Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

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EchnaTron
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Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von EchnaTron »

Ich hatte es zuerst gar nicht mitbekommen, aber offenbar gab es Aufregung um ein von King entwickeltes Tool, das dazu da ist, Entwicklern etwas an die Hand zu geben, um ihre Charaktere nach bestimmten Diversitätskriterien zu bewerten. Hier mal ein Artikel dazu:

https://www.rockpapershotgun.com/activi ... r-backlash

In einem entsprechenden Blogpost wurde ursprünglich wohl gesagt, so könne ggf. vermieden werden, Tokencharaktere zu erschaffen und stattdessen "true representation" zu schaffen.

Kritisiert daran wird, dass es seltsam anmute, Diversität auf eine Ansammlung von (möglicherweise arbiträren) Zahlenwerten zu reduzieren und ob es nicht wesentlich mehr Sinn ergäbe, einfach mehr Diversität in der Belegschaft zu schaffen, also verschiedene Ethnien, Glaubensrichtungen, Sexualitäten und so weiter unter den Entwicklern zu haben, so dass die Diversität auf natürliche Weise in die Spiele einfließt.
Nach der Kritik fügte Activision dann folgende Passage an: "The objective of using the tool is to uncover unconscious bias by identifying existing norms in representation and acknowledging opportunities for growth in inclusion. It is not a substitute for any other essential effort by our teams in this regard, nor will it alter our company’s diversity hiring goals."

Ich habe ich mich nun gefragt, wie schlimm ein solches Tool nun wirklich ist und ob es sich hier nicht vielleicht eher um einen Shitstorm im Wasserglas handelt. Klar, ich finde es im ersten Moment auch irgendwie...komisch, Diversität anhand von Zahlenwerten zu messen, da wir hier immer noch von menschlichen Eigenschaften reden und es sehr nach purem Kalkül aussieht. Als sei Diversität eine lästige Pflicht, die man nun einmal in einem Spiel zu haben hat, also macht man schnell ein Tool, das einem dabei hilft, schnell entsprechende Charaktere auszuwerfen.

Ich schaue aber auch immer gerne auf die andere Seite und kann durchaus nachvollziehen, wenn man als Studio angesichts der heutigen Sensibilitäten ein wenig gestresst ist bzw. noch nicht wirklich weiß, wie man damit idealerweise umgeht. Ich kann auch das Gefühl nachvollziehen, in dieser Debatte nie wirklich richtig liegen zu können.
Baut man diverse Charaktere ein (und wenn wir schon dieses Wort benutzen, muss es einen gewissen Inhalt haben, den man somit auch benennen können muss, also muss es gewisse Kriterien geben, die Diversität ausmachen, auch wenn die vielleicht nicht für jeden gleich sind), dann kann es schnell passieren, dass einem vorgeworfen wird, dies eben nur zu tun, damit die Kundschaft die Klappe hält und sich nicht beschwert. Baut man sie nicht ein, wird man eben dafür kritisiert, dass das eigene Werk keine ausreichende Repräsentation bietet und möglicherweise beeinflusst ist von Normen der weißen Privilegierten.

Und auch diese beiden Reaktionen kann ich durchaus für sich jeweils nachvollziehen.

Vielleicht ist der Einwand, dass real gelebte Diversität in Entwicklerteams auf natürliche Weise auch zu diversen Werken führt, irgendwie der bestmögliche Weg, gleich auf mehreren Ebenen. Einerseits, weil das dazu führt, dass strukturell Benachteiligte mehr Chancen auf den Arbeitsmarkt bekommen, andererseits weil es zu einer akkurateren Repräsentation unserer Gesellschaft (wie ich dieses Wort hasse, aber mir fällt leider kein besseres ein ^^) führt.

Wahrscheinlich ist das schwierige an dem Thema, dass es einem vielleicht schwer fällt, an sowas wie "natürlich erwachsende Diversität" in einem Kunstwerk zu glauben, weil ein solches eben immer nur durch bewusste Entscheidungen von Schaffenden entsteht. Und somit auch immer durch Entscheidungen gegen etwas anderes und hinter all diesen Entscheidungen steht eine ratio, die man wahrscheinlich immer ganz von selbst hinterfragt. Das könnte ein Punkt sein, für den es keinen Umweg gibt.
Asgon
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Asgon »

AB hat sich mit dem Original Post wie üblich aber auch keinen Gefallen getan und mal 5m weiter über die Möglichkeiten der Außendarstellung nachgedacht und einen ganzen Fetteimer mitgenommen. Menschen / Ethnien nach Punkten zu bewerten, ist schon fragwürdig.

Hier noch die ursprüngliche Version des Tools mit Screenshots, weil die aus dem offiziellem Posting bei AB verschwunden sind:

https://web.archive.org/web/20220512185 ... space-tool

Da sind dann auch die Bewertungen ersichtlich. Für "Rasse - Arabisch" gibts 7 von 10 Punkten, "Kultur -Ägyptisch" gibt auch 7 von 10 Punkten. Alter gibt immerhin 7 von 10 weil "alt". Optik Dünn + Kurvig gibt nur 0 / 10 usw. Warum gibts für das Kriterium (wie abstrus das an sich schon klingt) Geschlecht - Weiblich nur 5 Punkte?

Keine Ahnung wer sich das ausgedacht hat, aber das einem ohne so ein Tool nicht mal auffällt das der Cast nicht divers genug ist / Realität abbildet, zeugt eher davon das es mit der Unternehmeskultur nicht weit her ist und noch viel Wasser den Fluss herunterfließen muss bevor sich ein diverser Cast von selbst ergibt, weil z.B. die Entwickler sich selbst abbilden etc.
Mauswanderer
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Mauswanderer »

Asgon hat geschrieben: 17. Mai 2022, 18:57
Da sind dann auch die Bewertungen ersichtlich. Für "Rasse - Arabisch" gibts 7 von 10 Punkten, "Kultur -Ägyptisch" gibt auch 7 von 10 Punkten. Alter gibt immerhin 7 von 10 weil "alt". Optik Dünn + Kurvig gibt nur 0 / 10 usw. Warum gibts für das Kriterium (wie abstrus das an sich schon klingt) Geschlecht - Weiblich nur 5 Punkte?

Keine Ahnung wer sich das ausgedacht hat, aber das einem ohne so ein Tool nicht mal auffällt das der Cast nicht divers genug ist / Realität abbildet, zeugt eher davon das es mit der Unternehmeskultur nicht weit her ist und noch viel Wasser den Fluss herunterfließen muss bevor sich ein diverser Cast von selbst ergibt, weil z.B. die Entwickler sich selbst abbilden etc.
Ohne natürlich die "Eingeweide" des Tools zu kennen: Finde das erstmal überhaupt nicht problematisch.

Die Punkte müssen ja keine Wertigkeit der einzelnen Ausprägungen des Charakters darstellen. Wenn da nicht mit böser Absicht programmiert wurde, ist es vermutlich eher eine Repräsentation der "Seltenheit" im Charakterset gegenüber der tatsächlichen Repräsentation der angenommenen Spielwelt.

Natürlich wird die Gelegenheit gern genutzt, Activision berechtigterweise nochmal eines für problematische Firmenstrukturen auf den Deckel zu geben, aber die Kritik ist hier m. E. am falschen Platz, weil so ein Tool da tatsächlich helfen kann.

"Nicht-Rassisten bräuchten sowas nicht, um ein ausreichend diverses Charakterset zu erstellen!" ist natürlich eine schöne, plakative Aussage, aber meiner Meinung nach schlicht falsch und ein Ausdruck von Selbstüberschätzung.
Rigolax
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Rigolax »

Selbst wenn so ein Tool nicht aktiv eingesetzt wird, ist das imho genau das Mindset bei Activision-Blizzard und vergleichbaren Firmen, etwa den Amazon Studios. Tendenziell wird "Diversität" wohl so verrechnet, ja marktwirtschaftlich kalkuliert. Ich fühle mich an den Jugendmedienschutz erinnert, dort kann man das mit Altersfreigaben machen; man rechnet aus: wenn ich diese Darstellungn habe, bekomme ich vermutlich ein R-Rating, ich möchte aber ein PG13-Rating, also streiche ich die Elemente, aber andererseits könnte der Film mit den Darstellungen besonders vermarktet werden, es wäre ggf. ein Selling-Point (etwa das R-Rating von Deadpool oder The Suicide Squad (2021)).

Wobei man auch natürlich vertreten kann, "Diversität" ist am Ende "Diversität" und es ist egal, wie sehr es eiskalt kalkuliert wird. (Falls sich wer wundert, warum ich Diversität in Anführungszeichen setze: Ich habe mir den Begriff noch nicht vollends zu eigen machen können und glaube, die mediale Diversität, kommt wohl nie an eine echte Diversität heran und muss sie wohl auch nicht unbedingt imho (zumindest nicht in jedem Produkt)).
Asgon hat geschrieben: 17. Mai 2022, 18:57 Warum gibts für das Kriterium (wie abstrus das an sich schon klingt) Geschlecht - Weiblich nur 5 Punkte?
Warum genau 5, keine Ahnung, aber höhere Punkte gibt es vermutlich für Transgender und das nicht-binäre Spektrum.
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Axel
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Axel »

Rigolax hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:18 Wobei man auch natürlich vertreten kann, "Diversität" ist am Ende "Diversität" und es ist egal, wie sehr es eiskalt kalkuliert wird.
Finde ich ehrlich gesagt nicht. Denn es ist ein Unterschied, ob es nur eiskalt kalkuliert wird, oder ob einem wirklich was dran liegt.

Aber ganz davon abgesehen: Wieso sind wir wieder dahin gekommen Menschen / Figuren in Schubladen einzuteilem? Ich, der mit dem Mindset "Alle Menschen sind gleich!" aufgewachsen und sozialisiert wurde, kann das alles nicht nachvollziehen. Wird mir immer ein verschlossenes Buch bleiben.
GoodLord
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von GoodLord »

Was ich befremdlich finde ist, dass hier scheinbar einem einzelnen Char ein diversitätswert zugewiesen wird, statt einer Gruppe. Scheinbar hatte ich immer eine falsche Vorstellung davon, was diversity bedeutet.
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mart.n
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von mart.n »

Ich halte Diversität der Diversität willen immer noch für absoluten Schwachsinn. Macht Diversität in einem Spiel Sinn, was im modernen New York spielt? Ja. Macht es in einer SciFi Serie wie The Expanse Sinn, wo ein Abbild der Menschheit in der Zukunft dargestellt wird? Na klar. Macht es in einer mittlelalterlich, osteuropäisch angehauchten Welt wie von The Witcher Sinn? Nein. Macht es Sinn, einen englischen Adelsroman mit überwiegend schwarzen Schauspielern zu besetzen? Nein, absolut gar nicht. Genau so wenig, wie ein Squid Game mit so einem komischen Diversity Tool funktionieren würde. Das ganze ist nur ein Marketing Instrument, um die aufgebrachten Twitter- und Medienaktivisten zu beruhigen. Die Leute, die Dave Chapelle unmöglich finden weil er Witze über die "Alphabet People" macht. Es muss halt auch nicht in jedem Film/Spiel ein Transgender Charakter auftauchen, einfach weil die tatsächliche Verbreitung auch extrem gering ist. Da muss man die Leute nicht einsetzen, um eine Checkbox füllen zu können.

Gilt für Spiele in Bezug auf dieses Tool wie auch für Filme, Serien und alles, was Netflix, Amazon und Co mit ihren Exceltabellen anstellen.
Ingoknito
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Ingoknito »

Rigolax hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:18 Wobei man auch natürlich vertreten kann, "Diversität" ist am Ende "Diversität" und es ist egal, wie sehr es eiskalt kalkuliert wird.
Nur wenn man davon ausgeht dass es ein Optimum an Diversität gibt. Eine perfekte Diversität die man anhand von Zahlen bestimmt finde ich aber
eine seltsame Vorstellung.
Gesellschaft verändert sich stetig.
Außerdem habe ich ein generelles Problem mit diesen Quoten. Was ist wenn beispielsweise jemand (vielleicht sogar eine schwarze Person) ein Spiel machen will mit vorwiegend weißen Personen um das Thema Rassismus zu behandeln. Wer bin ich um dieser Person zu sagen das geht nicht wegen irgend welchen Quoten?
Außerdem hat das immer eine Kehrseite. Es ist an heutige Talkshows zu erinnern, wo immer versucht wird jeden zu Wort kommen zu lassen, vom Impfgegner bis hin zum Putin-Versteher.
Es klingt verrückt, aber vielleicht werden Trump-Anhänger das Thema nutzen und Anspruch zu erheben auch vorzukommen, weil sie auch einen großen Teil der Gesellschaft ausmachen.
Rigolax
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Rigolax »

Axel hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:32
Rigolax hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:18 Wobei man auch natürlich vertreten kann, "Diversität" ist am Ende "Diversität" und es ist egal, wie sehr es eiskalt kalkuliert wird.
Finde ich ehrlich gesagt nicht. Denn es ist ein Unterschied, ob es nur eiskalt kalkuliert wird, oder ob einem wirklich was dran liegt.
Ja schon, es gibt einen Unterschied: wohl moralischer Natur, potentiell im Hinblick auf die Firmenkultur, die solche Kalkulationen bedingen und es kann auch schlicht die Qualität der "Diversität"/Diversität ändern. Aber was ich meine: Was bei so einem Tool am Ende rauskommt, ist vielleicht von "echter", von (diversen) Menschen geschaffener Diversität gar nicht wirklich zu unterscheiden. Ich stelle mir das analog vor zu Künstlicher Intelligenz, die Bilder oder Texte produziert oder Nachrichten-Artikel schreibt: das Produkt ist vielleicht am Ende gar nicht von einem menschlich erzeugten unterscheidbar. Vielleicht sollen solche Tools auch Diversität-Beauftragte bzw. ein diverses Design-Team ein Stück weit obsolet machen.
Axel hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:32Aber ganz davon abgesehen: Wieso sind wir wieder dahin gekommen Menschen / Figuren in Schubladen einzuteilem? Ich, der mit dem Mindset "Alle Menschen sind gleich!" aufgewachsen und sozialisiert wurde, kann das alles nicht nachvollziehen. Wird mir immer ein verschlossenes Buch bleiben.
Kann ich wohl verstehen. Eher alte/klassisch links-liberal sozialisierte Menschen kommen mit eher jungen/modernen links bzw. progressiv (progressiv sagt man dazu wohl eher statt links?) sozialisierten Menschen teils aneinander bei dem Thema, glaub ich. Die Idee ist ja wohl, Rassismen und andere Diskriminierungsformen zu überwinden, indem ein Bewusstsein für die Verschiedenheit der Menschen geschaffen wird. Also statt "Farbenblindheit" ein "Farbbewusstsein" zu schaffen. Damit etwa werden (in den USA) teils Weiße und Schwarze nicht gleich behandelt (keine color blindness), sondern unter Beachtung historisch bedingter sozioökonomischer Ungleichheiten und Diskriminierungserfahrungen bewusst nicht gleichbehandelt, um Nachteile auszugleichen. Das Ziel ist dann eben, dass nicht nur gleichberechtigt wird, sondern faktisch gleiche Möglichkeiten geschaffen werden (equality vs. equity). Man kann imho dabei schon sagen, dass typische Vorstellungen von Liberalismus abgelehnt werden; wobei ich nicht sage, dass es damit zwingend illiberal oder anti-liberal wird, aber es ist in gewisser Weise die Ablehnung eines klassisch links-liberalen Mindsets, denke ich.
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Guthwulf
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Guthwulf »

Ich lese hier eine ganze Menge seltsame Schlussfolgerungen, die sich für mich so nicht aus dem Artikel oder den Screenshots ergeben. Ich zitiere den Artikel mal im Wortlaut:
(...) the "prototype is not being used in active game development", and was designed as an optional supplement to other work. (...) "The objective of using the tool is to uncover unconscious bias by identifying existing norms in representation and acknowledging opportunities for growth in inclusion," the added note says. "It is not a substitute for any other essential effort by our teams in this regard, nor will it alter our company’s diversity hiring goals."
Das is das offiziell verlautbarte Ziel. Nicht mehr und nicht weniger. Ob man Activision das glaubt, is ne andere Frage, aber da landen wir dann schnell bei Verschwörungstheorien. Unterbewußte Vorurteile und Stereotype hat aber jeder von uns. Es ist erstmal nur gut, so etwas auch einem (optionalen) Selbstcheck unterziehen zu können. Der erhebt keinen Anspruch auf irgendeine (wissenschaftliche oder nichtwissenschaftliche) Perfektion, ist nicht die einzige Maßnahme zur Förderung einer diverseren Firmenkultur und zieht auch keinerlei konkrete Konsequenzen nach sich. Er schafft erstmal nur mehr Bewußtsein für das Thema und gibt einem selbst Gelegenheit, das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen. Die Bewertung der Ergebnisse eines solchen Selbstchecks bzw. ggf. daraus abzuleitende Schlußfolgerungen sind damit nicht vorweggenommen (sofern man Activision glaubt). Ich kenne vergleichbare Ansätze in anderen Themen (z.B. Korruptionsbekämpfung) und da sind sie ein wertvolles Element (von vielen) für einen bewußteren Umgang mit solchen Fragestellungen.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 17. Mai 2022, 22:43 Ias is das offiziell verlautbarte Ziel. Nicht mehr und nicht weniger. Ob man Activision das glaubt, is ne andere Frage, aber da landen wir dann schnell bei Verschwörungstheorien.
Es ist doch nicht automatisch eine "Verschwörungstheorie", wenn man Zweifel daran hat, dass Firmen sich an ihre Verlautbarungen so exakt halten, vor allem langfristig. Also das Label "Verschwörungstheorie" find ich bisschen heftig.

Ich wollte jedenfalls auch nicht unbedingt sagen, dass Acti-Blizz mit diesem Tool eine Art Diversität-KI schaffen wollen, die unbedingt möglichst firmeninterne Diversität ersetzt; ich meinte eher allgemeine solcherlei Tools und was da vielleicht mitschwingt. Ich hatte das Statement beim Tippen aber auch gar nicht so präsent, ehrlich gesagt.

"Unconscious bias" im Statement ist ein ziemliches Buzzword, rekurriert wohl unter anderem darauf: https://en.wikipedia.org/wiki/Implicit_bias_training Ich möchte das Anliegen damit nicht diskreditieren, aber ich find's interessant, wie es immer dieselben Talking Points sind bei dem Thema. "Diversität" ist so schön mechanisches PR-Sprech teilweise.
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Guthwulf
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Guthwulf »

Rigolax hat geschrieben: 17. Mai 2022, 22:58
Guthwulf hat geschrieben: 17. Mai 2022, 22:43Ias is das offiziell verlautbarte Ziel. Nicht mehr und nicht weniger. Ob man Activision das glaubt, is ne andere Frage, aber da landen wir dann schnell bei Verschwörungstheorien.
Es ist doch nicht automatisch eine "Verschwörungstheorie", wenn man Zweifel daran hat, dass Firmen sich an ihre Verlautbarungen so exakt halten, vor allem langfristig. Also das Label "Verschwörungstheorie" find ich bisschen heftig.
Ich behaupte ja auch nirgends, dass das "automatisch" eine Verschwörungstheorie ist (oder ich mich auf deine Aussagen beziehe). Wollte nur darauf hinweisen, dass man (wenn man diesen Weg weiterverfolgt) schnell bei Verschwörungstheorien landen kann. Klar bemüht sich ein gewinnorientiertes Unternehmen nicht aus moralischen Gründen um mehr Diversität in ihrer Firmenkultur oder bei ihren Produkten. Egal, welche Maßnahme es ist, es gibt immer Spielraum für Mißbrauch und / oder Verbesserungen. Das macht die konkreten Bemühungen (z.B. mit solchen Selbstchecks) nicht sinnlos oder schlecht. Sie sind besser als gar nix und wenigstens ein erster Schritt in die richtige Richtung (Wir sind uns hoffentlich einig, dass mehr Diversität und der Abbau von bewußten oder unterbewußten Vorurteilen sowie Stereotypen im Grundsatz erstmal wünschenswert ist).
Rigolax hat geschrieben: 17. Mai 2022, 22:58"Unconscious bias" im Statement ist ein ziemliches Buzzword, rekurriert wohl unter anderem darauf: https://en.wikipedia.org/wiki/Implicit_bias_training
"unconscious bias" inkl. Ansätze, wie man sowas aufdecken kann, waren in der Psychologie schon vor 20 Jahren in meinem Studium Thema (damals vor allem "unconsious bias" am Beispiel Rassismus). "Diversität" wird natürlich als Buzzword verwendet bzw. auch mal "mißbraucht". Das ist aber trotzdem ein wichtiges Diskussionsthema (genauso wie es Rassismus, Sexismus und Co sind).
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von meieiro »

Klingt für mich ehrlich gesagt im ersten Moment wie ein Marketingtool. Aber warum sollte ich mich darüber aufregen? Es ist doch nichts anderes was diese Fimen schon seit Jahrzehnten betreiben. Sie versuchen Spiele dahingehend zu optimieren, dass sie bei einer größt möglichen Kundschaft anklang finden.
Früher bestand diese Kundschaft zum großen Teil aus heranwachsenden Jungs, heute ist sie deutlich diverser und dementsprechend werden die Spiele in eine andere Richtung optimiert.

Und ich hab das in nem anderen Thread schon gesagt: Solange nicht alle Menschen gleich sind, macht es keinen so zu tun als wären sie es.
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Desotho
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Desotho »

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass das ursprünglich einfach die Idee eines Entwicklers war die dann von den Vorgesetzten weiter gefördert wurde.
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MaxDetroit
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von MaxDetroit »

Erinnert mich an:
https://www.youtube.com/watch?v=HforSpGafXw

Meine Meinung: Mehr Diversität hört sich immer gut an. Aber sobald man anfängt das in Regelwerke, Leitlinien oder gar Gesetze zu gießen wird es ganz schnell absurd und man kann dann dann sogar das Gegenteil von dem erreichen was man eigentlich will. Dann schleicht sich der Rassismus durch die Hintertür wieder ein, ohne das man es will. Ist halt so: "The road to hell is paved with good intentions."
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Dicker
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Dicker »

Ich verstehe es so wie Guthwulf, das ist ein internes Tool, das als Gegencheck während der Entwicklung verwendet werden soll, um einen möglichst neutrale Rückmeldung an die Entwickler zu geben dass sie evtl. (!) gerade einem Bias aufsitzen.
Activison hat dann wohl gedacht, es sei eine gute Idee, dass als Publicity zu nutzen. Nach dem Motto, schaut, wir haben aus unseren Fehler gelernt und sogar Tool, mit denen wir Diversität sicherstellen.

Dass das den Bias aber nicht aufheben kann und bei falscher Verwendung, also nicht als Check, sondern als Eingangsgröße nutzt, mehr schadet als nutzt, ist davon ja unbenommen.
Otis
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Otis »

GoodLord hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:37Was ich befremdlich finde ist, dass hier scheinbar einem einzelnen Char ein diversitätswert zugewiesen wird, statt einer Gruppe. Scheinbar hatte ich immer eine falsche Vorstellung davon, was diversity bedeutet.
Naja, der Charakter selber ist nicht divers, der Wert soll wohl eher darstellen, wie stark er zu einer diversen Darstellung beiträgt, entweder in dem Werk, in dem er vorkommt, oder allen Werken insgesamt.

Also wenn in meinem Spiel nur Weißbrote wie ich rumrennen, dann kann ich schon auf einer Skala von 1 bis 10 angeben, wie sehr ein z.B. Araber nun die Diversität fördert im Vergleich zu noch einem Weißbrot.
Ingoknito hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:51Nur wenn man davon ausgeht dass es ein Optimum an Diversität gibt. Eine perfekte Diversität die man anhand von Zahlen bestimmt finde ich aber eine seltsame Vorstellung. ... Außerdem habe ich ein generelles Problem mit diesen Quoten. Was ist wenn beispielsweise jemand (vielleicht sogar eine schwarze Person) ein Spiel machen will mit vorwiegend weißen Personen um das Thema Rassismus zu behandeln. Wer bin ich um dieser Person zu sagen das geht nicht wegen irgend welchen Quoten?
Sowas ist doch nur ein Hilfsmittel und nicht das Jüngste Gericht. Man müsste auch bedenken, dass in solchen Firmen hunderte bis tausende Mitarbeiter arbeiten, alle mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen daran, wie Dinge zu sein haben. Da können gemeinsame Richtlinien durchaus helfen, wenn man bestimmte Ziele erreichen möchte. Klar, das wirkt dann kalkuliert oder nach Schema F, aber wie sonst soll man das an die gesamte Belegschaft kommunizieren und evtl. auch noch als verbindlich kennzeichnen?

Vergessen wir auch nicht, dass wir ein Ungleichgewicht haben, was Diversität in den Medien angeht. (Ist mittelerweile besser als früher, klar.) Man ist daran schon so gewöhnt, dass man es meist nur merkt, wenn das durchbrochen wird, und das wirkt sich irgendwo natürlich auch auf die Medien aus, die man selber schafft. Erst recht, wenn man selber zu einem Überschnitt mehrheitlich repräsentierter Gruppen gehört. Der Sinn hinter solchen Quoten und Vorgaben ist eben, diese persönlichen Einschränkungen, die man unbewusst oder bewusst haben mag, zu umgehen.

Und wenn man sagt, ja, Diversität ist okay, aber ohne Regeln usw., bitte ... Ohne solche Regeln hatten wir jetzt mehrere Jahrhunderte lang. Hätte das mit der Diversität ohne Regeln funktioniert, gäbe es diese Regeln gar nicht erst.
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Heretic
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Heretic »

mart.n hat geschrieben: 17. Mai 2022, 21:48 Macht Diversität in einem Spiel Sinn, was im modernen New York spielt? Ja. Macht es in einer SciFi Serie wie The Expanse Sinn, wo ein Abbild der Menschheit in der Zukunft dargestellt wird? Na klar. Macht es in einer mittlelalterlich, osteuropäisch angehauchten Welt wie von The Witcher Sinn? Nein. Macht es Sinn, einen englischen Adelsroman mit überwiegend schwarzen Schauspielern zu besetzen? Nein, absolut gar nicht.
Sehe ich inzwischen anders, weil ich gesehen habe, dass es funktionieren kann. Einen Geralt von Riva mit einem schwarzen oder asiatischen Darsteller zu besetzen, hätte keinerlei Auswirkungen auf die Geschichte. Man verpasse ihm weiße Haare und Katzenaugen - passt. Dem Cavill-Geralt fehlen sogar letztere. Problematisch für die Story wäre es, wenn man aus Geralt einen Zwerg oder einen Elf machen würde. Die Hautfarbe ist aber schnurz, weil wir es mit einer fiktiven Fantasy-Welt zu tun haben, die sich vielleicht am osteuropäischen Mittelalter orientiert, dieses aber nicht akkurat abbildet. Auch der englische Adelsroman kann mit schwarzen Darstellern einwandfrei funktionieren, wenn diese ihre Charaktere gut spielen. Wenn z. b. ein Samuel L. Jackson perfekt den versnobten englischen Lord gibt, warum sollte ich mich dann an seiner Hautfarbe stören? Es ist die Verfilmung einen fiktiven Werks, keine Doku.

Um aufs eigentliche Threadthema zu kommen: Ich halte nicht viel von einem "Diversitäts-Tool". Stellt talentierte Story-Schreiber ein und lasst deren Ergüsse von diversen (höhö) anderen Leuten gegenlesen. Dann wird schon auffallen, wenn irgendjemand Klischee-Mist verzapft hat.
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Guthwulf »

meieiro hat geschrieben: 18. Mai 2022, 09:02Klingt für mich ehrlich gesagt im ersten Moment wie ein Marketingtool.
Sie haben auf jeden Fall die Chance genutzt, es (auch) als Marketingtool zu benutzen. Das Tool gabs aber laut Eigendarstellung vorher schon länger. Ich glaube nicht, dass es als reine Marketingmaßnahme gestartet ist (zumindest von dem was ich inzwischen gelesen habe), aber das is Spekulation. Unzweifelhaft ist so oder so, dass der Versuch des Marketings damit nach Hinten losgegangen ist.
Desotho hat geschrieben: 18. Mai 2022, 09:07Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass das ursprünglich einfach die Idee eines Entwicklers war die dann von den Vorgesetzten weiter gefördert wurde.
Klingt für mich plausibel.
Dicker hat geschrieben: 18. Mai 2022, 10:17Ich verstehe es so wie Guthwulf, das ist ein internes Tool, das als Gegencheck während der Entwicklung verwendet werden soll, um einen möglichst neutrale Rückmeldung an die Entwickler zu geben dass sie evtl. (!) gerade einem Bias aufsitzen. Activison hat dann wohl gedacht, es sei eine gute Idee, dass als Publicity zu nutzen. Nach dem Motto, schaut, wir haben aus unseren Fehler gelernt und sogar Tool, mit denen wir Diversität sicherstellen. Dass das den Bias aber nicht aufheben kann und bei falscher Verwendung, also nicht als Check, sondern als Eingangsgröße nutzt, mehr schadet als nutzt, ist davon ja unbenommen.
Klingt für mich plausibel.
MaxDetroit hat geschrieben: 18. Mai 2022, 10:09Mehr Diversität hört sich immer gut an. Aber sobald man anfängt das in Regelwerke, Leitlinien oder gar Gesetze zu gießen wird es ganz schnell absurd und man kann dann dann sogar das Gegenteil von dem erreichen was man eigentlich will. Dann schleicht sich der Rassismus durch die Hintertür wieder ein, ohne das man es will. Ist halt so: "The road to hell is paved with good intentions."
Das is alles richtig. Die Frage is nur: Was sollen sie denn sonst machen? Gar nix unternehmen, ist halt auch ein Problem. Dann lieber mal was versuchen, damit scheitern und es danach schrittweise verbessern oder anders neu versuchen. "Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne" :whistle:
Otis hat geschrieben: 18. Mai 2022, 10:46Sowas ist doch nur ein Hilfsmittel und nicht das Jüngste Gericht. Man müsste auch bedenken, dass in solchen Firmen hunderte bis tausende Mitarbeiter arbeiten, alle mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen daran, wie Dinge zu sein haben. Da können gemeinsame Richtlinien durchaus helfen, wenn man bestimmte Ziele erreichen möchte. Klar, das wirkt dann kalkuliert oder nach Schema F, aber wie sonst soll man das an die gesamte Belegschaft kommunizieren und evtl. auch noch als verbindlich kennzeichnen?

Vergessen wir auch nicht, dass wir ein Ungleichgewicht haben, was Diversität in den Medien angeht. (Ist mittelerweile besser als früher, klar.) Man ist daran schon so gewöhnt, dass man es meist nur merkt, wenn das durchbrochen wird, und das wirkt sich irgendwo natürlich auch auf die Medien aus, die man selber schafft. Erst recht, wenn man selber zu einem Überschnitt mehrheitlich repräsentierter Gruppen gehört. Der Sinn hinter solchen Quoten und Vorgaben ist eben, diese persönlichen Einschränkungen, die man unbewusst oder bewusst haben mag, zu umgehen.

Und wenn man sagt, ja, Diversität ist okay, aber ohne Regeln usw., bitte ... Ohne solche Regeln hatten wir jetzt mehrere Jahrhunderte lang. Hätte das mit der Diversität ohne Regeln funktioniert, gäbe es diese Regeln gar nicht erst.
Genau das is der Punkt. Danke!
Floki hat geschrieben: 18. Mai 2022, 10:50Mal ein ganz verrückter Vorschlag: Kann man nicht einfach Charaktere randomisieren?
Beispiel: Ich brauche für Geschichte A einfach 3 Charaktere. Die Attribute kenne ich. Geschlecht und Aussehen lasse ich vom Zufall bestimmt. So braucht man sich nichts vorwerfen lassen und man könnte diese Diskussionen über Bias und Co. erledigen. Ernst gemeinte Frage. Ich finde den Gedanken von AB - woher auch immer er kommt - gar nicht uninteressant, da mal was versucht wird, aber ich frage mich nur, ob es die Sache schlimmer oder besser macht?
Interessante Idee. Glaube aber nicht, dass das funktioniert. Charaktere sind (und müssen) bis ins kleinste Detail sehr bewusst designed (werden). Das wird niemand (aus verschiedensten Gründen) dem "Zufall" überlassen, zumindest wenn es wichtige (Haupt-)Figuren sind. Es muss natürlich auch immer zum / ins konkrete Spiel passen. Ich bin grundsätzlich eher Fan davon, den Menschen, die an den Projekten arbeiten, Hilfsmittel und Möglichkeiten an die Hand zu geben, sich selbst zu Hinterfragen, bewußte Entscheidungen auch im Bereich Diversität zu treffen und darüber zu lernen. So baut man diese unbewußten Vorurteile und Stereotype eher ab, bzw. schafft überhaupt Bewußtsein dafür, dass es in einem konkreten Projekt oder Design da evtl. (!) ein Problem gibt und kann darüber langfristig und nachhaltig die Firmenkultur verbessern. Dazu gehört natürlich auch, diese Hilfsmittel nicht isoliert (vom gesunden Menschenverstand) einzusetzen und selber immer wieder zu hinterfragen.

Wer noch bissel mehr zu dem Tool wissen will, hier ein paar Details: https://www.activisionblizzard.com/news ... space-tool

Nach dem Angucken der Details (auch derjenigen Infos die aufgrund des negativen Feedbacks hinzugekommen oder gestrichen wurden): Ich sehe die gute Absicht dahinter, aber genauso sofort auch ... nennen wir es "Verbesserungspotential" oder "Risiko für Mißbrauch". Wie immer wird die Nützlichkeit extrem davon abhängen, wie man das Tool einsetzt, wie die Ergebnisse dann für die weiteren Diskussionen bzw. ggf. Entscheidungen benutzt werden und wie man es über den Verlauf der Zeit dann auch weiter verbessert. Erinnere mich auch noch aus dem Studium an intensive Diskussionen zu den Verfahren bzw. Tests, die wir damals benutzt haben, um im Rahmen der Untersuchungen unterbewußten Rassismus (bzw. Stereotype) aufzudecken. Sowas is am Ende immer nur ein Werkzeug, dass seine eigenen Probleme bzw. Risiken mit sich bringt, aber (bei richtiger Anwendung) auch Helfen kann.
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Leonard Zelig
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Re: Ist Activision-Blizzards Diversity Space Tool einen Shitstorm wert?

Beitrag von Leonard Zelig »

Vor allem bei US-Unternehmen beschleicht mich immer das Gefühl, dass sie Diversität nur aus Imagegründen promoten, aber nicht wirklich was an den strukturellen Problemen ändern wollen. Wenn Amazon sich für ihre diverse Belegschaft feiert, dann ändert das nichts an der Ausbeutung der Arbeitskräfte.

Wichtiger als ein virtueller schwarzer Cast wäre ein reales schwarzes Team mit schwarzen Lead Developer. Ist Activision bereit High-School-Absolventen einzustellen und intern auszubilden? Oder verlangen sie zwingend ein abgeschlossenes Studium? Dann schließen sie viele Schwarze aus, die sich ein Studium nicht leisten können. Diversität ist ja nicht nur Repräsentanz, sondern auch die Möglichkeit zum sozialen Aufstieg. Die USA hatten acht Jahre lang einen schwarzen Präsidenten, aber die strukturellen Probleme sind bestehen geblieben, siehe die Black-Lives-Matter-Bewegung.

Bei dem Tool musste ich sofort an den Buchtitel "Jews Don't Count" denken. Da geht es darum , dass Juden anders behandelt werden als andere Minderheiten wie beispielsweise Muslime. So ein Tool könnte das manifestieren.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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