle spielt oder nicht.
Nur aus Neugier und zum Verständnis, ohne Unterton: Nehmen wir bspw. Diablo 3 und die Charaktererstellung: Dann würde da die Option stehen: Sexuelle Orientierung und es würde dann im Spiel gar nicht aufgegriffen, richtig? Klar, kann man natürlich so machen. Würde keinem Wehtun und hätte überhaupt keine Relevanz. Dann wären wir aber beim reinen Abhaken des Themas.
Ich sehe es so. Wir hätten dann zum Beispiel einen schwulen Nathan Drake und der erlebt dann seine Abenteur mit seinem Partner und nicht wie jetzt mit seiner Partnerin.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Heretic »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:08 Nur aus Neugier und zum Verständnis, ohne Unterton: Nehmen wir bspw. Diablo 3 und die Charaktererstellung: Dann würde da die Option stehen: Sexuelle Orientierung und es würde dann im Spiel gar nicht aufgegriffen, richtig? Klar, kann man natürlich so machen. Würde keinem Wehtun und hätte überhaupt keine Relevanz. Dann wären wir aber beim reinen Abhaken des Themas.
Würde aber niemanden weh tun, wenn man die Wahl hätte. Außer vielleicht einigen Leuten, die das pure Vorhandensein dieser Möglichkeit schon aufregen würde. Das ist dann aber persönliches Pech. ;) Ansonsten könnte die Auswahl auch Auswirkungen auf verfügbare Nebenquests haben. Dann wäre die Option nicht völlig irrelevant fürs Spiel.
MaxDetroit
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von MaxDetroit »

Um mich nochmal einzumischen, was ich eigentlich nicht vorhatte, aber ich habe null Probleme damit mich mit Figuren anderer Hautfarbe oder Sexualität zu identifizieren, wenn die Figur für mich nachvollziehbar handelt. Ich habe genug Empathie um mich in eine Menge Figuren hineinversetzen zu können, egal was für Geschlecht, Sexualität, Hautfarbe oder Herkunft.

Z.B. schaue ich gerade Star Trek Voyager und finde mich total bei Captain Janeway und ihrer Haltung wieder, ich kann mich stärker mit ihrem Charakter identifizieren als z.B. mit einem Tom Paris, der doch eigentlich den weißen hetero Mann perfekt verkörpern sollte. Warum ist das so? Ganz einfach, mir ist die Hautfarbe und Sexualität scheiß egal - was mir wichtig ist ist das Mindset einer Figur, ihre Haltung, Ihre Moral, ihre Empathie, ihr Charakter. Das ist vollkommen losgelöst von äußerlichen Merkmalen für mich. So auch bei der Sexualität - ich kann das für mich generalisieren: so z.B. das die Figur einen Partner besitzt, jemanden mit dem sie zusammenlebt und sehr eng verbunden ist. Oder ob die Figur auf der Suche nach einem Partner ist, oder ob sie auf einen Partner verzichtet und lieber alleine, für sich, lebt - das ist ein universelles, menschliches Thema bei dem es absolut egal ist ob der Charakter jetzt homosexuell, heterosexuell oder sonst was ist.

Dieses ganze Argument der Identifikation mit einer Spielfigur über äußere Merkmale geht mir persönlich deshalb vollkommen ab.

Und, damit bin ich auch schon wieder weg ... Tschüssi!
meieiro
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von meieiro »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:44
meieiro hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:16
Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:08

Nur aus Neugier und zum Verständnis, ohne Unterton: Nehmen wir bspw. Diablo 3 und die Charaktererstellung: Dann würde da die Option stehen: Sexuelle Orientierung und es würde dann im Spiel gar nicht aufgegriffen, richtig? Klar, kann man natürlich so machen. Würde keinem Wehtun und hätte überhaupt keine Relevanz. Dann wären wir aber beim reinen Abhaken des Themas.
Ich sehe es so. Wir hätten dann zum Beispiel einen schwulen Nathan Drake und der erlebt dann seine Abenteur mit seinem Partner und nicht wie jetzt mit seiner Partnerin.
Das würde aber einen wahnsinnigen Aufwand für die Entwickler, Grafiker, Sprecher und so weiter bedeuten. Die Mehrkosten würden mutmaßlich zig Millionen ausmachen, bei einem vielleicht moralischen ROI. Und da kommen wir ja zum Punkt. Für Wirtschaftsunternehmen wird sich das nicht lohnen, den PR Effekt mal außer Acht gelassen. Jetzt ist ja die spannende Frage nach der Konsequenz dahinter: Soll diese Option verpflichtend für die Entwickler werden? Das kann man nicht durchsetzen: Gilt dies nach dem US Recht dann für Entwickler aus den USA? Dann könnte leicht das Leadstudio ein anderes sein. Oder aber setzt man auf Freiwilligkeit, weil es Inklusiv wäre? Gerade in Hinblick auf die Gewinnmaximierung (die in bei Aktienunternehmen in den USA sogar gesetzlich verpflichtend ist) wieder schwierig.
Es soll keinen Schalter geben, wo man das Umschalten kann, sondern es soll ein Spiel geben wo das so ist. Das hat den selben Aufwand wie aktuell auch.

Es wurde doch schon mehrfach, von Otis, Felidae, mir und anderen gesagt. Es soll nicht jedes Spiel einen diversen Charakter haben, sondern es soll mehr Spiele mit diversen Charakteren geben
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Heretic
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Heretic »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:45 Aber findest Du nicht, dass dann das Thema zum Gimmick verkommt?
Mal davon abgesehen, dass Romanzen in Spielen sehr oft nur ein Gimmick sind und meist aufs Knattern hinauslaufen - nope. Es wäre nur eine weitere Auswahlmöglichkeit zu Spielbeginn, um den eigenen Charakter zu definieren. Auch wenn's vielleicht genauso wenig wichtig im Spiel ist wie das Aussehen meines Charakters, den ich die meiste Zeit nur von hinten und in dicker Rüstung sehe.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von GoodLord »

Heretic hat geschrieben: 30. Mai 2022, 17:42
Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:45 Aber findest Du nicht, dass dann das Thema zum Gimmick verkommt?
Mal davon abgesehen, dass Romanzen in Spielen sehr oft nur ein Gimmick sind und meist aufs Knattern hinauslaufen - nope. Es wäre nur eine weitere Auswahlmöglichkeit zu Spielbeginn, um den eigenen Charakter zu definieren. Auch wenn's vielleicht genauso wenig wichtig im Spiel ist wie das Aussehen meines Charakters, den ich die meiste Zeit nur von hinten und in dicker Rüstung sehe.
Ich glaub ja ehrlich gesagt, es gäbe gleich wieder beschwerden, wenn sowas abgefragt werden würde, aber dann im Spiel dann nicht in irgendeiner Form reflektiert wird. Aber ich fände es in der Tat mal interessant zu sehen, wie sowas angenommen wird.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Heretic »

GoodLord hat geschrieben: 30. Mai 2022, 18:18 Ich glaub ja ehrlich gesagt, es gäbe gleich wieder beschwerden, wenn sowas abgefragt werden würde, aber dann im Spiel dann nicht in irgendeiner Form reflektiert wird. Aber ich fände es in der Tat mal interessant zu sehen, wie sowas angenommen wird.
Klar gäbe es Beschwerden. Wahrscheinlich von beiden Seiten. Wenn ich mich recht erinnere, gab's damals Gemecker über den Charakter-Editor von Vampire Bloodlines 2, der sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten bieten sollte. Leider werden wir wohl nie erfahren, inwiefern diese Auswahlmöglichkeiten Auswirkungen aufs Spielgeschehen gehabt hätten. Aber allein der Editor hat schon für Aufregung gesorgt. :roll:
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Otis »

Floki hat geschrieben: 30. Mai 2022, 14:04Zu dem Themen, ich mache das jetzt in Punkten, ich hoffe, das ist nicht unhöflich, ist auf jeden Fall nicht unhöflich gemeint:
Nee, gar nicht. So, wie's am übersichtlichsten ist halt.
1. Mit moralisch erhöhter Position meinte ich das stellvertretende (sofern nicht selbst betroffen) Fordern nach Diversität mit der Annahme, der Status Quo würde gezielt grundlose Diskriminieren.
Hm, ich weiß nicht, ob ich das richtig verstehe, ehrlich gesagt. Mir ging es bei der Frage in erster Linie darum, ob Du eher das Wie oder eher das Was dabei bewertest.
2. Zu Kratos und der Projektionsfläche. Deinen Punkt verstehe ich, aber es geht ja bei der Projektionsfläche nicht zwingend darum, ob man sich selbst sieht, sondern ob man sich vorstellen kann, diese Person zu sein. Siehe mein Beispiel mit Infamous. Ich kann keine Blitze schießen, aber ich kann mich mit den moralischen Aspekten beschäftigen und will mich da wiederfinden.
Das ist, was ich damit meinte, dass man sich als Idetifikationspunkte halt irgendetwas greifbares sucht. Und wenn ein Charakter schwarz ist, entspricht das in vielem nicht meiner eigenen Lebenserfahrung, aber ich kann ja trotzdem nachempfinden, wenn er sich um seinen Job Sorgen macht oder das Kind krank wird usw. oder was auch immer so für Themen angeschnitten werden. Deshalb meine Meinung, dass die Ablehnung einzelner Charaktermerkmale wohl eher wenig damit zu tun hat, wie ähnlich man sich dem fühlt.
3. Cyberpunkt macht es meiner Meinung nach eigentlich gar nicht schlecht, wie sie es es macht: Man kann als V bei entsprechende Punkten mit Frauen oder Männern auf einer Cyberebene sexuell verkehren. Hierfür muss ich nicht dem Charakter vorher das Attribut geben, ich kann es auswählen. Es hat Null Auswirkung auf die Story, macht also soviel Sinn, wie in GTA.
Vielleicht nicht die Hauptstory, aber was man als Charakter in dem Spiel so treibt, bildet trotzdem die Geschichte, die man als Spieler mit erzählt. (Romantik und Liebe, Sex erst recht, finde ich in Games aber größtenteils eh mies erzählt/dargestellt, da wäre mir meist komplett weg lassen lieber gewesen. :ugly: )
4. Mir liegt es fern die "Anderen" auf die Sexualität zu reduzieren, aber sie ist nur mal für viele Menschen scheinbar ein identitätsfstiftendes Merkmal. Wir können den Kreis auch bewusst erweitern: Körperliche und/oder geistige Beeinträchtigung, Alter, Geschlecht. Noch einmal als Dislaimer: Mir geht es nicht darum zu sagen, dass ich keinen homosexuellen MC spielen WILL, sondern dass ich versuche zuverstehen, wieso dieser nicht angeboten wird. Wenn der MC nun im Rollstuhl sitzt, kann ich das versuchen nachzuempfinden und die Schritt hin zu einem "hatte einen Unfall" bspw. ist nicht weiter. Da aber die Sexualität etwas so Tiefes und Persönliches ist, ist es vermutlich sehr, sehr schwer diese Brücke zu schlagen. Vermutlich deutlich schwerer.
Eh, ganz ehrlich, das kommt dann wohl auch darauf an, wie wichtig das Thema im Spiel überhaupt ist. Wenn einer im Rollstuhl sitzt, beeinträchtigt das ja schon den ganzen sichtbaren Alltag, wenn einer schwul ist, küsst er morgens halt den Mann anstatt der Frau zum Tschüss und geht zur Arbeit. Will nicht sagen, dass die Sexualität nicht tief geht und persönlich ist, aber ist eben von der Sache her auch nichts, was zwingend näher behandelt werden müsste. Und ich kann auch verstehen, wenn es wirklich mal Thema ist, dass das jemanden nicht interessiert und er das nichts spielen will. Aber, was weiß ich, 'nen Geheimagentensuperheld mit sprechendem Tier als Sidekick beim Einkaufswagenwettrennen, da kann es mir als Spieler doch wurst sein, wen der morgens geknutscht hat.
Aber mich würde wirklich Deine Meinung interessieren, Otis: Wieso glaubst Du fassen die Entwickler, wenn überhaupt, das ganze Inklusions-Thema nur stiefmütterlich an? Denn das ist ja mein Kernpunkt. Ich vermute dahinter keine rassistischen, homophoben Grundannahmen, sondern blanke Geschäftsinteressen gepaart mit dem Blick auf die größte Schnittmenge.
Ich glaube, das kann man nicht pauschal beurteilen, wenn überhaupt. Wird genauso welche geben, die einfach keinen Bock auf das Thema haben wie welche, die nur den massenmarkttauglichsten Kram raushauen wollen wie welche, die selber erzkonservativ (die negative Variante, d.h. rassistisch/~phob usw.) sind und die ganzen Fremdländer und T***** nicht in ihren Spielen haben wollen. Genauso wie's umgekehrt welche geben wird, die nur Woke-Punkte abkassieren wollen oder welche, die da ganz persönlich hinter stehen usw. Ist schwierig zu sagen, ohne die Leute zu kennen, die die Spiele machen bzw. die Entscheidungen treffen. Zumindest im AAA-Bereich vermute ich aber auch viel $$$-Hörigkeit, was man halt glaubt, was sich lohnt bzw. nicht lohnt, aber eben auch nicht nur. Wobei ich jetzt "moralisch" oder was auch immer den dicken Unterschied nicht mache, ob jemand selber rassistische, homphobe usw. Standpunkte vertritt oder sich um des lieben Geldes Willen an ein vermeintlich rassistisches, homphobes usw. Publikum wendet. Lautstarke Minderheiten hin oder her, ich glaube, die Menschen sind an sich doch toleranter und offener, als man manchmal meint. Frauen als Hauptcharaktere sind ja auch ohne viel Randale zur Selbstverständlichkeit geworden, was früher als Kassengift gegolten hätte.
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Desotho
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Desotho »

Mittlerweile gibt es die Diskussion bzgl. mangelnder Diversität ja wieder bei Final Fantasy: https://kotaku.com/ffxvi-square-enix-na ... 1849744847

Während ich auf Twitter da auch bedauern darüber mitbekommen habe, scheint in den Kommentaren auf deutschsprachigen Webseiten der Tenor "ich sehe da kein Problem" vorzuherrschen.
El Psy Kongroo
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